Junghund krank, komplett überfordert

  • Hallo liebe alle,


    Ich melde mich hier, weil ich komplett am Ende meiner Kräfte bin, einfach nicht mehr weiter weiß und mich ausheulen muss.


    Mein Freund und ich haben seit zwei Jahren einen Golden Retriever aus einer Zucht, der von Tag eins an immer krank ist (Epilepsie, Inkontinenz, Hüftdysplasie, extrem sensibel und leicht stressbar und ab und an Magen Darm Beschwerden (als wir geholt hatten hatte er Giardien) und eventuell Allergien (und als Junghund immer wiederkehrende Augen und Ohrenentzündungen).


    Wir haben in den 2 Jahren schon an die 10.000€ in seine Gesundheit gesteckt, die Medikamente für die Epilepsie bedeuten für uns jeden Monat hohe Kosten, dazu noch Physiotherapie und die leider sehr regelmäßigen Kosten der Arztbesuche wegen akuter Krankheiten, Blutabnahmen zur Spiegelbestimmung... Die Versicherung hat fast nichts der Kosten übernommen, weil das meiste angeboren war und uns dann pünktlich zum Jahresanfang gekündigt. Es ist ein einziges Feuerlöschen, von Krankheit zu Krankheit.


    Gleichzeitig kommt noch die emotionale Komponente dazu. Ich kann nachts nicht mehr richtig schlafen, weil ich Angst habe, dass er einen Anfall hat und sich verletzt weil ich ihn nicht mitbekomme. Dann muss er seit ca einem halben Jahr fast jede Nacht zwischen 12 und 3 Uhr nochmal raus einen Haufen machen, wodurch ich auch nochmal schlecht schlafe, weil ich immer denke „jetzt bellt er dann muss ich eh gleich aufstehen“. Wir haben schon sein Futter gewechselt, angefangen mit einer Auschlussdiät selbst zu kochen, abends viel zu geben, abends wenig zu geben, die Uhrzeiten zu ändern, so lange gassi gehen bis er muss (was leider nicht passiert, er dann nur überdreht, in die Leine beißt und alles frisst was er sieht) und nichts hat geholfen. Seit dem er für die Epilepsie ein Zweitmedikament bekommt nimmt die Kraft in den Hinterbeinen ab, was die HD fördert. Er rutscht die ganze Zeit aus, stolpert, läuft wie betrunken (was anfangs normal ist), hat aber durch die HD so schmerzen, dass er immer humpelt, nicht mehr rennen und nur noch kleine Runden laufen kann (hier probieren wir jetzt Schmerzmittel sobald sich sein Darm erholt hat (evtl. wieder Giardien?) und physio). Eine Bekannte war erst bei uns meinte er erinnert sie an ihren (sehr alten) Hund kurz bevor sie ihn einschläfern mussten. Allein das Pinkeln oder sein Geschäft verrichten kostet ihn Kraft weil er beim Laufen kurz bevor er starten möchte ständig stolpert bis er sich dann endlich lösen kann.


    Ich bin jeden Tag damit beschäftigt mich über seine Krankheiten zu informieren, versuchen rauszufinden was ihn plagen könnte, zu entscheiden was das beste für ihn ist, akut abzuwägen ob man in die Tierklinik fahren muss oder es bis Montag warten kann, und meinen Tag um ihn, seine Krankheiten und seine Tabletten Gaben zu planen. Ich mache mir 24/7 Sorgen um ihn, habe Angst, nicht zu erkennen wenn es ihm wirklich schlecht geht, nicht zu erkennen wenn er Schmerzen hat und zu spät zu reagieren. Gleichzeitig bin ich langsam am Ende meiner Kräfte, ständig das Gefühl zu haben Entscheidungen bezüglich seiner Gesundheit treffen zu müssen und doch alles falsch zu machen (und dann noch die finanziellen Sorgen). Seit zwei Jahren … ich hatte immer die Hoffnung, dass alles besser wird, aber stattdessen kommt immer mehr und ich frage mich wie lange ich das noch schaffe… leider gibt es niemanden der ihn ein paar Tage nehmen könnte, damit ich mal eine Auszeit habe. Ich merke wie ich teilweise Panikattacken habe aus Angst, dass es ihm wieder schlechter gehen könnte und ich nicht weiß was ich machen soll/keine Kraft mehr habe, weil es mir alles zu viel ist und kein Ende in Sicht.


