"Der Halter macht den Hund" - viel Wahres dran oder eher eine Binse?

  • Mhmm, Jette spiegelt mein Verhalten ( wie ihr Vorgänger übrigens auch). Je entspannter ich unterwegs bin, desto entspannter und ruhiger ist Jette i.d.R. auch und andersrum, die gestresster ich bin desto unruhiger und auch aggressiver ist Jette.

  • Soll ja Menschen geben, die mehr als einen Hund haben und obwohl man immer der gleiche Mensch ist, sind die Hunde sehr, sehr unterschiedlich :p

    Kann ich absolut unterschreiben!!Zwischen Enya und Joey und Peaches (um nur mal bei den 3 und es sind alles Hütehunde (Aussie, Border, Sheltie) zu bleiben, liegen da Welten. Zwischen den 3 Shelties hier dagegen nicht...



    Wo es ein Pudel gut wegsteckt wenns Frauchen sehr sensibel ist, zurückhaltend oder gar vom ängstlichen Typ wird ein Terrier oder ein Schäferhund dies als Zeichen mangelnder Führungskompetenz sehen und selber die Führung übernehmen.

    Wobei es sich (falls) bloß anders äußert. Bei einem sensiblen Sheltie verstärkst du dessen Unsicherheit so gerne, macht ihn zwar nicht zu deinem ungewollten "Beschützer", aber durchaus zu einem "Angstkläffer", bzw. noch Umwelt-unsicherer.

    Will ich, dass der Hund z.B. Verhalten unterlässt, das für den Hund selbst eine hohe Wertigkeit hat, muss ich mir sicher sein, dass ich das Verhalten notfalls beenden kann. Strahle ich das aus, reicht das ja oft schon.

    Auch bei nicht-Unsicherheit, sondern z.B. Jagdtrieb? (war ja ein Beispiel von dir)


    Zu wissen, wie man etwas beibringt, setze ich halt nicht mit innerer Einstellung gleich


  • Intensive Arbeit an sich selbst ist eine Vorausssetzung für die erfolgreiche Arbeit mit dem Hund.

    Dafür muss man erstmal definieren, was man unter erfolgreich versteht.


    Für den einen ist das Ziel eine WM, der nächste möchte einen möglichst tauglichen Helfer und der wiedernächste einfach einen entspannten Begleiter.


    Und grade bei letzterem ist harte Arbeit an sich selbst echt das letzte, was ich unter Entspannt verstehen würde. Man hat immer eine gewisse Grunderziehung, natürlich. Aber sonst macht auch einfach viel Genetik aus. Schwer machen und eine Herausforderung kann man sich natürlich immer suchen, das ist klar.

  • Mir ist irgendwann ab Tier X aufgefallen, es gibt so Dinge, die haben sie alle und zwar nicht von Anfang an, sondern entwickeln sich mit der Zeit. Da geht's aber um Nuancen, charakterlich und vom Typ waren sie doch sehr unterschiedlich.

    Ich weiß was du meinst, ich erlebe das auch so. Nastro ist ein völlig anderer Typ als sein Vorgänger es war. Und mittlerweile gibt es Sachen, die er auch zeigt. (Teils bin ich genervt, teils finde ich es cool.)

  • mich persönlich stört es sowohl wenn alles am Halter als auch wenn alles an Vorerfahrungen festgelegt wird.

    Ich meine so viele Fälle wo der Hund mit paar Monaten aus dem TS aufgenommen wurde, dann ein Verhalten zeigt, über Jahre, und das immer mit "der hat sicher auf der Strasse/im Shelter schlechte Erfahrungen mit ... gemacht". Lass ich mir einreden wenn der Hund erst vor Kurzem übernommen wurde aber nein, wenn er nach 5 Jahren beim Halter noch immer draussen schwarze Hunde anpöbelt dann liegt es womöglich doch am Halter an dem Verhalten zu arbeiten.

    Andererseits nervt mich - wenn es heisst "es liegt alles am Halter, schaut Mal mein Hund kuschelt mit Babykaninchen, der würde denen nie was tun weil ihm nie jemand beigebracht hat aggressiv zu sein".

    Das sind dann die Leute die - sollte doch Mal was passieren - aus allen Wolken fallen dass ihr Hund sowas böses überhaupt tun kann.

  • Um mal ein konkretes Beispiel zu nennen, meine Tiere sind Trampel,

    Und meine haben diese wunderbaren Gummiknochen und geben sich allergrößte Mühe beim Origami aufm Schoß. Alle. Egal ob TS oder als Welpe und unterschiedliche Rassen. :herzen1:

  • Ich denke, man wächst einfach im Laufe der Zeit zusammen wie ein altes Ehepaar. Man kennt die Macken, lernt damit besser umzugehen und sie zu vermeiden, dasselbe findet auf Seiten des Hundes statt. Sicherlich gibt es eine Art Grundcharakter auf dem alles basiert, aber ich habe zumindest bei meinen Hunden schon auch die Beobachtung gemacht, dass sie mir im Laufe der Zeit ähnlich werden 🫣

    Ich arbeite auch nicht bewusst an mir, um was beim Hund zu ändern. Nein, ich versuche den Hund besser zu lesen, versuche ihn besser einschätzen und vorhersagen zu können, um einfach unser Verhältnis angenehmer zu gestalten. Selbiges passiert auch auf Seiten des Hundes, nur schreibt er darüber nicht in einem Forum (hoffe ich 😅).

