"Der Halter macht den Hund" - viel Wahres dran oder eher eine Binse?

  • Heisst was?

    Alles Schicksal? Man kann nicht bewusst an sich arbeiten? Man ist ein hilfloses Opfer von Anlage und Umwelt, ohne die Entwicklung jemals im eigenen Sinne beeinflussen zu können?

    Mag uns die Neuropsychologie ja so erzählen wollen, gehe ich halt nicht mit.

    Und für erleuchtet halte ich mich nun doch nicht.

  • Es ist ja auch allgemein bekannt, dass Hunde Opportunisten sind. Gibt man ihnen Zeit, passen sie sich an, um ganz egoistisch für sich selbst das beste Leben rauszuholen. Bei einem Hund-Halter-Team, wo der Hund nicht nur Deko sein soll, passiert das doch im Laufe der Zeit automatisch. Bei mir persönlich dauert es so zwei Jahre, dann sind wir aufeinander eingestimmt. „man kennt sich eben“, weiß mit dem anderen umzugehen usw.

    Perfekt? Für wen? Mir und meiner Situation muss es passen, ich will kein gutes Beispiel für andere sein, juckt mich nicht. Wenn ich sehe und spüre, mein Hund fühlt sich mit mir wohl (und dafür gibt es ja nun zig Parameter), dann weiß ich, ich mache alles richtig und fühle mich auch wohl.

    Mein Hund mag keine anderen Rüden? Na und. Mein Hund lässt sich nicht gern anfassen? Na und. Kann man alles regeln. Ich würde da eben auch nie mit strugglen und Ansprüche stellen, die einfach absurd sind. In den Augen der Menschen ist das Hundeleben kurz. Ich zumindest versuche da immer so wenig wie möglich etwas Problematisches reinzuinterpretieren.

  • Die ganzen Beiträge sind platteste Beispiele für den fundamentalen Attributionsfehler. Also da fehlen mir fast echt die Worte...wie kann man so dermaßen von sich überzeugt sein, um zu glauben, man sei in der Lage, Hund - Mensch Teams von Momentaufnahmen beurteilen und werten zu können. Und man selbst ist natürlich erleuchtet und hat hart an sich gearbeitet im Gegensatz zum faulen Rest der Welt. Chapeu

    Heisst was?

    Alles Schicksal? Man kann nicht bewusst an sich arbeiten? Man ist ein hilfloses Opfer von Anlage und Umwelt, ohne die Entwicklung jemals im eigenen Sinne beeinflussen zu können?

    Mag uns die Neuropsychologie ja so erzählen wollen, gehe ich halt nicht mit.

    Und für erleuchtet halte ich mich nun doch nicht.

    Nein, das heißt es nicht. Attributionsfehler besagen, vereinfacht gesagt, dass man den Einfluss zum Beispiel seiner Persönlichkeit auf ein Ergebnis systematisch überschätzt und äußere Einfluss systematisch ausblendet: Ich habe toll an mir gearbeitet, daher klappt das mit meinem Hund. Ich sehe wen auf der Straße, dessen Hund nicht funktioniert (da ist keine Verbindung!), der arbeitet bestimmt nicht an sich und der Beziehung.

    Zu den äußeren Einflüssen hatte Walkman ja schon was geschrieben.

  • Es geht doch dabei gar nicht mal in erster Linie ums Funkionieren. Selbst mir als Attributionsopfer ist klar, dass da noch ne Menge anderes reinspielt. Dass der Hund im Sinne der Gesellschaft "funktioniert" sagt wirklich nichts aus, ob da eine tragfähige Verbindung da ist, zumindest nicht als wichtigstes und einziges Merkmal.

    Ich versuchs mal noch anders zu verdeutlichen, worauf ich hinauswill: es gibt meiner Ansicht Persönlichkeitsmerkmale oder vielleicht besser Eigenschaften beim Menschen, die es dem Hund erleichtern, dem zu folgen oder die im Prinzip sogar die meisten Hunde dazu bringen, sich diesem Menschen gerne anzuschließen (sich dem Menschen anschließen, wollen sie ja irgendwie alle, darauf sind sie selektiert bzw. haben sich selbst darauf selektiert). Diese sind vielleicht bei manchen Menschen eher unbewusst aus angeborenen Anlagen und einer günstigen Umwelt entstanden, bei anderen ist es ein Prozeß der bewussten Persönlichkeitsbildung. Dazu würde ich eben Geduld, Empathie, bei sich sein/ in sich ruhen, Handlungsfähigkeit und Gelassenheit zählen (Humor kamn vielleicht auch nix schaden). Ich persönlich finde, an all diesen Eigenschaften kann man arbeiten, kann sie ausbilden, wenn man sie als wichtig erachtet.

