Frustriert und verzweifelt: Mein Hibbelhund bekommt nie genug / Jagdtrieb
-
-
Natürlich sind die Spitze grundsätzlich erstmal menschenfreundlich, aber das ist leider keine Lebensgarantie und erst recht kein Selbstläufer. Ein gelangweilter und/oder schlecht geführter Arbeitshund sucht sich nun mal Ersatzbeschäftigungen, und Action wie Menschen erst ankläffen und dann irgendwann treiben, kann aus Hundesicht sehr unterhaltsam und lohnend sein.
Aber jetzt mach dich bitte erstmal nicht verrückt, erst recht nicht, wenn's dein erster Hund ist. Anderthalb ist bei diesen Temperamentsbolzen ein wahnsinnig anstrengendes Alter, Körperkraft und Abenteuerlust schon maximal ausgeprägt, Hirnchen hängt noch irgendwo im Kindesalter fest. Ich hab da beim Terrier (und das ist immerhin mein achter Hund und nicht der erste dieser Sorte) auch manchmal nur noch gestanden, dem Kondensstreifen nachgestarrt und gedacht: "Das KANN doch jetzt nicht sein?!"
Aber eben: Das bleibt nicht so. Mit dem Erwachsenwerden reift dann auch das Hirn endlich nach, mit drei kannst du sie dann schon mal ansprechen und sie fangen an zu denken, BEVOR sie abgehen. Mit fünf sind es dann meist schon sehr angenehme Zeitgenossen, und sobald sie altern, lachst du wehmütig über die wilde Jugend.
Also: Nur Mut, das wird schon werden, wenn ihr jetzt die Kurve kriegt. Und dafür tust du doch, was du kannst!
-
- Vor einem Moment
- Neu
Hi
hast du hier Frustriert und verzweifelt: Mein Hibbelhund bekommt nie genug / Jagdtrieb* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!
-
-
Der im Avater ist ein Laika Mix und ja der bleibt immer an der Schlepp. An der kurzen Leine würde der völlig durchdrehen weil der nie die Möglichkeit zur Eigenständigkeit hat da ich keinen Garten habe.
Der andere ist ein Lapinporokoira und kommt dem Islandhund recht nah würde ich sagen. Der kann aber immer frei laufen.
Schade dass du so weit weg wohnst, euch würde ich gern mal kennen lernen.
-
Die Welpenbilder, einfach zum dahinschmelzen Irgendwie sieht er gar nicht nach Problemen aus, sondern wie ein richtig toller cooler Hund und sehr fotogen und eine super Fotografin. Wäre ich bei Instagram, hättest du jetzt einen Follower mehr
-
Hei,
viel Wichtiges wurde hier schon gesagt, deswegen will ich nur ne Anekdote da lassen in der Hoffnung, dass es hilft:
Mein Hund, der vom Typ/von der Rasse her denke ich recht ähnlich ist, war mit etwa anderthalb die absolute pure Pest. Das sage ich nicht kokett, sondern es war wirklich so. Er wäre zu jedem Hund hingerannt, war super stressanfällig, hatte vor allem möglichen und unmöglichen Angst und hat geschrien und gekreischt, wenn er auch nur minimal frustriert war, dass einem die Ohren klingelten.
Es gab Tage, da hätte ich ihn auf den nächsten LKW werfen können... und es gab auch Tage, da habe ich mich wie Du gefragt, ob ich ihm wohl einfach nicht das bieten kann, was er braucht.
Nun, mittlerweile ist er 4 und neulich meinte meine Chefin, als wir nach dem langen Bürotag noch in der Kneipe um die Ecke waren und mein Hund unterm Tisch lag und brav auf ein paar Pommes wartete "So einen unkomplizierten Hund habe ich noch nie kennengelernt, der macht ja echt alles einfach nur lieb mit, der Wahnsinn". Und da hatte ich so einen richtigen "Schockmoment" und habe realisiert, wie viel besser alle unsere Baustellen peu á peu geworden sind. Man merkt es manchmal nicht, weil es schleichende Prozesse sind, aber es geht voran (natürlich nicht von selber automatisch, aber es ist ja nicht so, als würdest Du nicht dran arbeiten). Und anderthalb ist - meiner Erfahrung nach zumindest - ein wirklich schlimmes Alter.
