Was tun, wenn der Partner plötzlich gegen den Welpen ist? Welpenblues?

  • Wir konnten über mehrere Stunden in Ruhe reden, es war wirklich aufschlussreich. Ich darf auch hier teilen, was mein Partner fühlt und was sein Problem ist, falls es anderen ähnlich gehen sollte.


    Überforderung und Angstgefühle sind die Stichworte. Er kann es nicht genau erklären, aber jedes Mal wenn der Kleine auf ihn zutapst oder sich neben ihn legt fühlt er sich überfordert, als ob jede Bewegung die er in dem Moment macht falsch ist und den Kleinen verletzen könnte.


    Außerdem kommt hinzu, dass er sich nutzlos fühlt. Bei mir sieht das alles so einfach aus, so natürlich und bei ihm wirkt es so falsch und gekünstelt.


    Er würde gerne mehr involviert werden, aber er hat Angst alles falsch zu machen. Er traut sich nicht einmal die Leine einen Moment zu halten weil genau dann etwas passieren könnte und es somit seine Schuld wäre.


    Jedes Mal wenn der Kleine bellt hat er das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt und er reagieren sollte, aber er weiß nicht wie.


    Jedes Mal wenn der Kleine ihn beißt fühlt er sich so als würde der Hund ihn jetzt schon nicht mögen.


    Er hat noch mehrere Beispiele aufgeführt.


    Wir sind auf jeden Fall zu dem Schluss gekommen, dass wir den Welpen behalten, was aber für mich sowieso klar war. Mein Partner möchte sich Hilfe von Außen suchen um besser mit seinen Ängsten umgehen zu können, da diese nur indirekt etwas mit dem Welpen zu tun haben. Die Ängste waren wohl schon länger da, aber jetzt wo ein Lebewesen involviert ist kann er sie nicht mehr unterdrücken.


    Ich werde ihn anleiten und ganz kleinschrittig die Hundesprache erklären und ihm zeigen wie er sich in welchen Situationen verhalten sollte.


    Gemeinsam kriegen wir das sicher hin. Ich bin nur froh, dass er mich nicht mehr ausschließt aus seinen Gedanken!


    Ich danke euch auf jeden Fall fürs Zuhören und für die tollen Ratschläge!

  • Mein Mann kennt diese Gefühle und ich auch, sicher viele andere hier auch.

    Mir hat aber z. B. eine Hundetrainerin geholfen, die hat mir in kürzester Zeit meine

    Angst genommen. Das konnte ich dann weitergeben.


    Bei uns ist die Aufteilung, guter Cop, böser Cop, ich bin die Böse sprich für die Erziehung zuständig. Mein Mann für den Spaß, fürs Verwöhnen usw., wenn ihm wsx komisch vorkommt holt er mich und fragt ob das normal ist.


    Ihr habt Zeit, er hat Zeit, es läuft euch nix davon.


    Es freut mich sehr das ihr euch aussprechen konntet, gemeinsam werdet ihr das Kleinteil schon schaukeln.


    Ich nehme an das Foto von deinem Avatar ist der Kleine :smiling_face_with_heart_eyes:

    Ich will es haben, der ist so süß :smiling_face_with_hearts:

  • Das klingt doch schonmal viel handfester, damit kann man arbeiten 👍


    Meinem Mann hat auch ein Hundeseminar sehr geholfen, da waren wir mit unserem Hund (allerdings Junghund zu dem Zeitpunkt), und er durfte unter Anleitung der Trainer den Hund führen, die Körpersprache des Hundes wurde währenddessen erklärt.

    Richtig hilfreich ist auch „it’s me or the dog“ auf YouTube (allerdings auf Englisch), weil da auch viel die Körpersprache erklärt wird. Da gibt’s auch einige Folgen mit Welpen. Die gehen immer so 40 Minuten.


    Viel Erfolg euch! Und: Mega süß der Kleine 😍

  • Ja, an ein Seminar habe ich auch gedacht. Ich kenne mich zwar gut mit Körpersprache aus, aber ich glaube so richtig schön und anschaulich erklären kann das vermutlich ein Profi besser als ich.


    Wir gehen jetzt mal die Basics durch, das kleine 1x1 sozusagen.


    Oh ja, it's me or the dog ist klasse, ich habe Phasen da suchte ich eine Folge nach der anderen :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Überforderung und Angstgefühle sind die Stichworte. Er kann es nicht genau erklären, aber jedes Mal wenn der Kleine auf ihn zutapst oder sich neben ihn legt fühlt er sich überfordert, als ob jede Bewegung die er in dem Moment macht falsch ist und den Kleinen verletzen könnte.

    Ich hatte eine Bekannte, die ca. zeitgleich mit mir einen Welpen bekommen hat, die sehr ähnlich gefühlt hat, obwohl SIE den Hund unbedingt wollte. Die ersten Wochen waren ein echtes Drama und ehrlicherweise dachte ich oft, dass man eigentlich den Hund da raus holen müsste.. Die Hündin hat einfach die komplette Ambivalenz zwischen massiver Überbetüddelung und Ablehnung zu spüren bekommen und hat dazu viel zu viel Input bekommen, weil sie der Meinung war, in ihrem Perfektionismus innerhalb der ersten 2 Wochen Beißhemmung, Leinenführigkeit, diverse Kommandos (Sitz, Platz, Bleib, Decke, etc.), alleinbleiben, alle möglichen Umweltreize bis zur Perfektion erlernen zu müssen.

    Bei euch ist das ja ohnehin anders, weil ja bei euch wenigstens du klar denken kannst.


