"Der Halter macht den Hund" - viel Wahres dran oder eher eine Binse?

  • Dann passt es einfach. Das ist schön. Wenn alles easy flutscht, achte ich da auch nicht so auf mich, aber dann bin ich in der Regel entspannt, bei mir und immer mit einer Ecke des Hirns beim Hund.

  • Wenn man vom ganzen Satz ausgeht:

    „Der Züchter macht den Welpen, der Halter macht den Hund“,

    dann hat das eine viel größere Tragweite, als nur den 2. Satzteil zu verwenden.

    Ein guter Züchter, der sich bewusst ist, wie groß sein Anteil daran ist, kann diesen Satz guten Gewissens sagen.

    Er wird dem Welpen nach bestem Wissen und Gewissen all das mitgeben, was danach einfach kaum noch aufgeholt werden kann.

    Ein Züchter, der seine Hunde und eben auch genau diese Rasse, liebt und die Zucht aus Überzeugung betreibt, sollte ja auch Interesse daran haben, dass die Welt genau solche Hunde „braucht“ und dass die Nachkommen so geliebt werden, wie die eigenen. Wenn dann der Welpe zu Menschen kommt, die bewusst die Rasse ausgesucht haben, kann man schon ein stückweit sagen, der Welpe hat die bestmöglichen, rassetypischen Anlagen mitgebracht, den „Rest“ darf der Halter dann ganz allein „versauen“.

    Dabei mein ich nicht zwangsläufig, dass der Halter dann an allem „schuld“ ist, aber der der Züchter ist dann raus. Klar gibt’s dann immer noch viele Variablen und in dem Fall ist der Welpe ja vermutlich auch noch ein Welpe, aber der neue Halter hat mit dem Hund die bestmöglichen Voraussetzungen.


    Andersrum ist es eine Tatsache, dass schlechte Aufzucht schon den Welpen so prägen kann, dass es mindestens unglaublich schwer, wenn nicht gar unmöglich ist, einen versauten Welpen jemals zu einem angenehmen Hund zu machen.

  • Klassiker ist ja zb der Leinenpöpler und ein unsicherer Halter nimmt, oft unbewußt, die Leine fester oder kürzer und prompt startet der Hund durch.

    Ich beobachte hier eigentlich immer was anderes bei den Leinenpöblern (bei Hundebegegnungen): Der Hundehalter ist nicht beim Hund, sondern unterhält sich oder ist am Handy, der Hund entscheidet selbst, was er macht – und zwar zu pöbeln. Oder, andere Variante: der Besitzer weiß schon, dass der Hund pöbelt und versucht, konsequent anderen Hunden aus dem Weg zu gehen, in dem er die Straßenseite wechselt (während der Hund schon halb in der Leine hängt).

    Was ich so gut wie nie sehe: dass der Mensch halt entscheidet und managed, wie die Hundebegegnung aussehen soll. Dass man den Hund mal auf die andere Seite nimmt und sich dazwischen stellt. Dass man den anderen Hundehalter bittet, den Hund anzuleinen etc. Sowas kommt überhaupt nicht vor.

    Und bei sowas habe ich schon den Eindruck, dass das zu 90% menschengemacht ist, ehrlich gesagt. Am Hund selbst liegt dann nur, ob der eher aggressiv oder ängstlich nach vorne geht, wie laut er dabei ist etc.



    Und, wenn man die Frage mal adersrum aufzieht: Was kann man denn am (schon vorhandenen) Hund machen? Die Genetik und Vorerfahrungen kann man nicht ändern, sondern eh nur das eigene Verhalten. Das ist ja eh die einzige Stellschraube, die man hat.

  • Um mal ein konkretes Beispiel zu nennen, meine Tiere sind Trampel, nicht zu verwechseln mit stumpf oder büffelig.

    Die Frage ist, was machst du falsch, dass die so trampelig sind? Frage für einen Freund |)

  • Was ich aber lernen durfte - nimmt man sich mental starke Rassen brauchen die einen Besitzer der dies auch ist. Wo es ein Pudel gut wegsteckt wenns Frauchen sehr sensibel ist, zurückhaltend oder gar vom ängstlichen Typ wird ein Terrier oder ein Schäferhund dies als Zeichen mangelnder Führungskompetenz sehen und selber die Führung übernehmen.


