Tipps für ein Anti-Stress-Programm

  • Hallo ihr lieben,


    meine Nerven liegen derzeit etwas blank und ich finde keinen guten Umgang mit meinem Hund. Er ist eh leicht erregt und gestresst, doch irgendwie haben wir unsere Routine gefunden und ich kann ihn an sich gut steuern (verbaler Abbruch wenn er sich hochpushen möchte im Freilauf, Management bei Hundesichtung, Aufbau der Leine als Ruheanker).


    Jetzt ist es so, dass er das erste Mal eine Woche bei einer anderen Person mit Hund war. Er hat sich wohl gut benommen, wurde räumlich durch ein Kamingitter im Alltag begrenzt und sie haben viel auf Ruhe geachtet. Die Hunde konnten wohl nach einem Tag auch im gleichen Raum schlafen (Hunde sind generell unsere größte Baustelle aufgrund der Erregung, ich habe da noch nicht den richtigen Weg gefunden).


    Als ich ihn abgeholt habe, war er total drüber, hat draußen nur Zoomies an der Leine gedreht.

    Zusätzlich musste er einen Tag später narkotisiert werden und ihm wurde ein Schneidezahn gezogen.

    Also alles echt viel für so einen jungen stressanfälligen Hund.


    Das ist nun schon eine Woche her und er zeigt sich plötzlich sehr viel reizoffener und sehr aufgeregt und nervös. Selbst im Hof bei uns ohne weitere Reize, zeigt er nach 10 Minuten ein Stressgesicht drinnen.

    Ich habe alle Altivitäten auf ein Minimum reduziert, aber es wird irgendwie nicht besser. Die Tierärztin meinte, der ist bestimmt jetzt in die Pubertät gekommen? (dazu muss ich sagen er markiert und scharrt schon seit Monaten; 14 Monate alt).


    Hat jemand Tipps, wie ich ihn aus dieser Stress-Spirale rausbekommen kann? Wie lange kann so was dauern? Was braucht er von mir?

  • Hej,

    Der Willybär kommt immer wieder für knapp zwei Wochen anderweitig unter. Ich merke immer ganz genau, wenn die Sitter_innen nicht genug auf Ruhe geachtet haben oder ihr keine Routine bieten konnten.

    Danach muss ich länger als eine Woche gezielt ruhig mit ihr machen, dass sie wieder entspannen kann. Stressabbau dauert.


    Vielleicht kannst du noch etwas geduldig sein?

  • Das ist ziemlich normal.

    Dein Hund ist im anstrengendsten Alter überhaupt, war eine Woche weg, das bringt zusätzlich alles durcheinander.

    Jetzt ist genau die Zeit, wo gewisse Bereiche des Gehirns umgebaut werden.

    Dann können sie mit gewissen Dingen schlicht und einfach nicht umgehen.

    Dadurch fallen solche „Aussetzer“ noch mehr auf, wenn man weg war. Gleicher Effekt hat wenn man in die Ferien fährt mit Hund und nach Hause kommt. Total gaga in dem Alter.


    Da ist weder die Herkunft noch sonst was schuld. Es nennt sich Pubertät. Und die dauert bis rund 3 jährig. Mit unterschiedlichen Phasen und Entwicklungen.


    Du sagst, du hast alles auf null gesetzt. Aber Kopfarbeit darf der schon regelmässig machen? Und körperlich was tun? Weil sonst fliegt er dir um die Ohren.


    Am Morgen als erstes rennen lassen, Energie raus, Dampf abbauen. Das hat hier immer geholfen in dem Alter, sonst waren die tagsüber ungeniessbar.

    Dann Sucharbeit, Nasenarbeit um den Kopf zu beschäftigen. Aber so, dass er nachher müde ist. Und dann abtrennen und schlafen. Klappe zu.

  • "Schon" eine Woche gibt es bei stressanfälligen Hunden wohl nicht. Ich habe auch so einen Kandidaten und früher haben uns stressige Tage ein monatelanges Dauerhoch an Stress beschert.

    Das dran bleiben an der Stressbewältigung hat zwar ewig gedauert, aber heute mit 5 Jahren kann er viel besser damit umgehen und nach 1-2 Tagen Ruhe und Struktur im Alltag ist er wieder runter gefahren.

  • Zusätzlich musste er einen Tag später narkotisiert werden und ihm wurde ein Schneidezahn gezogen.

    Also alles echt viel für so einen jungen stressanfälligen Hund.


    Das ist nun schon eine Woche her und er zeigt sich plötzlich sehr viel reizoffener und sehr aufgeregt und nervös. Selbst im Hof bei uns ohne weitere Reize, zeigt er nach 10 Minuten ein Stressgesicht drinnen.

    Ich würde Tatsache nochmal die Zähne checken (lassen). Hat sich evtl. doch was entzündet und der Hund hat Schmerzen?


    Kann natürlich sein, dass er jetzt sexuell aktiver wird und draussen im Hof auf andere Rüden- und Hündinnengerüche stärker reagiert.

    Wie sieht's mit dem jagdlichen Interesse aus? Evtl. gibt es draussen im Hof ja auch Wildspuren.


    Was meinst du mit verbalen Abbruch? Wenn der Hund sich so weit hochgepusht hat, dass du einen Abbruch brauchst, ist er ja schon längst über die zumutbare Stress-Schwelle, ein Abbruch würde ja nichts an der zugrundeliegenden Ursache ändern.


    Wenn der Hund ohne "ersichtliche Trigger und Auslöser" schon in Stress gerät, würd ich nochmal über andere medizinische Faktoren nachdenken oder auch das Futter nochmal checken.

