Debatte um Hunde in der Gesellschaft

  • Das klingt dem zu Folge irgendwie danach als ob so ein Hund bspw den "Freilauf-Lappen" nicht bestehen würde, obwohl er bedingt ableinbar wäre ?

    Bedingt ableinbar ist doch aber der anspruchsvollste Bereich, was die Kompetenzen des Besitzers angeht, seinen Hund und die Situation korrekt einschätzen zu können. Genau der Bereich, in dem sich verschätzt werden kann.

    Und leider haben viele eine rosarote Brille auf was Absicherung und Gehorsam angeht und neigen dazu, Situationen zu unterschätzen.

  • Ich habe keine persönlich gemachte Erfahrung wie eine Prüfung für einen Hundeführerschein abläuft, gehe aber stark davon aus, dass sich Prüfer und Prüfling unterhalten.


    Vermitteln nach erfolgter Prüfung Prüfer ihren Prüflingen wirklich: Happy Day, du hast gemeinsam mit deinem Hund die Prüfung bestanden und kannst ihn nun machen lassen was DU möchtest, ohne eigenständig DEINEN Verstand zu gebrauchen :applaus:


    Das wird doch nicht so ablaufen, oder?
    Nur weil eine Prüfung erfolgreich bestanden wurde, ist das doch kein Freischein für ALLES?

    Ist der Hundebesitzer im Allgemeinen nur noch naiv und einfältig?

  • Ich finde das eine interessante, teils kuriose Diskussion. Hier in Italien ist gesetzlich gesehen grundsätzlich erst einmal für jeden Hund, egal welcher Rasse und Erziehung, verboten sich leinenlos (Leinenlänge max. 150cm) im öffentlichen Raum zu bewegen. Es gilt Maulkorbpflicht in allen öffentlichen Verkehrsmitteln, sowohl für den Pekinesen als auch für den Mastino Napoletano. Praktisch hält sich niemand an diesen Vorschriften und es wird auch keiner etwas sagen oder unternehmen, auch die Carabinieri nicht, wenn sich der Hund ordentlich verhält und keinen Mitmenschen belästigt. Sowas wie Hundeführerschein, Hundesteuer oder gar Führerschein für Hunde gibt es nicht (nur bei auffällig gewordenen Hunden muss der Halter so einen machen). Wenn andererseits der Halter sein Tier nicht in Griff hat und deswegen etwas passiert, dann hat er ein großes Problem, denn die Strafen sind teils erheblich.

  • Das klingt dem zu Folge irgendwie danach als ob so ein Hund bspw den "Freilauf-Lappen" nicht bestehen würde, obwohl er bedingt ableinbar wäre ?

    Bedingt ableinbar ist doch aber der anspruchsvollste Bereich, was die Kompetenzen des Besitzers angeht, seinen Hund und die Situation korrekt einschätzen zu können. Genau der Bereich, in dem sich verschätzt werden kann.

    Und leider haben viele eine rosarote Brille auf was Absicherung und Gehorsam angeht und neigen dazu, Situationen zu unterschätzen.

    Ich kenne Keinen, wirklich keinen Hund der bedingungslos ableinbar ist. Also muss man als Besitzer bei jedem Hund situativ entscheiden und ja auch Fehlentscheidungen gehören dazu. Sollte nicht, kann richtig doof sein, kann sogar gefährlich sein und trotzdem gehören sie dazu.


    Mehr Realität im Internet, mein absoluter Verlasshund hat immer (ist tot, darf ich sagen) auf den Rückruf reagiert. Bis auf diese eine Mal, Verkettung unglücklicher Umstände und dann noch einen Stromschlag gekriegt -> in hirnloser Panik geflüchtet, habe sie in der Nachbarschaft unter einer Eckbank einsammeln müssen. Was da hätte passieren können....

