Welpenblues beim Zweithund

  • Machst du eigentlich ausschließlich Hundeschule oder auch Einzeltraining? Wenn nein: Würd ich machen. Da wird ja nochmal sehr spezifisch auf deinen Alltag geguckt, und das ist sehr hilfreich und nochmal was anderes, als die Übungssituation in der Hundeschule.

    Einzeltraining hatten wir 4 Stunden da haben wir nur Rückschritte gemacht. Bei der neuen Hundeschule hatten wir erst eine einzelstunde und seitdem wir Gruppenstunden haben machen wir super Fortschritte. Daher bleiben wir dabei weil es funktioniert daheim klappt alles mit Texas. Das mit Lui muss man noch üben.

  • Man kann nun natürlich auch überdramatisieren.

    Es geht nicht darum den Hund 24/7 mit MK zu sichern. Sondern im Freilauf und an der Leine, damit nix schief geht.


    Regeln - ja sowas soll es geben.

    Bei manchen heißt es du darfst nicht aufs Sofa/Bett, andere sagen Bad ist tabu, die nächsten, der Hund darf nicht vor ihnen aus der Haustür gehen.

    Welche Regeln hast du??? Also tatsächlich echte richtige Hausregeln?

    Pinkel nicht an die Möbel ist keine Regel. Also nicht im klassischen Sinne. Und von meinem Welpen erwarte ich auch sicher keine Stubenreinheit und auch keinen verlässlichen Rückruf. Was den Welpenbesitzern hilft ist Folgetrieb, Aufmerksamkeit und im Sinne des Hundes unterstützen. Der Folgetrieb fehlt deinem 5-Jährigen. Der Hund zeigt dir - ich fühle mich nicht sicher!!! Und du beschwerst dich, weil er das tut und willst das verbieten? Der Hund sagt - hey da ist ein gruseliges Geräusch? Wie willst du damit umgehen? Es verbieten?


    Es sagt niemand, dass du deine Hunde nicht liebst und viel für sie tust. Aber Himmel - du bist 24 Jahre und solltest vielleicht auf Menschen hören, die mehr Lebenserfahrung und Hundeerfahrung haben. Und davon findest du hier eine Menge. Was erwartest du denn, wenn dir eben diese Menschen etwas ans Herz legen und du alles in den Wind schießt, was sie sagen? Und dann geht es schief und DEINE HUNDE baden deine Fehlentscheidung aus?


    Zu deiner ursprünglichen Frage zurück:

    Lehn dich zurück. Werf deine Erwartungen in den Wind. Trink einen Tee und lern die Hunde kennen.

    Versuch es mit Humor, wenn was schief geht, mach dir nicht um jeden Pups Gedanken, genieß Zeit mit Lui und gewinn sein Herz.

  • Mit einem guten Trainer sollte es eigentlich keine Rückschritte geben. Er muss auch nicht aus deiner Hundeschule sein, um dir weiterzuhelfen. Der Vorteil eines guten Trainers wäre, dass er sich vor Ort „das System“ anschauen kann. Wie interagieren Texas und Lui zuhause? Was siehst du und machst du schon richtig, wo sind dir Dinge noch nicht aufgefallen? Wie interagierst du mit den Hunden im Alltag? Wie kannst du welche Baustelle gezielt angehen? Vor allem in Hinblick auf die Markiererei wäre das sicher hilfreich, wenn das ein Profi vor Ort sieht. Damit kannst du dir das Leben eventuell deutlich einfacher machen.


    Hier können die Leute nur darauf reagieren, was du schreibst, und das gibt natürlich nie das ganze Bild (auch die Hundeschule sieht ja immer einen Ausschnitt).


    Und nicht böse sein, aber ich versteh schon ein bisschen, was vorhin mit „beratungsresistent“ gemeint war. Du fragst nach Erfahrungen, aber wenn welche mit dir geteilt werden, verwendest du einige Energie darauf, zu erklären, warum das alles nicht sein kann und bei dir alles anders ist und du auf jeden Fall Recht hast. Dabei wollen dich die Leute hier nicht angreifen, sondern verwenden Zeit drauf, Erfahrungen mit dir zu teilen und dir zu helfen.


