"Projekt Freilauf" (Ines Scheuer-Dinger)

  • Bei meinen Hütehunden war bzw ist variable Belohnung keine gut Option. Das hat die Erregung hoch gehalten und dazu geführt, dass sie in Grunde nur noch Jagen im Kopf hatte und jeder Gassigang in Arbeit ausartete. Ich habe bessere Erfolge mit monotoner, immergleicher und nicht zu hochwertiger Belohnung. Bei anderen Hundetypen kann das allerdings ein Schlüssel sein.

    Muss man sehen, eine dauerhaft hohe Erregungslage ist natürlich nicht das Ziel. Wobei "variabel" ja nicht unbedingt heißen muss, dass extrem hochwertige oder actionreiche Belohnung eingesetzt wird.

    Ich bin gespannt drauf, das in den nächsten Monaten ganz genau zu beobachten. :rollsmile:

  • Bei meinen Hütehunden war bzw ist variable Belohnung keine gut Option. Das hat die Erregung hoch gehalten und dazu geführt, dass sie in Grunde nur noch Jagen im Kopf hatte und jeder Gassigang in Arbeit ausartete. Ich habe bessere Erfolge mit monotoner, immergleicher und nicht zu hochwertiger Belohnung. Bei anderen Hundetypen kann das allerdings ein Schlüssel sein.

    Ja - da kann ich nur zustimmen. Für mich selbst denke ich: das Markerwort soll die ultimative Belohnung ankündigen, weil nur dann wirkt es als super Verstärker. Weiß der Hund nicht genau, was beim Markersignal auf ihn zukommt, fängt er vlt. an, zu überlegen, ob ich heut das Zerrseil oder Leckerlies eingesteckt habe...... Da bin ich gerade noch zwiegespalten, bin mit der Lektion aber auch noch nicht fertig.

    Vielleicht ist das auch so ein Punkt, den man individuell entscheiden kann. Aber ich denk halt, immer dieselbe Bestätigung bringt Ruhe rein, wegen der Erwartungssicherheit.


    Meine Idee: Markersignal = einheitliche Bestätigung, aber anschließend kann man ja noch n Leckerlie kullern, das der Hund hetzen darf, oder ne Runde Zerrseil spielen, oder in der Wiese Leckerlies suchen lassen, je nach Bedürfnis. Das ist dann ne nette Bestätigung on top. Bedürfnisorientiert, aber man hat trotzdem die Erwartungssicherheit drin mit dem immer gleichen Leckerlie, das auf das Markersignal erstmal folgt.


    Ich möchte zB beim Leinelaufen bestätigen, wenn Nova ruhig läuft. Wenn ich da Zerrseil als Bestätigung einsetze (weil er grad ne Katze gesehen hat, aber dem Packen widerstanden hat), würd ich ihn nur sinnlos hochdrehen, danach läuft der mir nimmer gesittet, sondern im Zweifel anschließend hinter der Katze noch her. Und Nova is eh immer hochgedreht draußen, da versuch ich bisher, echt Ruhe reinzubringen mit einem kurzen, leisen und emotionslosen "Ja!", und zusätzlich zum von Hand reingestopften Leckerlie vlt. noch ein langgezogenes, ruhiges "Priiiiimaaa!" oder ne Runde Kuscheln. V.a. bei Letzterem hab ich den Eindruck, das gibt ihm ne kurze Pause zum Verschnaufen, er setzt sich dann, lehnt sich an meine Beine, und läßt sich manchmal richtig umfallen und präsentiert den Bauch zum Kraulen. Das hilft ihm, wieder runterzukommen, und mir scheint, das ist ihm in solchen Aufregungssituationen dann sehr willkommen. Andre Hunde schauen Dich dann an, wenn sie so hochgedreht sind, und fragen sich, was das jetzt soll, die haben da dann gar keinen Nerv dafür - Individuen halt.... Faro ist so ein Kandidat. Leckerlies ok. Aber anfassen wenn hochgedreht- "wat willste, Alte??". Mag er nicht, weicht dann aus (und dreht zT noch höher!) - und fühlt sich nicht wirklich bestätigt, da müssen es Leckerlies sein. Gern in unterschiedlicher Form, also von Hand gereicht, geworfen zum Aufsammeln, oder im Futterbeutel zum Apportieren. Alles gut. Aber bitte nicht anfassen.


    Aber ok - bedürfnisorientiert bestätigen heißt ja nicht, daß man dem Bedürfnis zu packen in jedem Falle dann nachgeben muß, man kann ja trotzdem individuell entscheiden, ob ich dem Hund das jetzt in der Situation gönne, damit er mal bissel Energie loswerden kann, oder das bei dem Hund grad in dem Moment unangebracht sein könnte. Man kann das mit "bedürfnisorientiert" trotzdem im Hinterkopf haben; sich darüber klar zu werden, was für den Hund überhaupt eine Bestätigung darstellen könnte, ist ja nie verkehrt - und zusätzliche weitere Bestätigungen situationsbedingt einzusetzen, verbietet ja niemand..... ;-)

  • Nutzt doch einfach variable Marker. Dann hat der Hund Sicherheit was er bekommt, aber man kann variabel belohnen.

    Ich hab so fünf verschiedene Marker und benutze sie Im Alltag ständig.

