Tourismus vs. Bedürfnisse der Einwohner - Diskussion

  • Es kommt einfach sehr darauf an, wie lange und von wo "beobachtet" wird. Den Unterschied mit "privatem" Garten und Weide kann man nicht immer ziehen - Ich habe hier dank Wanderweg, der am Rand des Hofes vorbeigeht, keine Chance etwas einzuzäunen, was man als Garten erkennt oder meinen Hof auszuzäunen. Mein Hof ist in den Alpen mit hohem Touristendruck, und man darf quer über meinen Grund und durch meine Weiden durch laufen. Kann man sich in etwa wie auf der Alm vorstellen.
    Soweit so gut, aber wenn man dann Fotos macht, mitten auf dem Hof stehen bleibt während die Leute dort arbeiten, um zuzuschauen oder meint, dass es sich um einen Streichelzoo handelt, dann ist das frech und extrem störend.


    Genauso die Radfahrer, die wie bescheuert den Berg runtergeschossen kommen, mit 10cm Abstand hinter meinem Traktor vorbeischiessen, den Hund (fast oder wirklich) über den Haufen fahren und sich dann beschweren, weil sie ein Weidetor öffnen müssen...

  • Die Masse macht es. Wenn man irgendwann das Gefühl hat, nie seine Ruhe zu haben. Und eben kurz mal gucken ist was Anderes als beobachten. Auch ansprechen ist meistens nicht schlimm, ab Person X und mag sie auch noch so höflich und nett sein wird es anstrengend.


    Ich lade ganz herzlich mal alle ein zum Zaun bauen im Frühling, wenn die Kälber noch besonders süß sind. Wir sind keine Touristenregion und es ist vergleichsweise wenig los.

    Hangkoppel, knüppelharter Boden und Sonnenschein wer es da nicht unangenehm findet mit Fernglas von der Bank beobachtet zu werden, jeden Fußgänger mit Gesprächsbedarf unterhält und gerne wahlweise Kinder tröstet oder sich von den Eltern bepöbeln lässt, weil der Strom nicht überall aus war und man dachte, nur weil gearbeitet wird könnte man doch... der hat ab sofort einen neuen Job. Und das sind keine exotischen Einzelfälle, sondern der ganz normale Alltag.


    Spaziergänger die einfach nur mal kurz schauen nimmt man da überhaupt nicht wahr. Man schwitzt, man konzentriert sich, man ist beschäftigt, aber doch beobachtet werden ist unangenehm.

  • mit Auslauf ist eine Weide gemeint?

    Nein.

    Auslauf ist die kleine mit 1,80 hohen Panels mit Sichtschutznetzen dran eingezäunte Fläche am Rinderoffenstall in unserem privaten Hofbereich, der auch für den letzten Nichtsmerker als genau das zu erkennen ist: ein privater Bereich, in den höfliche Menschen nicht einfach reinglotzen.


    Wäre es eine Weidefläche, hätte ich Weidefläche geschrieben.

  • Ich finde das schon schräg, wenn man von Vermietern erwartet, dass sie unter Marktwert vermieten. Das mögen einzelne aus altruistischen Gründen zwar tun, aber die Regel ist das sicher nicht und fair ist es auch nicht

    Was ist denn daran nicht fair?

    "Fair" bedeutet sich an Richtlinien des Zusammenlebens zu halten und die Rechte anderer zu achten. Wenn diese Regeln und Rechte unbestimmt bleiben bzw. nicht ausgewogen sind und dann jeder nach seinen eigenen Spielregeln lebt und dafür andere (egal ob freiwillig oder gedrängt) stärker belastet werden, dann kann man davon sprechen, dass eine Konstellation nicht fair ist.

  • Du sprichst mir aus der Seele. Wenn ich für jedes Ansprechen, wenn ich nur draußen sitze und ein Buch lesen will oder mit meiner Familie zu Abendesse, einen € bekäme, wäre mein Jahresurlaub gesichert. Und es ist immer die gleiche Frage "Wo gehts denn da und da hin". Wenn man dann auf die netten gelben Schilder hinweist, denen man nur folgen müsste, wird mit Unverständnis reagiert.


    Genauso beim Zaunbau. Und wenn sie dann an den Zaun hinkommen, ist das Geschrei groß. Konnte niemand damit rechnen, dass der wolfsabweisende, 1,60m hohe Weidezaun ernsthaft Strom führt. Oder die ganzen hilfreichen Kommentare während man arbeitet - Ist wie im Fußball, die wahren Bundestrainer sitzen vor dem Fernseher...

    Oder das Butterbrot / die Schokolade, die man in die Tiere stopfen will..