    Eine Erfahrung als Hundeanfängerin möchte ich auch noch mit dir teilen:

    Zwei Monate, nachdem Lilly eingezogen war (auch als erwachsener Hund) hätte ich sicher auch erzählt, wie gut die Bindung schon ist und wie sie mir vertraut. Jetzt, zwei Jahre später, sehe ich retrospektiv, was ich damals alles nicht gesehen habe. Wie sehr das Vertrauen erst noch wachsen musste. Wie wenig ich den Hund damals verstanden habe (ich habe mich auch in Hundesprache eingearbeitet, aber das lernt man erst richtig mit viel Erfahrung, trotz sehr absolvierter Kurse. Ich bin noch lange nicht gut darin). Kurz: Wenn dir hier erfahrene Leute sagen, dass dir die Erfahrung fehlt, um einige Dinge zu beurteilen, dann haben sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht. Das heißt nicht, dass du deine Sache schlecht machst oder gar die Hunde nicht gut behandelst. Das heißt nur, dass du jetzt noch nicht alles kannst und weißt, ihr aber zusammen wachsen werdet. Und Ratschlägen erfahrener Halter (zum Beispiel hier) und Profis (guter Trainer) können dir dabei helfen.

  • Jetzt, zwei Jahre später, sehe ich retrospektiv, was ich damals alles nicht gesehen habe. Wie sehr das Vertrauen erst noch wachsen musste.

    Das kann ich nur unterschreiben, geht mir genauso. Unglaublich was ich in der Zeit gelernt habe und wir uns erarbeitet haben. Dabei ist sie nicht mal mein erster Hund.


    Mein "beratungsresistent" ist sicher böser angekommen als ich wollte, das tut mir leid. Aber es kommt halt leider wirklich so rüber.

    Nimm dir zu Herzen was dir hier geraten wird, klar kannst bzw. musst du nicht alles 1:1 umsetzen, aber Zeit geben ist hier echt wichtig.

  • Ich erwarte eigentlich schon das wenn ein Hund was lernt das er es immer abrufen kann. Ich kenne das nicht anders von eben vorherigen Hunden. Die haben das gelernt und konnten das bei jedem anwenden, daher war ich so verwirrt das Lui nix davon kann.

    Von all meinen Hund war das bei genau einem so. Und selbst bei ihr war das nur unverbindlicher Spaß und wenn es ernst wurde war es vorbei mit dem Gehorsam bei Fremden.

    Auch auf meinen Partner der mit mir im Haus lebt wird nur bedingt gehört. Er kann die Hunde im Haus händeln und an der Leine Gassi gehen. Nach über einem Jahr kann er den neuen Hund im Garten ableinen. Die Neue und er sind übrigens ganz Dicke miteinander und das ist der erste Hund, mit dem er überhaupt irgendwas erarbeitet hat.


    Welpenblues oder Neuhundeblues kann ich total gut verstehen. Es ist chaotisch, es ist stressig, meistens noch Schlafmangel dazu und schon fragt man sich, was man da eigentlich getan hat. Dagegen helfen Mittagsschlaf, Tee und schöne Dinge mit den Hunden tun.

    Bei dir liest sich das nach falschen Vorstellungen von Hundehaltung. Entweder korrigiert man seine Sichtweise oder gibt die Hunde ab. Aktuell sind deine Anforderungen unfair, es mag den einen Hund unter 1 Millionen Hunden geben, mit denen das ab dem ersten Tag so funktioniert, alle Anderen brauchen Zeit und Training.

  • Ich erwarte eigentlich schon das wenn ein Hund was lernt das er es immer abrufen kann. Ich kenne das nicht anders von eben vorherigen Hunden. Die haben das gelernt und konnten das bei jedem anwenden, daher war ich so verwirrt das Lui nix davon kann.


    Natürlich habe ich Ihn frei laufen lassen in meinem Garten und auf der Wiese wo wir immer sind weil ich eben dachte er ist abrufbar, jetzt halt nicht mehr.

    Ja, das hab ich auch mal gedacht. Bringe dem Hund was bei und dann kann er das.


    Er kann das auch, aber manchmal kann er das eben grade nicht abrufen, weil... es 1000 Dinge gibt, die eventuell dazwischen kommen können.


    Manche Hunde stellen Dinge auch gern mal in Frage. Du könntest heute ja vielleicht anderer Meinung sein, als noch gestern.


    Lui hört vielleicht in 2 Monaten auch wirklich gut (perfekt, 100 %, erreichen wohl nur die allerwenigsten, wenn überhaupt), aber im Moment ist er noch mit so viel anderem beschäftigt. Neue Welt kennenlernen, DICH kennenlernen, Texas kennenlernen, Dir vertrauen, Texas vertrauen, den Katzen, was ja wahrscheinlich auch neu für ihn ist.


    Der Tenor den doch eigentlich alle hier geben ist:


    Lass Dir und den Hunden Zeit. Schraube Deine Erwartungen herunter.

