Unsoziales Verhalten bei erwachsener Hündin

  • Liebe Leute,


    ich habe mich hier schon ein paar Tage durch die Beiträge gelesen und habe mich heute registriert, ich bin also neu hier (Danke für die Aufnahme).


    Wir sind ein Paar (beide fast 50) und seit Juni 2023 Ersthundebesitzer. Im Juni 2023 haben wir eine damals 1,5 Jahre alte Mini-Malteserhündin (2,5 kg) zu uns genommen. Sie kommt direkt vom Züchter, war für die Zucht vorgesehen und hatte bereits 1 Wurf. Diese Geburt war aber eine Schwergeburt, worauf der Züchter sie abgegeben hat.


    Sie wuchs also im Rudel von ca. 20 Hunden auf, war darin wohl die Kleinste und Schwächste und wurde quasi weder erzogen noch wirklich sozialisiert. Also sie zu uns kam, konnte sie keine Grundkommandos und war grundsätzlich völlig ängstlich und nervös. Auffallend war auch, dass sie dieses System "Belohnung" überhaupt nicht kannte. Selbst heute verzichtet sie lieber auf ein Leckerli, als etwas zu machen, was sie nicht möchte.


    Mit Hilfe einer Trainerin haben wir sehr viel gemacht und mittlerweile, nach gut 8 Monaten, können wir sagen, dass sie sich wirklich gut eingelebt hat. Wir leben in einer Großstadt - sie kann mit Autos, Bussen, Kindern, Kinderwägen, Menschengruppen etc. wirklich gut umgehen und behält Ruhe. Sie schläft gut, ist mittlerweile stubenrein, begleitet uns ins Restaurant und bleibt da brav, sie tollt mit uns herum und diverse kognitive Spiele in der Wohnung lernt sie rasch und kann sich damit gut beschäftigen. Nun aber zum ABER:


    1. Sie bleibt nicht gerne alleine. Wir haben mit ihr von Anfang an geübt, in ganz kleinen Schritten, wie man das eben im Training lernt. Wir können den Müll runter bringen, schnell mal was aus dem Auto holen, zum Postkasten gehen und ein schneller Einkauf ums Eck für 10 Minuten ist auch drin. Dann wirds aber anstrengend - ab 10 Minuten wird sie nervös, läuft in der Wohnung herum, bellt, quietscht. In der Kamera können wir sehen, dass sie total gestresst ist. Diverse Kauartikel schnuppert sie zwar an, beschäftigt sich aber nicht damit. Auch geht sie mehrmals zu ihrem Körbchen, schnuppert, legt sich aber nicht rein sondern geht wieder zurück zur Wohnungstür. Sie tut mir zu dem Zeitpunkt so Leid, aber wir müssen weiter üben. Es ist nicht geplant, sie lange alleine zu lassen. Aber dann und wann muss man zum Arzt oder zu einem längeren Einkauf - und dann wärs schon toll, wenn sie z.B. 2 Stunden schaffen würde.


    2. Thema: Sie mag keine anderen Hunde. Wir gehen davon aus, dass sie im früheren Rudel keine guten Erfahrungen gemacht hat. Bei der Übernahme hat uns die frühere Besitzerin sogar gesagt "Gut, dass ihr kommt, sie muss hier raus, die anderen drangsalieren sie und sie kommt von der Couch nicht mehr hervor". Wir sind - wie gesagt - Ersthundebesitzer und dachten uns "Mit viel Zeit wird das schon.", aber wie wir jetzt merken, scheinen diese Traumen tief zu sitzen. Wir haben in den ersten Monaten mal einen großen Bogen um andere Hunde gemacht. Bei den ersten Gassi-Runden wurde sie schon aggressiv, wenn der Hund nur am Ende der Straße war, der musste gar nicht näher kommen. Das ist aber mittlerweile viel besser - es ist zwar situationsabhängig, aber bei einem Großteil der Hundebegegnungen, können wir ihre Aufmerksamkeit gut auf uns lenken und wir kommen ruhig und "gesittet" an den anderen Hunden vorbei. Im Gruppentraining hat sie gelernt, andere Hunde zu tolerieren, die dürfen jetzt schon dicht an ihr vorbei gehen, neben ihr spielen, springen, üben. Das ist alles okay.


    Aber näher kommen darf keiner. Und da kommen wir nicht weiter. Auf der Wiese ohne Leine verbellt sie andere interessierte Hunde. Selbst wenn diese zum Spiel auffordern und dabei ganz defensiv sind. Ihr generelles Muster ist: Erst verbellt sie alle Hunde und dann sitzt oder geht sie dicht neben mir. Sie schaut den anderen Hunden zu, wie sie spielen, sucht aber selbst keinen Anschluss. Unsere Trainerin ist der Meinung, dass sie halt einfach nicht möchte und das nicht braucht. Ich aber habe das Gefühl, dass sie schon gerne spielen möchte, aber nicht weiß, wie das geht.


