Geht´s nicht ganz ohne "harte Hand"?!

  • Hallo zusammen!


    Mich interessiert eure Meinung zur Frage „Geht’s nicht ganz ohne „harte Hand“?“


    Anlass für meine Frage ist die Erziehung unserer 15 Monate alten Wachtelhündin Jette.

    Wir besuchen seit fast einem Jahr eine Jagdhundeschule. Die Methoden des Trainers sind, meiner Meinung nach, durchaus in die Jahre gekommen (ich löse das mit Jette anders), er hat aber absolut Ahnung und mir auch schon wirklich weitergeholfen.


    Im Alltag übernehme bei Jette den überwiegenden Grundgehorsam und wir haben das Apportieren für uns entdeckt. Ich versuche seit Tag 1 möglichst kooperativ mit Jette umzugehen. Sie soll mit mir kommunizieren und überlegen, was ich von ihr will. Ich arbeite überwiegend über positive Belohnung und negative Bestrafung. Jette ist eine unheimlich aufmerksame Hündin, lernt schnell und es ist eine wirkliche Freude mit ihr zu arbeiten, weil sie wirklich wahnsinnig kooperativ ist.


    Nun sind wir in der Hundeschule beim Triller down angekommen. Hier wird, wenn der Hund nicht auf Triller liegt, körperlich auf den Hund eingewirkt, dieser wird zu Boden gedrückt. Jette kann das gar nicht leiden. Sie fängt sofort an mich zu besänftigen und wird ganz aufgeregt und nervös, weil sie solch ein Verhalten von mir nicht kennt („brauchen“ wir nicht, mag ich nicht). Ich übe das Triller zuhause sehr kleinschrittig und über Futterbelohnung mit ihr, da merke ich durchaus Fortschritte.

    Nun schallt mir in der Hundeschule entgegen, ich wäre zu nett zu Jette. (Als kleine Randbemerkung: wir sind die absoluten Streber was den Grundgehorsam angeht. Kein anderer Hund in der Runde ist so auf seine Führerin konzentriert wie Jette auf mich…)

    Der Triller down müsse vom Hund mit absolut negativer Konsequenz behaftet sein, damit er im Notfall wirkt.


    Was meint ihr? Komme ich mit meiner kooperativen, klar kommunizierten Erziehung zu dem Ziel, dass mein Hund „gehorsam“ (blödes Wort!) ist? Oder brauchen (vielleicht insbesondere Jagd-) Hunde aufgrund ihrer Passion gezwungenermaßen ab und zu „eine harte Hand“, weil sie im extremsten Moment kontrollierbar sein müssen?


    Ich bin gespannt auf eure Meinung!

    Liebe Grüße,

    Marie

  • Wofür braucht ihr das down? Ich komm komplett ohne aus und funktioniert bei meine Hütehunden an Wild auch prima ohne (hier Umorientierung/aufgebautes Alternativverhalten).
    Aber: führt ihr euern Hund jagdlich? Soll sie im Jagdgebrauch beim davon stürmenden Hasen plötzlich liegen? Mit Jagdgebrauch kenne ich mich nicht aus, bei allem anderen (und vor allem einem sehr kooperativen Hund) wüsste ich keinen Grund, da über "absolut negativer Konsequenz" zu gehen.

    weil sie im extremsten Moment kontrollierbar sein müssen?

    was ist denn das bei euch? Also: was ist der extreme Moment und ist der für euch empfunden über ein Down gelöst?

  • Wenn du dich unwohl bei gewissen Methoden fühlst würde ich sie schlicht nicht anwenden. Das checkt ja auch der Hund wenn der Besitzer das ggf nur gehemmt durchsetzt. Und wenn ihr kleinschrittig und belohnungsbasiert klarkommt, warum was ändern? Anscheinend hast du privat ja schon den Dreh raus wie du mit ihr umzugehen hast und das ist doch sehr viel Wert :-) für mich gibt's auf die Frage eh keine pauschale Antwort, ich zb aber habs auch nicht so mit Strafreizen (bin ich zu unsouverän/unauthentisch für)



    Ausnahme natürlich das von Lucy Lou schon angesprochene... also falls das bei euch aus jagdlichen Gründen oder so zwingend verlangt wird...

