Qualzuchten V

  • Ich versteh nicht so ganz, wie aus rinski ‘s Vorschlag so weitreichende und schwarzweiße Ableitungen gezogen werden? Wenn ich das richtig verstanden habe, ging es ihr doch vereinfacht gesagt darum, einen Hund, der zu dem Zuchtziel passt, einzusetzen, unabhängig vom Papier, oder? Und das war die „vor 100 Jahren“-Analogie. Das heißt doch weder, dass die Zuchtziele dieselben sind wie vor 100 Jahren (und schon gar nicht, dass man überzählige Welpen ertränken soll wie in der guten alten Zeit) noch, dass man positive Errungenschaften der modernen Zucht (wie Gesundheitsanforderungen oder Schutz der Hündin oder whatever) über Bord werfen muss?

    Mal die Bichons als Beispiel (weil ich von den Tiefen der Gebrauchhundezucht wirklich gar keinen Schimmer habe): Das hieße doch lediglich, dass ich für bspw. das Zuchtziel „gesunde, nette wuschelige Begleiter“ einen wesentlich größeren Pool an freundlichen, nervenstarken und gesunden (entsprechend untersucht) Hunden für die Zucht habe, wenn nicht nur unter den Havanesern, sondern unter allen Bichons gucke. Den aktuellen minutiös festgelegten Look nach Rassestandards würde man dabei aufgeben, aber doch viel gewinnen an gesunden und immer noch niedlichen verkäuflichen Hunden. Klingt für mich jetzt nicht so übel.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Qualzuchten V* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Was hat das eine mit dem anderen zutun? Ich dachte, Zucht bedeutet bewusste Selektion und nicht "ah, der hier lebt noch, der braucht Nachwuchs"

      Es züchten die Leute die züchten wollen, nicht die die einen geeigneten Hund haben.


      Der COI einer Population interessiert mich als Züchter nur nebenbei, wichtig ist die Werte der eigenen Zuchthunde zu wissen. Ob Handlungsbedarf besteht leitet sich von der eigenen Linie ab und ob es konkrete Probleme gibt. Ein hoher COI führt halt nicht zwangsläufig zu Problemen, auch wenn diese Deutung momentan modern ist.

    • Es züchten die Leute die züchten wollen, nicht die die einen geeigneten Hund haben.

      Und du meinst, dieses Konzept ist bei den Alaskans kein Problem, weil die Musher bestimmt all ihre ungeeigneten Hunde "verschwinden lassen"? Oder wo ist da der Unterschied?

      Ist es nicht eher so, dass bei einer Rasse, die optisch variabler ist, ein Hund, der keine passende Leistung bringt im Grunde letztendlich kein "richtiger" Alaskaner mehr ist und sich damit auch dessen Nachwuchs schnell in der Bedeutungslosigkeit verlieren würde? Weil ja schnell bekannt ist, wenn die Hunde nicht tauglich sind.


      Oder wo liegt der große Unterschied zwischen dieser Art von Leistungsselektion und der Selektion bei Gebrauchshunden/Jagdhunden?

      Ernst gemeinte Fragen.

    • Ein hoher COI führt halt nicht zwangsläufig zu Problemen, auch wenn diese Deutung momentan modern ist.

      Ist das nun Mode oder aktueller wissenschaftlicher Konsens? Auch hier, ehrliche Frage, ich weiß es nicht. Dazu sollte es doch eigentlich Fakten fernab von Meinung geben.

    • Achtung, das ist keine wissenschaftliche Stellungsnahme.

      Aber Tatsache ist doch, dass homozygote Erbanlagen dazu führen, dass der genetische IK höher ist, da diese Hunde auf der DNA gleiche Allele haben. Wenn mein Hund z.B. reinerbig falben ist, dann sind diese Allele, die für die Farbe sorgen, gleich. Die Gesundheit des Hundes ist dadurch allerdings nicht beeinträchtigt.

      So meine ich das auf der letzten Fortbildung verstanden zu haben. Damit will ich mich aber bei Gelegenheit näher beschäftigen.

    • Und du meinst, dieses Konzept ist bei den Alaskans kein Problem, weil die Musher bestimmt all ihre ungeeigneten Hunde "verschwinden lassen"? Oder wo ist da der Unterschied?

      Ist es nicht eher so, dass bei einer Rasse, die optisch variabler ist, ein Hund, der keine passende Leistung bringt im Grunde letztendlich kein "richtiger" Alaskaner mehr ist und sich damit auch dessen Nachwuchs schnell in der Bedeutungslosigkeit verlieren würde? Weil ja schnell bekannt ist, wenn die Hunde nicht tauglich sind.


      Oder wo liegt der große Unterschied zwischen dieser Art von Leistungsselektion und der Selektion bei Gebrauchshunden/Jagdhunden?

      Ernst gemeinte Fragen.

      Ich kenne mich bei den Alaskanern nicht aus und kann dir nicht sagen, ob ein Blick hinter die Kulissen bestätigen würde was geschildert wird.


