Aktive Demut Menschenbegegnung

  • Wie meinst du das, dass meine Erwartungen sehr hoch sind?

    Dein Hund ist ein Jahr alt, wenn ich das richtig verstanden habe. Da finde ich deine Erwartungen an Abgeklärtheit schon sehr hoch.


    Ja in Übungssequenzen. Ich fange auch Abwenden ein, bevor er überhaupt bei einem Menschen Kontakt aufnimmt. Aber eben auch das eigenständige Abwenden. Meine Intention war ihm zu zeigen, dass ein Abwenden mehr als gewünscht ist und sich auch lohnt.

    Ich meine, wie genau diese Sequenzen ablaufen. Was tust du, was tut der Hund, wann belohnst du was, wann strafst du was. So wie Retriever kenne, kannst du mit dem Vorgehen was du grob beschreibst auch sehr viel Aufregung in die Situation bringen und durch falsches Timing die Kontaktaufnahme auch sicherlich elementar machen, so dass sie für den Hund dazugehört, auf den Weg zur Belohnung.


    Mir geht es ja darum, ihm langfristig zu helfen nicht mehr so einen Stress zu haben, wenn Menschen z.B. auf mich zu kommen und mit mir sprechen und nicht darum, dass er das jetzt einfach können soll/muss.

    Da würde ich dann aber nicht in den Mittelpunkt stellen, dass er sich abwendet, sondern die Leinenführigkeit festigen oder den Hund ins Kommando nehmen (das braucht man dann nicht mehr wenn sie älter sind). Das kann man natürlich auch üben, ganz klassische Hundeplatz-/Hundeschulübung.

  • Ich habe auch ein kontaktfreudig-wuseliges Exemplar. Im Kern hat er schon Lust auf Interaktion, das Ganze wurde (wird) von einer gehörigen Fiddeln überdeckt. Als er noch Junghund war, fühlte ich mich manchmal etwas hilflos. Man will ihm Stress ersparen, aber es hat ihm auch nichts gebracht, wenn er in solchen sehr aufgeregten Situationen dann auch noch einen Konflikt mit mir oben drauf hat.


    Deswegen habe ich irgendwann eine andere Strategie gefahren: Abwenden als generelles Verhaltensmuster in allen möglichen Situationen immer wieder bestätigt. Nicht nur in dieser für ihn sehr schweren Menschenbegegnung, sondern wie mit anderem Lernen auch: bei einfach starten und sich zu herausfordernd hocharbeiten.


    Ich habe ihn dann in Situationen, in denen andere Menschen ihn teilweise auch noch gelockt haben, machen lassen, aber in dem Moment, in dem er sich selbst abwendet, wurde er gelobt und gefüttert und meistens hat er dann, wenn einmal der Dampf weg war, auch gerne Schutz bei mir gesucht. Sonst einfach Leine kurz und Gehampel ignorieren, während man ihn eben nicht hin lässt, aber nicht auch noch von meiner Seite aus Druck drauf setzen, da mein Hund eh schon nicht mehr wusste, wohin mit sich und die Situation noch zu schwierig für ihn war.


    Ob die Strategie nun gefruchtet hat oder der Hund schlicht älter wurde? Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Jedenfalls hat er gut verinnerlicht, dass er bei mir wirklich Ruhe hat und sich immer abwenden und umorientieren kann und dafür belohnt wird. Er lässt sich teils gar nicht mehr locken und dreht sich demonstrativ um und mir zu in Erwartung eines Lobs.


    Und natürlich nur, damit das auch klar ist: der Hund wird geschützt, ungewünschtem Kontakt wird aus dem Weg gegangen bzw. er wird ihm nicht ständig aufgezwungen. Aber es gibt sie ja manchmal, die Situationen, die irgendwie unvermeidbar und unterm Strich auch nicht schlimm sind.

  • Für mich liest sich das für die Rasse und das Alter schon richtig gut. Du bist auf einem guten Weg. Das in Kombination mit den Tipps von Wildsurf wird in ein, zwei Jahren so greifen, dass es richtig ruckt. Halte durch - das braucht jetzt einfach Zeit.