    Wenn es ihm mal ein paar Tage gut geht, dann genieße ich die Zeit mit ihm und es macht richtig Spaß - er ist ein toller Hund und gehört zur Familie. Aber es hält leider nie lange an und gibt immer öfter so Tiefpunkte wie heute wo ich merke es geht ihm nicht gut, aber ich finde nicht raus wieso und was helfen könnte und er kommt nicht zur Ruhe weil irgendwas nicht passt und ich dann nichts machen kann außer versuchen ihm zu helfen und zu recherchieren an was es liegen könnte.


    Ich weiß auch nicht ganz was ich mit hiermit erwarte, eine Wunderheilung gibt es ja nicht.


    Aber ich musste es einfach mal los werden, weil ich gerade weinend auf dem Küchenboden sitze weil ich einfach so überfordert bin mit meinen ganzen Ängsten um ihn.


    Liebe Grüße

  • Hallo, ich kann leider nicht viel beisteuern außer dir mein Mitgefühl auszusprechen und vor allem die Anerkennung was du alles für deinen Hund tust. Das muss für alle sehr belastend sein. Auch für das arme Tier.

    Toll dass ihr euch so kümmert . Wie furchtbar dass er in so jungen Jahren schon so krank ist .

    Fühl dich mal gedrückt

    Viele Grüsse

  • Danke für eure lieben Worte!! :kleeblatt:


    Von der Züchterin hatten wir relativ am Anfang ca 3/4 des Kaufspreis für eine OP erstattet bekommen und sie hatte auch gebeten sie auf dem Laufenden zu halten und hat versucht zu helfen und hat direkt angerufen, aber ich muss ehrlicherweise sagen, dass im laufe der Zeit nicht viel Interesse vorhanden war und irgendwann immer die gleichen Standardsätze kamen, was mich etwas enttäuscht hat, weshalb ich ihr mittlerweile gar nicht mehr schreibe.

  • Helfstyna

    Hat den Titel des Themas von „Junghund Krank Komplett Überfordert“ zu „Junghund krank, komplett überfordert“ geändert.
  • Ich kann das so gut verstehen! Wenn Skyler mal ein paar Nächte nachts raus muss schlafe ich auch erst mal eine Weile unruhig. Selbst Wochen später höre ich manchmal „phantombellen „ im Schlaf und denke er muss raus. Seine Ernährung ist auch sehr kompliziert nachdem er als Junghund mehrere Giardien Behandlungen hinter sich hatte. Seltsamerweise wird es oft gerade dann besser , wenn ich total am Verzweifeln bin oder es wird mal wieder schlecht, wenn ich denke „jetzt läuft es aber toll!“

    Und wie einen ein kranker Hund psychisch belastet kenne ich von meinem letzten Hund. Sie war die letzten 4 Jahre sehr krank und es ist sehr schwer da nicht zu verzweifeln.

    Viel Helfen kann ich leider auch nicht nur den Tip: optimistisch zu bleiben und nicht zu viel grübeln. Schaffe dir erfreuliche Aktivitäten im Leben die dich vom Grübeln über den Hund ablenken.

  • Liebe Waldmaus,


    Ich kann das so gut verstehen: wir haben unsere Emmi, Großpudelhündin, bekommen als sie 5,5 Jahre alt war, drei Wochen später hatte sie einen schweren epileptischen Anfall und danach war nicht ganz drei Jahre lang fast immer irgendwas, viele, viele verschiedene Entzündungen, Anfälle, immer schlechte Leberwerte, etc.


    Die mentale Belastung und auch die finanziellen Sorgen sind immens 😔 ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das noch mit Schlafmangel wegen nächtlicher Störungen sein soll…


    Ist denn ein „systemisches Problem„ ausgeschlossen worden? In einer spezialisierten Tierklinik? Ist er bei einer Neurologin in Behandlung? Spezialisten machen meiner Erfahrung nach bei komplexeren Problemen eine großen Unterschied.