-
Ach du Arme, lass dich erst mal etwas trösten 🥰
Islandhunde sind wunderbare Hunde, halt nur etwas anders. Und das solltest du auch berücksichtigen....du wolltest ja auch einen etwas "anderen" Hund oder?
Ein Isi ist unglaublich feinfühlig und sensibel. Er merkt sofort, wenn es dir nicht gut geht, wenn du (auch unterdrückt) nervös wirst, wenn du etwas von ihm willst, was er gerade nicht leisten kann....oder will 😁
Und Islandhunde sind eigenständig und meinungsstabil, wenns draufan kommt. Wobei es da inzwischen auch wirklich sehr viele unterschiedliche Typen gibt, ich hab das Gefühl, der "Will to please" wird ein wenig hervorgezüchtet und die Lautstärke in der Zucht auch etwas heruntergeregelt.
Deiner scheint aber sehr ursprünglich zu sein und deshalb glaubst du, du kannst ihm nicht gerecht werden, mit dem was du ihm bietest. Dabei ist er auch nur ein Hund, er kennt die Weiten von Island nicht, kann sie darum auch nicht vermissen.
Versuch es mal ganz anders: hör auf, ihn nach deinem Willen formen zu wollen, er ist dein Freund, nicht dein Feind. Du musst ihn nicht in seinem Wesen bekämpfen, sondern ihn sehen und annehmen, so wie er ist. Das heißt nicht, dass du ihn alles machen lässt was er möchte. Das geht in unserer Gesellschaft gar nicht. Aber statt an ihm herumzuerziehen kannst du manches auch einfach managen. Viele Islandhunderüden sind ein wenig, oder mehr artgenossenunverträglich. Wenn man das annehmen kann, dann kann man auch raus aus dem täglichen Kampf...indem du ihm den Abstand gibst, bei dem er sich wohlfühlt. Bei uns hat es etwas mehr gebraucht als das, weil Ari fast von einem Riesenschnauzer getötet wurde. Aber selbst er kann wieder an anderen Rüden vorbei gehen (ich füttere sie ihm schön 🤣 und nehme ihn ganz zu mir, gehe Bögen, rede mit ihm, wenn er doch aufgeregt wird und sage ihm, wie toll er ist, wenn er es gut geschafft hat.) Und wenn nicht? Wenn er doch mal kläffend in der Leine hängt? Ja mei, egal! Ich bin sogar draufgekommen, dass er so gut wie immer Recht hat und der andere Rüde tatsächlich unangenehm reagiert...z.B. beim nächsten Hund, den dieser passiert.
Was ich sagen will...genießt mal einfach die Zeit ein wenig miteinander, er muss nicht der perfekte Hund sein, er ist ein Wikinger! Wikinger sind nun mal wild!
Ich kann Ari nicht ableinen....was haben wir geübt und trainiert.....aber ehrlich! Es gibt zum wandern "blöde" Flexis, da kann er sich ungestresst bewegen und muss dennoch nicht Runden mit isländischem Radius drehen. Wir wandern so schon auch mal 20-30 km....hin und wieder. Manchmal schlurfen wir auch einfach nur in der Gegend herum.