  • Was für ein Alternativverhalten würde dir denn in den Sinn kommen?

    Sowohl bei Hundebegegnung als auch bei Menschenbegegnung? Das würde mich sehr interessieren.

    Im Grunde genommen ist es ja das, was Du Dir von Deinem Hund dauerhaft wünscht.

    Wenn Du willst, daß der Hund nur in Deiner Nähe bleiben soll, dann übe das jetzt schon.

    Oder, wenn Du willst, daß der Hund aktiv hinter Dir gehen soll,

    wenn er am Rand sich hinsetzen, oder hinlegen soll,

    oder was auch immer.


    Daß es jetzt nicht schon sofort klappt, ist dem Alter und dem aktuellen Trainingsstand zuzusprechen.

    Da "kämpft" man ja quasi noch gegenan.

    Aber wenn Du jetzt schon eine klare Idee hast, was später mal sein soll, fahre einfach im Training diese Schiene weiter, und irgendwann wird dies auch (dauerhaft) fruchten.

  • Es braucht einfach mega Geduld. Und ich finde auch, er kann schon sehr viel sehr gut.

    Ein Tip zum abwenden:

    Ich mache das auch, abwenden von sich aus wird hochwertig bestätigt.

    Aber pass auf, dass du ihn trotzdem die Reize wahrnehmen lässt. Das ist wichtig, er soll sich mit der Umwelt und allem auseinandersetzen, und dann ne gute Entscheidung treffen indem er sich abwendet und zu dir kommt, oder am Wegrand schnuppert, oder weitergeht.


    Ich erwähne das nur, weil es auch so kippen kann, dass man den Hund sofort abgewandt haben will und der kaum Zeit und Möglichkeiten hat, sich mit den Reizen auseinander zu setzen.


    Gerade sehr starke Reize "fesseln" den Hund etwas länger. Aber auch da kann man oft beobachten, dass nach 10-15 sek etwas im Hund passiert.

    Ein weicher werden der Spannung, Ohren die sich bewegen, ein kurzes abwenden des Kopfes etc. Das kann man markern, oder zumindest unterstützen im Sinne von "ja genau, gute Idee".


    So als Tip noch.

    👋👋

  • Goldenhour

    Ich bin grade auf den Thread gestoßen und beim Lesen dachte ich du beschreibst hier unsere Baustelle mit Kena :see_no_evil_monkey:

    Wir haben wirklich genau das gleiche Thema, ich habe oft schon gesagt ich habe das Gefühl wir haben einen Labbi oder Goldi (wir haben eine 1 jährige Aussie Hündin 😅).


    Bei uns sind Menschen und Hundebegegnungen auf dem Spaziergang, sprich wir laufen vorbei, auch kein Problem. Erst wenn die Erwartungshaltung an einen möglichen Kontakt kommt, also stehen bleiben etc.


    Ich habe auch die gleichen Gedanken wie du, soll man ihr mehr Kontakte geben damit sie eine Sicherheit im Umgang bekommt oder eher nicht?

    Ich habe auch das Gefühl, dass Kena einfach denkt sie muss da hin und sich immer angesprochen fühlt aber dann eigentlich nicht weiß wie sie im Kontakt umgehen soll und dann nur wuselt und fiddelt.


    Zu fremden Leuten braucht sie keinen Kontakt, da haben sie und ich nicht viel davon außer Aufregung.

    Aber wenn man zu Besuch ist wünscht man sich natürlich, dass sie sich auch frei bewegen dürfen.

    Als Welpe hatten wir sie da tatsächlich immer angebunden. Mittlerweile versuchen wir erst etwas Ruhe reinzubringen und sie auf einen Platz zu schicken und dann darf sie auch frei. Wenn sie wieder zu sehr hochdreht, bekommt sie wieder ihren Platz zugewiesen oder wird angeleint.


