Stadthunde

  • Für mich war immer klar, Stadt und Hund, das passt nicht zusammen. Als ich in die große Stadt gezogen bin habe ich meinen alten Hund mitgenommen, sie hatte an sich auch kein Problem, aber ehrlicherweise fand sie es einfach doof. Immer aufpassen, immer Unbill wegignorieren müssen, viel zu nah bei mir bleiben müssen. Sie war schon sehr alt und wir sind dann einmal am Tag rausgefahren und sonst Garten. Dann fand sie ab und an mal so einen Zivilisationsausflug nett, aber täglich auf keinen Fal. Ich war nach ihrem Tod auch tatsächlich deshalb ein Jahr hundelos bis mir so ein richtig, echter Landeihund als Notfallpflegehund vor die Füße gefallen ist.

    Ging, die ersten Wochen merkte man, dass er gar Nichts kannte und er stiefelte mit großen Augen durch die Welt, danach war er abgebrüht und ich müsste lange überlegen, was für ihn schwierig wäre. Also auch alte Hunde können das lernen. Und jetzt das große Aber, reizempfänglicher Hund und Stadt, es geht nur sehr, sehr, sehr dosiert. Alles einzeln kein Thema, nur die Flut an Allem geht nicht. Seitdem er mehrfach gebissen wurde, sind andere Hunde ein Problem und das Thema Stadt hatte sich damit erledigt. Aber immerhin war er prinzipiell gut gelaunt trotz Stadt im Gegensatz zu seiner Vorgängerin.


    Es gibt einen Nachfolgehund, man kann Hunde in der Stadt halten, aber ohne Auto und ohne sehr regelmäßiges rausfahren für mich immer noch keine Option. Es mag sicher Hunde geben die das 365 Tage im Jahr können, für mich und meine Hunde ist bis heute jeder Tag in der Zivilisation Training und sie brauchen sowohl Pausentage (als Landei war das irgendwie ein theoretisches Ding und praktisch nie nötig) als auch mal Ausgleich.


    Nach Jahren der Nachbarschaft kennt man aber doch auch die anderen Hundehalter besser. Es gibt sie die echten Stadthunde. Erstaunlich oft Jagdhunde/-mischlinge. Menschenfreundlich, verträglich, geringe Individualdistanz und zahmes Wild, das nicht flüchtet ist nur halb so spannend.

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    Hi


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    • Mein Welpe ist in der Großstadt aufgewachsen. Dann sind wir weggezogen - Kleinstadt, aber mitten drin - und jetzt bin ich kürzlich wieder vorübergehend in die Großstadt gezogen. Vorm letzten Umzug hab ich mich gefragt, wie das wohl für ihn wird, ob er Stadt noch „kann“. Aber ja. Klappt sehr gut. Er fährt mit mir in Menschenmengen U Bahn und macht alles gut mit. Manche Tage ermüden ihn je nach Kulisse und Programm mehr als andere und ich sorge für Ausgleich. Unterm Strich ist er aber einfach recht gut im selektiven Ausblenden vieler, nicht aller, Reize.


      Ein großer Teil wird schon Gewöhnung aus Welpentagen sein, auf die er zurück greift. Ich erwische mich oft bei dem Gedanken, dass ich Welpe und Stadt zwar nervig und anstrengend fand, aber es sich jetzt im Nachhinein schon als sehr praktisch erwiesen hat.

    • Ich hatte meine Pudelhündin in der Großstadt ohne Auto. Ging prima. Auslaufmöglichkeit waren aber quasi ab Haustür vorhanden, und weitere gut mit Rad oder Öffis erreichbar.

      Ein Pluspunkt meiner Stadt ist, daß sie viel Grün hat, unter anderem einen ausgedehnten Stadtwald und eine historische Parkanlage, die sich bis zur Innenstadt hinzieht. Egal in welchem Stadtteil man wohnt, man ist immer schnell im Grünen.

      So konnte ich zB Hundefreilauf im Grünen und vorher oder nachher noch was in der Stadt besorgen gut miteinander verbinden.