  • Ich nutze ein Markerwort (Jawoll), um punktgenau das Verhalten zu bestätigen, welches ich in der Situation sehen will. Das ist nicht abgestimmt nur auf einen Kontext. Also ich sag, was sie tun soll, sie tut es und bekommt ein Jawoll. Dann entscheidet oft der Hund selbst, ob er dann noch Futterbelohnung dafür abgreifen will oder nicht (also ob er sich auch rückorientiert oder mit was anderem weitermacht).

    Das ist dann auch oft situativ.

    Für uns funktioniert das gut in Alltagssituationen.

    Bei der "Arbeit" gibt es einen anderen Belohnungsmarker (Super), weil da oft erst komplexere Verhaltensketten bestätigt werden.

  • Nutzt doch einfach variable Marker. Dann hat der Hund Sicherheit was er bekommt, aber man kann variabel belohnen.

    Ich hab so fünf verschiedene Marker und benutze sie Im Alltag ständig.

    :skeptisch: 5 :skeptisch: verschiedene :skeptisch: Marker :skeptisch: :lol:

    Ich muss jetzt erstmal daran gewöhnen, überhaupt ein Markerwort im Alltag zu benutzen, nach meiner langen mehr-oder-weniger-Weigerung, das wird für mein Gehirn schon heftig genug. :lol:

    Hab das mit den verschiedenen Markern schon mal wo mitbekommen (waren es die Kynotec-Leute oder wer anders?) und wahrscheinlich ist es weniger abgefahren, als es sich anhört, wenn man das für sich einfach mal klar und routiniert hat.

    Ich gucke jetzt erstmal, wie/ob das mit einem bei uns funktioniert. :D

  • Nutzt doch einfach variable Marker. Dann hat der Hund Sicherheit was er bekommt, aber man kann variabel belohnen.

    Ich hab so fünf verschiedene Marker und benutze sie Im Alltag ständig.

    Kannst du mir das näher erklären? =)

    Hast du 5 verschiedene Wörter, die alle eine andere Belohnung versprechen?

  • Nutzt doch einfach variable Marker. Dann hat der Hund Sicherheit was er bekommt, aber man kann variabel belohnen.

    Ich hab so fünf verschiedene Marker und benutze sie Im Alltag ständig.

    Hm. Angenommen, SUPER ist Marker für Leckerlie. PRIMA steht für ne Streicheleinheit.

    Ein Reh kreuzt den Weg. Hund steht, Du sagst ganz begeistert: PRIIIMA! Hund: "Streicheln? Ach ne, Du - ich geh dann mal dem Reh hinterher... Uuuuund tschüß!".

    Die Belohnungen haben für den Hund unterschiedliche Wertigkeiten und damit gibst Du ihm die Entscheidung, ob diese Belohnung es jetzt wert ist, sie abzuholen.... :person_shrugging: Würd ich so jetzt nicht haben wollen..... Hast Du immer denselben Marker, weiß er nur, es kommt was Tolles, er hat keine Auswahl und fängt nicht erst an, nachzudenken ob die angekündigte Belohnung es wert ist, dazubleiben. Das wären so meine Bedenken zu der Idee... Ich würde das daher auf keinen Fall machen.

  • Das Argument kann man aber für jede Belohnung nehmen. Sobald Hund anfängt zu überlegen ob die Belohnung besser ist als, hat man doch sowieso ein Problem.

  • Mein Gedanke ist halt: Marker-Belohnung. Ganz automatisiert, man übt das ja lange genug, bevor man es einsetzt. Und damit wirkt der Marker zuverlässig. Dann denkt der Hund eben NICHT mehr nach, ob er die Belohnung haben möchte oder das Reh wichtiger ist. Aber wenn Du variabel bist im Markerwort, könnte nachzudenken beginnen, ob DIESE Bestätigung jetzt die ist, die er wollte. Verstehst, was ich meine?

  • Mein Gedanke ist halt: Marker-Belohnung. Ganz automatisiert, man übt das ja lange genug, bevor man es einsetzt. Und damit wirkt der Marker zuverlässig. Dann denkt der Hund eben NICHT mehr nach, ob er die Belohnung haben möchte oder das Reh wichtiger ist. Aber wenn Du variabel bist im Markerwort, könnte nachzudenken beginnen, ob DIESE Bestätigung jetzt die ist, die er wollte. Verstehst, was ich meine?

    Ich versteh's, weil ich exakt denselben Gedanken auch hatte.


    Das Argument kann man aber für jede Belohnung nehmen. Sobald Hund anfängt zu überlegen ob die Belohnung besser ist als, hat man doch sowieso ein Problem.

    Das stimmt, aber mein Gedanke ging auch in die Richtung, dass man sich durch die sehr große (exakte) Erwartungssicherheit auch so bisschen die Vorteile der intermittierenden Verstärkung nimmt. Aber Achtung, ich weiß grad nicht sicher, ob das überhaupt ein Fall der intermittierenden Verstärkung ist. Zur Erklärung: Marker-Belohnung ist insofern intermittierend, dass unterschiedliche Dinge folgen. Hoffentlich treffe ich den Punkt und es ist die gerade super passende Belohnung. Manchmal verkacke ich es aber auch und der Hund wird mit was Mäßigem abgespeist. Macht nichts, weil nächstes Mal - so die Hundehoffnung - besteht ja wieder die Chance auf was Supergutes.

    Und dadurch kommt es vielleicht wenigr zum Überlegen, ob es sich für DIESE Belohnung "lohnt", sondern es wird leichter automatisiert.

    Aber wie gesagt, das sind nur lose Gedenken, die können toaler Mist sein und/oder wieder je nach Hund unterschiedlich sein?

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