    Meine Highlights bisher: Die Leute, die ungefragt in meinem Hausgang standen und aufs Klo wollten. Oder die zwei erwachsenen (!) Frauen, die mir auf den Hof gepinkelt haben. Um mich herum ist nur Wald. Warum man direkt neben die Scheune pinkeln muss, werde ich nie verstehen. Oder auch die Leute, die ihre Kinder in meine Fahrzeuge (Oldtimer) setzen für Fotos - Jemand in dem Thread hier sagte "Freilandmuseum", und ja, das trifft es viel zu gut.

  • Ganz aufhören tut es bei ungefragt fotografieren.

    Ja, da haben hier auch sehr viele den Anstand nicht mit eingepackt ins Urlaubsgepäck. |)

    Die Masse macht es. Wenn man irgendwann das Gefühl hat, nie seine Ruhe zu haben. Und eben kurz mal gucken ist was Anderes als beobachten. Auch ansprechen ist meistens nicht schlimm, ab Person X und mag sie auch noch so höflich und nett sein wird es anstrengend.

    Ja, so ähnlich meinte ich das auch mit den Ermüdungserscheinungen bei mir.

    Ne Zeitlang kann man das wegignorieren und aushalten, aber irgendwann ist dann auch Schluss mit lustig.

    Das schweigende Geglotze ist einfach nur nervig, aber auch "small-talk" geht einem im Laufe der Sommermonate auf den Geist. Manche hängen tagtäglich am Zaun und labern mich voll, aber für ein Danke oder Tschüß reichts nie. Man wird einfach mitverkonsumiert. Dass man selbst ein Lebewesen, vielleicht grad mit Sorgen und Nöten, ist, interessiert keinen.

  • Meine Highlights bisher:

    Erst auf der Wiese picknicken und dabei den Schlüssel verlieren. Aber ist ja kein Problem, man kam später mit dem Rasenmäher wieder.


    Katzen bei uns aussetzen, weil ist ja allgemein bekannt auf sämtlichen Bauernhöfen vermehren die sich völlig unkontrolliert. Da kommt es wohl auf eine mehr nicht an.


    Obstbäume abernten.


    Und der Klassiker: füttern.


    Das sind aber bitte die Idioten und davon sollte sich niemand angesprochen fühlen!


    Aber auf Folgenden Smalltalk könnte ich wirklich verzichten :mute:

    "Ich könnte die ja nicht essen" in allen Ausführungen während man gerade das Discounterwürstchen snackt.


    "Muss schön sein draußen zu arbeiten." Am einzigen Tag mit 21°C, lauem Lüftchen und Sonnenschein, wo man gefühlt alles abarbeitet was die letzten 100 Tage Dreckswetter liegen geblieben ist und man auch viel lieber einfach mal frei hätte, um das Wetter zu genießen.


    "Ich will doch nur mal gucken. Das Tor war offen." Nachdem man unter letzter Höflichkeit rauskomplimentiert wurde, weil das Tor für den Tierarzt offen war und man gerade besorgt einen Notfall behandelt. An langweiligen Durchschnittstagen will nie jemand gucken.


    Das sind aber alles keine reinen Touristenprobleme. Das ist wirklich inzwischen Freilandmuseum.


    *Landwirtstochter die inzwischen in der Großstadt lebt und es bis heute faszinierend findet wie erholsam einsam man auf einer Parkbank sitzen kann.

  • Im WDR wurde heute berichtet, dass das Sauerländer Tourismusbüro eine Umfrage mit Sauerländern macht, wo es um Belastungen durch Tourismus geht, und siehe da: Wohnraumknappheit für Einheimische und Saisonarbeitskräfte und darum teilweise Zwangs-Umwidmungen(!) von Ferienwohnungen zurück zu „normalen“ Wohnungen… es scheint wirklich irgendwie ein Problem zu geben…. /s

  • "Fair" bedeutet sich an Richtlinien des Zusammenlebens zu halten und die Rechte anderer zu achten

    Das beantwortet ja meine Frage nicht. Was ist daran unfair, wenn Menschen, die es sich offenbar leisten können, ihr Eigentum zu niedrigeren Preisen als den durchschnittlichen vermieten? Welche Richtlinien des Zusammenlebens oder Rechte anderer werden dabei verletzt?

  • Naja, ich wohne da, wo alles durch Tourismus brutal teuer ist. Und verdiene überdurchschnittlich.

    Ich würde gern anders handeln, kann es mir aber schlicht nicht leisten.


    Und mal ganz provokant, die Wildcamper treiben die Preise hier nicht in die Höhe und stellen damit ein kleineres Problem für die "Normalos" dar, als die, die brav ihr Geld hier lassen und damit die Preise in Höhen treiben, die man sich vom hiesigen Gehalt nicht leisten kann.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!