    • Mein Hund kommt aus dem spanischen Tierschutz, er ist im Tierheim geboren und lebte die ersten drei Jahre dort. Er kannte also wenig. Wir wohnen am Stadtrand einer Großstadt und können auch eine Stunde spazieren gehen, ohne einem Fahrzeug zu begegnen. Trotzdem ist er eine so coole Socke, dass ich ihn überall hin mitnehme, also auch in die Stadt, er macht alles wie selbstverständlich mit. Kirmes ist toll, Bahnfahren auch, er will in jeden haltenden Bus, Feuerwerk ist toll(nur nicht zu dicht), Markttag ist besonders toll, an der Tempo 70 Straße läuft er nicht ganz so gerne auf dem Fahrradstreifen wenn die LKWs vorbeifahren, Motorräder sind dann auch nicht so toll. Aber er guckt sogar gerne von einer Brücke runter auf die Autobahn und ihn stört auch nicht wenn der Hubschrauber mal wieder ganz tief über uns kreist, weil jemand gesucht wird. Bei manchen Hunden muss man gar nichts machen, ist wohl typbedingt

    • Wir wohnen in einer etwas größeren Stadt aber mit viel Natur drum rum... aber auch viele Touristen. Wir haben Milo als Welpe geholt und er war Anfangs generell etwas überfordert. Ich wusste auch nicht richtig wie ich ihn in gewissen Situationen unterstützen kann, unsere damalige Hundeschule hat uns da auch kein richtiges Handwerkszeug mit gegeben. Also habe ich die Stadt gemieden um ihn nicht zu belasten. Dann das große Thema Hundebegegnungen.... ich habe versucht es zu vermeiden, das klappt in einer Stadt einfach nicht. Es war immer viel Unsicherheit dabei, ja keine Fehler machen, ja den Hund nicht überfordern. Man macht sich selber total fertig und dem Hund ist so auch nicht geholfen.


      Mittlerweile fahr ich ein anderes Schema. Wir wohnen in der Stadt, da gibt es (vieeeele andere) Hunde, Menschen, Autos, Flugzeuge, Züge etc. Ich vermeide keine Situationen mehr, dosiere sie aber mit bedacht. Damit kommt er gut zurecht, aber er ist auch nicht ängstlich. Was er lernen muss ist nicht jedem Reiz kopflos nachzugehen. Da kommen wir mit Click für Blick aber gut vorwärts.

      Was die anderen Hunde angeht, manchmal darf er hin wenn es sich nicht vermeiden lässt. Sonst versuche ich, so weit wie es eben geht, daran vorbei zu laufen. Das passt ihm natürlich meistens nicht, er fiept und zieht hin. Heute hat er aber zum ersten Mal ein alternatives Verhalten gezeigt, wir kamen ziemlich gesittet an dem anderen Hund vorbei.


      Was witzig ist: Wir wohnen in der Einflugschneise, kleiner Flughafen aber es starten und landen normale Urlaubsflieger mit viel Getöse. Also wirklich sehr sehr tief, das ist natürlich laut , das juckt ihn nicht. Er schaut nicht mal mehr auf. Die Kühe aber, die jetzt hier auf einer Wiese stehen die normalerweise leer war.... Himmel war das ein Bellkonzert heute. Der hatte echt Angst. Und die standen da nur rum.

      Ich denke es ist schon viel Gewöhnung, man darfs halt nicht übertreiben. Im August wenn hier alles voll Touristen ist werde ich bestimmt nicht an die Promenade gehen oder ihn Stundenlang durch die Geschäfte schleifen. Aber mal ein Stündchen ins Cafe sitzen oder mal in den Baumarkt gehen das sollte doch ein gut sozialisierter Hund hinbekommen.

      Oder eben nicht ausflippen wenn man eine Kuh sieht. Das muss mein Stadthündchen jetzt die nächsten Tage lernen.

    • Nur weil man selbst das Stadtleben stressig findet, heißt es nicht, dass es der Hund stressig findet. Ich bin der Meinung, den meisten Hunden ist es bumsegal, wo sie leben, Hauptsache, ihr Mensch ist da und sie kommen auch sonst auf ihre Kosten.

      Ausnahmen sind natürlich Hunde mit extremer Angst vor allem und jedem.

    • Für meinen Hund waren die ersten Tage der Umstellung stressig als er zu mir gezogen ist und das Landleben gegen eine zentrumsnahe Wohnung in einer Großstadt getauscht hat. Das hat sich allerdings zum Glück sehr schnell gelegt.


      Ich hab von Anfang an Wert darauf gelegt, dass er an das Stadtleben gewöhnt wird. Dabei war Vieles für ihn neu: Nicht nur die vielen Autos, die Straßenbahnen oder die Busse. Jogger und Fahrradfahrer kannte er auch kaum. E-Scooter fand er anfangs besonders gruselig. Inzwischen interessiert ihn das kaum.


      Ich bezweifle allerdings, dass es allein mein Verdienst ist, dass er inzwischen neutral auf diese Reize reagiert. Er ist nicht besonders reizoffen und sehr wesensfest. Ohne diese Eigenschaften wäre es deutlich schwieriger für uns beide gewesen.


