Zwang in der Hundeerziehung?

  • Mein Zwang ermöglicht dem Hund Freiheit. Wenn ein Hund zuverlässig folgt, profitiert er von Freigang, Hundekontakt etc.

    Kein Hund wird an der Straße zuverlässiger, weil Du ihm beim Sitz den Po runterdrückst. Schön wärs, wenn das so einfach wär. |)

    Und jetzt? Weil Erziehung einem nicht ermöglicht HB und Leine komplett wegzuwerfen, lassen wir es mit der Erziehung oder was willst du damit aussagen?


    Natürlich wird ein Hund zuverlässiger, wenn er lernt, dass er gehorchen muss. Ob zuverlässig genug für eine bestimmte Situation, muss dann der HH einschätzen, aber zuverlässigER wird er eindeutig.

  • Ich finde, man muss unterscheiden, ob man grade erzieht oder konditioniert. Also kommuniziert oder eine Reizkette in Gang setzt.


    Beim Konditionieren würde ich dieses rein positive anwenden, wovon immer alle reden :zany_face: Ich will ja erreichen, dass der Hund nicht nachdenkt darüber, ob es sich lohnt oder ob es grade Sinn macht, sondern stumpf das tut was wir viele tausend Male geübt haben, und dabei sorge ich dafür, dass der Hund im Konditionierungsvorgang keine Fehler machen kann und grundsätzlich in der Situation landet, belohnt zu werden.


    Wenn ich erziehe, will ich schon auch, dass mein Hund tut was ich sage, aber kann ihm kommunikativen Spielraum geben. Und ja, Hunde können einen aktiv ignorieren :woozy_face: Ich nehme ihnen das nicht übel, aber mir ist wichtig, dass im Endeffekt das getan wird, was ich gesagt habe. Ob ich das durchsetze indem ich den Hund hinsetze, oder indem so lange nichts anderes passiert bis der Hund sich hinsetzt, oder indem ich ihn nochmal mit einem Zeichen unterstütze, hängt viel von der Situation ab. zB alleine schon ob ich die Zeit habe, das Hundeverhalten ins Leere laufen zu lassen. Es ist definitiv kein Drama, wenn man den Hund mal eine Diskussion gewinnen lässt, und vielleicht auch einsieht dass man selber grade einfach nur stur ist, aber das geht nur, wenn man auch in der Lage ist es andernfalls durchzusetzen. Hundi merkt eh alles :smiling_face_with_hearts:


    Grundsätzlich davon auszugehen, dass ein Junghund quasi gar nicht hören kann wegen der Pubertät halte ich für falsch. Es gibt durchaus Situationen, in denen der Hund einen zwar nicht ärgern will, aber halt auch einfach grade wichtigeres zu tun hat, ich persönlich dulde das nicht, wenn ich etwas sage hat das Priorität, eben weil ich auch will, dass ich meinen Hund von Wild abrufen kann. Vollstes Verständnis dafür, dass es ein riesiger Reiz ist und der Hund im Hirn echt gefordert ist grade, aber ich will dass die Priorität trotzdem auf dem liegt was ich sage. Und dahin kommt man meines Erachtens nach nur, wenn man eben auch verlangt dass Dinge die dem Hund grade "nicht so liegen" trotzdem umgesetzt werden. Aber halt nicht aus verletztem Ego weil Hundi nicht gehorcht, sondern weil eben der Hund viel mehr Freiheiten hat, wenn er weiß, dass er im Zweifel tun muss was ich sage.

  • ob man grade erzieht oder konditioniert

    Das hatten wir doch schonmal...


    Du konditionierst IMMER


    Dieses Gebrabbel von wegen "das ist Dressur und das ist ECHTE Erziehung" ist lerntheoretisch totaler Schmarrn. So funktionieren Säugetiergehirne nicht.


    Und niemand, wirklich NIEMAND behauptet dass man rein positiv durchs Leben kommt.

    Es geht darum absichtlich gesetzte Strafreize zu vermeiden (beim pos Training, wenn man sich dem bedienen möchte)


    Himmel, jeder soll trainieren/erziehen wie er möchte aber bitte bitte hört doch endlich mal auf solche Halbwahrheiten ins Netz zu sprühen.


    Mit solchen "Slogans" verdienen sich viele "Coaches" weiterhin ne goldene Nase weil Menschen aus Verzweiflung darauf reinfallen.

  • Ich finde Poppes runterdrücken nun nicht unbedingt tragisch. Für mich kommt es auf die Umstände und vor allem auch auf den jeweiligen Hund an.