      Gebrauchshunde oder auch Jagdhunde haben einen Rassestandard, der auch die Optik betrifft. Was ja nun mal in diesem Land auch wichtig ist, grade bei der Größe und dem Gewicht haben die Leute ja doch sehr konkrete Vorstellungen. Das diese Standard falsch ausgelegt, überinterpretiert werden oder es halt diverse SG für die ZZL braucht liegt nicht daran dass es einen Standard gibt.


      Ist das nun Mode oder aktueller wissenschaftlicher Konsens? Auch hier, ehrliche Frage, ich weiß es nicht. Dazu sollte es doch eigentlich Fakten fernab von Meinung geben.

      Was heißt denn wissenschaftlicher Konsens? Du hast den COI, die Heterozygotie und sowas wie DLA Gene, dazu auch noch die Epigenetik, Komplexe Erbgänge, Penetranz, usw. Das ist halt Grundlagenforschung, da macht Dir keiner irgendwelche Vorgaben, man kann das Wissen nur anwenden in der Praxis und berücksichtigen.


      Warum sollte ein hoher COI denn prinzipiell problematisch sein? Dafür müssen erstmal entsprechende Schadgene in der Population sein, zu wenig DLA Gene, usw. Das kann man einfach nicht pauschalieren. Es gibt genug Beispiele für enge Linien innerhalb einzelner Rassen bei denen es keine Probleme gibt. Wieder andere haben sie. Letztens steht und fällt es damit welche Hunde in der Zucht landen.


      Wildes Verpaaren ist sicherlich auch nicht wissenschaftlicher Konsens.


      Sinnvoll ist das ganze halt auch nur bei Problemen. Schäferhundkeratitis ist so ein Beispiel, da stelle ein gewisses DLA einen Risikofaktor da. Ein wieder anderes DLA soll ein Schutzgen im Bereich Magen-Darm sein. Nun macht es natürlich Sinn ein entsprechendes Schadgen rauszuziehen, logisch. Ggf. Über andere Rassen neue Gene reinzuholen, die müssen aber auch erstmal anders sein, oft ist das gar nicht unbedingt der Fall.


      Frisches Blut kann immer mal Sinn machen, beim Geflügel ist man da beispielsweise lockerer, ähnlich der Alaskaner, aber da ist auch nicht alles Gold was glänzt, es gibt viel richtigen Mist und es ist als Käufer ohne Wissen unfassbar schwierig, dagegen ist der VDH echt Luxus.

    • Ich nehme mal an, dass du nicht allgemein wissen möchtest, was "wissenschaftlicher Konsens" bedeutet.

      Das kann man einfach nicht pauschalieren.

      Unter Umständen eben schon. Genau danach habe ich ja gefragt. Natürlich kann es sein, dass man das pauschalisieren kann. Es ist möglich, dass es ausreichend Studien gibt, die zeigen, dass ein hoher COI im absoluten Großteil der Fälle schlecht ist. Dann wäre das wissenschaftlicher Konsens und dann wäre (erstmal) egal, warum genau das nun so ist, es wäre sinnvoll, das so zu akzeptieren und nicht als Mode abzutun.

      Aber ob es sowas - oder entsprechende andere Ergebnisse - gibt, weiß ich nicht, deswegen frage ich ja. rinski scheint davon auszugehen, dass es so ist. Du behauptest, diese Annahme sei eine Modeerscheinung. Ob es so ist, sollte sich herausfinden lassen.

    • Unter Umständen eben schon. Genau danach habe ich ja gefragt. Natürlich kann es sein, dass man das pauschalisieren kann. Es ist möglich, dass es ausreichend Studien gibt, die zeigen, dass ein hoher COI im absoluten Großteil der Fälle schlecht ist. Dann wäre das wissenschaftlicher Konsens und dann wäre (erstmal) egal, warum genau das nun so ist, es wäre sinnvoll, das so zu akzeptieren und nicht als Mode abzutun.

      Naja, das ist doch alles im Wandel. Ein Beispiel wäre die Merle-Forschung, da ist man auch nicht mehr auf dem Wissensstand von vor 20 Jahren. Und COI ist einfach ein komplexes Thema und nicht so pauschal zu behandeln wie einfache Erbgänge. Dazu kommte dann ja auch noch die relativ neue Epigenetik.


      Fängt ja schon damit an, auf wie viele Generationen berechnet wird.


      Ich denke wenn dich das Thema Zucht interessiert, dann kann ich dir das Buch „Rassehundezucht“ von Irene Sommerfeld-Stur ans Herz legen. Das beleuchtet unabhängig viele Hintergründe und erläutert die Theorie.

    • Wenn man das Thema COI etwas weiter gefasst betrachtet: Es gibt immer wieder Arten, die aus wenigen Ausgangstieren gegründet wurden (z.B. die vielen unterschiedlichen Finkenarten auf den Galapagos-Inseln). Es ist also durchaus natürlich, aus wenigen Ausgangstieren eine neue Population zu schaffen, was gerade in den ersten Generationen Inzucht bedingt.


      Daher ja: es ist wichtig, den COI im Auge zu haben. Ebenso aber auch viele andere Parameter.

    Jetzt mitmachen!

    Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!