    Panik, richtig echte Panik, keine Angst, keine Unsicherheit kann bei jedem Hund passieren und dann hilft nur noch beten. War in meinem ganzen Hundehalterleben genau einmal, gerade bei diesem Hund hätte ich nie damit gerechnet, die war Typ unerschütterlich. Da irgendwas trainieren zu wollen halte ich für tierschutzrelevant und ich würde eher Traumata als Gehorsamkeit erwarten. Wenn man mit diesem Risiko nicht leben will, darf man nie ableinen.


    Genauso die berühmte, das hat er ja noch nie gemacht, Situation. Mein "Tut nix" fühlte sich von singenden Kajakfahrern getriggert und der absolut wasserscheue Hund ist hysterisch kläffend in den Fluss gesprungen. Rückruf funktionierte, aber erst als die Kajakfahrer vor Schreck aufhörten zu singen. Seitdem blieb der Hund an potentiell befahrenen Gewässern an der Leine. Aber Feld, Wald, Wiese weiterhin frei, weil ich da wirklich nicht mit singenden Kajakfahrern rechne.


    Beide Hunde hätten oben beschriebenen Rückruftest ohne Probleme jederzeit bestanden :ka:

    Nur ich bin mir sicher, dass jeder Hund irgendwas hat wo er nicht hört, ist nur die Frage ob man das zu Lebzeiten rausfindet. Auch ich hatte Hunde die mir nie abgehauen sind.

  • Wir haben mit unserem Rotti in München auch den Wesenstest gemacht. Wir wollten die erhöhte Hundesteuer nicht zahlen und brauchten dafür den Wesenstest. Der Test war echt super und einfach nur im Alltag ohne gestellte Situationen. Es wurde nicht nur das Verhalten von dem Hund beobachtet sondern auch der Halter mit dem Hund. Kann der Halter den Hund führen/wie führt er ihn/muss er oft eingreifen/korrigieren usw. So einen Test könnte ich mir als praktischen Teil von einem "Hundeführerschein" vorstellen.


    Der Prüfer kam zu uns nach Hause und hat unseren Hund in unserer Wohnung beobachtet während wir uns unterhalten haben.

    Es wurde gefragt wo wir am meisten mit ihm spazierngehen und sind dort eine Runde spazieren gegangen. Das war bei uns in den Parks bei der Wohnung ( bot sich auch eher an als der Wald in den wir auch jeden Tag gefahren sind). Wir sollten ihn so führen wie wir ihn immer führen. Also wenn wir ohne Leine laufen, dann soll er auch ohne Leine laufen und da wo er mit Leine läuft soll er mit Leine laufen.

    Es gab spielende Kinder, andere Hunde, Jogger, Radfahrer, Eltern mit Kinderwagen und/oder mit kleinem Kind dabei, Besitzer die ihren Hunden etwas geworfen haben und bringen lassen, spielende Hunde usw.

    Danach hat er noch zwei Fotos gemacht und sich verabschiedet.

    Das mehrseitige Gutachten haben wir auch heute noch. Der Wesenstest hat damals 220 Euro gekostet. Das Negativzeugnis von der Stadt hat nochmal 75 Euro gekostet.


    Im dem Gutachten werden alle möglichen Situationen detailliert beschrieben. Wem ist man begegnet/welche Entfernung/wie hat sich der Hund verhalten/wie hat sich der Halter verhalten usw.


    Wenn man wollen würde, wäre es auch kein Problem so einen Test bundesweit einheitlich zu machen.


    Lg
    Sacco

  • katzenpfote, da hast du definitiv etwas missverstanden.


    Der Test war nicht blöd, ich finde es nur ungerecht, dass wir ihn machen mussten aufgrund Wilmas Rasse.


    Ich fand ihn sogar sehr sinnvoll und fair.

    Ich bin mir jedoch sicher, dass viele Hunde und Mischlinge den Test nicht so ohne weiters bestehen würden, aber aufgrund ihrer Rasse nicht einmal antreten müssen.