    In einem Jahr mag das doch schon ganz anders aussehen, vielleicht erreichen dann beide schon die 90 % oder gar mehr, weil ihr zusammengewachsen seid und die Hunde Dir vertrauen. Natürlich hat man Vorstellungen vom Zusammenleben. Und ja, da sind bei jedem die Prioritäten anders.


    Und ja, das kann einen dann auch mal deprimieren, wenn es nicht so läuft, wie man sich das erdacht hat. Lui hatte wahrscheinlich auch andere Ideen von seinem Leben, als mit 5 Jahren plötzlich nochmal ein neues anfangen zu müssen. Schau doch, was Du in der kurzen Zeit mit Texas schon alles erreicht hast, Das ist doch toll.

    Und ja, ich hab auch schon hier gesessen und war traurig, weil irgendwas nicht so funktionierte, wie ich erhofft hatte. Dann heißt es für's erste Kompromisse eingehen und einfach weiter dran arbeiten bis man einen Weg gefunden hat, der für beide Seiten passt.


    Ihr werdet das schon hinbekommen und ein tolles Team werden. Vielleicht nicht ganz so, wie Du nun denkst, aber bestimmt so, dass ihr alle happy damit seid. Lass dich nicht unterkriegen, bleib am Ball und..... hab Geduld. Auch wenn das schwer fällt.

  • Zwei Erfahrungen von mir.


    1. wir haben unseren Blue mit 8 Monaten bekommen. Vorher ist er immer frei gelaufen, hier das erste Mal nach weiteren 7 Monaten, vorher ging nicht wegen Jagdtrieb, Pöbeln und weil er mich einfach noch nicht gefugt genug kannte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er bei den meisten anderen Leuten fröhlich jagen gehen würde, anstatt in der Nähe zu bleiben.


    2. weil er vorher immer frei lief und soweit ich weiß zu jedem hin durfte (war da halt so in der Gegend), hatte er an der Leine natürlich tierisch Frust. Dem hat der durch ausdauerndes Bellen und 1,5-Meter hohe Luftsprünge ins Gesicht reichhaltig Ausdruck gegeben.

    Das hat anfangs auch mal zwei Minuten gedauert bis er wieder ansprechbar war (kam mir aber immer viel länger vor in dem Moment).

    Inzwischen ist er seit ca 1,5 Jahren hier. Wir können jetzt seit einiger Zeit meistens an anderen Hinden vorbei ohne Bellen, er guckt zwar und zeigt den Hund an, aber bleibt ruhig. So einmal die Woche oder so, wenn ich schlecht geschlafen hab und müde bin oder wenn er nicht gut drauf ist, kommen nochmal zwei Beller und er hat sich wieder eingekriegt. War viel Arbeit und teilweise echt anstrengend, hat sich aber SO gelohnt!

    Auch Jagdtrieb ist kaum noch Thema, wenn man aufmerksam ist. Wenn ich zu müde bin oder gestresst, bleibt er an der Leine. Das ist für uns beide dann besser.


    Soviel von uns. Ja, es war ein hartes Stück Arbeit und hat bisher 1,5 Jahre gedauert, und es dauert auch immer noch ein wenig an. Aber er ist auch grade mal gut zwei Jahre alt, das ist ok so. Und da wird auch immer mal wieder was kommen. Grade üben wir: Mädchen in Ruhe lassen, NICHT die ganze Zeit am Hintern hängen, sich benehmen in Anwesenheit von Damen.

    Meist braucht er ca ne halbe Stunde um klarzukommen, dann macht er sein eigenes Ding.

    In einem Jahr werden wir wohl voraussichtlich entspannt mit läufigen Mädels spazieren gehen, momentan sind wir da halt noch nicht. Und das ist ok. Das ist auch mit das Schöne an der Hundehaltung, man lernt sich immer neu kennen und wächst jedes Mal etwas mehr zusammen :herzen1:


    Viel Glück mit deinen beiden, und viel Spaß! Genießt diese erste Zeit trotz der Anstrengung, sie ist so schnell wieder vorbei :)

  • Er hat mit Maulkorb mehr Stress als ohne daher finde ich es ohne einfach besser, damit er nicht so einen Stresspegel hat und es klappt so wirklich sehr sehr gut.

    Es klappt so lange sehr sehr gut, bis es eben nicht mehr sehr sehr gut klappt. Egal wie aufmerksam man unterwegs ist, es kann immer irgendwas scheiße laufen. Ich weiß, wovon ich rede. Dino hat zwei kleine Hunde angreifen können, als ich zwei Sekunden lang unachtsam war. Ich hab zwei Sekunden lang nicht auf meinen Hund und die Umgebung geschaut - wenig später hatte er einen der kleinen Hund im Maul und hat nicht mehr losgelassen. Losgelassen hat er erst, als ich ihm die Luft abgedreht habe.