Nimm den Fokus mal weg von ihm, lebe dein Leben und lass ihn dabei sein, auch wenn er sich daneben benimmt. Ich war mit Ari sogar schon drei mal in Venedig (jeweils eine Woche), selbst das geht, wenn du einfach stolz bist auf deinen wilden Hund, statt ihn komplett ummodeln zu wollen. Und weißt du was? Genau das wird ihn entspannen....der Moment, in dem du auslässt und ihn als das siehst, was er ist: ein ursprünglicher, unverwüstlicher Kämpfer mit dem Herzen am rechten Fleck 🥰🥰🥰
Frag mich, was immer du willst, liebe Grüße von Angelika und Ari Eskilson fra Vin Islandingum
-
-
Hallo zusammen,
erstmal sorry, daß ich mich so lange nicht zurück gemeldet habe. Ich war irgendwie total überwältigt von den vielen guten Kommentaren und habe es nicht mehr geschafft, Schritt zu halten
In den letzten Monaten hat sich einiges getan und daher will ich mal berichten:
Bolti ist mittlerweile (gute zwei Monate nach Threaderöffnung) doch deutlich ruhiger und vernünftiger. Ob es nur an der Hitze liegt oder daran, daß er bald zwei Jahre wird, oder daran, was wir in letzter Zeit alles gemacht haben… wer weiß das schon. Wahrscheinlich ne Kombination daraus.
Wir waren viel in Sachen Alltagstraining unterwegs: In München und Rosenheim, an der Isar, am Inn und der Mangfall, in den Bergen und an Seen. Haben bekannte Hundekumpels getroffen, aber auch mal neue. Haben Leinenspaziergänge mit anderen Hunden unternommen. Sind aber auch rumgesessen und haben Nichtstun geübt.
Daheim waren wir, solang es temperaturmäßig ging (in den letzten Wochen also eher nicht) ca. ein Mal pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs, haben an der Leine zusammen gemäuselt (ist für ihn bisher das beste Rückruf- und Teamworktraining), sind auch oft Hin-und-zurück-Wege gegangen statt Runden. Sehr selektiv gibt's Freilauf.
Wenn er sich übermäßig hochpusht, muß er ein Weilchen bei Fuß laufen, bis er wieder bei mir ist. Es scheint ihm auch zu helfen, daß ich ihn einrahme und eine Pause verordne, wenn er mal wieder gar nicht weiß, wohin mit sich. Und manchmal hilft auch eine klare Ansage à la "Hör mal junger Mann, wir machen das jetzt so und hier wird jetzt nicht eskaliert!"
Wir hatten außerdem ein paar Einzelsessions mit Hundetrainerin; da ging's vor allem um Aufbau eines Stopsignals und um Boxentraining, auch Clickern haben wir angefangen.
Allgemein trau ich mir mittlerweile mehr Verbindlichkeit zu und bin entspannter geworden. Ich weiß besser, was ich von ihm erwarten darf und er, was ich von ihm erwarte. Er dankt es, indem er mehr Rücksprache hält und tatsächlich auch mehr Körperkontakt sucht. Ich merke auch, daß er mehr vertraut, zB bei Pfotenpflege und Kletten-aus-dem-Fell-dröseln. Da mußte er bis vor gar nicht so langer Zeit alles genauestens überwachen, jetzt läßt er mich meistens einfach machen
Es fühlt sich gerade einfach an, wie wenn er endlich zu meinem Hund wird wird und ich zu seinem Frauchen, und das feier ich gerade enorm
Klar haben wir weiterhin Baustellen und es wird sicher auch immer wieder mal Rückschritte geben. Vor allem was Rückruf bei Jagdreizen und Leinenreaktivität angeht, will ich noch besser werden mit ihm. Aber auch da haben wir schon einiges erreicht.
Mein wilder Junghund wird erwachsen. Einerseits toll, andererseits ist es so kraß, wie die Zeit verfliegt…Wenn du schreibst, du hast eine Grundangst, ihm nicht gerecht zu werden - ggf beginnt da schon das grundlegende Problem?
Vllt versuchst du einfach sehr oft, dem Hund entgegen zu kommen, weil du latent ein schlechtes Gewissen hast und bist dadurch nicht klar auf der einen Seite, bietest ihm aber zu viel verschiedene Action auf der anderen Seite?
Oh, da triffst du absolut ins Schwarze! Das denke ich mir schon einige Zeit, daß das die zugrundeliegende Problematik ist. Aber eben, allein das Wissen darum sorgt noch nicht für Besserung…
Wow, Bolti ist ein wunderschöner Hund!