    Gut - das sind unsere Problemchen. Es würde mich freuen, wenn ihr dazu ein paar Ideen oder Gedanken habt. Vor allem bräuchte ich zu Punkt 2 Tipps - Sollen wir weiter auf Hundewiesen gehen oder das ganz lassen? Wie kann ich ihr helfen?


    Vielen lieben Dank fürs Lesen und herzliche Grüße aus Wien!

  • Was wäre denn schlimm daran, wenn sie keine anderen Hunde mag bzw nicht "spielen" will? Ihr scheint das doch jetzt super im Griff zu haben, dass man zwar die gleiche Luft atmen kann, aber mehr eben auch nicht. Ich vermute, die beste Hilfe wäre, nicht mehr auf Hundewiesen zu gehen.

  • Mein letzter welpe hat in der hundeschule auch nie mitgemacht beim Spielen.

    Er hat halt seine Freunde und das war s dann.

    Nur,, weil es alles "Hunde" sind, müssen sie nicht immer viel miteinander anfangen können.

    Nicht so, wie man als Mensch denkt, dass es ist... Stimmt schon.

  • Meine Bella mag auch absolut keine anderen Hunde - wirklich nicht :see_no_evil_monkey:


    Ich habe mich von dem Gedanken, daß sie freudestrahlend mit anderen Hunden über die Wiesen tobt, verabschiedet!


    Bella ist aber mit ihren fast 6 Jahren auch nicht mehr darauf angewiesen, mit anderen Hunden zu müssen (Sozialisierung usw., die ist eh im Eimer) - also lasse ich ihr ihren Wunsch, daß andere Hunde in ihrem Dunstkreis nix zu suchen haben :cowboy_hat_face:


    Für`s Alleine bleiben habe ich mich (auf Rat aus dem Forum) ganz schnell von Kauartikeln abgewandt und stattdessen einen Kong und einen Schleckpinguin für Bella gekauft :smiling_face_with_halo:


    Die befülle ich mal mit Quetschies, mal mit Joghurt vermischt mit Leberwurst und friere sie ein - die bekommt Bella, wenn es mal länger dauert - aber Bella ist ja nun mal ein Labby, da geht so unheimlich viel über das Fressen :woozy_face:


    :dog_face:

  • Mein Max ist auch so ein Hund, der hat an anderen, fremden Hunden null Freude. Braucht der einfach nicht, möchte er nicht :ka:

    Der hat Zuhause seinen Dexter und gut.


    Ich würde der Einschätzung eurer Trainerin vertrauen und der Kleinen ihre Ruhe vor (für sie) nervigen Artgenossen geben.

    Eher vielleicht gemeinsame Spaziergänge machen mit einzelnen Hunden, die ignorant ihr ggü sind und keine Spielaufforderungen machen.


    Sowas kann dann auch mal eine Hundefreundschaft werden!

  • Habt ihr mal versucht ihr den Zugang zur Haustür zu versperren wenn ihr außer Haus seid? Manchen Hunden hilft es


    Und wenn sie keinen Kontakt zu anderen Hunden möchte dann respektiert dies. Meidet Freilauf wo andere Hunde auch frei laufen

  • Vielen Dank schon mal für eure Antworten.


    Zitat

    Was wäre denn schlimm daran, wenn sie keine anderen Hunde mag bzw nicht "spielen" will?


    Gute Frage - wahrscheinlich Nichts.


    Mein Wunsch, dass sie wild herumtollt, liegt sicher in meiner menschlichen Traumvorstellung "Hund läuft fröhlich über die Wiese und spielt mit Artgenossen". Das bin ich mir bewusst und wenn das so nicht ist, dann solls nicht sein, gut. Prinzipiell habe ich aber schon das Gefühl, dass sie gerne würde. Seit sie bei uns ist, hat sie einmal mit einer anderen Hündin gespielt, die war noch jung und klein und das sah so entzückend aus. Ich hatte dabei schon den Eindruck, dass sie Spaß hatte, sie wirkte fröhlich. Und seither regt sich in mir das Bedürfnis, ihr diese Gelegenheiten zu schaffen, es ihr leichter zu machen.


    ABER - ich gebe zu, ich kann mich auch irren. Mein Mann rügt mich sehr oft, dass ich sie vermenschliche. Ich hinterfrage mich dann oft und stelle fest: Er hat recht.


    Sie ist unser erster Hund und ich möchte halt auch nichts falsch machen. :thinking_face:


    Hmmmm .....