  • Danke für die Antworten.

    Ich mache mir tatsächlich Sorgen (erster Hund und die Verhaltensänderung ist auffällig) und war deshalb nochmal bei meiner Tierärztin. Alles okay soweit, sie meinte das liegt bestimmt an der Pubertät.

    Die anderen Beiträge beruhigen mich etwas. Ich weiß, dass Stressabbau dauert. Aber ich dachte nach einer Woche Routine sollte es langsam besser werden. Da brauche ich wohl noch Geduld (und Durchhaltevermögen).

    Ja, Kopfarbeit mache ich derzeit in Form von tricksen. Ansonsten drehe ich derzeit zeitlich begrenzte Runden, die er gut kennt. Morgens eine Runde Beine strecken klingt nach einem guten Plan. Es kann sein, dass er zu viel aufgestaute Energie hat, die er loswerden muss und ich ihm die Woche zu wenig Möglichkeiten dafür geboten habe.

    Jagdlich habe ich bisher keine großen Probleme. Klar, er ist mal interessiert, aber dann wird er mit „weiter“ weggeschickt vom Reiz. Freilauf ist hier vor dem Weggeben möglich gewesen, da er gut auf Signale hört. Jetzt kommt aber die Schlepp zum Einsatz.

    Den Abbruch setze ich bevor er sich derart hochspult, weil ich das ganz gut erkenne inzwischen. Da reicht ein Tonfall wie „ähäh“, was nicht unser auftrainierter Abbruch ist. Brauche ich natürlich auch nicht auf jedem Spaziergang. Wenn ich den gebe setzt er sich wieder entspannter mit der Umwelt auseinander, deswegen denke ich, dass dieser schon was nützt.

    Vielleicht ist es insgesamt wirklich einfach die Pubertät, die in Kombination mit der Situation grade krass auffällt.

  • Stressabbau ist das Eine, und wenn die ganze Woche auswärts für ihn sehr herausfordernd war, dauert das halt einfach länger.

    Das Andere ist die Umwelt, die er anfängt anders wahrzunehmen.


    Ich finde den Plan gut, momentan nur bekannte Runden zu gehen. Dann kommen so schon mal keine neuen Inputs durch andere Regionen. Aber die Eindrücke der Gerüche etc ändern sich ja immer wieder, da ist er genug damit beschäftigt. Plus die Verarbeitung durch seine Hormone. Die schiessen ja jetzt richtig rein.


    Ja rennen müssen die schon können. Das macht einen grossen Unterschied, wenn die Energie mal kurz raus kann. Dann ist man gleich viel ausgeglichener.

    Tricksen ist sicher gut, ich würde aber da noch zB mit Futterdummy richtig schön suchen lassen. So dass er danach zufrieden müde schlafen kann für 2h.


    Was du auch mal probieren kannst, dass du ihn neben dem Fahrrad traben lässt. Gut, jetzt ist es Sommer, da müsste man sehr früh am Morgen gehen. Aber manchen Hunden hilft das lockere, gleichmässige traben, dann kommen die in eine schöne Zufriedenheit. So 1-2x pro Woche. Gleichmässig und nicht schnell, nur locker vorwärts.

  • Also, ich habe jetzt viel Freilauf an der Schlepp etabliert im „Nirgendwo“ und wenig kurze Leine. Ich denke, das braucht er grade wirklich. Auf dem Rückweg ist er entspannter. Die Aufregung und Ansprechbarkeit ist hier auch wieder besser, fast so wie zuvor.

    Trotzdem mache ich mir Sorgen. Seitdem er wieder da ist, frisst er sein Futter nicht mehr ganz auf. Das ist quasi vorher nie der Fall gewesen, da war es eher immer zu wenig. Das war auch vor der Zahn-OP schon der Fall. Kann das auch einfach mit der Pubertät zusammenhängen? Ich habe schon anderes Futter probiert, aber auch hier ist das der Fall. Das hatte ich vergessen zu schreiben. Er geht immer wieder an den Napf für ein bisschen Futter, also er frisst jetzt nicht gar nichts.

  • Körperliche Bewegung ist für Stressabbau wichtig. Wenn meine jungen Hunden Aufregendes durch haben, dann sorge ich ganz bewusst direkt danach für Ausderlaufen von ca. einer Stunde evtl. auch eineinhalb. Das mache ich derzeit standardmäßig drei Mal die Woche mit meiner jetzt 15 Monate alten Hündin. Neben den normalen Spaziergängen. Aber, ich mache dann auch mal einen Tag so zwei Mal 15 Minuten und sonst nix. Das geht aber nur, wenn dazwischen auch Bewegung stattgefunden hat. Nur Deckel drauf die ganze Zeit - das geht nicht und ist nicht hundgerecht. Sie spielt übrigens im Garten dann auch mal ein, zwei Stunden vor sich hin. Wo sie flitzt, kullert etc ... das tut ihr sehr gut um Stress los zu werden.


    Für mich hört sich Dein Hund gesund und normal für sein Alter an. Wenn die in dem Alter von so was nicht gestresst sind, fände ich das eher komisch ...


    Trickens ist für meine Hunde übrigens keine richtig "Arbeit". Da würde ich an Deiner Stelle mal überlegen, ob Du Dir was aufbaust, was langfristig gut ist, wo der Hund richtig "ackern" muss. Nicht jeden Tag und in Maßen. Richtiges Dummytraining würde für mich hier auf der Hand liegen.

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