    Was ich aber eigentlich sagen wollte: Inzwischen hat sich das komplett geregelt, sie kann inzwischen komplett klar denken und normal mit dem Hund umgehen. Ich wage mich nicht zu beurteilen, ob die ersten Monate da bleibende Schäden hinterlassen haben. Aber wie gesagt, ist ja bei euch anders, weil du ja klare Wege vorgeben kannst.


    Ich denke also, die Chancen stehen gut, dass dein Partner sich da wieder einkriegt. Immerhin kennt er ja das Leben mit Hund schon. Der muss wahrscheinlich nur mit dem wuseligen Hundchen klar kommen und checken, dass einen Hund haben jetzt nicht gerade ne Wahnsinnsaufgabe ist.


    Ich wünsche dir viel Glück! :kleeblatt: :kleeblatt:


  • Ja, an ein Seminar habe ich auch gedacht. Ich kenne mich zwar gut mit Körpersprache aus, aber ich glaube so richtig schön und anschaulich erklären kann das vermutlich ein Profi besser als ich.

    Ja, ein Profi ist sogar deswegen besser, weil du dann nicht die Rolle der Lehrerin einnehmen musst. Das macht nochmal ganz anders Eindruck, wenn das jemand Externes macht. Wollte ich eigentlich auch noch vorschlagen. Und am Besten jemanden, der sehr empathisch ist.


    Ich hatte da eine ganz tolle Trainerin, die unseren Junghundkurs sehr gut sehr empathisch begleitet hat. Immer nach dem Motto: "Willkommen in der Selbsthilfegruppe - alles ganz normal!"

  • Ja, an ein Seminar habe ich auch gedacht. Ich kenne mich zwar gut mit Körpersprache aus, aber ich glaube so richtig schön und anschaulich erklären kann das vermutlich ein Profi besser als ich.


    Wir gehen jetzt mal die Basics durch, das kleine 1x1 sozusagen.


    Oh ja, it's me or the dog ist klasse, ich habe Phasen da suchte ich eine Folge nach der anderen :rolling_on_the_floor_laughing:

    Mein Mann und ich leben jetzt seit etwa elf Jahren mit unseren eigenen Hunden zusammen und ungefähr seit anderthalb Jahren circa bemerke ich, dass mein Mann tatsächlich auch mal die Körpersprache der Hunde richtig deuten kann, Situationen besser einschätzen kann und so langsam ankommt, was ich die letzen Jahre an Arbeit rein gesteckt habe, dass die beiden Hunde so sind, wie sie sind.


    Also bleib geduldig, wenn das nicht direkt ankommt. Manchen Menschen ist der Blick und das feeling einfach weniger intuitiv vorhanden.

  • Das scheint tatsächlich ein weit verbreitetstes "Problem" zu sein.


    Bei uns ist es ähnlich. Ich sage zu meinen Tieren immer "friss, oder stirb, auf ins Abenteuer" und mach mir ehrlich gesagt wenig Gedanken um irgend etwas.

    Mein Mann ist auch eher der vorsichtige, unsichere Typ, auch wenn er sich nach aussen immer gerne als Groß und Stark gibt.

    Was habe ich mit ihm Diskussionen geführt, weil er den Welpen auf gar keinen Fall von der Leine lassen wollte, selbst auf übersichtlichen Feldwegen, fernab jeglicher Straße.

    Tiefer als Bauchtief ins Wasser durfte Djazzy als Welpe nicht, weil von Erkältung bis Ertrinken was weiß ich alles hätte passieren können.

    Er hat das Wohnzimmer Welpensicher gemacht, als wenn wir ein Braunbärbaby aufnehmen würden... und selbst das Meerschweinchengehege ist so gebaut, das es gefühlt einen Bombeneinschlag überstehen würde.


    Mittlerweile ist er schon ein wenig abgeklärter.

    Nur am Hundeplatz läuft er mit Schäufelchen und Eimerchen einmal drüber, und macht alle Buddellöcher zu, damit sich seine Babys beim rennen nicht dich Haxen brechen. :smiling_face_with_hearts:


    Ihr macht das schon. :upside_down_face:

  • Gerne möchte ich ein kleines Update, eine Woche später, geben.


    Es wird besser! Seit wir offen darüber sprechen und mein Partner mir sagt, wenn er sich unwohl fühlt und warum gibt es viel weniger Streitigkeiten. Dass der Kleine wegkommt ist mittlerweile kein Thema mehr.


    Ich achte sehr darauf, dass mein Partner hauptsächlich mit dem Kleinen interagiert, wenn er gerade nicht wild und überdreht ist. Ich leite ihn an, zeige ihm wie man einen Welpen so streichelt, dass er eben nicht aufdreht und beißt.


    Ein paar Themen haben wir noch, wie z.B. das Spazierengehen. Er kommt immer öfter mit, geht aber am Zahnfleisch, wenn ich den Kleinen von der Leine lasse und er mal ein paar Meter von uns weg ist.


    Wenn der Welpe mit seinen Kumpels spielt, kann er auch nicht zusehen, weil da wird geknurrt und gebellt und gerauft, alles total im Rahmen, aber er sieht jedes Mal schon den Tierklinikbesuch vor sich :tropf:


    Ab morgen besuchen wir die Welpenstunde im Verein, da wird er mitkommen und von Außenstehenden etwas dazu lernen, damit ich nicht immer die olle Lehrerin spielen muss.


    Alles in allem läuft es aber richtig gut und ich bin froh, dass wir auch über unangenehme Themen reden können.

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