  • Nun sind wir in der Hundeschule beim Triller down angekommen. Hier wird, wenn der Hund nicht auf Triller liegt, körperlich auf den Hund eingewirkt, dieser wird zu Boden gedrückt. Jette kann das gar nicht leiden. Sie fängt sofort an mich zu besänftigen und wird ganz aufgeregt und nervös, weil sie solch ein Verhalten von mir nicht kennt („brauchen“ wir nicht, mag ich nicht). Ich übe das Triller zuhause sehr kleinschrittig und über Futterbelohnung mit ihr, da merke ich durchaus Fortschritte.

    Nun schallt mir in der Hundeschule entgegen, ich wäre zu nett zu Jette. (Als kleine Randbemerkung: wir sind die absoluten Streber was den Grundgehorsam angeht. Kein anderer Hund in der Runde ist so auf seine Führerin konzentriert wie Jette auf mich…)

    Der Triller down müsse vom Hund mit absolut negativer Konsequenz behaftet sein, damit er im Notfall wirkt.

    Heißt das ihr habt das Down nicht aufgebaut, sondern macht es jetzt gleich komplett negativ, wo der Hund noch gar nicht weiß was er überhaupt tun soll? Dann ist das Schwachsinn.

    Ich baue meine Hunde (GM und DL, auch jagdlich geführt) positiv auf und sichere dann negativ ab. Sprich der Hund lernt mit Leckerli und Klicker usw. was von ihm erwartet wird, soweit möglich auch mit Erhöhung des Schwierigkeitsgrades usw. Und ich achte peinlich genau drauf, dass der Hund, gerade bei den etwas problematischeren Kommandos, niemals nie lernt, dass er dieses Kommando nicht befolgen könnte, während ich es aufbaue.
    Irgendwann aber sind wir früher oder später an einem Punkt, meist Richtung Pubertät, wo der Hund dann tatsächlich schlicht und ergreifend keine Lust hat und/oder was Besseres zu tun hat. Und da werde ich dann tatsächlich sehr hart und setze das absolut rigoros durch. Einfach, weil dein Trainer da nunmal nicht ganz unrecht hat und weil ich nicht riskieren will, dass da diskutiert wird, weil ich zu zimperlich dran gehe, der Hund lernt, dass er doch nicht muss und ich im Endeffekt immer grober und grober werden muss um mich durchzusetzen. Dann lieber einmal richtig und dann ist Ruhe (zumindest bis nach der nächsten DJ Saison...)

  • Der Hintergedanke bei dieser Art des Aufbaus ist, dass man dem Hund konsequent vermitteln möchte, wenn es trieblich noch einfach ist, weil diese sich mit dem Älter werden und der Erfahrung verstärken.


    Man kann ja trotzdem mit Bestätigung arbeiten, das eine schließt das andere nicht aus. Handhaben kann man beides falsch, man sollte Bestätigung auch zum Bestätigen nehmen und nicht bloß locken oder bestechen.

  • Wofür braucht ihr das down?

    weil sie im extremsten Moment kontrollierbar sein müssen?

    was ist denn das bei euch? Also: was ist der extreme Moment und ist der für euch empfunden über ein Down gelöst?

    Unsere Hündin wird von meinem Mann jagdlich geführt - überwiegend auf Drückjagden. Hinzu kommt gerade die gemeinsame Schweißarbeit, die die beiden sich erarbeiten.


    Ich benötige in jedem Falle ein absolutes Stopp Kommando - das rettet ihr im Zweifel ihr Leben. Da erachte ich ein Down schon als sehr hilfreich, auch wenn es in der Extremsituation dann "nur" ein Sitz wird.

  • Heißt das ihr habt das Down nicht aufgebaut, sondern macht es jetzt gleich komplett negativ, wo der Hund noch gar nicht weiß was er überhaupt tun soll? Dann ist das Schwachsinn.


