Hund bellt mich an, wenn ihm was nicht passt

  • Hallo,


    ich habe einen Deutsch Kurzhaar Rüden, 6 Monate alt. Eigentlich im Umgang ein wahres Goldstück. Er hört gut und ist auch bei der Arbeit (Dummytraining etc) motiviert und auch sonst sehr gehorsam. Verschmust und am Menschen orientiert ist er auch. Ich achte darauf, dass er neben der Auslastung genug Ruhe bekommt. Alleine bleiben muss er selten.

    Nun tritt vermehrt folgendes „Problem“ auf


    Beispiel 1:

    Er darf nicht in die Küche. Übertritt er die Grenze will ich ihn körpersprachlich und mit einem bestimmten „Raus“ zurück weisen. Er geht dann auch zurück, fängt aber an zu tänzeln, zu knurren kombiniert mit jammern und bellt mich an. Nehme ich die Energie dann raus und wende mich ab wenn er hinter der Grenze ist, ist alles wieder gut. Ich interpretiere es aber manchmal eher als ein Nachgeben meinerseits auf seinen Druck hin.


    Beispiel 2:

    Er darf im Garten bei meinen Schwiegereltern nicht an einem Heckenabschnitt rumschnüffeln, da der Zaun dort nicht 100% sicher ist. Stelle ich mich dann zwischen Zaun und ihn, gucke ihn an und schicke ihn weg, springt er um mich herum, bellt mich an und fährt sich hoch. Mache ich einen Schritt vor weicht er zwar zurück aber bellt dann weiter. Dabei ist er Oberkörper oft tief und das Hinterteil nach oben gestreckt.


    Beispiel 3:

    Wir sitzen auf dem Sofa, da darf er mit hoch. Er hat gefressen und war pullern. Oft stupst er uns mit den Pfoten an. Das ist anscheinend so ein Rasseding, tut aber auch irgendwann echt weh. Wenn ich gerade nicht spielen will mach ich ihm deutlich, dass er mich in Ruhe lassen soll. Auch da intensiviert sich das Verhalten nur und er bellt und knurrt. Oft schicke ich ihn dann auf seine Decke und ignoriere ihn weiter. Er bellt dann trotzdem. Manchmal schläft er dann ein, manchmal lässt er seinen Frust am

    Kissen aus. Besonders schlimm ist es wenn ihm langweilig ist oder er hört, dass meine Eltern im Haus sind, da jammert er ganz schön was zusammen.


    Beispiel 4:

    Wir waren schön spazieren und er spielt dann noch eine weile im Garten. Wenn er dann anfängt Unsinn zu machen weil müde schicke ich ihn neben mich auf seine Decke. Da fängt er auch oft an zu bellen und fährt sich hoch. Manchmal muss ich ihn dann auch anleinen. Entweder beruhigt er sich irgendwann oder ich gehe mit ihn rein. Er kann aber draußen schlafen.


    Ich versuche seiner Diskussion mit Ignoranz zu begegnen und drehe mich dann oft einfach weg. Manchmal hilft das, manchmal nicht. Ich sehe es auch oft einfach als Frust und Überforderung an und wahrscheinlich kommt da gerade auch etwas die Pubertät. Wenn er mir beim Luft schnappen dann zu nah kommt gibt es auch mal eine auf die Nase. Er bzw die Rasse ist sowieso eher von hibbeligen Typ. Das lässt sich aber mit ruhig belieben relativ gut regulieren. Irgendwann kratzt er aber auch ganz schön an der Grenze meiner Gelduld. Wenn ich ihm Befehle wie Sitz oder Platz gebe stoße ich bei einem härteren Ton auch eher auf Wiederstand als wenn ich das freundlich sage. Bei letzterem hab ich aber manchmal das Gefühl, dass er es als nicht verbindlich ansieht. Auf Druck reagiert er oft mit Gegendruck oder entzieht sich (Beispiel Decke im Garten).


    Habt ihr vielleicht Ideen was die Gründe für das Verhalten sein könnten und wie ich ihn besser anleiten könnte Korrekturen und Grenzen zu akzeptieren und zur Ruhe zu kommen? Daneben setzen und streicheln bringt irgendwie nicht viel und meckern sowieso nicht. Ich weiß manchmal echt nicht wie ich mich am besten verhalten soll.


    Liebe Grüße

  • Nachtrag:

    Er bellt weder am Zaun noch draußen. Er macht das wirklich nur, wenn er eingeschränkt wird oder im was nicht passt.

    Gerade eben hat er auch vor der Wohnzimmertür gebellt und gejammert. Ich hab es ignoriert und jetzt hat er sich ran gekuschelt und schläft.