Dankeschön <3
Für ein Treffen melde Dich doch mal per PN - ich wohne zwischen Erding und Markt Schwaben.
Sehr gerne. Ich denke, ich bin demnächst mal in eurer Ecke, vielleicht geht da ja was zamm :-)
Mit dem Erwachsenwerden reift dann auch das Hirn endlich nach, mit drei kannst du sie dann schon mal ansprechen und sie fangen an zu denken, BEVOR sie abgehen. Mit fünf sind es dann meist schon sehr angenehme Zeitgenossen, und sobald sie altern, lachst du wehmütig über die wilde Jugend.
Also: Nur Mut, das wird schon werden, wenn ihr jetzt die Kurve kriegt. Und dafür tust du doch, was du kannst!
Ja, das merke ich gerade sehr. Danke <3
Irgendwie sieht er gar nicht nach Problemen aus, sondern wie ein richtig toller cooler Hund und sehr fotogen und eine super Fotografin. Wäre ich bei Instagram, hättest du jetzt einen Follower mehr
Danke! Im Grunde ist er das ja auch. Ich muß halt nur noch lernen, mit so viel Energie umzugehen
Mein Hund, der vom Typ/von der Rasse her denke ich recht ähnlich ist, war mit etwa anderthalb die absolute pure Pest. Das sage ich nicht kokett, sondern es war wirklich so. Er wäre zu jedem Hund hingerannt, war super stressanfällig, hatte vor allem möglichen und unmöglichen Angst und hat geschrien und gekreischt, wenn er auch nur minimal frustriert war, dass einem die Ohren klingelten.
Es gab Tage, da hätte ich ihn auf den nächsten LKW werfen können... und es gab auch Tage, da habe ich mich wie Du gefragt, ob ich ihm wohl einfach nicht das bieten kann, was er braucht.
Nun, mittlerweile ist er 4 und neulich meinte meine Chefin, als wir nach dem langen Bürotag noch in der Kneipe um die Ecke waren und mein Hund unterm Tisch lag und brav auf ein paar Pommes wartete "So einen unkomplizierten Hund habe ich noch nie kennengelernt, der macht ja echt alles einfach nur lieb mit, der Wahnsinn".
Danke dir! Es tut immer so gut von anderen zu erfahren, wo es ähnlich war und die dann doch noch die Kurve gekriegt haben
Es ist ja auch so, daß wir je nach Situation viel Komplimente und Bewunderung ernten, wie gut erzogen er doch sei, wie lieb usw. Dann sag ich immer, ihr habt ihn ja nur noch nicht in seinen schlechten Momenten erlebt.
Mittlerweile werden die schlechten Momente aber überschaubar und ich bin grad doch ziemlich stolz auf das, was wir schon alles hingekriegt haben. Und ja, einiges davon waren/sind schleichende Prozesse, und dann fällt es einem immer mal wieder auf: Hoppla, das ist ja irgendwie gar kein Problem mehr!
Muß die Nachricht aufteilen, da zu lang…
-
Islandhunde sind wunderbare Hunde, halt nur etwas anders. Und das solltest du auch berücksichtigen....du wolltest ja auch einen etwas "anderen" Hund oder?
Ein Isi ist unglaublich feinfühlig und sensibel. Er merkt sofort, wenn es dir nicht gut geht, wenn du (auch unterdrückt) nervös wirst, wenn du etwas von ihm willst, was er gerade nicht leisten kann....oder will 😁
Und Islandhunde sind eigenständig und meinungsstabil, wenns draufan kommt. Wobei es da inzwischen auch wirklich sehr viele unterschiedliche Typen gibt, ich hab das Gefühl, der "Will to please" wird ein wenig hervorgezüchtet und die Lautstärke in der Zucht auch etwas heruntergeregelt.