    Ich habe da auch oft einen sehr hohen Anspruch an den Hund und muss mich dann erinnern dass sie erst 1 Jahr ist und sonst im Alltag einfach schon so viel so toll läuft.

    Heute waren wir auch bei Familie im Garten mit noch einem rennenden und Ballspielenden Kind dabei. Und dafür, dass ihr das so schwer fällt, hat sie es echt schon toll gemacht. Man konnte sie auf die Decke legen, beim Essen hat sie auch geruht.


    Wir müssen auch weiter dran bleiben, Geduld haben und sie immer wieder anleiten.


    Ich lese hier mal mit und bin auf eure Entwicklung gespannt. 😊


    Lg und ein schönes Wochenende

  • Wir haben wirklich genau das gleiche Thema, ich habe oft schon gesagt ich habe das Gefühl wir haben einen Labbi oder Goldi (wir haben eine 1 jährige Aussie Hündin 😅).

    Das ist ganz typisch für Aussies in dem Alter. Das Aggressionsverhalten in dem Bereich kommt zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr. Vorher zeigt sich die Thematik genau sie Du es beschreibst.

  • Ja, bei einem Aussie mit dem Verhalten würde ich mir da auch sehr Gedanken machen, wohin das umschlägt. Gibt so einige Aussies in dem Alter, da sieht es noch irgendwie "freundlich" aus, das bleibt aber eher nicht so. Mehr Kontakte im Sinne von: schau, ist doch alles ok, mach mal deine Erfahrungen... würde ich dem ganz sicher nicht geben. Im Gegenteil: geht dich nichts an und fertig.
    Aussies in dem Alter sind oftmals extrem außenfokussiert. Und die lernen da gerade, wie sehr sich damit auch in Zukunft (und deutlich ernsthafter) selbst mit auseinander setzen.

    Und ja: es gibt die Butterblümchen-Aussies und sehr Außenreiz-stumpfe Aussies, aber da würde ich bei der Rasse nicht drauf setzen.

  • Wir haben wirklich genau das gleiche Thema, ich habe oft schon gesagt ich habe das Gefühl wir haben einen Labbi oder Goldi (wir haben eine 1 jährige Aussie Hündin 😅).

    Das ist ganz typisch für Aussies in dem Alter. Das Aggressionsverhalten in dem Bereich kommt zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr. Vorher zeigt sich die Thematik genau sie Du es beschreibst.

    Ok, das habe ich tatsächlich so noch nicht gehört beim Aussie. Aber danke für den Hinweis.

    Willst du damit auch sagen, dass es bei einem so extremen Verhalten sehr wahrscheinlich ist dass sich das später in die andere Richtung entwickelt?

    Ja, bei einem Aussie mit dem Verhalten würde ich mir da auch sehr Gedanken machen, wohin das umschlägt. Gibt so einige Aussies in dem Alter, da sieht es noch irgendwie "freundlich" aus, das bleibt aber eher nicht so. Mehr Kontakte im Sinne von: schau, ist doch alles ok, mach mal deine Erfahrungen... würde ich dem ganz sicher nicht geben. Im Gegenteil: geht dich nichts an und fertig.
    Aussies in dem Alter sind oftmals extrem außenfokussiert. Und die lernen da gerade, wie sehr sich damit auch in Zukunft (und deutlich ernsthafter) selbst mit auseinander setzen.

    Und ja: es gibt die Butterblümchen-Aussies und sehr Außenreiz-stumpfe Aussies, aber da würde ich bei der Rasse nicht drauf setzen.

    Gedanken machen wir uns auf jeden Fall, möchten ihr da ja helfen.

    Und einfach willkürlich mehr Kontakte machen wir auch nicht. Sie hat eher wenig Kontakte und wie gesagt unterwegs kann sie es schon gut mit "geht dich nichts an" und einfach weiterlaufen.

    Und auch sonst achten wir darauf, dass sie nicht einfach so da hingeht.

    Und versuchen das alles in die richtige Richtung zu lenken.

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