Erziehung gut oder schlecht?

  • Bei einem 12 Wochen alten Welpen egal welcher Rasse ist es eigentlich recht unnötig, die wenigen mentalen Ressourcen für reines Kommandotraining, insbesondere für Positionssignale wie "Sitz" und "Platz" zu verbrauchen. Das lernt der Hund in einigen Monaten immer noch genauso gut.

    Es spricht nichts dagegen, spielerisch etwas Gehorsam in den Alltag einfließen zu lassen (z.B. Rückrufsignal nutzen, wenn der Welpe gerade freudig auf einen zuwackelt), aber meiner Ansicht nach sollte der Schwerpunkt erstmal sein, dass der Welpe zu einem alltagstauglichen Hund ranwächst und die Hausregeln kennenlernt, sodass ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Hund überhaupt möglich ist.



    Ein "Stop"-Signal kann zwar hilfreich sein, in der Situation finde ich es aber schwierig, die ihr beschreibt. Da bastelt man sich schnell eine ungute Verhaltenskette zusammen, weil der Hund checkt: "Ah, wenn ich denen in die Füße zwicke, und dann sagen sie das Wort XY und ich höre auf, kriege ich einen Keks!" Außerdem löst es ja das Grund-Thema nicht, das in eurem Fall sein könnte, dass der Welpe nicht ausreichend Gelegenheit bekommt, zu spielen und zu toben.


    Die Rassewahl würde mich aber ehrlich gesagt auch interessieren, also warum ihr euch für einen Rotti entschieden habt.

  • Zunächst einmal hat unser Kleiner die Angewohnheit, immer wieder in die Füße zu beißen. Es ist schon besser geworden, seit wir ihm auf Anraten unseres Trainers ein Stopp-Signal geben und ihn mit einem Leckerli belohnen, wenn er aufhört. Er sitzt dann brav da und nimmt das Leckerli, hört aber nicht vollständig damit auf. Habt ihr vielleicht Tipps, wie wir dieses Verhalten weiter verbessern können?

    Das Leckerli ist dann quasi euer Schutzgeld an den Hund. Ne, also da würde ich rigoros vorgehen und das schon im Ansatz verbieten. Stell dir mal vor, der macht das so weiter, wenn er erwachsen ist.

    Ein weiteres Problem ist, dass er manchmal aggressiv wird, wenn ich ihn aus dem Garten hochtragen möchte. Da er dann in meinen Armen ist, fühle ich mich ziemlich hilflos. Wie sollte ich in solchen Situationen am besten reagieren?

    Er hat Beine und kann selber laufen. Anleinen, weitergehen. Ich weiß ja nicht, was ihr im Garten macht. Aber dass er "schnappig" wird, kann natürlich Frust sein, weil nun der Spielspaß abrupt vorbei ist. In dem Fall würde ich schauen, ihn nicht direkt nach einem spannenden Spiel nach drinnen zu verbringen, sondern das Spiel langsam ausklingen zu lassen oder in die Wohnung zu verlagern.

  • Keine Ahnung was meinem Hund da genau durch den Kopf geht, aber wenn sie andere Hunde sieht oder auch Kinder, die im Arm gehalten werden, dann reagiert die drauf, bellt seltenerweise sogar darauf, als ob die sagen würde... lasse das arme Geschöpft runter. Wenn ich sie teils selbst in den Arm nehmen muss, also in der Metro beim Ein- und Aussteigen oder auf vollen Rolltreppen, das mag die acuh nicht, tolleriert es aber mittlerweile, genauso wie im Supermarkt beim Einkaufen. Sie ist jetzt 7 und mag es nicht sonderlich hoch auf den Arm genommen zu werden.

  • Hallo Leute,


    vielen Dank für eure zahlreichen Antworten und Tipps. Wir haben unseren kleinen Racker jetzt seit vier Wochen und genießen diese aufregende Welpenzeit in vollen Zügen. Wir trainieren nicht ununterbrochen, aber Kommandos wie Sitz und Platz hatte er bereits nach nur zwei Versuchen drauf, also haben wir nicht weiter intensiv daran gearbeitet. Allerdings ist unser Kleiner ziemlich clever und braucht ständige geistige Herausforderungen, sonst stellt er uns die Wohnung auf den Kopf!


