Tourismus vs. Bedürfnisse der Einwohner - Diskussion

  • Hektorine Weil viele Angebote nicht existieren würden "nur" für die einheimische Bevölkerung. Riesige Museen mit teuren Leihgaben, Zoos mit aufwändig zu versorgenden Tieren, Grün- und Parkanlagen und und und - das ist alles eine Mischkalkulation. Keine Kommune, keine Stadt, Region kann sich diese Dinge "nur" für Anwohner leisten.

  • Hektorine Weil viele Angebote nicht existieren würden "nur" für die einheimische Bevölkerung. Riesige Museen mit teuren Leihgaben, Zoos mit aufwändig zu versorgenden Tieren, Grün- und Parkanlagen und und und - das ist alles eine Mischkalkulation. Keine Kommune, keine Stadt, Region kann sich diese Dinge "nur" für Anwohner leisten

    Das möchte ich auch einmal unterstreichen, viel von der Infrastruktur gibt es nur, weil Geld durch Tourismus da ist, gerade auch im Norden Deutschlands. Ich kenne da Gegenden davor, das möchte so keiner mehr. Fängt schon bei den Straßen an, Einkaufsmöglichkeiten, selbst medizinische Versorgung.

    Natürlich wäre es wünschenswert, wenn das Ganze etwas reguliert werden würde, damit die Lebensqualität der Einheimischen erhalten bleibt. Aber sich Tourismus wirklich komplett weg wünschen ist sicher eher eine Verschlechterung dieser.

    Zum Thema Arbeitsplätze: das sind nicht nur die primär sichtbaren in Gastronomie und Einzelhandel , auch z.B Handwerker usw profitieren vom Tourismus.

  • Naja, die meisten Touris kaufen ja doch vor Ort was, und wenn's nur im Supermarkt ist.


    Aber klar, solche Touristen, die abgeriegelte Vollpension haben bringen wohl nur sehr begrenzt Vorteile in die Region.


    Würde auch nur ungern in einem Touristenhotspot leben, mir sind die normalen Einwohner meistens schon mehr als genug |)

  • Der Wirtschaftsfaktor Tourismus ist so viel größer als vordergründig ersichtlich.


    Allein die Maschinerie um z.B. ein Hotel zu betreiben. Z.B. Wäschereien. Viele Hotels outsourcen das waschen der Bettbezüge, Handtücher, Tischdecken, etc.

    Oder Handwerksarbeiten. Es ist immer mal was defekt in einem Hotel mit hohen Durchlauf.

    Und dazu der lokale Einkauf von frischen Waren, ob nun Gemüse, Obst, Fleisch oder Meeresfrüchten. Hotels als auch Restaurants kaufen Lebensmittel zum zubereiten von Gerichten für ihre Gäste ein.

    Taxifahrer machen saisonal oftmals einen Großteil ihres Umsatzes mit Touristen.


    Selbst ein Kreuzfahrtdampfer braucht auch Lebensmittel-Nachschub, und wird Rahmenverträge mit Lieferanten in den angefahrenen Häfen haben. Da reden wir nicht von Kleingeld. Ebenso wie Liegegebühr/Hafengebühr, etc.


    Das Geld kommt am Ende schon indirekt in den jeweiligen Orten/Städten/Gemeinden an, schon allein über Steuer, etc.


    Wenn man genauer dafür nachdenkt, kommt man auf so viele Faktoren die im Hintergrund ablaufen.

  • Selbst ein Kreuzfahrtdampfer braucht auch Nachschub und wird Rahmenverträge mit Lieferanten in den angefahrenen Häfen haben.

    Ich kenne Kreuzfahrer auf der Donau, die werden mit Lebensmitteln aus SH oder den Niederlanden beliefert.

    Die Kühler gurken kreuz und quer durch Deutschland und entladen direkt am "Dampfer".

    Und das ist nicht die Ausnahme.

    Die Lieferanten in den Häfen kaufen nicht regional ein. Auch bei denen gibt es knallharte Kalkulation.

    Und wenn man sich überlegt, daß Lebensmittel und Spedition günstiger sind, als vor Ort zu beziehen, dann kann etwas nicht stimmen.


    Genau wie die Wäsche der Hotels - die bleibt auch nicht immer vor Ort. Die geht dahin, wo es am billigsten ist.


    Kreuzfahrer haben sogar häufig eigene Wäschereien (moderne Sklaverei) an Bord.

  • Also völlig überlaufene Gegenden sind in meinen Augen eine Katastrophe für Einwohner und Natur. Ich war vor 2 Jahren oder so mal am Schliersee, so gar nicht meine Gegend, das ist einfach nur noch ein Alptraum. Völlig im Stau sterbende Ortschaften, völlig überlaufene Wanderwege, Hundehalter halten sich so oft an keine Leinenpflichten und Kacke wird nicht weggeräumt. In Garmisch am Eibsee das gleiche. Da ist es auf der Wiesn (Oktoberfest) ruhiger.


    Ich kenne diese Orte noch von vor 30 Jahren, wo es dieses ganze "oh es scheint die Sonne und da muß die ganze Welt in die Berge gehype" noch nicht gab und da war der Eibsee bei Garmisch ein einsamer stiller See. Jetzt könnte man da nur noch heulen. Ich war aus Nostalgiegründen letztes Jahr dort, nur noch schlimm.

