Tourismus vs. Bedürfnisse der Einwohner - Diskussion

  • Das ist aber kein reines Tourismusphänomen. Es gibt inzwischen einfach zu viele Menschen und wir werden lernen müssen damit zu leben.

    ja es gibt natürlich auch mehr Menschen, aber davon gefühlt auch immer mehr Menschen, die sich völlig daneben benehmen. Und ich bleibe dabei: Man muß bei schönem Wetter nicht zwanghaft, weils einem die Medien vorsagen, mit aller Gewalt "raus in die Natur", genauso wenig, wie man bei Regen "auf der Couch chillen muß".

    Ein Hund muß sich nicht überall frei entfalten können und die Kühe auf den Almen rumjagen, 'damit er bissl Spaß hat', Kinder müssen im Wald nicht rumgrölen wie doof und Radfahrer können auf den Wegen bleiben und müssen nicht jeden Trampelpfad ihr eigen nennen, oder, wie man auf Insta grade häufiger sehen kann, Radfahrer auf völlig ausgesetzten engen Pfaden hoch in den Bergen für den letzten ultimativen Instakick des komplett gelangweilten verwöhnten Industriebalg, der sonst im Leben nichts mehr hat wie es scheint. Ja ich weiß, das ist böse.


    Ja, man muß mit der zunehmenden Rücksichtslosigkeit und dem Egoismus lernen zu leben, man kann es aber halt dennoch kritisieren und für sich selbst Wege zu überlegen, weniger ein Teil des Problems zu sein.

  • Kinder müssen im Wald nicht rumgrölen wie doof

    Wobei man fairerweise sagen muss, für das Wild ist es besser wenn die Menschen Dauerbeschallung von sich geben, die ziehen sich dann nämlich schon in ausreichender Entfernung bequem zurück und werden seltener aufgeschreckt.


    Radfahrer können auf den Wegen bleiben und müssen nicht jeden Trampelpfad ihr eigen nennen, oder, wie man auf Insta grade häufiger sehen kann, Radfahrer auf völlig ausgesetzten engen Pfaden hoch in den Bergen für den letzten ultimativen Instakick des komplett gelangweilten verwöhnten Industriebalg

    Jo, diese "Trampelpfade" sind bei uns im Revier gerne mal die Wildwechsel auf denen die dann fahren. Da ist quer durch den Wald noch wildschonender...

  • Mein Freund kommt ja aus einer recht beliebten österreichischen Ski-Region, die auch immer mehr in Richtung Sommertourismus ausbaut und ich finde das ganz schrecklich. So schön es dort landschaftlich auch ist, aber gefühlt lebt der ganze Ort nur für den Tourismus - Im Winter gibt es an der Hauptstraße von der Gemeinde aufgezwungene Weihnachtsbeleuchtung an den Häusern, wenn man keine Balkonblumen hat, kommt schon mal der Bürgermeister vorbei und in der Hauptsaison geht man am besten zu Fuß, weil mit dem Auto kommt man dank Stau überall nirgends hin.

    Persönlich am schlimmsten fand ich aber zwei Dinge - Einmal den Christkindlmarktbesuch mit Freunden, bei dem wir dann von deutschen Skitouristen beim Punsch trinken gefilmt wurden, weil wir "österreichisch" reden und das zweite, viel schlimmere, war das Begräbnis des Vaters meines Freundes: Ein holländischer Reisebus hat die Straßensperre ignoriert und die ganzen Touris haben dann schön aus den Busfenstern die Zeremonie gefilmt. Das wünscht man sich als Angehöriger ja nun wirklich.

    Witzigerweise hab ich damit mehr Probleme als mein Freund und die Leute die dort leben, die sind da glaub ich einfach mehr "reingewachsen" und irgendwie lebt ja dort auch gefühlt jeder irgendwie zumindest teilweise vom Tourismus.