    Da ich beruflich die Freiheit habe, meistens zu Hause zu sein, versuche ich ihm auch Ruhephasen zu vermitteln, was nicht immer einfach ist, da er weniger schläft als viele andere Welpen. Wir leben in einem Haus mit vier Etagen und einer langen, steilen Treppe zum Garten, deshalb hält er sich meist im offenen Wohnbereich auf. Beim Gang in den Garten trage ich ihn.


    Beim Spielen gibt es noch eine Herausforderung: Er beißt nach ein paar Sekunden oft in die Hände oder in die Hacken, sobald man sich aus der Situation zurückziehen möchte. Ich habe ihm natürlich Alternativen angeboten, aber diese verliert er schnell wieder aus dem Interesse. Die Hacken sind anscheinend einfach zu verlockend. „Aggressiv“ ist vielleicht das falsche Wort, vielleicht eher „stürmisch“. Manchmal ist er kaum zu bändigen. Das Festhalten und Beruhigen funktioniert auch nur gelegentlich.


    Warum haben wir uns für einen Rottweiler entschieden? Das Rassenprofil passte einfach perfekt zu uns. Wir haben uns zwei Jahre lang informiert und viele Rassen in Betracht gezogen. Zudem finde ich die Größe toll, da ich mit meinen zwei Metern einen perfekten Spielgefährten habe.


    Freue mich weiterhin auf eure Tipps und Erfahrungen!


    Liebe Grüße

  • Ich würde mir einen schönen nicht zu harten Zergel/Beisswurst anschaffen und mit ihn spielerisch üben, dass man auf Kommando loslassen und kurz runterfahren kann, ehe das Spiel noch mal toll weitergeht. Dabei bewusst auf die Körpersprache des Hundes und die eigene achten. Also beim Auskommando kurz einfrieren, eventuell auch ruhig und bestimmt die Zähnchen lösen und erst weitermachen, wenn der Kleine kurz innehält und runterfährt. Anfänglich reichen da wenige Sekunden. Diese Zeit des Runterfahrens und Abwartens kann man dann peu a peu verlängern.

    Da lernt der Hund (und der Mensch) schon eine ganz Menge dabei.

    Kommandos würde ich auch nur eher kurz und spielerisch "trainieren". Die "Dressur" ist jetzt nicht das wichtigste. Die Kommandos hat der Hund im Grundsatz auch später sehr schnell verknüpft und je besser die Basis ist, desto nachhaltiger werden sie später beachtet (üben muss man dann trotzdem immer wieder mal kurz).

  • Kommandos wie Sitz und Platz hatte er bereits nach nur zwei Versuchen drauf, also haben wir nicht weiter intensiv daran gearbeitet.

    Ähm,

    täusche Dich da mal nicht!

    Gerade junge Hunde bekommen immer wieder frische bunte Knete dazu, welches "neu" geformt werden muß.

    Bis dahin wird nichts sicher sitzen ;)


    Da ich beruflich die Freiheit habe, meistens zu Hause zu sein, versuche ich ihm auch Ruhephasen zu vermitteln,

    Heißt das, daß er kaum von alleine zur Ruhe kommt?


    Darf er mal toben? Mit anderen Hunden durch die Gegend ballern? Die Welt um sich herum "alleine" entdecken, alles ausprobieren?


    Beim Spielen gibt es noch eine Herausforderung: Er beißt nach ein paar Sekunden oft in die Hände oder in die Hacken,

    Hm, da könnte vielleicht ein kleiner Hinweis sein, daß der Hund überdreht ist.


    Manchmal ist er kaum zu bändigen. Das Festhalten und Beruhigen funktioniert auch nur gelegentlich.

    Joah, wenn der Druck so groß ist, daß es einen Ventil zum Entweichen braucht, ist Festhalten und "beruhigen" eher kontraproduktiv.

    Dann eher schauen, WAS das Faß zum Überlaufen bringt und da mal etwas weniger machen.

    Ansonsten, junge Hunde rennen gerne, um überschüssige Energie loswerden zu können.

  • Allerdings ist unser Kleiner ziemlich clever und braucht ständige geistige Herausforderungen, sonst stellt er uns die Wohnung auf den Kopf!

    Erstmal braucht so ein Welpe genug Schlaf, schon allein um Reize verarbeiten zu können. Ich bin nun absolut kein Fan davon, Hunde ständig zur Ruhe zu zwingen. Gerade Welpen müssen auch spielen und erkunden dürfen. Aber eine gewisse Ausgewogenheit ist schon wichtig. "Wohnung auf den Kopf stellen" könnte auch ein Zeichen von eigentlicher Überforderung sein. Als Mensch reagiert man dann oft, indem man mehr und mehr Programm bietet, wodurch der Hund noch stärker hochspult.

