Warum immer ein "Anfängerhund"? War euer erster Hund ein "Anfängerhund"?

  • Ich habe einen Gruppe 9 "Anfängerhund" und finde den echt genial. Gruppe 9 heißt nicht, dass man damit nichts anfangen kann, und auch nicht dass das Tier selbsterziehend und eine hübsche Dekoration ist. Mit dreimal Stöckchen werfen is der genau gar nix und schon gar nicht ausgelastet.

    Ich hab bei der Züchterin übrigens bewusst den ruhigsten, faulsten und entspanntesten aus dem Wurf genommen, ich wollte einfach einen braven "Familienhund". Der brave, faule Familienhund hat vor ein paar Wochen die Vereinsmeisterschaft in der schwersten Prüfungsklasse mit der höchsten Punktezahl über alle Klassen hinweg gewonnen. Wenn ich mehr Zeit hätte, wär das durchaus ein Hund für viele Turniere. Dass er kein Hund einer "krassen" Rasse ist, hat für mich nur Vorteile. Man kann ihn entspannt überall hin mitnehmen, er nagelt keine Postboten an die Wand, Führerfehler meinerseits enden nicht in einem toten Nachbarshund, er frisst die Nachbarskatze nicht, er versucht nicht die Pferde zu hüten (und Kinder auch nicht), ist cool mit Besuch, lässt Handwerker ihre Arbeit machen ohne dass ich irgendwas managen muss.

    Eine große Wohnung besitze ich auch nicht, aber wir sind grundsätzlich mindestens 4-6h täglich draußen. Ich wohne im ersten Stock und habe Zugang zu einem Lift, mein Hund konnte vor nicht allzulanger Zeit krankheitsbedingt nur auf 3 Beinen stehen - ohne Lift wärs mit 29kg Hund echt anstrengend geworden.


    Im Forum hier werden ja gerne Hunde mit Autos verglichen. Wenn ich so ein Auto haben könnte, wie ich einen Hund habe, würd ichs sofort nehmen. Sieht gut aus, hat kaum Reperaturkosten, fährt von 0 auf 100 innerhalb kürzester Zeit, aber nur wenn man das auch will. Er macht sportlich gesehen ordentlich Spaß, man komt aber damit auch gut durch die Innenstadt. Außerdem bietet er jeden erdenklichen Komfort und jede Sicherheitseinrichtung, die man nur haben wollen würde. Man kriegt anerkennende Worte und Blicke von den Sportfreaks, aber eine Familie hat auch Platz. Außerdem extrem bedienerfreundlich, den kann man auch mal an unerfahrene Personen verleihen, ohne dass man sich großartig Sorgen machen müsste.

  • Hm, es klingt mal wieder danach, als hätte man geglaubt, die ganze Welt hätte nur auf einen als Hundekäufer gewartet und ist nun schwer enttäuscht und gekränkt, dass die andere Seite es allen ernstes auch wagt, Ansprüche zu stellen.

    Man war bei einem Trainer um sich beraten zu lassen und ist jetzt entsetzt, dass dessen Einschätzung so gar nicht mit dem übereinstimmt, was man selbst sich so vorgestellt hat. Man war beim Tierheim und ist eingeschnappt, weil die einem nicht sofort jeden Hund mitgegeben haben, den man will.


    Man hat sich an Leute gewandt, die man (zuerst) als fachlich dem eigenem Wissen überlegen eingeschätzt hat und als die dann eine andere Ansicht hatten, als man erwartet hat, sitzt man jetzt vor der Tastatur wie ein bockiges Kind und sucht nun bei der nächsten Gruppe nach Bestätigung, dass man selbst doch gar nicht so falsch liegen kann und die anderen doch doof sind.


    Das wir dir nur hier nix nutzen @.Aloha. Dir wird es auch nix nutzen, wenn dir andere Leute hier ihren ersten Hund aufzählen. Denn der perfekte Anfängerhund ist der, der zu den Lebensumständen, den Fähigkeiten, dem Wissen, der Lernfähigkeit und der geistigen wie körperlichen Kapazität der jeweiligen Person passt. Das kann beim einen ein junger Gebrauchshund mit Problemverhalten sein, während der andere schon mit dem gut erzogenen Havaneser komplett überfordert ist.


    Und ja, wenn man glaubt, es besser zu wissen, sich irgendeinen Hund holt von dem abgeraten wurde und es dann nicht auf die Reihe kriegt, dann musst man sich sachliche Kritik gefallen lassen. Mit den Kosequenzen seiner Entscheidungen zu leben ist eine der unschönen Nebenwirkungen des Erwachsen Seins. Da ist es nunmal so, dass man für Mist den man selbst gebaut hat, gerade stehen und sich dafür verantwortlich halten lassen muss und einem die Welt dann nicht Händchen hält und noch lobt, weil man seinen Willen durchgesetzt hat.

