Frustriert und verzweifelt: Mein Hibbelhund bekommt nie genug / Jagdtrieb

  • Ich erkenne ein wenig meinen Großpudel in deinen Beschreibungen, der war auch für die Rasse einfach ein wenig drüber, Spitzname Raketenpudel. Jagdtrieb definitiv vorhanden, ich wohne allerdings in relativ wildarmer Umgebung, dafür hatten wir ein großes Aufregungsproblem mit anderen Hunden.


    Er ist mein 3. Hund, ich glaube wäre er mein 1. Hund gewesen, hätte ich das vielleicht auch nicht geschafft und über Abgabe nachgedacht. Ich saß öfter irgendwo heulend im Wald, weil der Hund nur in die Schlepp gebrettert ist.


    Aber ich muss sagen, ich merke jetzt ab 3,5 Jahren nochmal richtig große Fortschritte, viele Punkte an denen wir gearbeitet haben, wo ich das Gefühl hatte, es bessert sich gar nicht, haben in den letzten Monaten dann einfach doch geklappt und er wird auch merklich ruhiger.


    Man sagt ja so ab 3 werden die Hunde erwachsen, bei GP Rüden hab ich es jetzt schon von einigen gehört, dass sie so bis 4 brauchen und wie gesagt, hier kamen jetzt in den letzten Monaten noch große Fortschritte dazu.


    Nevi konnte aber zuhause immer gut Ruhe halten und auch entspannt alleine bleiben, das ist auch einfach ein wichtiger Punkt. Und es gab auch immer mal sehr ruhige Tage, mit nur ner Löserunde und ansonsten Garten. An anderen Tagen dann wiederum auch Wanderungen, Zughundesport, Dummytraining. Irgendwo muss die Energie auch hin, aber es muss halt ausgeglichen sein.


    Vielleicht braucht dein Isi einfach auch ein wenig länger. Heißt nicht, dass man an Punkten nicht arbeiten soll, sondern einfach, um doch mal ein wenig Hoffnung zu machen.

  • Wenn er eh nicht hin will, dann braucht es doch auch keine Frustrationstoleranz mehr. Frustrationstoleranz in deinem Beispiel wäre eher, dass der Hund entspannt akzeptieren kann, dass er da jetzt nicht hin darf.

    Ja klar, die Voraussetzung in meinem Bsp. ist natürlich, dass der Hund grundsätzlich mal hin wollte, aber eben diesen Impuls nun eigentlich gar nicht mehr hat, weil er im Laufe des Trainings eine gewisse Gleichmut gegenüber dem Reiz entwickelt hat.

    Das würde bedeuten, dass meine Vorsteher keinerlei Frustrationstoleranz haben.

    Denen ist dieser Reiz nämlich absolut und überhaupt nicht egal. Das kann man an jeder einzelnen Faser ihres Körpers sehen. Aber gefrustet sind die nicht, sondern ruhig und konzentriert.

  • Zitat

    Wie bist du es angegangen?

    In dem Alter mit einem möglichst gleichbleibenden und für den jungen Hund berechenbaren Tagesablauf, ohne ihn immer wieder sozusagen an- und auszuknipsen. Ein langer, ruhiger Spaziergang pro Tag, etwa eine gute Stunde frei in Feld und Wald, auf dem ich nicht mehr von der kleinen Rakete verlangt habe als zwischendurch mal möglichst schnelles Kommen auf Ruf. Das war unser Spiel von Welpenpfoten an, und das einzige Kommando, das sie mit anderthalb wirklich konnte. Ansonsten durfte/sollte sie da machen, was Hund eben so macht, schnüffeln, mal buddeln, rennen oder nicht rennen - bis sie am Ende entspannt durch die Gegend trabte (oder ehrlich: galoppierte) und zuhause ebenso entspannt erstmal schlafen ging. Das war übrigens mein genereller Maßstab: kam sie zuhause von sich aus leicht zur Ruhe, lief alles richtig, war sie unruhig und aufgedreht, stimmte was nicht, war das Programm zuviel oder zuwenig gewesen.


    Dazu als Highlight und zum körperlichen Auspowern zwei- dreimal wöchentlich einen Abstecher ins Hundewäldchen zum Austoben mit Artgenossen und regelmäßig Gartenzeit mit dem vierbeinigen Lehrmeister, dem großartigen Schäferrüden von nebenan. Im Haus war absolut nichts angesagt, außer sich irgendwie friedlich zu beschäftigen ,sobald ich am Schreibtisch saß. Da hat sie von Anfang an meist gedöst oder im Liegen alles kontrolliert.



    Mir irgendwelchem Training habe ich uns so gut es ging verschont, weil ich gemerkt habe, wie extrem sie sich vor Übereifer hochspulte, sobald ich irgendwas von ihr verlangte. Sie konnte in dem Alter gerade mal "Komm!", das aber supergut, und "Sitz", also ranrufen und einbremsen, so dass ich sie notfalls anleinen konnte. Das reichte mir. Alles weitere haben wir tatsächlich erst geübt, als der Verstand ein bißchen kam und sie es schaffte, ihren Übereifer peu a peu in den Griff zu kriegen. Ernsthafte Anforderungen an ihre Selbstkontrolle habe ich erst gestellt, als sie mit drei Jahren erwachsen war, und da hat sie es dann auch gut gepackt, ohne zu überdrehen.