Deiner scheint aber sehr ursprünglich zu sein und deshalb glaubst du, du kannst ihm nicht gerecht werden, mit dem was du ihm bietest. Dabei ist er auch nur ein Hund, er kennt die Weiten von Island nicht, kann sie darum auch nicht vermissen.
Versuch es mal ganz anders: hör auf, ihn nach deinem Willen formen zu wollen, er ist dein Freund, nicht dein Feind. Du musst ihn nicht in seinem Wesen bekämpfen, sondern ihn sehen und annehmen, so wie er ist. Das heißt nicht, dass du ihn alles machen lässt was er möchte. Das geht in unserer Gesellschaft gar nicht. Aber statt an ihm herumzuerziehen kannst du manches auch einfach managen. Viele Islandhunderüden sind ein wenig, oder mehr artgenossenunverträglich. Wenn man das annehmen kann, dann kann man auch raus aus dem täglichen Kampf...indem du ihm den Abstand gibst, bei dem er sich wohlfühlt. Bei uns hat es etwas mehr gebraucht als das, weil Ari fast von einem Riesenschnauzer getötet wurde. Aber selbst er kann wieder an anderen Rüden vorbei gehen (ich füttere sie ihm schön 🤣 und nehme ihn ganz zu mir, gehe Bögen, rede mit ihm, wenn er doch aufgeregt wird und sage ihm, wie toll er ist, wenn er es gut geschafft hat.) Und wenn nicht? Wenn er doch mal kläffend in der Leine hängt? Ja mei, egal! Ich bin sogar draufgekommen, dass er so gut wie immer Recht hat und der andere Rüde tatsächlich unangenehm reagiert...z.B. beim nächsten Hund, den dieser passiert.
Was ich sagen will...genießt mal einfach die Zeit ein wenig miteinander, er muss nicht der perfekte Hund sein, er ist ein Wikinger! Wikinger sind nun mal wild!
Ich kann Ari nicht ableinen....was haben wir geübt und trainiert.....aber ehrlich! Es gibt zum wandern "blöde" Flexis, da kann er sich ungestresst bewegen und muss dennoch nicht Runden mit isländischem Radius drehen. Wir wandern so schon auch mal 20-30 km....hin und wieder. Manchmal schlurfen wir auch einfach nur in der Gegend herum.
Nimm den Fokus mal weg von ihm, lebe dein Leben und lass ihn dabei sein, auch wenn er sich daneben benimmt. Ich war mit Ari sogar schon drei mal in Venedig (jeweils eine Woche), selbst das geht, wenn du einfach stolz bist auf deinen wilden Hund, statt ihn komplett ummodeln zu wollen. Und weißt du was? Genau das wird ihn entspannen....der Moment, in dem du auslässt und ihn als das siehst, was er ist: ein ursprünglicher, unverwüstlicher Kämpfer mit dem Herzen am rechten Fleck 🥰🥰🥰
Frag mich, was immer du willst, liebe Grüße von Angelika und Ari Eskilson fra Vin Islandingum
Hey danke, ich freu mich sehr über deine Erfahrung&Sicht! Und du sprichst mir mit so vielem, was du schreibst, aus der Seele <3
Um ehrlich zu sein, ich war gar nicht auf der Suche nach einem "anderen" Hund, sondern bin mir einfach kurz bevor Bolti aufgetaucht ist, darüber bewußt geworden, daß der Isi viele Eigenschaften mitbringt, die ich mir bei einem Hund wünsche. Und war bezüglich der "herausfordernden" Seiten etwas naiv, da ich die Rasse bisher nur von Island kannte, wo diese halt nicht so auffallen.
Bolti kennt eben die Weiten Islands sehr wohl, zumindest das, was man in 17 Lebenswochen davon kennenlernen kann, und das ist für den Horizont eines Welpen ziemlich viel
Du beschreibst genau meine Erfahrung: Hochsensibel, eigenständig und dabei sehr willensstark/meinungsstabil
Und "ursprünglich" kommt auch hin; ich kenne mich zwar mit den Zuchtlinien nicht aus, aber er stammt eben von Hofhunden ab und wurde auch als solcher aufgezogen (was auch mein schlechtes Grundgewissen erklärt).