    Pudel sind eigentlich dafür bekannt, dass sie sehr sensibel und empathisch auf ihre Halter reagieren. Genau das macht sie ja unter anderem so menschlich.

    Die würde ich eher mit dem Schäferhund auf eine Stufe stellen. Pudel werden nur halt seltenst gefährlich, wenn sie die Führung übernehmen.


    Terrier dagegen interessieren sich an sich recht wenig für die Gemütslage ihrer Menschen. Klar, sie wollen einen Menschen, der ihnen das Wasser reichen kann, aber ob man sensibel ist, ist denen doch recht egal, kommt mir vor.

    Finya hat es zumindest nie interessiert, wenn ich schlecht drauf war oder gereizt. Der war nur wichtig, dass ich meine, was ich sage. Für Frodo ist der Tag dann dagegen gelaufen, weil wenn Frauchen schlecht drauf ist, geht die Welt demnächst unter und man muss seinen Kummer in die Welt brüllen :dizzy_face:

  • Um mal ein konkretes Beispiel zu nennen, meine Tiere sind Trampel, nicht zu verwechseln mit stumpf oder büffelig.

    Die Frage ist, was machst du falsch, dass die so trampelig sind? Frage für einen Freund |)

    Wenn ich das rausgefunden habe sage ich Bescheid.


    Bei der Hundeauswahl darauf achten war keine Lösung. Bei Einzug war sie nahe an zerbrechlich und ist vom Arm geflossen vor lauter Weichheit. Jetzt nennen wir sie Abrissbirne :ka:

  • Die Anmahme "der Halter macht den Hund" wird häufig gefühlt mit "alles Erziehung" gleichgesetzt und dann hat man innerhalb eines Monats 5 Anfragen, ob man nicht noch Platz für einen Mali hätte, weil den kein Tierheim nimmt und man nicht wüsste wo hin damit.


    Hier leb(t)en ja reichlich verschiedene Hunderassen und die waren tatsächlich auch alle extrem unterschiedlich. Ein paar Dinge hatten sie gemein, keine Leinenpöbler, kein Gebelle am Zaun, aber ansonsten? Von verträglich mit allem und jeden bis hin zu selbst mit den eigenen Hunden kritisch, von völlig freundlich gegenüber jedem Menschen bis hinzu exakt eine Person kann den Hund händeln, von völlig ignorant jeglichem Wild gegenüber, bis hin zu Schreiattacken bei Wildgeruch....


    Natürlich hat der Halter einem extremen Einfluss auf seinen Hund, er wird das Grundwesen aber halt auch nicjt verändern können

  • Die Anmahme "der Halter macht den Hund" wird häufig gefühlt mit "alles Erziehung" gleichgesetzt und dann hat man innerhalb eines Monats 5 Anfragen, ob man nicht noch Platz für einen Mali hätte, weil den kein Tierheim nimmt und man nicht wüsste wo hin damit.


    Hier leb(t)en ja reichlich verschiedene Hunderassen und die waren tatsächlich auch alle extrem unterschiedlich. Ein paar Dinge hatten sie gemein, keine Leinenpöbler, kein Gebelle am Zaun, aber ansonsten? Von verträglich mit allem und jeden bis hin zu selbst mit den eigenen Hunden kritisch, von völlig freundlich gegenüber jedem Menschen bis hinzu exakt eine Person kann den Hund händeln, von völlig ignorant jeglichem Wild gegenüber, bis hin zu Schreiattacken bei Wildgeruch....


    Natürlich hat der Halter einem extremen Einfluss auf seinen Hund, er wird das Grundwesen aber halt auch nicjt verändern können

    Aber wer anders als der Halter ist denn am Ende dafür verantwortlich, dass der Hund es hinkriegt, sich zumindest unauffällig in der Öffentlichkeit zu bewegen?

    Sollte eine dahingehende Anpassung des Hundes, selbst bei besonderer genetischer Disposition, nicht zumindest möglich sein?

    Dass man den Anspruch hat, der Hund bewegt sich nur auf eigenem Grundstück und hat grundsätzlich nur Kontakt zu wenigen ausgewählten Menschen, dürfte nicht der Normalfall sein (und damit meine ich nicht, dass man den Hund auf jede Hundewiese schmeißen muss oder den durch Menschenmassen zerren muss, aber man bewegt sich nun ja normalerweise schon mit dem Hund in der Öffentlichkeit. Und selbst wenn das vorwiegend Pampa ist, ist man da ja nicht immer mutterseelenallein.)

