Frustriert und verzweifelt: Mein Hibbelhund bekommt nie genug / Jagdtrieb

  • Nur um nochmal einen ganz anderen Punkt reinzuwerfen:

    Unser Pudel überdreht auch, wenn er zu viel Protein bekommt oder ein Futter nicht verträgt. Dann pöbelt er wieder, fängt an zu jagen und wird ganz hibbelig.

    Er bekommt jetzt seit langem (weiß grade nicht mehr seit wann) veganes (Greta und Pauline), mal trocken mal nass, und alle 3-5 Tage mal ne Portion Fleisch. Damit ist er wesentlich entspannter, und verträgt es auch besser, das sieht man an der Haut und an den Ohren.


    Vielleicht auch noch einen Blick wert, was er so zu futtern bekommt. Viele Fertigfutter haben ja doch einen hohen Fleischanteil, oder viele „Nebenerzeugnisse“ oder viel Getreide drin.

  • Für mich klingt es sehr danach, als würde sich ein Teil des Problems schon in der Überschrift finden „mein Hibbelhund bekommt nie genug“.


    Insbesondere dann auch in der Beschreibung der Aktivitäten:


    Zur mentalen und körperlichen Auslastung betreiben wir Tricktraining, Grundgehorsamsübungen, er läuft gut am Fahrrad und wir tasten uns gerade an Zugsport ran. An den meisten Tagen machen wir lange Spaziergänge (2-4 Stunden) mit Wald-und-Wiesen-Degility hier und da. Zuhause sucht und bringt er mir die verschiedensten Objekte (vom Futterdummy über Spielzeuge bis zum Teebeutel) vorbildlich, draußen interessiert er sich nicht dafür. Auch Impulskontrolltraining mit Reizangel habe ich draußen schon probiert, aber selbst das wird ihm schnell langweilig und er sucht lieber wieder „echte“ Beute


    Kurz zusammen gefasst: draußen besteht die Auslastung hauptsächlich aus körperlicher Aktivität, ohne groß das Köpfchen anzustrengen, sprich lange Spaziergänge, Zughundesport. Dafür gibt es drinnen viel fürs Köpfchen, gepaart mit ein bisschen körperlicher Betätigung, sprich Tricktraining, Grundgehorsamsübungen, Apportiertraining.


    Zusätzlich kann der Hund eigentlich nie wirklich abschalten.

    Bevor jemand fragt: Er bekommt auch viiiel Ruhe. Ich bin selbständig und arbeite viel daheim am Rechner. Er muß eigentlich nie alleine bleiben (und kann es auch noch nicht, noch so ein Thema…).


    Denn weil er nicht alleine bleiben kann, ist der Mensch 24/7 um ihn rum..


    Kein Wunder, dass der Hund bei dieser Kombi frei dreht..


    Meiner Erfahrung nach mit meinen doch eher temperamentvollen Hunden (Mali und Border) ist die, dass es bei diesen Hunden eigentlich nie darum geht, dass sie „genug“ bekommen. Denn diese Hunde bekommen NIE genug. Zuchtziel dieser Hunde ist es seit Generationen, dass sie weit über jede körperliche und mentale Grenze gehen, bis hin zum völligen Zusammenbruch, wenn der Mensch es verlangt. Es sind nunmal Arbeitshunde. Sie sollen so lange arbeiten, wie der Mensch es braucht und nicht nach 10 Minuten aufhören, weil der Hund keinen Bock mehr hat. Mit so einem Arbeitshund kann man nix anfangen.


    Daher muss man als Mensch bei solchen Hunden der limitierende Faktor sein. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, wie viel man von seinem Hund fordern kann und wann es zu viel wird.


    Es ist nie die Frage „hat der Hund genug bekommen?“ sondern immer die Frage „wie viel kann ich ihm noch zumuten?“.


    Man muss sich vor Augen halten: Hunde, deren Zuchtziel es ist, auf feinste Signale zu reagieren, haben aus diesem Grund naturgemäß nur einen schwachen Filter, sonst bekommen sie die feinen Signale ja nicht mit. Demzufolge strömt aber auch alles andere an Reizen ungefiltert auf die Hunde ein. Das muss man auch immer mitdenken, wenn es darum geht, wie viel man dem Hund zumuten kann.


    Auch aus diesem Grund finde ich es für solche Hundetypen sehr wichtig, dass sie entspannt alleine bleiben lernen. Weil sie beim alleine bleiben eben keinen Mensch um sich rum haben, auf dessen Reize sie ja doch immer ein bisschen mit einem halben Ohr achten, auch wenn sie dösen oder schlafen.


    Dass sich Hunde, die allgemein am Limit laufen von der Belastung, dann auch so heftig und quasi unkontrollierbar in Jagdreize steigern, ist auch ganz typisch. Das erzeugt Endorphine, Glücksgefühle, die sich solche Hunde dann gern gegen den Grundstress, den sie haben, holen.