    Wusste ich, dass Dino "nicht ohne" ist? Ja.

    Hab ich ihn dementsprechend geführt? Jein. Hundekontakt hab ich nicht zugelassen. Menschenkontakt hab ich nicht zugelassen. Aber einen Maulkorb hat er nur getragen, wenn wir z. B. gezielt mit fremden Hunden spazieren gegangen sind oder sowas.

    Kann ich froh sein, dass ich nicht angezeigt wurde, dass Dino nicht zum Wesenstest musste? Verdammte Scheiße, JA!


    Inzwischen weiß ichs besser. Verlassen wir das Grundstück, trägt Dino seinen Maulkorb. Ohne Wenn und Aber. Auch wenn wir hier eigentlich selten anderen Hunden begegnen. Auch wenn ich meinen Hund doch eigentlich recht gut unter Kontrolle habe. Und das ist das Problem: das Wörtchen "eigentlich". Denn es gibt IMMER die eine Ausnahmesituation, die man absolut nicht auf dem Schirm hatte. Auch wenn der Hund angeleint neben einem steht. So eine Situation hatte ich auch mal - ich war mit Dino am nahegelegenen Seeufer unterwegs. Dino trug seinen Maulkorb und war angeleint. Am Ufer kam ein Mann auf uns zu, hat nach dem Weg gefragt. Mitten im Gespräch streckt der Mann die Hand nach Dino aus - der, wir erinnern uns, einen Metallmaulkorb trägt! - und Dino fängt sofort an, die Zähne zu fletschen und geht nach vorne. Wäre der Maulkorb nicht gewesen, hätte er den Mann in die Hand gebissen.

    Hab ich die Situation kommen sehen? Nein, ich hab die erst in letzter Sekunde registriert.

    Hätte ich damit rechnen sollen? Ja, denn Menschen schalten leider sehr häufig das Hirn aus, sobald ein Hund auf der Bildfläche auftaucht. Und andere denken "Och der trägt ja einen Maulkorb, dann kann ja nix passieren".


    Die Leute raten dir hier zum Maulkorb, eben damit in diesen seltenen, blöden Situationen nichts außer ein paar blauen Flecken und einem Schreck passieren kann. Weil sie dir diese Situationen ersparen wollen. Weil sie dir ersparen wollen, dass du dich damit auseinandersetzen darfst, dass (hypothetische Situation) Texas eben doch einen Menschen gebissen hat, weil du für zwei Sekunden mit der Aufmerksamkeit bei Lui warst.

    Nicht, weil Texas böse ist oder böse sein könnte. Ist Dino böse, weil er die kleinen Hunde angegriffen hat oder den Mann am Ufer beißen wollte? Nein. Das war in einem Fall absolut mein Fehler und im anderen Fall eben schlicht das übliche menschliche Risiko. Das hat man immer und überall. Auch wenn man eigentlich immer ein Auge auf den Hund hat. Eigentlich.


    Dino trägt übrigens auch dann seinen Maulkorb, wenn ich mit ihm bei Freunden zu Besuch bin. Bestimmte Freunde von mir mag er sehr, die dürfen ihn sogar anfassen, mit denen kuschelt er auch - aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Dino in blöden Situationen auch beißt. Er hat u. A. mich bereits drei Mal gebissen. Alles blöde Situationen, die ich entweder durch den Maulkorb oder schlichtes Vorausschauen hätte verhindern können. Hätte hätte Fahrradkette. Der dritte Biss heilt übrigens seit 'ner Woche ab. Bin ich Dino deshalb böse? Nö. Ist Dino böse, weil er mich gebissen hat? Nö. War ja mein Fehler. Shit happens. Die lockere Haltung hab ich aber auch nur mir gegenüber, weil - es ist ja mein Hund, ich kenne das Risiko. Andere Leute, die Dino vielleicht nicht kennen, kennen das Risiko nicht, sind da unbedarfter - ergo isses (leider) meine Pflicht, die Leute vor ihrer eigenen Naivität zu bewahren. Das ist einfach so.


    Ja dann zwinge ich meinen Hund täglich Maulkorb zu tragen und er stirbt dann weil er 24/7 wegen des Maulkorbs gestresst ist auch eine top Lösung. Wenn ihr sehen würdet wie der mit Maulkorb Stress hechelt, aber nur draußen da mag er ihn absolut nicht und es wurde ihm 1 Jahr trainiert und ich bleibe da auch immer wieder dran.

    Ich frage wieder völlig wertungsfrei: wie wurde der Maulkorb trainiert? Wie gehst du das an?