  • Tja Druck erzeugt nunmal gerne Gegendruck. Sinnvoller fände ich es, den Druck generell raus zu nehmen und auf positive Weise mit ihm zu arbeiten. Körperliches Beschränken ist zwar nicht grundsätzlich "böse" und in einigen Momenten sicher angebracht, gerade wenn man eine ernsthaftere Rasse hält, aber als grundsätzliche Erziehungsmethode für alles nicht geeignet.

    Und wenn ich das richtig verstanden hab, in deinem Post ist "auf die Nase haun" ein absolutes NoGo, wenn du mich fragst, das mit Erziehung nichts zu tun hat. So hart das jetzt auch klingen mag.


    Habt ihr eine gute Hundeschule in der Nähe, die positive arbeitet und euch da unter die Arme greifen kann?

    Ich lese ihr seit Ersthundehalter, da habt ihr euch mit der Rasse sicher keinen Gefallen getan, oder gibt es einen Grund für einen DK?

  • Ich bin ja immer für ein Alternativverhalten. Habe in meiner bisherigen Erfahrung festgestellt, dass das oft besser ist als den Hund nur zu begrenzen oder ein Abbruchsignal zu nutzen. Der Hund fährt ansonsten ggf. hoch und dann muss man ja meist mehr Aufmerksamkeit geben, als man es eigentlich wollte und hat am Ende auch noch das Problem, dass er gar nicht so richtig mehr versteht was man von ihm will.


    Also warum nicht im Vorhinein schon den Problemen entgegen wirken? Du weißt ja schon, dass er in diesen Situationen so reagiert. Wie wäre es da beispielsweise ihn direkt auf die Decke zu schicken (schon vorher), wenn du in die Küche gehst?

  • Mit der Hunderasse habe ich direkt kein Problem. Ich liebe die Arbeit mit ihm und er auch. Ich würde mir wahrscheinlich auch wieder einen zulegen. Mein beschriebenes Problem macht vielleicht 20 min des Tages aus und soll nicht implizieren, das wir nicht gut miteinander leben. Ich möchte ihm die Situationen nur erleichtern und weiter an mir arbeiten.

    Er bellt ja wie gesagt nicht immer nur durch Druck sondern auch oft einfach wenn er selber nicht so richtig weiß wo hin mit sich.

    Ja wir sind in der Hundeschule und in Arbeits-trainings aber man kann sich ja mal verschiedene Meinungen einholen. Von rein positiver Verstärkung halte ich nicht viel, auch wenn ich versuche den überwiegenden Teil so aufzubauen.


    Wenn der Hund neben mir auf dem Sofa sitzt, sich reinsteigert bevor ich ihn runter schicken kann und 20 cm neben meinem Gesicht bellt und mir zu nah kommt nimmt man aus Reflex dann doch mal die Hand hoch wie wenn man eine Mücke verscheuchen will oder schubst ihn unsanft weg. Ich schlage ja nicht mit Verletzungsabsicht zu. Dass er nicht auf mir rum klettern soll versteht er in einer hohen Erregungslage nunmal nicht mit bitte sagen. Ich denke da gerne daran wie Hunde auf belästigende Artgenossen reagieren… . Dem Hund körperlichen Schaden zuzufügen ist keines Falls nachhaltig und beziehungsfördernd und außerdem abartig. Trotzdem muss ich irgendwo meine Individualdistanz klar machen.

  • Ich bin ja immer für ein Alternativverhalten. Habe in meiner bisherigen Erfahrung festgestellt, dass das oft besser ist als den Hund nur zu begrenzen oder ein Abbruchsignal zu nutzen. Der Hund fährt ansonsten ggf. hoch und dann muss man ja meist mehr Aufmerksamkeit geben, als man es eigentlich wollte und hat am Ende auch noch das Problem, dass er gar nicht so richtig mehr versteht was man von ihm will.


    Also warum nicht im Vorhinein schon den Problemen entgegen wirken? Du weißt ja schon, dass er in diesen Situationen so reagiert. Wie wäre es da beispielsweise ihn direkt auf die Decke zu schicken (schon vorher), wenn du in die Küche gehst?

    Er macht das an der Küche nicht immer. Meistens legt er sich vor die Stufe die in der Tür ist, guckt was ich mache und geht dann von alleine irgendwo hin oder bleibt einfach liegen und guckt.


    Wie hättest du die Situation im Garten gelöst? Ich hab vorher auch versucht ihn zu mir zu rufen und zu belohnen wenn er dort weg ist, hat auch geklappt. Nur hat er nicht verstanden, das das mit der Hecke was zu tun hat. Er darf sich ja austoben aber halt nur nicht dort durch die Hecke krabbeln.

  • Wenn ich ihm Befehle wie Sitz oder Platz gebe stoße ich bei einem härteren Ton auch eher auf Wiederstand als wenn ich das freundlich sage. Bei letzterem hab ich aber manchmal das Gefühl, dass er es als nicht verbindlich ansieht. Auf Druck reagiert er oft mit Gegendruck oder entzieht sich (Beispiel Decke im Garten).