    Meine Herangehensweise wäre vermutlich, alles pushende erstmal zu lassen, weil der Hund ja insgesamt einfach viel zu hoch fliegt. Stattdessen den Alltag zu entschleunigen, möglichst die immer gleiche, langweilige Runde und parallel dazu das Alleine bleiben aufzubauen und zu etablieren. Damit der Hund überhaupt mal ne Chance hat, von dem Dauerstress runter zu kommen.

  • Hey,


    Ich habe eine ähnliche Rasse wie der Islandhund und ich denke ich würde mit dem Programm meinen Hund völlig runter rocken. Sobald man eben was spannendes macht fährt der hoch.

    Ich setze lieber auf 1-2 Hobbys für den Hund, die er dann aber auch richtig lernt. Nicht jeden Tag was anderes machen, ehrlich das brauchen die so gar nicht.

    Mein anderer Hund (allerdings nordischer Jagd-, nicht Hütehund) ist eben so eine Knalltüte wie du auch hast.

    Der hat eine Aufgabe die wir 2-3 Mal die Woche üben (Nasenarbeit) und ansonsten gehen wir 3 Runden wovon die größte so 1-1,5 Stunden ist. Das sind dann aber Bummelrunden wo nicht noch zusätzlich irgendwas gemacht wird.

    Klar am Wochenende gehen wir auch mal unsere 2km wandern, aber der Tag danach ist mal gar nichts los.


    Als wir unsere ganz schlimme Phase hatten sind wir wochenlang einen Weg hoch und wieder zurück gegangen. So hat der Hund viel weniger Reize zu verarbeiten. Erst so sind wir mal auf ein vernünftiges Stresslevel gekommen.

    Der fragt trotzdem tagtäglich zwischendurch immer nach Aufmerksamkeit. Ich denke das bekommen wir auch nicht mehr richtig weg. Aber sein Erregungszustand gibt mir recht mit dem wenigen was ich tue, auch wenn ich lieber mehr machen würde und auch gerne mal ein schlechtes Gewissen deswegen habe. Aber für Spiel, Spaß und Action bis zum abwinken ist er der falsche Hund.


    Also was ich damit sagen will: fahr das Programm mal eine sehr lange Zeit runter und baue dann wieder auf um ein Gefühl dafür zu bekommen wann es zu viel wird.

    Damit der Hund trotzdem Bewegung hat kannst du einfach stumpfe Jogging- oder Fahrradrunden drehen wo der Hund eben nur nebenher läuft.

  • Zitat

    Denn weil er nicht alleine bleiben kann, ist der Mensch 24/7 um ihn rum..

    War/bin ich bei meinem Hund so ziemlich auch, weil ich zuhause arbeite, und trotzdem klappte es immer mit dem Alleinsein.


    Ich denke, der Knackpunkt ist weniger die bloße Anwesenheit des Menschen als die ständige Erwartungshaltung, die man in so einem cleveren Sensibelchen mit zuviel Beschäftigung so schnell wecken kann. Deswegen war bei uns die Hausregel von Tag 1 an, dass es lange Perioden gibt, in denen sich der Hund drinnen alleine beschäftigen muss. Zum Beispiel war immer klar, dass mein Sitzen am Schreibtisch heißt: "Sprich mich nur im Notfall an, Bespaßung holst du eh nicht raus."

  • Zitat

    Denn weil er nicht alleine bleiben kann, ist der Mensch 24/7 um ihn rum..

    War/bin ich bei meinem Hund so ziemlich auch, weil ich zuhause arbeite, und trotzdem klappte es immer mit dem Alleinsein.


    Ich denke, der Knackpunkt ist weniger die bloße Anwesenheit des Menschen als die ständige Erwartungshaltung, die man in so einem cleveren Sensibelchen mit zuviel Beschäftigung so schnell wecken kann. Deswegen war bei uns die Hausregel von Tag 1 an, dass es lange Perioden gibt, in denen sich der Hund drinnen alleine beschäftigen muss. Zum Beispiel war immer klar, dass mein Sitzen am Schreibtisch heißt: "Sprich mich nur im Notfall an, Bespaßung holst du eh nicht raus."


    Einer meiner Hunde hat auch das alleine sein gelernt, als ich quasi immer zu Hause war..


    Das kann funktionieren.


    Aber nichtsdestotrotz scheint es für den Hund der TE ja nicht zu funktionieren. Wenn der Alltag für den Hund so passen würde, hätte er ja nicht so massive Probleme.

    Da bringt es wenig, wenn zig Leute sagen „für meinen Hund ist das aber kein Problem“. :ka:

  • Ich wollte auch weniger das überbringen als ein "kann auch klappen, wenn du da bist" - die TE kann ja nun schlecht den Job aufgeben, damit der Hund allein ist!

  • schlecht den Job aufgeben, damit der Hund allein ist!


    Habe ich doch auch nirgendwo gesagt :???:


    Ich habe doch auch gesagt: einer meiner Hunde hat alleine sein gelernte, als ich fast durchgehend zu Hause war, weil ich für mein Examen gelernt habe..

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