    Mir gibt das Gutachten Sicherheit, weil ich mich viel mit Erziehung und Alltagstauglichkeit beschäftigen musste und die Bestätigung bekommen habe, dass wir als Team funktionieren.


    Nur darum ging es mir, um diese Willkür, dass von Wilma eine potentiell höhere Gefahr ausgehen soll, als von anderen Hunden.

    Was definitiv unfair und nicht richtig ist!


    Ich hätte nichts gegen einen fairen und aussagekräftigen Test für jedes Hund-Haltergespann!

  • Ich kenne Keinen, wirklich keinen Hund der bedingungslos ableinbar ist. Also muss man als Besitzer bei jedem Hund situativ entscheiden und ja auch Fehlentscheidungen gehören dazu. Sollte nicht, kann richtig doof sein, kann sogar gefährlich sein und trotzdem gehören sie dazu.

    Damit relativiert man aber doch alles.

    Natürlich gibt es erhebliche Unterschiede und Hunde, die sehr zuverlässig abrufbar sind und bei denen wir dann wirklich davon sprechen, dass der Besitzer völlig überrascht wurde und Hunde, bei denen es scheitern mit Ansage war.

  • Als Hundehalterin möchte ich auf keinen Fall noch weitere Regulierungen, die mein Hobby betreffen. Ich verstehe nicht, wie man sich das wünschen kann. Ich möchte auch nicht für verpflichtende Kurse zahlen. Ich sehe auch keine statistisch begründbare Handlungsnotwendigkeit für solche Maßnahmen.

  • Als Hundehalterin möchte ich auf keinen Fall noch weitere Regulierungen, die mein Hobby betreffen. Ich verstehe nicht, wie man sich das wünschen kann. Ich möchte auch nicht für verpflichtende Kurse zahlen. Ich sehe auch keine statistisch begründbare Handlungsnotwendigkeit für solche Maßnahmen.

    Naja, andere haben Motorradfahren als Hobby und müssen auch vorher einen Führerschein machen.


    Was ist den das für ein Argument!

  • Für mich ergibt ein Hundeführerschein nur dann Sinn, wenn er VOR der Anschaffung des Hundes steht.

    Alleine die Anmeldung zum Wochenendseminar (oder wie immer das gestaltet ist) und die zusätzlichen Kosten (meine Idee: 200€, am liebsten direkt ans örtliche TH) wären manchen schon zu aufwändig und würden dieses "Ich habe mich in die Welpis aus der Nachbarstraße verliebt 🥰" oder sonstige Spontankäufe verhindern.


    Ihr geht immer von der DF Bubble aus, aber was mir im Alltag im TS und auf dem Hundeplatz schon untergekommen ist... Da fehlt komplett das Basiswissen.

    In einem Kurs wird niemand zum Hundeprofi und ein Arschloch wird auch danach ein Arschloch bleiben, aber was könnte man verhindern, wenn die Leute gezwungen wären, sich zumindest schon mal die Basics anzuhören. Bisschen Rassekunde ("Mein Münsterländer jagt, wie kann das denn sein?"), was kommen grob für Kosten auf einen zu, ungefragt "Hallo" sagen is nicht, was bedeutet es, wenn der Hund die ganze Zeit den Kindern hinterher läuft, woran erkenne ich einen seriösen Züchter/TS Verein usw.

    Da würde ich auch gar nicht mit irgendwelchen Trainingsphilosophien anfangen, da muss am Ende jeder selber auf sich und seinen Hund gucken.

    Mir geht es damit noch nicht mal um Gefahrenabwehr, sondern darum, sich die absoluten Grundbedürfnisse eines Hundes bewusst zu machen und zu entscheiden, ob ich das wirklich in meinem Leben haben will.


    Eigentlich sollte jeder Mensch so eigenverantwortlich sein, sich selbst zu informieren. Ist in der Praxis aber leider häufig nicht so. Kein Führerschein wird eine 100% Verbesserung bringen, aber ich glaube wirklich, dass er vielen Hunden und Menschen helfen würde.

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