    Und ich finde, das sind die wesentlichen Eigenschaften, um einen guten Draht zu anderen Lebewesen aufzubauen. Eine tragfähige, gesunde Beziehung etablieren. Alles andere ist Bonus oben darauf.

    Ich stelle mal die These in den Raum, dass jemand, der diese Eigenschaften sehr ausgeprägt hat, aber null Wissen und Erfahrung mit Hunden trotzdem nach zwei drei Jahren ein recht gelungenes Exemplar vor sich sitzen hat.

  • Es ist ja auch allgemein bekannt, dass Hunde Opportunisten sind. Gibt man ihnen Zeit, passen sie sich an, um ganz egoistisch für sich selbst das beste Leben rauszuholen. Bei einem Hund-Halter-Team, wo der Hund nicht nur Deko sein soll, passiert das doch im Laufe der Zeit automatisch. Bei mir persönlich dauert es so zwei Jahre, dann sind wir aufeinander eingestimmt. „man kennt sich eben“, weiß mit dem anderen umzugehen usw.

    Perfekt? Für wen? Mir und meiner Situation muss es passen, ich will kein gutes Beispiel für andere sein, juckt mich nicht. Wenn ich sehe und spüre, mein Hund fühlt sich mit mir wohl (und dafür gibt es ja nun zig Parameter), dann weiß ich, ich mache alles richtig und fühle mich auch wohl.

    Mein Hund mag keine anderen Rüden? Na und. Mein Hund lässt sich nicht gern anfassen? Na und. Kann man alles regeln. Ich würde da eben auch nie mit strugglen und Ansprüche stellen, die einfach absurd sind. In den Augen der Menschen ist das Hundeleben kurz. Ich zumindest versuche da immer so wenig wie möglich etwas Problematisches reinzuinterpretieren.

    Gehe ich ja zum Großteil so mit.

    Die Menschen, die mich beeindruckt haben und von denen ich erzählt habe, sind ja nicht durch die Welt gelaufen mit dem Anspruch, ein leuchtendes Beispiel für andere zu sein, die machten halt ihr Ding und was sie für richtig hielten. Das heißt aber doch nicht, dass ich sie mir nicht als Beispiel und Vorbild wählen kann.

    Und wenn ich so durch die Gegend latsch, schaue ich mir halt zwangsläufig die Mensch- Hund Teams an, denen ich begegne. Begegne ich welchen häufig und regelmäßig und nehme dabei immer das selbe wahr, ziehe ich daraus Schlüsse. Dabei mögen mir manchmal/ häufig/ immer (?) Attributionsfehler unterlaufen oder aber ich lerne etwas daraus.

    Was ich mir dabei so denke, hat ja keinerlei Auswirkungen auf diese Teams. Weder renne ich hin, um denen irgendwas von fehlender Verbindung zu erzählen oder gebe ungefragt Tipps.

    Ich persönlich betrachte/ beobachte gern andere Menschen, Hunde, sonstige Tiere und frage mich, warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten. Finde ich schon mal per se interessant.

  • Nimms mir nicht übel, aber was du beschreibst, ist meines Erachtens die Definition eines Attributionsfehlers.

  • Ja, so ist es bei mir im Grunde auch. Ich ziehe daraus nur einen anderen Schluss. Nämlich, dass es andere Hunde, andere Menschen und andere Umstände sind. Sprich, ich vergleich gar nicht.

    Hier gibt's ne Frau mit 3 Collierüden, tolle Hunde, wunderschön, und sie geht mit ihnen leicht und großartig um. Aber so Wie sie mit den Hunden umgeht, wäre halt so gar nicht mein Fall, könnte ich nicht, würde ich nicht wollen und würde bei mir und im Umfeld einfach nach hinten losgehen. Trotzdem sind sie in meinem Augen ein perfektes Team, ohne, dass ich mich davon angesprochen fühle. Ich bin großer Fan der Individualität und Intuition. Meinen letzten Hund zu.b. hätte ich nie mit der Härte erziehen können, wie es der RR zuweilen braucht. Ich bin gern angepasst und flexibel, stelle mich gern auf den jeweiligen Hund ein. Demzufolge gibt es für mich auch nicht DEN einen Weg.