Weißt du, ich habe mir erst heute morgen beim Gassi gedacht, wie schön es ist, als Freunde unterwegs zu sein. Klar gebe ich im Zweifel die Richtung vor, aber ich versuche ihm auch die Freiheiten zu gewähren, die er braucht, auch an der Leine, so lange es nicht ausartet (er findet es zB suuuper toll, daß ich aktuell viel mit ihm mäuseln gehe und ihm tolle Löcher zeige. Dafür läuft er dann auch brav nebenher, wenn ich das vorgebe - selbst über Mäuseterrain…) Im Moment fahren wir gut damit.
Venedig, wow! Zu welcher Jahreszeit?
Genau, es sind wilde, charmante, schlaue kleine Freigeister. Und das ist gut so. Ich hab gestern auf Insta ein Video gesehen von zwei Obi-Assen, die millimetergenau bewegt wurden. Und so bewundernswert das ist, wenn der Hund funktioniert wie ein Soldat, aber so einen würde ich niemals wollen.
-
....
Aber eben: Das bleibt nicht so. Mit dem Erwachsenwerden reift dann auch das Hirn endlich nach, mit drei kannst du sie dann schon mal ansprechen und sie fangen an zu denken, BEVOR sie abgehen. Mit fünf sind es dann meist schon sehr angenehme Zeitgenossen, und sobald sie altern, lachst du wehmütig über die wilde Jugend.
Also: Nur Mut, das wird schon werden, wenn ihr jetzt die Kurve kriegt. Und dafür tust du doch, was du kannst!
Echt? Ab wann ist denn so "alt"? Dann kann ich das mit dem Denken mal Bossi sagen. Damit er das dann berücksichtigt, wenn er alt wird. Aber hat ja noch Zeit- er ist ja erst 18.....
Ups - wollt Euch etz nicht entmutigen *gg
-
So schön zu lesen, daß Ihr langsam zusammenfindet Ih kenn das von meinem aktuellen Jungspund. Anfangs ist er einfach vor mir hergerannt, ohne Kenntnis zu nehmen vom andren Ende der Leine *gg Dann hab ich angefangen, was zu tun, um da irgend sowas wie "Beziehung" hinzukriegen, mit dem Ziel, iiiirgendwann mal nen Hund zu haben, der sich unterwegs dessen bewußt ist, daß da noch wer dabei ist, daß man denjenigen mal um seine Meinung fragen könnte oder so
Und inzwischen, ganz unmerklich, ist da sowas wie Zusammengehörigkeit entstanden. Wie sind noch weit entfernt von "Fokus auf Fraule" oder "sitzendem Gehorsam" - aber wir haben eine BH abgelegt, und es kommt doch tatsächlich vor, daß er nach mir schaut, er ist mit etwas Hilfe in der Lage, neben mir zu laufen, statt mich zu ziehen. Und ich bin dahintergestiegen, was er braucht, um halbwegs mit mir leben zu können. Und das sind bei ihm keine 5 Stunden Gassi am Tag, da haut´s ihm nämlich das Hirn raus als reizoffenem Hund, sondern mal so 30-Minuten-Gassirunden. Oder mal ne Einzelrunde in derselben Länge mit bissel arbeiten, etwas spielen, kurzer Pause auf der Wiese sitzend zum Beobachten und Kuscheln - und wieder heim. Diese Woche hab ich einen ersten Versuch mit ihm am Rad gewagt, und bin tatsächlich lebend und unversehrt heimgekommen, wurde nicht impulsiv vom Rad gezerrt mit einem Satz ins Dickicht oder so Und letztes Wochenende hab ich mit allen Dreien zu Fuß eine 10km-Runde gedreht. Da hat er hinterher ne Stunde geschlafen und anschließend gefragt, ob wir nicht mal endlich n bissel Gassi gehen könnten Kein Hochdrehen, das ging also gut - lag aber sicher auch am Schlendertempo, weil ja der 18jhrige Senior dabei war, das bringt natürlich Ruhe rein und tut ihm gut.