    Bei einem 2jährigen Hund würde ich, wie flying-paws auf der letzten Seite schrieb, bedenken, dass dieser sich noch in der Entwicklung befindet. Da sind die mentalen Kapazitäten manchmal einfach nicht gegeben, dass der Hund so "funktioniert", wie wir es gerne hätten.

    Hinzu kommt, dass es sich hier um eine läufige Hündin handelt. Es gibt ja Hündinnen, die haben während der Läufigkeit einfach mental ganz viel zu verarbeiten, sind vielleicht angespannter, fühlen sich möglicherweise körperlich auch nicht so ganz wohl... in solch einem Fall wäre ich daher wahrscheinlich nicht auf dem Kommando bestanden und hätte geguckt, wie ich es meinem Hund jetzt gerade einfacher mache oder was sie beschäftigen könnte.

  • Stichwort reizarm:

    Eine Wiese mit all ihren Gerüchen ist für das Nasentier Hund nicht unbedingt reizarm - wir neigen dazu, das zu vergessen.

    Wenn meine Cara läufig war, war sie mit Schnüffeln und Markieren immer sehr stark beschäftigt. Sie mußte sich ja gründlich über die Männerwelt informieren!


    Stichwort Feuchtigkeit:

    wir reden jetzt nicht von klatschnass, aber mit fortschreitendem Training ist es meiner Meinung nach schon zumutbar, daß ein Hund sich auch mal auf feuchten Boden setzt. Nackthunde mal ausgenommen. :smile:


    Stichwort zusammengerollte Zeitung:

    jarvik meinte, daß man sich selbst damit hauen sollte, weil man unaufmerksam war. Nicht den Hund. ;)

  • Ich hatte mit meinem Ersthund ähnliche Situationen mit ähnlichem Ausgang. Also ein "Sitz", dass ich dann nach langer Diskussion körperlich durchgesetzt habe und am Ende fühlte sich das alles sehr falsch an für mich.

    Ich sehe dass parallel zur Kindererziehung inzwischen. "Sitz" und "Platz", sehe ich in etwa einer Stufe mit "Bitte" und "Danke". Das sollte in der Regel funktionieren, einfach der allgemein Höflichkeit wegen, aber da würde ich nicht körperlich eingreifen um es durchzusetzen. Ganz anders mit "Hier", "Stopp" oder "Spuck's aus", dass entspricht einem "Renn nicht auf die Straße" und da gibt es keinen Spielraum und das setzte ich auch körperlich durch.


    Bei deiner Konkreten Situation (aber das hast du glaube ich auch selbst schon auf dem Schirm): Nach 5 Minuten Diskussion, kann man die Sache auch lassen. Entweder ist mir das Kommando so wichtig, dass ich es Zeitnah (körperlich) durchsetzte, oder es ist verhandelbar und ich gehe auf was, was in der Situation einfacher umzusetzen ist. Bei meinen Hunde wäre es z.B ein "Touch", wenn ich zu spät merke, das der Untergrund für ein "Sitzt" nicht so optimal ist, denn das "Sitzt" ist mir nicht wichtig genug, das mein Hund das zur Not halt auch in einer Schlammpfütze (etwas überspitzt) ausführen muss.

    Nun ist einmal Po runterdrücken aber auch kein Beinbruch und ich habe den Eindruck, dass du die Situation beim nächsten Mal anders auflösen würdest, sodass es sich für dich stimmiger anfühlt.

  • Ich habs damals allg so gelernt:


    Anlernen

    Festigen (Schwierigkeit, Ablenkung erhöhen)

    Generalisieren und erst dann kommt

    Durchsetzen


    Je nach Philosophie und Hund können die Schritte natürlich unterschiedlich aussehen


    Alles was ich nicht unmittelbar durchsetzen könnte (damit ist kein 10 maliges Wiederholen des Kommandos gemeint denke ich) wird nicht verlangt denn so kann man sich das Kommando ja ganz leicht zerschießen wenn der Hund einmal gecheckt hat "achso, bedeutet nix".


    Oder halt:


    Alles was der Hund noch nicht zuverlässig leisten kann verlange ich nicht und sichere ihn anderweitig (Management) mit Leine und co


    Hier liegt der Fokus quasi mehr auf dem kleinschrittigen Aufbau


    Also wie gesagt das Grobgerüst kann natürlich jeder anpassen wie er mag und das kann natürlich auch für jedes Signal/Kommando auch abweichen

  • Ich frage mich ja schon länger worin der Sinn besteht, das ein Hund z.B. sich an Straßen hinsetzten muss, warum ist das so und warum wird mit Nachdruck, also runterdrücken, das eingefordert??? :ka: Ich habe das nie gemacht und war mir auch nicht wichtig, alle durften einfach stehen bleiben. Ich rede hier von Begleithunden. Natürlich konnten sie es, auch Platz, doch sie mussten es nie ausführen nur weil ich es wollte.