    Das sind halt die Jäger... Hohes Energielevel, und daher fällt ihnen das Sitzen in dem Moment recht schwer- Du verwendest es ja in Situationen, wo er eh schon aufgedreht ist. Da ist das schwerer als in einer ruhigen Situation, und der Hund ist noch jung! Denke, da forderst Du etwas zu viel.


    Ich bin bei Casanova inzwischen dazu übergegangen, darauf zu bestehen, daß er sich setzt, aber seeeehr ruhig und freundlich - einfach, um da etwas Ruhe in ihn zu bringen, indem ich selbst Ruhe reinbringe. Ich sage freundlich SITZ, mit Handzeichen. Er hibbelt. Ich: "neeeeein, setz Dich hin!", die Hand zeigt zum Boden. Wenn er dann immer noch hibbelt, halte ich ihn sanft am Geschirr, sodaß er mich anguckt udn wahrnimmt und sage nochmal ganz ruhig: "HINsetzen...." - meist klappt es spätestens dann.


    Mit einem strengen SITZ in dem Moment, das bringt ihn dann so in Streß, daß er erst recht hibbelt, und dann noch zu springen anfängt. Er kanns einfach in dem Moment nicht. Für einen Hibbelhund ist ruhiges Sitzenbleiben halt recht schwer, und wenn er dann noch von Dir Streß im Sinne von "strengem Tonfall" bekommt, fällt es ihm nicht leichter.


    Ich weiß - man sollte nicht fünfmal SITZ sagen, damit Hund nicht lernt, er brauchts beim ersten Mal nicht zu befolgen. Aber in dem Moment, wo er das einfach nicht kann, ich mich aber durchsetzen möchte (damit er lernt, er soll sitzen, auch wenn er sich hibbelig fühlt), helfe ich ihm damit einfach, indem ich das Kommando sehr ruhig wiederhole und ihn kurz am Geschirr halte, damit er das Wirrwar in seinem Kopf sortiert bekommt und überhaupt erstmal wieder fähig ist, zu sitzen :-) Macht er das draußen, und ist nur abgelenkt von nem Grashalm, dann werd ich schonmal "dienstlich", wenn ers net gleich macht, und der Tonfall wird streng - das funktioniert dann auch problemlos. Aber wenn er den Kopp dafür grad so gar nicht hat, macht NOCH mehr Druck durch Dich in dem Moment einfach keinen Sinn und fährt den Hund nur noch weiter hoch.

    Im Prinzip; liebevoll drauf bestehen, daß er das macht, und ihm körperlich helfen dabei. Kann auch sein, daß es ihm hilft, wenn Du Deine flache Hand an die Seite oder auf den Brustkorb legst, und leise mit ihm sprichst, damit er runterkommen kann - und dann Kommando wiederhilen, leise und freundlich.


    Man kann ja auch, wenn man sich das Signal nicht verbauen will:

    - kein Solches geben, wenn man genau weiß, er kanns grad net machen

    - oder ihn erst am Geschirr halten, runterfahren, und dann das Kommando geben, wenn er dafür wieder empfänglich ist

    - ihn einfach an einer kurze Hausleine nehmen und ins Körbchen auf der Terrasse führen und dort anleinen. Dann muß man kein Kommando geben, das er grad net befolgen kann, und auch nicht 5mal sagen, daß er im Körbchen zu bleiben hat, und DAMIT dann Druck machen. Weil die Leine hält ihn ja an Ort und Stelle, dn dann kann er von alleine wieder runterfahren.

  • Und wenn ich das richtig verstanden hab, in deinem Post ist "auf die Nase haun" ein absolutes NoGo, wenn du mich fragst, das mit Erziehung nichts zu tun hat. So hart das jetzt auch klingen mag.

    Das ist richtig, da hab ich beim Lesen auch kurz gezuckt. Wenn der erwachsen ist, machste das nur einmal - dann wird er in so ner hochgedrehten Situation u.U. nach vorn gehen. Deutsch Kurzhaar sind i.d.R. keine Hunde, mit denen man sowas austesten möchte.... Und generell ist sowas kein Umgang mit dem Hund. Ich verstehe die Intention dabei: ihn wieder ansprechbar zu machen. Aber das geht auch anders...

  • Meine Idee wär wohl ne Hausleine dran zu machen und den Hund in solchen Situationen einfach weg zu führen ohne groß Tamtam drum zu machen.

    So kann man das durchsetzen ohne Druck zu erzeugen.

  • Von rein positiver Verstärkung halte ich nicht viel, auch wenn ich versuche den überwiegenden Teil so aufzubauen.

    Naja, Du merkst ja, daß Du mit was Andrem situativ nicht wirklich weiterkommst - sonst wärst Du nicht hier .... ;-)

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