Daheim ist er tiefenentspannt. Wenn ich im Homeoffice arbeite, klebt er auf der Eckbank an mir und schläft einfach den ganzen Tag, absolut unauffällig, im Büro dasselbe. Er hat gelernt, er darf melden, wenns klingelt - aber dann ist auch Schluß. Und dieser Aufgabe kommt er mit Hingabe nach....
Er bringt mir meine Schuhe, wenn er Gassi möchte, und früh nach dem Duschen, sobald ich zur Jeans greife, weil er gelernt hat, dann geht´s raus. Und heute hab ich gemerkt, er sitzt einfach neben mir, als ich mich früh fürs Gassi fertiggemacht habe, statt wie ein Irrwisch durch die Bude zu flitzen.
Vor 2-3 Wochen war ich mit ihm im Wald. Durfte die Erfahrung machen, daß Wald zwar spannend ist, aber es gab keinen Moment, wo er sein Hirn hätte wegwerfen müssen wir lauter Überreizung oder so. Er hatte mich im Hinterkopf (ich teste immer, ob er auf Ansprache reagiert, u ihn mal für ein Leckerlie etc.., um das einschätzen zu lernen), und er hat viele tolle Sachen gezeigt: zwar in den Wald gescannt, aber sich selbst wieder auf den Weg orientiert, sich von Wildwechseln und Spuren selbständig wegorientiert (ich geb ihm die Zeit die ausgiebig zu beschnüffeln, zu bewerten, damit er selbst sagen kann, wann er "fertig" ist, dann kann ich das Abwenden loben - auf Dauer wird er das dann schenller und häufiger zeigen). Er konnte Dinge apportieren, war also arbeitsfähig (auch kleine Aufgaben sind eine Möglichkeit, zu testen, wie weit er noch "anwesend" ist im Kopf). Und als ich einfach 5m neben dem Weg auf einer freien Stelle meine Picknickdecke ausgebreitet habe, konnte er neben mir liegen. Teils an mich gekuschelt, teils aufmerksam lauschend wenn er was hörte, und hat dann Passanten angekündigt, indem er aufstand, und sich in die Richtung gestellt hat, wo er die gehört hatte. Im ersten Moment auch mal kurz gewufft: "da is was, Fraule". Alles in allem eine Zusammenarbeit, die ich noch gar nicht erwartet hätte, weil es das erste Mal war, daß ich gezielt mit ihm in den Wald gegangen bin. Denn mit einem Jung-Jagdhund, der außerhalb vom Wald schon völlig überreizt war, hab ich mich die erste Zeit nicht in den Wald zu gehen gewagt, das macht ja keinen Sinn, wenn der Hund dann sehr wahrscheinlich komplett hohle dreht.
Immer wieder ne Kleinigkeit, wo man merkt: holla, das ging vorher noch nicht. Es gibt immer noch Vieles, das gar nicht geht: Hundebegegnungen sind ein rotes Tuch, wenn der andre Hunde bellt, fixiert oder pöbelt. Abruf, was ist das - ohne Leine geht gar nicht. Er hat mir mal (Karabiner hat sich gelöst gehabt!) ne Katze erwischt, die wir gerade noch retten konnten vor ihm, sie hat gottseidank "nur" Zähne und Krallen verloren, war aber nicht verwundet, keine Löcher oder inneren Verletzungen. Daher prüfe ich die Leine inzwischen doppelt und dreifach und auch unterwegs, daß sich da nix löst oder verhakt, und der Karabiner dann aufgehen kann. Leine an Geschirr und Halsband, ein Karabiner hält auf jeden Fall.