  • Ich finde schon die Idee von einer Beziehung, die leichter entsteht zu reden, schwierig. Leichter nach unserem Wertesystem, wo Konflikte und Eigenständigkeit als negativ ausgelegt werden.


    Da bin ich raus. Mit jedem Lebewesen, das man mir in die Wohnung setzt, werde ich eine Beziehung eingehen und dieses mit mir. Es geht gar nicht anders, außer wir fressen uns auf oder einer flieht. Das man manchmal denkt eine andere Art der Beziehung wäre leichter, als man sie lebt, ist für mich ansozialisiert, weil sie dem gesellschaftlichem Gefüge folgt.


    Wenn mich mein Hund eines gelehrt hat, dass es soviel mehr Versionen von Zusammenleben gibt, die nur nicht immer akzeptiert werden. Wenn wir Beide zittern und schreien bei jedem Eichhörnchen, dann ist das eben unser Weg. Solange wir keine Gesetze brechen, lass ich mich nun gern überraschen was passiert, wenn wir in Situationen geraten und schaue mir auch gern an wie unterschiedlich wir reagieren.

  • Ich denke auch viel über solche Themen nach. Zumal ich sehr sensible Hunde habe, aber selber bei Stress mal emotional reagiere. Und vllt auch mal zu drastisch für diesen Hundetyp bin. Reagiere dann aus dem Bauch, ohne drüber nachzudenken. Kann auch mal passend sein, ist es aber nicht immer.

    Emil beobachtet mich nun seit 9 Jahren sehr genau. Und ich finde er hat sich mir angepasst. Wenn er hohl dreht und ich sauer reagiere lässt er das augenblicklich sein. So wichtig isses dann nicht sich mit Mutti an zu legen.

    Ganz anders Lucifer. Leider oft mit seiner Umwelt überfordert, Wild, Pferde, Menschen,... Und vieles geht mir auf den Zeiger, weil es nicht besser zu werden scheint. Wenn ich da sauer werde ist er gestresst, weil er KANN gerade nicht anders. Und da ist dann viel mehr Ruhe und Gleichmut erforderlich, kann ich dann leider nicht immer.

  • Es geht doch dabei gar nicht mal in erster Linie ums Funkionieren. Selbst mir als Attributionsopfer ist klar, dass da noch ne Menge anderes reinspielt. Dass der Hund im Sinne der Gesellschaft "funktioniert" sagt wirklich nichts aus, ob da eine tragfähige Verbindung da ist, zumindest nicht als wichtigstes und einziges Merkmal.

    Ich versuchs mal noch anders zu verdeutlichen, worauf ich hinauswill: es gibt meiner Ansicht Persönlichkeitsmerkmale oder vielleicht besser Eigenschaften beim Menschen, die es dem Hund erleichtern, dem zu folgen oder die im Prinzip sogar die meisten Hunde dazu bringen, sich diesem Menschen gerne anzuschließen (sich dem Menschen anschließen, wollen sie ja irgendwie alle, darauf sind sie selektiert bzw. haben sich selbst darauf selektiert). Diese sind vielleicht bei manchen Menschen eher unbewusst aus angeborenen Anlagen und einer günstigen Umwelt entstanden, bei anderen ist es ein Prozeß der bewussten Persönlichkeitsbildung. Dazu würde ich eben Geduld, Empathie, bei sich sein/ in sich ruhen, Handlungsfähigkeit und Gelassenheit zählen (Humor kamn vielleicht auch nix schaden). Ich persönlich finde, an all diesen Eigenschaften kann man arbeiten, kann sie ausbilden, wenn man sie als wichtig erachtet.

    Und ich finde, das sind die wesentlichen Eigenschaften, um einen guten Draht zu anderen Lebewesen aufzubauen. Eine tragfähige, gesunde Beziehung etablieren. Alles andere ist Bonus oben darauf.

    Ich stelle mal die These in den Raum, dass jemand, der diese Eigenschaften sehr ausgeprägt hat, aber null Wissen und Erfahrung mit Hunden trotzdem nach zwei drei Jahren ein recht gelungenes Exemplar vor sich sitzen hat.

    Nimms mir nicht übel, aber was du beschreibst, ist meines Erachtens die Definition eines Attributionsfehlers.

    Ich sehe keinen Grund, dir was übel zu nehmen. Ich denke darüber nach. Dazu ist Austausch gut, finde ich.

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