  • Islandspitze sind schon ein recht eigener Hundetyp. Am ehesten können das noch Besitzer von Mudis und anderen kombinierten Hüte-Wach-Hund-Rassen mit ordentlich Pfeffer im Arsch nachvollziehen.

  • Das muß wohl so sein. In Jahrzehnten mit Islandpferden habe ich die Spitze nur da als angenehm und ausgeglichen erlebt, wo sie auf Höfen einen echten Job hatten. Da lagen sie ansonsten friedlich vor der Tür oder unterm Tisch. Aber in Privathand waren das regelmäßig ganz andere Hunde, und zwar meist solche, denen man wg. Kläffigkeit, genereller Schnappigkeit und Agggressivität gegen Artgenossen besser aus dem Weg ging. Kann natürlich reiner Zufall gewesen sein, aber mir hat das dazu gereicht, mir keinen anzuschaffen.

  • Das muß wohl so sein. In Jahrzehnten mit Islandpferden habe ich die Spitze nur da als angenehm und ausgeglichen erlebt, wo sie auf Höfen einen echten Job hatten. Da lagen sie ansonsten friedlich vor der Tür oder unterm Tisch. Aber in Privathand waren das regelmäßig ganz andere Hunde, und zwar meist solche, denen man wg. Kläffigkeit, genereller Schnappigkeit und Agggressivität gegen Artgenossen besser aus dem Weg ging. Kann natürlich reiner Zufall gewesen sein, aber mir hat das dazu gereicht, mir keinen anzuschaffen.

    Nö, das passt schon. Das ist eben das Umfeld, auf das sie selektiert wurden. Begleithund mit "abwechslungsreicher" Beschäftigung ist das Gegenteil ihres Jobs ...

  • ....und sie sind eindeutig ursprünglich genug, um ihren Frust dann deutlich rauszulassen. Nur leider meist an der Umgebung, die sich eigentlich bloß in Ruhe ums Pony kümmern möchte....

  • Kläffigkeit, genereller Schnappigkeit und Agggressivität gegen Artgenossen

    Ich hatte vor einigen Jahren recht viel Kontakt zu Islandhunden, war mit auf einem Ausstellungswochenende vom Club für nordische Hunde und beim Islandhundetreff in Dänemark, bis auf Kläffigkeit kann ich von oben genannten nix bestätigen.

  • Ja klar, die Voraussetzung in meinem Bsp. ist natürlich, dass der Hund grundsätzlich mal hin wollte, aber eben diesen Impuls nun eigentlich gar nicht mehr hat, weil er im Laufe des Trainings eine gewisse Gleichmut gegenüber dem Reiz entwickelt hat.

    Das würde bedeuten, dass meine Vorsteher keinerlei Frustrationstoleranz haben.

    Denen ist dieser Reiz nämlich absolut und überhaupt nicht egal. Das kann man an jeder einzelnen Faser ihres Körpers sehen. Aber gefrustet sind die nicht, sondern ruhig und konzentriert.

    Ja, die haben ja auch eine Erwartungshaltung. Die Frage wäre dann, nach welcher Zeit der unerfüllten Erwartung setzt Frustration oder eben Gleichmut ein. Eine Toleranz gegenüber Frust bedingt ja erstmal eine Frusterfahrung. Solange der Hund sich in der Erwartung befindet, ist es ja eher ein Aufschub der Frustrationserfahrung und damit mMn eher erstmal im Bereich der Impulskontrolle anzusiedeln. Trotzdem haben deine Hunde beim Aufbau der Erwartung sicher schon Frust erfahren und damit eben auch Frustrationstoleranz entwickelt. Inwieweit die entwickelte Frustrationstoleranz dann mit dem Belohnungsaufschub gekoppelt ist, müsste man dann sehen.

    Grundsätzlich macht es für mich erstmal mehr Sinn Frustrationstoleranz im Alltag ohne Erwartungshaltung und damit einhergehender Erregung aufzubauen, denn mein Ziel ist bei Alltagsproblemen ja in der Regel Gleichmut und eine Erwartungshaltung bringt immer eine gewisse Angespanntheit mit sich und damit eben wieder das Potential für Frustration.

    Mir ging es jetzt auch eigentlich erstmal nur darum einmal für die Themenstarterin die Unterschiedlichkeit der Begriffe am Bsp. ihres Übungsobjekts Reizangel einfach dargestellt deutlich zu machen.

  • Mir ging es jetzt auch eigentlich erstmal nur darum einmal für die Themenstarterin die Unterschiedlichkeit der Begriffe am Bsp. ihres Übungsobjekts Reizangel einfach dargestellt deutlich zu machen.

    Der ganze Einsatz einer Reizangel macht in dem Kontext überhaupt keinen Sinn. Das Ding dient dazu, Hunde auf ein bestimmtes Beuteobjekt anzufixen, Beutetrieb zu fördern oder später den Gehorsam zu festigen (bei Jagdhunden, ganz anderer Typ).


    Das ruhige Anschauen von Reizen wäre wesentlich sinnvoller.


    Wahrscheinlich wurde hier durch unsachgemäßen Gebrauch viel unkontrolliertes Beuteverhalten gefördert.

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