    Dort wo wir jetzt leben, ist so ziemlich alles an Wald in Privatbesitz einer großen Familie und die tun sehr aktiv was dagegen, dass hier der Tourismus erfolgreich wird. Find ich - trotz der Nachteile - super und ist ein Grund für mich, hier zu leben.


    Persönlich finde ich so Tourismushochburgen schrecklich, ich fahr tatsächlich lieber irgendwo hin, wo es nix besonderes gibt und schau mir einfach das Land/die Stadt an, aber als Österreicher bin ich natürlich sehr froh, dass ich da eher die Ausnahme bin, Tourismus ist in Österreich nun Mal ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

  • Ich finde Durchgangsverkehr aka Motorradfahrer sind auch ein wichtiger Punkt. Die lassen nämlich gar keine Benefits da in Form von Geld oder oder bei den Ortschaften durch die sie mit überhöhter Geschwindigkeit und gefühlt 200db durchfetzen. Denn natürlich will man "was sehen" wenn man nen Ausflug mit dem Moped macht. Beim Zielort sieht es sicherlich wieder anders aus was zumindest den finanziellen Aspekt betrifft.


    Und nein ich bin per se kein Gegner oder so vom Motorradsport, wir haben selbst eins aber ich kann die Anwohner ABSOLUT verstehen die da keinen Bock mehr drauf haben und ich gehe mittlerweile sehr bedacht mit dem Hobby um und bleibe auch vorwiegend in der Region.


    Und ich weiß da gehts nicht primär um Stau oder verstopfte Städte aber es geht um den permanenten Lärm von früh bis abends, um Umwelt und natürlich kann es auch für alle Parteien (Anwohner, Kinder, Tiere, Hunde, Fahrer, Mitfahrer, andere Verkehrsteilnehmer, Fahrradfahrer) einfach sau gefährlich werden.

  • Nicht jeder Tourist lässt auch relevante Geldbeträge in der Region und wenn sie dann noch für Schaden sorgen, dann reduziert sich das nochmal.

    Andererseits scheint das, neben gar nicht denken, wohl die Art zu sein wie (problematische) Touristen denken. Ich lasse Geld da, also kann ich machen was ich will.

    :gut:

    Das will ich noch mal extra hervorheben. Danke dafür!

  • Da scheine ich hier ja richtig Glück mit "unseren" Touris zu haben. Bislang habe ich die allermeisten als sehr nett und rücksichtsvoll erlebt. Klar, ein paar Ausnahmen gibt's immer, aber die gibt's auch unter den Einheimischen. Wobei man sich hier auch als Nicht-Ortskundiger nicht großartig in Gefahr begeben kann. Maximal Müll verteilen, aber da bin ich mir auch nicht sicher, ob das wirklich an den ignoranten Touristen liegt oder einfach daran, dass mehr Menschen auch ganz zwangsläufig mehr Müll verursachen.


    Was man zudem nicht vergessen sollte: Tourismus belebt das Stadtleben. Klar, muss man nicht mögen (manchmal nervt mich das auch), aber vorwiegend empfinde ich das als große Bereicherung. Ich habe dadurch nämlich quasi 2 in 1: Im Sommer ist Großstadt-Feeling mit vielen Veranstaltungen, Festen und Attraktionen angesagt, da gibt's immer irgendwas zu Sehen und Erleben, und im Winter kann ich trotzdem mein verschlafenes Kleinstadt-Leben (noch dazu an einem der schönsten Orte Deutschlands) genießen.


    Was mich eher stört, sind die echt hohen Lebenshaltungskosten und die Wohnungsnot, weil alles zu Ferienwohnungen oder Zweitwohnsitzen umfunktioniert wird und die Preise für Kaffee, Eis & Co. an zahlungskräftige Touristen angepasst werden. Und natürlich die Parkplatz- bzw. generell Verkehrssituation hier vor Ort. Aber naja, irgendeinen Preis muss man halt einfach zahlen, wenn man dort lebt, wo andere Urlaub machen. Ich würd nicht wo anders leben wollen.