  • Der Halter macht den Hund. Ja und nein.


    Ja: Die eigene Erwartungshaltung macht viel aus, wie sehr man sich streßt und wieviel Druck man (bewußt oder unbewußt) auf sich und besonders auch auf den Hund ausübt.

    Ebenso die Rassewahl, habe ich eine Rasse gewählt die gut in mein Leben passt? Dann ist meist schon viel weniger Druck da. Habe ich eine Rasse die so garnicht zu mir und meinem Leben passt? Dann wirds mehr Probleme geben.

    Beispiel: Taro ist mein fünfter eigener Hund, davor zig Hunde als Gassigänger. Probleme mit Taro? Keine. Durch meine Erfahrung nehme ich ihn wie er ist, das hilft enorm. Aber viel wichtiger ist eben das die Rasse einfach zu mir und meinem Leben passt!

    Seine rassetypischen Eigenheiten (zurückhaltend bei Fremden, sehr vokal sein, im generellen ein sehr weicher Hund, etc) passen super zu mir. Meine Entspanntheit und seine Weichheit ist ideal, meine Gelassenheit in Sachen Hund macht seine Zurückhaltung zu garkeinem Problem, hier im Haus soll gemeldet werden sodas seine Kläffigkeit ebenso überhaupt kein Problem darstellt.

    Eine Bekannte hat nen Tierschutzmix, optisch sehr Terrier und auch innerlich sehr Terrier. Sie ist eine leicht zu beindruckende Person, weich, absolut liebenswert aber niemand der sehr konsequent sein kann.

    Sie meinte letztens das es ja kein Wunder sei das Taro so einfach sei, ich hätte ja schon viel mit Hunden zu tun gehabt und darum ist es so easy, während er ihr zweiter Hund überhaupt ist und der erste war schon ein Senior als sie ihn bekommen hat.

    Nope. Das liegt einfach daran das sie absolut nicht zu einem Terrier passt. Der Senior davor war ein Spanielmix, ein total gelassener alter Mann der einfach alles schon gesehen hatte in seinen 10 Jahren und der nichts anderes wollte als nette Spaziergänge, Zuwendung und ein weiches Körbchen. Der Terriermix ist mit seinen 4 Jahren in Saft und Kraft, laut Tierheim ist er durch 3 Hände gegangen bevor er überhaupt im TH landete und hat dementsprechend Ballast noch zusätzlich.

    Käme ich mit dem Terrier klar? Sicher. Meine Erfahrung hilft, aber eben auch das ich Terrier "kann", ich mag die und ihre Art.

    Viel wichtiger aber wäre das ich ein ganz anderes Umfeld bieten kann als sie.


    Das ist ebenso ein "Ja, der Halter macht den Hund", denn das Umfeld in das der Hund kommt wird ja vom Halter bestimmt.

    Sie lebt mitten in der Großstadt, eine kleine 2 Zimmerwohnung und sie lässt den Hund eben wachen, ist aber total gestreßt von jedem Laut den er macht weil die Nachbarn ja was sagen könnten. Der Stress treibt den Terrier natürlich nur noch mehr zum Flippen.

    Zum Park muss sie erstmal ne halbe Stunde durch dichtes Stadtgebiet voller Menschen und Hunde. Auch hier lässt sie den Terrier einfach machen, keine Anleitung, keine Führung, der tut was er will und sie hängt an der Leine.

    Die meisten ihrer Probleme sind also hausgemacht von ihr selbst.


    Nein: Man bekommt ja kein unbeschriebenes Blatt. Genetik, Epigenetik, die ersten Wochen prägen enorm.

    Jeder Hund ist ein Individuum und hat einen eigenen Kopf.

    Die Auswahl der Rasse fällt aber ja doch wieder unter "Ja", denn die Entscheidung für die Rasse liegt ja beim Halter.

    Man macht aus nem Mal keinen Sheltie, das ist schlicht völlig unmöglich. Aber die Entscheidung für den Mali oder den Sheltie (oder was auch immer) liegt ja einzig und allein beim Halter.




    Es ist halt vielschichtig.

    Was will ich vom Hund? Was ist ein absolutes Muss, was nicht?

    Suche ich dementsprechend schon aus habe ich das Zusammenleben schon direkt einfacher gemacht.

    Der Rest liegt halt schon sehr viel an mir, soweit es eben der Hund an sich zulässt.

  • "Man bekommt immer den Hund, den man verdient hat" - den Spruch habe ich zu hören bekommen.