    Ich sag zum Scherz immer, gut, daß die Münchner bei schönem Wetter wie die Gestörten auf die Garmischer AB fahren und das arme Umland nerven, dann hab ich in München meine Ruhe.


    Diese Massen können nicht gut sein für die Natur und Tierwelt, auch wenn Regionen vom Tourismus finanziell profitieren mögen, aber Geld ist halt auch nicht alles.

  • Diese Massen können nicht gut sein für die Natur und Tierwelt,

    Das ist aber kein reines Tourismusphänomen. Es gibt inzwischen einfach zu viele Menschen und wir werden lernen müssen damit zu leben.


    In meiner alten Heimat gibt es sozusagen keinen Tourismus bis heute. Maximal sehr sporadisch mal vereinzelte Tagesausflügler. Trotzdem merkt man deutlich das höhere Verkehrsaufkommen. Egal ob Radfahrer, Wanderer oder Hundehalter. Früher war es ein besonderes Ereignis, wenn man mal jemanden im Wald getroffen hat, heute kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen einsamen Spaziergang gemacht habe.

  • Nicht jeder Tourist lässt auch relevante Geldbeträge in der Region und wenn sie dann noch für Schaden sorgen, dann reduziert sich das nochmal.

    Andererseits scheint das, neben gar nicht denken, wohl die Art zu sein wie (problematische) Touristen denken. Ich lasse Geld da, also kann ich machen was ich will.

    Oder, noch wahrscheinlicher, es ist einfach die "ich wohne hier nicht, mir alles egal"-Denke.


    Hier fahren im Sommer Unmengen Fahrradfahrer durchs Tal. Auf der einen Seite hoch, auf der anderen runter. Auf der Seite wo die runter fahren liegt im Sommerhalbjahr unglaublich viel Müll, Essens- und Getränkepackungen. Die rollen bequem bergab und nutzen das für eine Essenspause und fühlen sich danach zu geschwächt den Müll wieder zurück in die Tasche zu stecken. Einzig alternative Erklärung wäre, dass sie spontan allergisch gegen dieses ungewohnte Übermaß an hübscher Natur reagieren und deswegen dringend menschlichen Dreck verteilen müssen um sich wieder wohler zu fühlen.

    Und da habe ich noch nicht davon angefangen wie die Radfahrer hier regelmäßig im vorbei fahren die spielenden Kinder zusammenbrüllen, weil sie jetzt doch glatt einen kleinen Schlenker fahren mussten o.ä.

    (Ja, ich bin da mittlerweile fuchsig. Ich bin nämlich die, die da dann öfter mal die 5 km Tal aufwärts und Tal abwärts Gassi geht und feststellt, dass der große Müllsack mal wieder nicht ausreicht. Und wir sind hier bei Weitem noch keine Haupttourismus-Region. Ich kann die Leute da verstehen. Geld in die Region zu bringen ist keine Entschuldigung dafür sie zuzumüllen und sich wie eine Wildsau zu benehmen. Und das tun nunmal unglaublich viele. Nicht alle, klar, aber eben doch weit mehr als ein paar Ausnahmen. Und es wird schlimmer.)


    Was ich persönlich auch liebe ist, wenn ich entweder bei der Arbeit oder bei der Jagd das Naturerlebnis der werten Herrschaften durch meine Existenz störe, was ja genug Grund ist mich blöd anzublaffen, weil sie ja offensichtlich mehr Recht haben da zu sein als ich. Frei nach dem Motto 'ich mache hier Urlaub, du störst meinen Urlaub durch deine Existenz und das gibt mir jegliche Rechte mich daneben zu benehmen'. Oder halt die Klugscheißer die sich mit ihrem Halbwissen berechtigt fühlen, einem blöd zu kommen. Sind auch nie die Einheimischen, die kennen die Regeln nämlich komplett und wissen daher, dass es keinen Grund zum rumblaffen gibt.

  • Was die Kreuzfahrtschiffe angeht, da kenne ich mich gut aus. Die Debatten laufen aktuell bzw. schon länger in meiner Stadt.


    Ja nun, jetzt weiß ich nicht recht ob oder wie ich das schreiben soll ...


    Du schreibst im Camperthread:

    Aber ich muss schon sagen, nicht schön zu lesen das man als Tourist im Prinzip unerwünscht ist von Einheimischen. Am Ende einer Saison (ab Mitte September) merkt man das noch deutlicher. Die im Tourismus arbeitenden und Einheimischen sind schroffer und „Saisonmüde“. Verstehe ich irgendwo, aber für Touristen (und ich, wir alle, sind auf unseren Reisen nunmal Touristen) halt nicht schön.


    Aber genau das, was du schreibst hier, wo Tourismus nützlich und hilfreich ist für Urlaubsregionen, die nutzt du nicht. :ka:

    Sondern du versuchst, möglich billig autark zu stehen mit dem Campingmobil. Und grillt gemütlich. Verstehe ich alles.

    Also wieso sollten sich die Einheimischen dann freuen über Camper als Touristen?

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