    Ich baue meine Hunde (GM und DL, auch jagdlich geführt) positiv auf und sichere dann negativ ab. Sprich der Hund lernt mit Leckerli und Klicker usw. was von ihm erwartet wird, soweit möglich auch mit Erhöhung des Schwierigkeitsgrades usw. Und ich achte peinlich genau drauf, dass der Hund, gerade bei den etwas problematischeren Kommandos, niemals nie lernt, dass er dieses Kommando nicht befolgen könnte, während ich es aufbaue.
    Irgendwann aber sind wir früher oder später an einem Punkt, meist Richtung Pubertät, wo der Hund dann tatsächlich schlicht und ergreifend keine Lust hat und/oder was Besseres zu tun hat. Und da werde ich dann tatsächlich sehr hart und setze das absolut rigoros durch. Einfach, weil dein Trainer da nunmal nicht ganz unrecht hat und weil ich nicht riskieren will, dass da diskutiert wird, weil ich zu zimperlich dran gehe, der Hund lernt, dass er doch nicht muss und ich im Endeffekt immer grober und grober werden muss um mich durchzusetzen. Dann lieber einmal richtig und dann ist Ruhe (zumindest bis nach der nächsten DJ Saison...)

    Ich habe zuvor das Down schon positiv zuhause aufgebaut. Jette kannte das Kommando also schon ein bisschen, allerdings bin ich da, ähnlich wie von dir beschrieben, mit Clicker und Leckerli vorgegangen. Das was wir nun in der Hundeschule tun ist pures Unterwerfen - ich kann nur nicht einschätzen, inwiefern das für dieses Kommando so notwendig ist.


    Jette ist auch mitten in der Pubertät, hier werde ich natürlich auch streng und setze Kommandos ggf. auch körperlich durch. Das wählt sie aber eigentlich selbst, weil ich ihr genügend Chance gebe zu reagieren. Das ist für mich aber eine logische Konsequenz für den Hund. Den Hund sofort zu Boden zu drücken kann ich damit nicht richtig in Einklang bringen.


    Ich verstehe aber was du meinst und kann deinen Ansatz nachvollziehen!

  • Jette kannte das Kommando also schon ein bisschen

    "Schon so bisschen" ist jetzt aber nicht der richtige Zeitpunkt um da so hart dran zu gehen und die Methode so drastisch zu ändern, das ist nichts Halbes und nichts Ganzes.
    Entweder der Hund ist an einem Punkt an dem er sich (rein positiv aufgebaut) sofort hinwirft, also wirklich auch auf Geschwindigkeit geshaped usw. und ihr stellt dem Hund dann eine "Falle" um das da mal kontrolliert wirklich abzusichern, falls das überhaupt nötig ist...
    Oder du arbeitest halt wirklich wie der Trainer und brichst den Hund da rein. Funktioniert auch, wird den Hund nicht umbringen. Finde ich persönlich aber unnötig grausam. Das kommt noch aus den Zeiten wo der Hund 1 Jahr liegengelassen wurde und dann für die Ausbildung gebrochen wurde anstatt über Monate hinweg konditioniert.

    Wobei ich mich zugegebenermaßen wundere wieso der Hund mit 15 Monaten erst bei "so bisschen" ist. Das ist ja nichts anderes als ein Platz (mit Kopf runter, wenn es denn unbedingt sein muss), das solltet ihr eigentlich seit mindestens 1 Jahr regelmäßig üben und entsprechend bereits ordentlich sitzen.

  • Ein Aufbau mit Einstieg einer positiven Strafe und mittels negativer Verstärkung kann ausbilderisch sehr gut durchdacht und klar für den Hund sein, ohne, dass dieser Grausam ist. Die positive Bestätigung lässt man dabei ja nicht weg. Zwar lässt sich so nicht jeder Konflikt vermeiden, den man dann doch mal durchsetzen muss, aber alles in allem kann der Weg für gewisse Charaktere Konfliktfreier sein, als ein rein positiver Aufbau. Ein Hund sollte auch lernen, wie er mit Strafe umgehen soll, wenn man diese einsetzt.


    Ich wüsste keinen guten Grund, wieso euch ein Trainer in der Jagdhundeschule am Down nacharbeiten lassen würde, wenn der Hund es vorbildlich zeigt. Da dürfte dann egal sein, wie der Hund es gelernt hat, wenn er sich auf Kommando sofort ins Down wirft. Vermutlich ist das Ganze einfach nicht so sauber, wie es sein sollte, mich wundert schon auch, dass den Hund das Down verunsichert, nur, weil er in der ihm bekannten Hundeschule ist? Das würde in dem Alter doch sehr gegen das aktuelle Training sprechen, wenn das Down lebensrettend sein soll und in sämtlichen Situationen funktionieren muss.

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