  • Wenn ich jetzt meine drei aktuellen Hunde nehme, die laufen alle "unauffällig" mit mit durch die Gegend. Einer davon ist halt immer mit Maulkorb gesichert, weil er auf andere Menschen gut verzichten kann. Ich(!) habe ihn so erzogen(!), dass er niemanden fixiert, niemanden angeht und von außen betrachtet völlig unbeeindruckt von A nach B geht. Worauf ich keinen Einfluss habe ist, dass der Hund sich niemals freiwillig von fremden anfassen lassen würde (also ohne das er unter einem Signal steht) und ich bekomme ihn auch nicht dazu erzogen, das er Körperkontakt mit anderen, ihm bekannten Personen genießt. Der fand in Alter von sechs Wochen Fremde schon überflüssig.


    Wenn ich jetzt also hingehe und sage, dass ist alles Halter gemacht und mir diesen Typ Hund hole, um ihn mit ins WG Leben nach Berlin nehme und erwarte das er ständig wechselnden Besuch empfängt, wird das Tendenziell wohl eher schwierig.


    Mein alter Labbi mag keine anderen intakten Rüden, er läuft mit anderen Rüden im Freilauf, er ist neutral bei fremden Hunden, er hat gelernt bei imponierenden Jungspunden zu mir zu kommen, den werde ich aber trotz tausend Bemühungen nicht dazu bekommen, dass er Spielaufforderungen tanzend über die Hundefreilauffläche schwebt, weil er das eben einfach nicht ist.

  • Wenn ich jetzt meine drei aktuellen Hunde nehme, die laufen alle "unauffällig" mit mit durch die Gegend. Einer davon ist halt immer mit Maulkorb gesichert, weil er auf andere Menschen gut verzichten kann. Ich(!) habe ihn so erzogen(!), dass er niemanden fixiert, niemanden angeht und von außen betrachtet völlig unbeeindruckt von A nach B geht. Worauf ich keinen Einfluss habe ist, dass der Hund sich niemals freiwillig von fremden anfassen lassen würde (also ohne das er unter einem Signal steht) und ich bekomme ihn auch nicht dazu erzogen, das er Körperkontakt mit anderen, ihm bekannten Personen genießt. Der fand in Alter von sechs Wochen Fremde schon überflüssig.


    Wenn ich jetzt also hingehe und sage, dass ist alles Halter gemacht und mir diesen Typ Hund hole, um ihn mit ins WG Leben nach Berlin nehme und erwarte das er ständig wechselnden Besuch empfängt, wird das Tendenziell wohl eher schwierig.


    Mein alter Labbi mag keine anderen intakten Rüden, er läuft mit anderen Rüden im Freilauf, er ist neutral bei fremden Hunden, er hat gelernt bei imponierenden Jungspunden zu mir zu kommen, den werde ich aber trotz tausend Bemühungen nicht dazu bekommen, dass er Spielaufforderungen tanzend über die Hundefreilauffläche schwebt, weil er das eben einfach nicht ist.

    Verlangt ja niemand, oder?

    Ich glaube auch, es wurde schon gesagt, dass der Halter die Genetik nicht komplett "ausschalten" kann. Ein Hund beispielsweise, der fremde Menschen nicht braucht, kann aber durchaus lernen, dass er sie weder stalken noch beissen und eben in der Wohnung dulden muss.

    Kein vernünftiger Hundemensch würde erwarten oder wollen, dass der mit denen jetzt kuschelt oder sich anfassen und streicheln lassen muss, oder?

    An sich arbeiten, beinhaltet ja auch, mich mit dem Wesen auseinanderzusetzen, das ich habe.

    Wer sich beispielsweise einen Kangal in die 1- Zimmerwohnung in der Großstadt holt, ist für mich jetzt halt eher niemand, der überhaupt vorhat, sich ernsthaft mit dem Wesen Hund zu beschäftigen. Bei manchen ist wohl Hopfen und Malz verloren, aber von denen gehe ich jetzt mal nicht aus.

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