      In meinem Umfeld gibt es auch genug Hunde, die eine ähnliche Sozialisation erfahren haben und trotzdem keine guten im-Großstadtleben-immer-mit-dabei-Hunde sind. Daher bin ich zumindest skeptisch, dass alle Hunde mitten in der Innenstadt stressfrei sind. Ich glaube allerdings, dass man als Großstadtbewohner*in ein Setting schaffen kann, was passt. Hier gibt es diverse naturnahe Gebiete, in die man sehr schnell und mit wenig Aufwand gelangen kann, so dass man auch in einer Großstadt einem Hund ein relativ verkehrsarmes Setting bieten kann.


      PS: Ich merke allerdings auch, dass andere Kompetenzen unter dem "Stadtleben-sozialisieren!" gelitten haben. Er kann in 99% der Fälle dabei sein, daher ist er nicht sonderlich gut im alleine bleiben. Ich bin Verfechterin des ÖPNV, so dass er problemlos mitfährt und inzwischen die wichtigsten Haltestellen an den Ansagen erkennt (nicht immer hilfreich 🧐), aber er kennt nur kurze Autofahrten.

    • Wir wohnen auch in Berlin, aber nicht im Speckgürtel sondern ein wenig im Randbezirk. Trotzdem ist hier im Kiez gut was los, und irgendwie haben wir eben immer mal mehr gemacht, von Tag zu Tag, es war eine automatische Gewöhnung. Wir haben uns bewusst für eine Rasse entschieden, die als anpassungsfähig gilt. Er kam als totales Landei aus dem tiefsten Brandenburg, also war im Grunde alles neu. Aber er hat’s einfach alles super gemeistert und mit dem Testosteron in der jetzigen Pubertät gehts eh alles nochmal leichter, man ist ja jetzt der King der Straßen. Wir haben hier auch viel Kopfsteinpflaster dh alles geht laut und klappernd zu, Fahrräder, Autos mit Anhänger, Busse, Kinder auf Fahrrädern und Rollern, Elektro Roller, viele Hunde, Hubschrauber und eben alles mögliche. Unsere große Wiese ist nur durch den Übergang einer sehr großen, vierspurigen Straße zu erreichen, da musste er eben als Welpe schon rüber. Grunewald ist in der Nähe aber nicht nah genug um hinzulaufen, und ich muss gestehen, ich hasse die Öffis einfach. Für ihn wärs kein Problem, ich hab allein wegen der Maulkorbpflicht kein Bock, also Auto angeschafft. Café war auch nie Thema, Restaurant hat sich noch nicht ergeben. Tatsächlich bin ich hin und wieder mit ihm in der Innenstadt fürs City Training, also mittlerweile lässt ihn einfach alles echt kalt. Er kläfft oder bellt auch rein gar nichts an. Was das angeht haben wir echt Glück aber ich bin der Meinung dass auch die Pubertät und das Testosteron einen großen Mut-Schub zu verantworten haben. Bin auch deswegen super happy, dass wir bisher (noch) nicht kastrieren müssen und hoffe, dass das erstmal so bleibt. Bei manchen Dingen hatte er irgendwie auch einfach keine „Wahl“ als sich zu gewöhnen; bei Dingen, die er wirklich spooky fand, haben wir imme Schutz gegeben oder schön gefüttert.

    • ich hasse die Öffis einfach. Für ihn wärs kein Problem, ich hab allein wegen der Maulkorbpflicht kein Bock


      Glaub, bei einem weißen Pudel sagt da keiner was. Bei meiner gelben Boxerhündin gab es auch nur höchst selten den Hinweis auf Maulkorb. Bei meinem dunkelgestromten Rüden jetzt wird das öfter mal verlangt.

    • Glaub, bei einem weißen Pudel sagt da keiner was. Bei meiner gelben Boxerhündin gab es auch nur höchst selten den Hinweis auf Maulkorb. Bei meinem dunkelgestromten Rüden jetzt wird das öfter mal verlangt.

      Das kommt aber auch auf's Bundesland an. Bei uns muss ein Hund nur an der Leine geführt werden.

      Wenn der Hund sich in einer geschlossenen Box befindet, muss auch keine Fahrkarte gelöst werden.

      Bei mir hat es bisher auch ausgereicht, dass mein Hund in einer theoretisch-verschließbaren-Tasche war. Mein Hund ist allerdings auch klein, wenig angsteinflößend (obwohl er überwiegend schwarz ist) und er trägt teilweise auch sein Schulhund-Geschirr, was ggf. auch die Einschätzung beeinflusst.

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