  • Keine Sorge, für eine erwachsene Hündin ist es viel normaler, keine anderen Hunde zu mögen, als als ewiges Spielkind durchs Hundeleben zu gehen. Das ist eine menschliche Projektion, kein normales Hundeverhalten. Ich würde mich einfach daran freuen ,dass sich das Hündchen sonst so super macht und ihm die unerwünschten Kontakte ersparen.


    Kann gut sein, dass sich da durch Zufall irgendwann doch ein Artgenosse, vielleicht ein netter kleiner Rüde, findet, mit dem sie klarkommt und dann auch mal spielt, aber das kann man nicht erzwingen. Ich würde ihr wirklich erstmal alle vom Hals halten und darauf setzen ,dass sie sich irgendwann soweit entspannt hat und sicher fühlt, dass sie von sich aus Kontakt wagt. Wenn sie ihn denn überhaupt möchte. Aufzwingen macht ihre Ablehnung mit Sicherheit nur immer schlimmer. Lass sie da erstmal zur Ruhe kommen.

  • Von 4 Hunden die wir in den letzten 20 Jahren hatten, mochte nur einer Hundekontakt.

    Hund Nummer 1 hatte Angst, vor allem was größer war und bei 3,5 Kilo waren selbst die Nachbars Katzen größer...

    Hund 3 & 4 finden alle anderen Hunde absolut überflüssig. Ich bin dann froh, ohne großes Gepöbel an der Leine an den anderen Hunden vorbei zu kommen.

    Sannie (Hund 3) hat die anderen Hunde regelrecht fixiert und schnappte auch zu, wenn die zu nahe kamen.

    Fonzie (Hund 4) ist da eher unsicher und sein Motto ist, schnell zu schnappen, bevor der andere schneller ist mit schnappen. Jetzt nach zwei Jahren können wir bei vielen Hunden, die ruhig sind und kein Interesse an unseren Hund haben, mit Abstand stehen bleiben und uns unterhalten. Das ging am Anfang gar nicht.
    Alleine bleiben. Da hatten wir Gott sei Dank mit keinen unserer Hunde je Probleme. Die werden aber auch immer auf einen Raum (Küche, Wohnzimmer) alleine gelassen. Das klappt dann ganz gut. Die haben bis jetzt alle unsere Abwesenheit auf dem Sofa verschlafen :rolling_on_the_floor_laughing: .

  • Vielleicht findet ihr ja einen sozialen Hund als "Gassigehpartner", mit dem sie Freundschaft schließen kann, ohne direkte Interaktion?


    Ich habe auch eine so kleine Hündin, und außerhalb der Familie kann sie auf Hunde gut verzichten.

    Man darf nicht vergessen, dass die kleinen Mäuschen wissen, was für eine Gefahr von fremden Hunden ausgehen kann, und dass ihnen uU Schmerzen zugefügt werden nur durch eine "lustige" Spielaufforderung.


    So ziemlich alle anderen Hunde sind größer, als die Kleine mit ihren 2,5 kg, und das muss man im Kopf behalten.


    Wenn es Dir wichtig ist, dass Deine Süße Hundefreunde hat (und das finde ich sehr löblich), würde ich das so angehen, dass ich einen kleinen, freundlichen, ignoranten Hundekumpel suchen würde und dann mit diesem und dem Besitzer/der Besitzerin ab und zu gassi gehen. Einfach nebenher die übliche Runde laufen. Angeleint oder abgeleint. Es sollte keine Interaktion forciert werden und der andere sollte deine Hündin ignorieren.


    So bekommt sie die Sicherheit, dass von diesem Hund für sie keine Gefahr ausgeht, und sie wird sicherer und mit der Zeit weniger bellen, weil sie ihn kennt und weiß: passiert nix.


    Es ist schwer, so jemanden zu finden. Es muss auch nicht täglich sein, einfach ab und zu den selben Hund. Ohne Dynamik, ohne bedrohliche oder gefährliche Situationen, ohne Spielaufforderungen oder aufdringliches Schnüffeln.


    Den Beginn des Kennenlernens könnt ihr so gestalten, dass der Mensch mit dem anderen Hund vorweg läuft, und ihr im Sicherheitsabstand hinterher, so weit weg, dass Deine Maus nicht bellen muss. Deine Hündin kann dann den Geruch und die Duftmarken des anderen lesen und schnuppern und sich so vertraut mit ihm machen.

    Mit der Zeit oder auch erst bei späteren Treffen kannst du dann langsam aufschließen, bis ihr schließlich nebeneinander lauft, mit 2 angeleinten Hunden, die nichts miteinander zu tun haben müssen.


    Alleine diese gemeinsam verbrachte Zeit ist aber schon "quality time" und die Hunde interagieren mehr, als man im ersten Moment glaubt.

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