Er ist nicht perfekt. Aber wir kommen inzwischen durch den Draußen-Alltag, er kriegt genug Bewegung, ich kann ihn beschäftigen (laß mal nen Hund draußen was suchen, wenn er schon längst sein Hirn weggeworfen hat, weil er n Eichhörnchen gesehen hat - war anfangs schlichtweg nicht möglich! Das ist dann ein Teufelskreis: Jagdhund dreht hohle, weil unausgelastet, ist daher draußen nicht arbeitsfähig und kann damit auch nicht ausgelastet werden, und da kommt man aber nur raus, wenn man mit ihm was arbeiten kann! Hab dann angefangen mit Suchspielen im Haus. Zerrseil versteckt. Erst frei liegend, dann in echt schwierigen VErstecken. In einem Eimer, im Waschbecken, unter einer Decke, in einem Klamottenhaufen vergraben, neben irgendwelchem Hühnerzeugs, das ich erst noch reinigen wollte, also mit intensiver geruchlicher Ablenkung - und das hat er toll gemacht.).
Daheim ist er komplett unauffällig, pennt viel, hat ausreichend Ruhe, versteht sich mit den andren Beiden, läßt sich von denen in die Schranken weisen. Junghundtypisch macht er ab und an Quatsch - aber hey, Hunde sind keine Maschinen, und man will doch auch was zum Lachen haben
Und ich genieße es sehr, das zu erleben. Mir bewußt zu machen, daß das alles schon viel besser ist als anfangs, daß wir nen Status erreicht haben, wo ich weiß, was ich wann mit ihm machen kann, wieviel er verträgt, was zu viel ist. Wir machen winzige Fortschritte beim Alleinbleiben, ich hab rausgefunden, wie er im Auto keinen massiven Streß mehr hat (in der Box hatte er sich komplett naßgespeichelt vor Streß). Das erleichert das Leben so sehr, und es macht Hoffnung, daß es weiter besser wird, wenn man dranbleibt und der Hund vernünftig wird (sofern man beim Terrier von "vernünftig" sprechen kann *gg). Die Tage, an denen man den Hund an die Wand tackern möchte, werden weniger, das Lachen und die Freude überwiegen.
Und inzwischen glaub ich wieder dran, daß wir irgendwann auch ein Dreamteam sein werden, so wie es Bibs und ich immer waren, und Bossi und ich immer noch sind. Aber das ist bei ihm und mit ihm halt echt hart erarbeitet... *gg (ich glaube, es war mit Bossi eigentlich genauso, der war einfacher, aber ich hatte auch weniger Wissen zum Thema Jagen und so, das kam erst durch ihn, daß ich mich mit dem Thema beschäftigt habe. Insofern war´s mit ihm mit Sicherheit nicht weniger Arbeit, und er war ja auch im besten Alter, mit eineinhalb - ist halt nur schon fast 17 Jahre her.....Casanova kam mit ca. 1 Jahr zu mir, also so viel Unterschied ist das nicht...).
Und es freut mich, zu lesen, daß es nicht nur mir so geht. Daß Du Lösungen gefunden hast, ihn zur Ruhe zu bringen unterwegs ist doch genial! Man muß halt am Anfang auch vieles austesten, kein Hund ist wie der Andre, was beim Einen half, muß nicht beim Nächsten helfen, und wo der eine ne Baustelle hat, hatte der vorige Hund gar keine. Da hilft einem die ganze Erfahrung nicht allzuviel, und irgendwie, das ist mir bei Casanova so richtig bewußt geworden, fängt man halt auch mit noch so viel Erfahrung bei jedem Hund von vorne an: ihn erstmal kennenzulernen, herauszufinden, was er braucht, was ihn überdreht, wo er Baustellen hat, wie man ihm damit helfen kann.
Und ich finde, daß Du mit Deinem für sein Alter schon ganz schön viel erreicht hast! Genieß es - und mach einfach so weiter, dann wird das schon. Gib Euch Zeit! ;-) Ihr habt noch so lange miteinander, das muß nicht alles im ersten Jahr perfekt werden. Sonst wird´s doch langweilig, wenn man dann nix mehr zu tun hätte
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!