    Es gibt die Möglichkeit, auf Basis der bisherigen Untersuchungsergebnisse eine Zweitmeinung einzuholen, das ist allerdings auch nicht ganz günstig.


    Und schaff dir wirklich Inseln des Abschaltens und versuche, bewusst gute Zeiten mit dem Hund zu schaffen.


    Alles Gute euch!

  • Von uns auch mal ein Drücker!

    Das sind schon sehr viele Sachen bei euch.

    Wir haben unseren Blue vor 15 Monaten geholt, da war er 8 Monate alt. Vor einem Jahr hatte er dann Anaplasmose, was lange nicht erkannt wurde ("Hund schonen, das ist normal und verwächst sich"), und es hat ewig gedauert bis er wieder fit war.
    Ist auch nach dem Antibiotikum immer noch schwer mit der Ernährung, aber was geholfen hat war Frischsauerkraut (als Probiotikum), eine Weile auch Probiotika und eine überwiegend vegane Ernährung. Manchmal Fleisch geht, aber wenn er davon zu viel bekommt wird seine Haut sofort rot und die Ohren entzünden sich, Pfoten werden warm usw. Also dann einfach viele Entzündungen im ganzen Krper, bei zu viel tierischem Protein.
    Vielleicht wäre das noch was, das man ausprobieren könnte, würde ich aber ggf vorher mal absprechen mit jemandem, der mehr Ahnung hat als ich.

    Und ansonsten: könnte dein Freund ihn mal nehmen zB für ein Wochenende? Und du fährst irgendwo hin, wo du gut abschalten kannst?

  • Guten Morgen,


    Vielen Dank für eure lieben Antworten!


    Mein Freund wohnt mit mir aber er wollte nie einen Hund, weshalb ich mich einfach viel mehr verantwortlich fühle vor allem weil ich ja weiß wie belastend es ist, und daher versuche das meiste abzufangen, wobei er mich auch unterstützt und ihn ganz arg lieb hat und wenn ich beruflich weg muss er natürlich auch da ist und bei seiner Arbeit alles regelt, dass er zu Hause sein kann. Aber dann „einfach so“ wegzufahren kann ich irgendwie aus schlechtem Gewissen gegenüber allen anderen nicht :frowning_face:


    Bei einem Spezialisten waren wir für die Epilepsie bisher noch nicht, wir wollten noch das neue Medikament testen, aktuell wird es sogar besser und die Zeitspanne zwischen den Anfällen länger. Falls das aber nicht ausreichend hilft gehen wir in eine Klinik die sich gut damit auskennt, da hatte meine Tierärztin schon eine empfohlen.


    Ich glaub mich macht grad so fertig, dass es endlich in eine gute Richtung ging, und jetzt wieder ein neues Problem auftaucht. Vielleicht hatte er sich ja wirklich nur einen Magen Darm Infekt zugezogen und das sind noch die „Nachwehen“ von letzter Woche. Aber wir haben diesen Monat schon über 300€ beim Tierarzt ausgegeben, wenn ich denke, dann wieder Stuhlproben auf Parasiten testen lassen zu müssen und die ganzen Medikamente… und nächsten Monat geht es dann wahrscheinlich genau so weiter :see_no_evil_monkey:


    Irgendwie ist bei uns nie ein Ende in Sicht und die finanzielle und emotionale Last wird immer größer statt kleiner obwohl wir wirklich unser bestes geben.

  • Kommt ein Züchter einfach so davon, indem er einen Teil des Kaufpreises zurück erstattet? Er, oder sie, hat euch einen chronisch kranken Welpen verkauft, wie kann das sein, bei Beachtung aller Zuchtstandards? Diese Frage würde mich ziemlich umtreiben, und ich würde die Züchterin nicht so einfach aus der Verantwortung entlassen.


    Ansonsten hast du mein volles Mitgefühl!! Es muss schlimm sein, sein Tier leiden zu sehen und ständig in einer großen Anspannung zu leben.

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