  • Was noch ein Faktor beim Geld z.B. im Tourismusgebiet ist, viele Leute finanzieren sich so auch ihre Häuser zum Teil. Grade da im Zillertal werden viele Wohnungen als Ferienwohnung vermietet. Das ganze Jahr über. Und das bringt ja auch ordentlich Kohle. Die Grundstücke dort, weil grade die Wohnflächen in den Tälern begrenzt sind, sind ultra teuer. Da wird dann oft noch eine Wohnung zur Vermietung mit drauf gebaut um so Kredite damit mit ab zu bezahlen. Für Einheimische lohnt sich das dann in der Hinsicht schon.

    Wie das im Norden ist weiß ich natürlich nicht.

  • Man muß bei schönem Wetter nicht zwanghaft, weils einem die Medien vorsagen, mit aller Gewalt "raus in die Natur", genauso wenig, wie man bei Regen "auf der Couch chillen muß".

    Müssen sicher nicht, aber ich finde es verständlich, dass es immer mehr Menschen möchten :ka:


    Mich stört es auch, sehr sogar. Nur kann ich nicht verlangen, dass alle zu Hause bleiben, damit ich weiterhin meine Ruhe habe.

    Ja, man muß mit der zunehmenden Rücksichtslosigkeit und dem Egoismus lernen zu leben, man kann es aber halt dennoch kritisieren

    Ehrlicherweise ist das für mich echt ein deutsches Phänomen. Verbote, Verbote, Verbote bis auch der Letzte aufgibt und nach eigenem Gutdünken entscheidet wann er was für richtig hält. Dauerhaftes mit dem Finger auf Andere zeigen, der Wanderer stört sich am Radfahrer, der Radfahrer am Hundehalter und der Hundehalter an ...

    In einem sind sich alle einig, die Anderen sind das Problem und sollen gefälligst Rücksicht nehmen.

    Mir fehlt da die Empathie für's gegenüber. Und Vieles sind einfach Infrastrukturschwächen die Konflikte statt Gemeinsamkeiten fördern.

  • Zwecks angepasste Preise für Touris worunter dann Einheimische (verständlicherweise) zur Saisonzeit leiden... weis nicht ob der Vergleich angebracht ist aber in Asien ist es nicht unüblich, dass Einheimische und Touris andere Preise bezahlen, teils sogar eigene Kassen(schlangen) haben.


    Extremes Beispiel Taj Mahal/Agra: 56ct zahlt der Einheimische, 13 Euro der Europäer/Ami was natürlich mehr als gerechtfertigt ist


    Ich weiß, dass der Vergleich hinkt und wir hier aus sehr privilegierten Positionen heraus sprechen und man in DE in Urlaubsregionen unmöglich an jeder Eisdiele (überspitzt gesagt) von jedem die Herkunft checken kann, aber für gewisse Attraktionen böte es sich an?


    Auch schon in manchen Freizeitparks zb zahlen Landesbewohner (mit Pass vorzeigen dann zur Kontrolle) weniger als Touris. Karte könnte man sich also mit VPN günstiger holen, aber bringt einem spätestens am Einlass dann nix mehr.

  • Ich arbeite in einem Ort- Kurort in deutschem Mittelgebirge, in dem der Tourismus nachlässt und das bringt viele negative Effekte - leerstehende Hotels und Geschäfte mit entsprechendem Verfall, Hoteliers, die ihr Geschäft verlieren usw. Der Ort bemüht sich nach Kräften um mehr Touristen, aber die Urlaubswünsche haben sich eben geändert.

    Die Infrastruktur wie Wege usw leiden, es fehlt einfach an Einnahmen :ka:.

    Sieht man doch z.B. auch gut im " West-Harz" . Schade, dass sich die Touristen nicht besser verteilen. Wir fahren gerne auch in solche Regionen, da hat man dann auch seine Ruhe. Aber manchmal ist es schon viel morbider Charme und etwas ausgestorben.

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