    Zudem würde ich da auf Struktur im Tagesablauf setzen. Vielleicht helfen eurem Welpen ähnliche Abläufe von Tag zu Tag. Ich finde es zwar völlig in Ordnung, auch öfter mal auf Spielaufforderungen des Hundes etc. einzugehen, man sollte aber nicht andauernd springen, nur weil der Welpe gerade Action möchte. Das kann gerade bei einer doch recht willensstarken Rasse auch nach hinten losgehen.

  • Manche Hunde sind leider so schlau, dass sie Verknüpfungen herstellen.

    1. Erst muss ich in die Hacken beißen.
    2. Dann kommt das Stop
    3. Dann gibts ein Leckerli


    Juhu, automatischer Futterspender!


    Das erlebt man gern Outdoor, wenn die Hunde zu weit weglaufen und fürs wieder Rankommen belohnt werden. Entsprechend gehen sie immer wieder zu weit weg, um sich das Leckerchen durchs Ranholen abzukassieren.


    Da muss man immer ein Auge drauf haben, sich nicht selbst in so eine Problemspirale zu begeben.

  • Wie viel schläft er denn? Und wie sieht euer Alltag aus? Wie oft wird mit Kumpels getobt bis zum Umfallen? Was macht ihr so jeden Tag?


    Nun ja, du hast irgendwo geschrieben, dass der Zwerg aus einer Leistungslinie stammt. Somit wundert es mich nicht wirklich, dass da Power drin steckt.

    Das "Aus"-Spiel wurde ja schon erklärt. Das hilft. Wir haben hier tatsächlich auf körperliches Spielen verzichtet, bis die Knalltüte (Rotti x Schäfi) eben nicht mehr in Hände und Arme gekniffen hat. Solange wurde eben mit Seil o.ä. gespielt. Inzwischen kann man auch wieder ein bisschen Raufen spielen. Sie ist vorsichtiger geworden.


    Was das Thema "Ruhe" angeht. Boar was habe ich mich anfangs verrückt gemacht, weil hier nicht genug geschlafen wurde. Wirklich. Ich hätte wahnsinnig werden können. Bis mir jemand sagte - du kannst deinen Hund dazu nicht zwingen. Hey wenn sie meint sie muss jetzt noch 10 Minuten wie ne Verrückte durch die Gegend pesen und ihr Spieli dabei schleudern so what. Und siehe da - anschließend fiel sie um und schlief und schlief und schlief.

    Bei uns hat es ungemein geholfen, den Druck rauszunehmen. Wichtig war, dass nach spannenden Ereignissen geschlafen wurde. Und zwar ca. 2h wo einfach nichts passiert. Kein Spiel, keine Aufmerksamkeit - gar nichts. Das war sooooo langweilig, dass ging dann recht schnell. Wenn sie sich mal nicht selbst regulieren konnte, wurde die Hausleine dran gemacht (Achtung da brauchst du wohl Schuhe), sich notfalls daraufgestellt, der Hund ignoriert bis der Hund schlief. Das war dann ein sicheres Zeichen, dass vielleicht ein wenig viel Programm war und man am nächsten Tag anders gestaltet hat.


    Zum Thema Füße beißen - besorg dir für die erste Zeit Hausschuhe.

    Beißt er da rein, quietschst du nicht lustig und hüpfst weg. Und Kekse regnet es dafür auch keine. Dann wird das Spiel schnell langweilig. :pfeif:

  • Box oder so ein Laufstall habt ihr nicht? Ist bei uns der game changer gewesen in Sachen zur Ruhe kommen, ohne weiß ich nicht wie wir das hätten hinbekommen sollen, kann man dann auch recht schnell wieder ausschleifen mit offener Tür, oder Schlafplätzen außerhalb vom Gehege.


    Thema beißen hört sich auch ähnlich an wie bei unserem. Bei uns wa das Problem das wir den Hund nicht beeindrucken konnten, laut werden oder gar wegstupsen wurde als Spiel gesehen. Auf ein NEIN wurde überhaupt nicht reagiert.

    O Ton der Trainerin, ihr müsst was finden was sie beeindruckt...eine PET Flasche mit ein paar Steinen wars bei uns, mussten wir nur ein paar mal machen dazu ein deutliches NEIN, jetzt reicht meistens schon ein kurzes EY für einen Abbruch.

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