    Wir wohnen in einer Großstadt und da ist natürlich ein bestimmter Gehorsam wichtig, doch das sind Dinge wie Steh, Bleib, Pfui, Hier und Weiter, mehr brauchte / brauche ich nicht. Das baue ich auch immer positiv auf und belohne ordentlich.

    Stichwort Feuchtigkeit:

    wir reden jetzt nicht von klatschnass, aber mit fortschreitendem Training ist es meiner Meinung nach schon zumutbar, daß ein Hund sich auch mal auf feuchten Boden setzt. Nackthunde mal ausgenommen.

    Wieso Nachthunde nicht? Und wie sieht es mit Kleinsthunden aus, die schon bodennah und jeder Nässe und Kälte ausgesetzt sind? Jeder der mal einen Hund mit chronische Blasenentzündung hatte, weiß wie überflüssig so ein Sitz, auch Platz ist, genauso wie bei Hunden die unter Arthrosen oder ähnliches leiden.


    Ich sehe dass parallel zur Kindererziehung inzwischen. "Sitz" und "Platz", sehe ich in etwa einer Stufe mit "Bitte" und "Danke". Das sollte in der Regel funktionieren, einfach der allgemein Höflichkeit wegen, aber da würde ich nicht körperlich eingreifen um es durchzusetzen.

    Du vergleichst da Äpfel mit Birnen und der Höflichkeit wegen wird das wohl kein Hund freiwillig machen.


    Ich sehe hier so viele HH die dieses Sitz an jeder Straße und die gibt es hier in kurzen Abständen, durchsetzen, auch mit runterdrücken und ich überlege immer warum das so wichtig ist. Wird wohl in den Köpfen so fest sitzen dass ein Hund das einfach machen muss, da es alle machen und nichts hinterfragt wird oder eben aus Dominanzgehabe, keine Ahnung.

  • Grundsätzlich davon auszugehen, dass ein Junghund quasi gar nicht hören kann wegen der Pubertät halte ich für falsch. Es gibt durchaus Situationen, in denen der Hund einen zwar nicht ärgern will, aber halt auch einfach grade wichtigeres zu tun hat, ich persönlich dulde das nicht, wenn ich etwas sage hat das Priorität, eben weil ich auch will, dass ich meinen Hund von Wild abrufen kann. Vollstes Verständnis dafür, dass es ein riesiger Reiz ist und der Hund im Hirn echt gefordert ist grade, aber ich will dass die Priorität trotzdem auf dem liegt was ich sage. Und dahin kommt man meines Erachtens nach nur, wenn man eben auch verlangt dass Dinge die dem Hund grade "nicht so liegen" trotzdem umgesetzt werden. Aber halt nicht aus verletztem Ego weil Hundi nicht gehorcht, sondern weil eben der Hund viel mehr Freiheiten hat, wenn er weiß, dass er im Zweifel tun muss was ich sage.

    Sorry, aber das widerspricht komplett dem aktuellen Wissensstand.

    Hunde in der Pubertät: Wenn Hunde nicht gehorchen wollen
    Hatten Sie schon mal den Verdacht, dass ihr junger Hund in der "Pubertät" ist, wenn er sich flegelhaft benommen hat? Damit liegen Sie goldrichtig: Auch Hunde…
    www.br.de


    Die Studie selbst:

    https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsbl.2020.0097

    Stichwort Feuchtigkeit:

    wir reden jetzt nicht von klatschnass, aber mit fortschreitendem Training ist es meiner Meinung nach schon zumutbar, daß ein Hund sich auch mal auf feuchten Boden setzt. Nackthunde mal ausgenommen. :smile:

    Damit riskiert man allerdings dann gerade bei Hündinnen auch eine Blasenentzündung.

  • Ich berichtige mich: Nackthunde sowie alle anderen, denen das Sitzen auf feuchtem Boden aus diversen, im einzelnen lückenlos aufzuführenden Gründen nicht zuzumuten ist.

    So, mit dieser Korrektur kann mein Zitat jetzt in die Archive des Dogforums eingehen. :nicken:


    PS: Ein Mopsmix mit vermutlich dichtem Stockhaar gehört vielleicht nicht unbedingt dazu.

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