    Mich hat er dazu bewegt, zu überlegen, warum ich mir jeweils genau diesen Hund ausgesucht hatte. Mal waren es schwierige Hunde, mal einfache. Ich glaube also, dass man intuitiv schon eine bestimmte Art Hund von Anfang an attraktiver findet und auswählt.



    Gleichzeitig hat die Aussage "Der Halter macht den Hund" eine Fußangel. Das würde nämlich bedeuten, wenn ich mich nur genug anstrenge und versuche, die perfekte Hundehalterin zu werden, auch mein Hund der perfekte Hund wird. Und da fängt es an, verkopft und irgendwo auch ungesund zu werden. "Wenn ich nur...hätte, dann wäre mein Hund..."


    Verzweiflung, Trauer darüber, was nie erreicht werden wird, Unzufriedenheit mit sich selbst und dem Hund, Desillusionierung, aber auch Neid auf andere, wo es besser läuft, ist dann nicht mehr weit.




    Ich persönlich fahre viel besser mit Akzeptanz. Ich bin ein unperfekter Mensch mit einem unperfekten Hund. Ich werde nie alles perfekt machen, und mein Hund auch nicht. Ich geb mein Bestes, und das ist gut genug.

    Mein Hund hat zwar Macken, aber die haben andere Hunde auch. Wichtig ist, wie ich mit diesen Macken umgehe.



    Souveränität, Ruhe, Selbstsicherheit, das sind Eigenschaften, die ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet habe, auch mit Unterstützung. Die nutzen mir im Umgang mit meinem Hund ganz erheblich.


    Gleichzeitig weiss ich, dass nichts so ist, wie es aussieht. Sprich, Urteilen über andere.

    Ich schreib auch im "Nervige HH" Faden mit und denke mir manchmal meinen Teil. Aber der erwachsene Teil in mir weiss natürlich sehr wohl, dass es oft ganz anders ist in Wirklichkeit, als es auf mich wirkt.


    Deshalb ist "Der Halter macht den Hund" im Grunde auch ein verdeckter Freifahrtschein, um andere ab- und sich selbst damit aufzuwerten. Denn "der Hund ist nur so, weil der Halter soundso ist", ist eine bequeme wie auch manchmal unfaire Schlussfolgerung. Vielleicht ist der Hund auch "so", in gutem wie weniger gutem Sinne, trotz dem dass der Halter bemüht oder eben uninteressiert ist.


    Alles ist im Fluss und wenn es um Interaktionen zwischen Lebewesen geht, ist alles möglich. Ich hab jetzt den 8. eigenen Hund und jeder war ein Unikat. Und jedes Mal stelle ich mich neu ein und arbeite natürlich an mir und an ihm. Man entwickelt sich gemeinsam weiter.

    Aber ob ich jetzt den Hund dazu gebraucht habe, um mich weiterzuentwickeln, oder er mich, das ist jetzt Philosophie xD und es gibt letztlich keine universelle Antwort darauf, weil es so viele Halter/Hund Gespanne gibt wie unterschiedliche Beziehungen/Teams auf dieser Welt.

  • Ich weiß gar nicht ob man diese Frage überhaupt so ganz klar beantworten kann. Meiner Meinung nach ergibt sich aus Anlage/Genetik/Charakter des Hundes, Persönlichkeit des Menschen (dabei vor Allem wie verhalten/ wie passen und wirken sie aufeinander) seine ganz starke gegenseitige Wechselwirkung Umwelteinflüsse sowie Lebensbedingungen spielen ebenfalls eine große Rolle. Aus all dem entsteht ein großes Beziehungsgeflecht, ein Kreislauf von Ursache und Wirkung bei dem es meiner Ansicht nach unmöglich ist genau zu sagen, was nun genau worauf zurückzuführen ist.

    Ich hoffe ihr versteht was ich meine.

    Klar für mich ist

    - Jeder Hund und jeder Mensch bringen bestimmte genetische und persönliche Voraussetzungen mit die ein bestimmtes Entwicklungsspektrum vorgeben. Diese zu akzeptieren und mit ihnen und nicht gegen sie zu arbeiten ist für mich eine ganz wichtige Voraussetzung dafür um ein gutes

    Team zu werden.

    - Was sich in welchem Maße ausprägt hängt sehr stark von der Umwelt, also auch vom Halter, ab.

    - Eigenreflexion ist immer sinnvoll um einen guten gemeinsamen Weg mit dem Hund zu finden. Es macht immer Sinn zu schauen, wie wirkt sich

    mein Verhalten aus? Erziele ich mit meinen Handlungen die gewünschte Wirkung?

    - Die eigene Einstellung ist durchaus ein maßgeblicher Faktor; aber nicht immer alles entscheidend.

    - Je klarer ich bin, desto wichtiger mir etwas ist, desto größer ist die Chance, dass der Hund das gewünschte Verhalten zeigt.

    Ich denke, dass liegt einfach daran, dass man bei dingen die einem wirklich wichtig sind einfach durchgängig konsequenter ist und der Hund am eigenen Verhalten merkt, dass es da nichts zu diskutieren gibt.


    LG


    Franziska mit Till

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