    Vielleicht waren die Schritte damals zu groß.

    Vielleicht war auch der Übungsmaulkorb einfach unpassend.

    Vielleicht macht Texas auch einfach nur Drama, weil er weiß, dass er damit durchkommt - nicht böse gemeint, das gibt es tatsächlich :D


    Dino trägt ja auch täglich Maulkorb. Nicht 24/7, aber eben beim Gassi, beim Autofahren, beim Tierarzt, ... Ja, er findet das Anziehen nach wie vor blöd. Er fands auch blöd, als er auf einmal bei jedem Gassi MK tragen musste. Er findets auch blöd, dass er sich durch den Maulkorb nicht mehr so schön in Reh-Liegestellen wälzen kann. Aber seit es für ihn normal geworden ist, dass ich ihm nach dem Geschirr eben auch den Maulkorb anziehe, ist das für ihn ok. Er geht ganz normal Gassi mit dem Mauli auf der Nase. Schnüffelt ganz normal. Buddelt ganz normal.


    Wie gesagt er geht niemanden einfach so an und fremde haben ohne zu fragen nicht meinen Hund anzufassen.

    Ich hab dir von der Situation mit dem Mann am Seeufer erzählt. Klar haben die Leute meinen und auch deinen Hund nicht ungefragt anzufassen. Aber wie wir in der Situation gesehen haben, gibt es Leute, die selbst einen Maulkorb als offensichtliche Warnung ignorieren und den Hund trotzdem anfassen wollen - ohne zu fragen!

    Dino geht auch niemanden "einfach so" an. Er rennt nicht auf die Leute zu und will die beißen. Aber er beißt, wenn ihm jemand zu nahe kommt. Wenn er sich bedroht fühlt, wenn er sich erschreckt, wenn ihm eine Situation zu eng ist ... die Liste ist lang. Und da sind sicher auch Situationen dabei, die niemand - weder du noch ich - wirklich aufm Schirm haben. So a la "So dumm kannste gar nicht denken".


    Ich habe einen Körpersprache Kurs für Hunde belegt

    Körpersprache auf Fotos, Videos, Zeichnungen etc. deuten können ist zwar ein guter und großer Schritt in die richtige Richtung, aber kein Garant dafür, dass das am lebenden Modell in Echtzeit auch zu (übertrieben gesagt) 120% klappt. Und dann gibt's ja auch noch Hunde, die so fein kommunizieren, dass man das auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. Oder es gibt Situationen, in denen man schlichtweg nicht jede Feinheit auf dem Schirm hat, weil zu viel gleichzeitig passiert.

    Versteh mich nicht falsch - es ist gut und wichtig, dass du das kannst, dass du das Wissen hast! Aber die richtige Erfahrung, das richtige Wissen, kommt erst mit der Zeit, mit vielen vielen Hundebegegnungen. Nicht jeder Hund kommuniziert zu 100% gleich. Manche Hunde zeigen gewisse Signale z. B. gar nicht.


    Ich erwarte eigentlich schon das wenn ein Hund was lernt das er es immer abrufen kann.

    Das ist eben ein Fehlschluss. Nicht umsonst muss man vielen Hunden viele Dinge sehr kleinschrittig beibringen, in vielen verschiedenen Situationen, damit z. B. das Alternativverhalten bei Hundebegegnungen auch gefestigt und gesichert wird. Und dann kommt ja noch die Erregungslage vom Hund dazu.

    Mal als Beispiel: wenn dich jemand in ner ruhigen Minute fragt, was 6x6 ist, kannst du das Ergebnis wahrscheinlich ziemlich fix nennen. Wie aus der Pistole geschossen quasi.

    Wenn du aber gerade mit etwas beschäftigt bist, z. B. etwas liest, dann dauerts vielleicht etwas. Du machst ja grad was anderes und hast nicht 100% Hirnkapazität für die Aufgabe übrig. Ist beim Hund auch so. Dann dauerts halt mal länger.

    Wenn du jetzt aber Schmerzen oder Angst hast oder warum auch immer völlig gestresst bist, dann hast du wahrscheinlich gar keine Kapazitäten, 6x6=? zu beantworten. Weil - für dich hat das grad keine Relevanz! Das hilft dir in der Situation null weiter, also was bringts dir, ob die Antwort 36 oder 40 ist?

    Genau so ist's beim Hund. Aus dem Grund übt man ja auch viele Dinge erst in ruhigen Momenten mit großer Distanz zum Reiz, und erst mit der Zeit und Erfahrung verringert man die Distanz, erhöht die Aufregung usw.


    Geht gleich weiter - Beitrag ist mal wieder zu lang geworden :roll:

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