  • Ich habe einen "kein Anfägerhund" als ersten Hund. Und ohne Garten schon gar nicht. Ich hatte immer gesagt, wenn mal ein Hund, dann wird es ein Saarlouis Wolfshund. Mir war Jagdmotivation dann doch lieber als Schutz- und Wachmotivation und so ist es ein Alaskan Malamute geworden.

    Und es funktioniert prima, an manchen Orten ist er sogar ableinbar. Mir wäre es auch unfair vorgekommen, sich erst einen anderen Hund zu holen da "anfängergeeigneter" als den, den man eigentlich will. Da ist womöglich immer im Hinterkopf der Gedanke "in ein paar Jahren hol ich mir dann meinen Wunschhund". Anfängerhund oder nicht hängt doch vor allem davon ab, ob die Konstellation paßt. Wir leben übrigens auf 56m², die Wohnungsgröße hat wirklich nicht viel mit der Hundegröße zu tun.

  • 36 qm und eher grösserer Hund kann schon klappen. Wenn man das tatsächlich mag und kann. Und alles andere stimmt.


    Aber: wenn ich mir vorstelle, ich hätte mit meinem VorgängerHSH-Mix in einer 36qm Einraumwohnung leben müssen, dann seh ich vor mir, wie ein Handwerker, der zb. den Rohrbruch im Bad reparieren sollte und der dazu 2 oder 3 Tage lang in der Wohnung rumwerkeln wollte, nach 15 Minuten auf nimmer wiedersehen aus der Wohnung geflüchtet wäre......schreiend.


    Was ich damit sagen will: auch wenn man relativ wenig Besuch hat, werden mir die meisten HH zustimmen, dass man bei doch eher engen räumlichen Verhältnissen für eine ...wie sag ich das jetzt am besten? - eher für eine Rasse entscheiden sollte, die den Besuch auch ohne gewaltige Managementanstrengungen und ohne die Möglichkeit auszuweichen oder ein anderes Zimmer zu haben, nicht gleich frisst. Die eher gechillt mit (fremden) Menschen ist. Sonst könnte es sehr schnell ein recht einsames Leben werden...unterschätzt man als Anfänger vielleicht auch ganz gern mal.


    Von dem Problemen die ein eher großer und schwerer Hund in einem Mehrfamilienhaus in den oberen Stockwerken machen kann ist auch das Treppen hoch/runterkommen (z.b. im Krankheitsfall) schon oft erwähnt worden, ein wichtiger Punkt wie ich finde.


    Ich hab damals bei meinem ersten eigenen Hund wirklich viele viele Fehler gemacht. Sehr viele davon hat sie mir verziehen aber mit einigen musste ich dann 14 Jahre lang leben. Aber keiner meiner Fehler hat dazu geführt, dass sie Artgenossen oder Menschen gegenüber ungut wurde. Eben weil sie von grundauf eine eher gechillte Einstellung hatte, gottseidank. Und ja, das hab ich auch den MA vom örtlichen TH zu verdanken, die sie mir damals als Welpe (11 Wochen) gegeben haben - und nicht den, den ich eigentlich haben wollte. Das war ein traumhaft schöner dunkler DSH, 6 Monate alt, Marke "kleiner blutgieriger Haifisch", genial aber verrückt - na, das wär wohl so im Rückblick echt was geworden. Nämlich ein großes Chaos.


    So bekam ich dann eben Maja, ausgewachsen handliche 45 cm groß, undefinierbar vom Mix her, sportlich, für jeden Shit zu haben, immer gern bei allem mit dabei, beim Pferd im Stall, beim Ausreiten, wenn wir große Bergtouren gemacht haben, am Kinderwagen als die Kinder kamen, beim Baden im See, im Urlaub oder wenn wir die alte Erbtante besucht haben... robust und unverwüstlich und mit einem ziemlichen Dickschädel gesegnet. Aber ganz genau richtig für mich damals.


    Und ja - von ihr hab ich so unglaublich vieles gelernt, von "Hundesprache" über das richtige Maß an Auslastung und Ruhe, von den Bedürfnissen, die sich ja auch ein Hundelebenlang immer mal wieder wandeln können (die Welpenzeit, das Pubertier, die adulte manchmal zickige Dame und das alte weise Ömchen) - ich könnte mich noch heute bei ihr 3x am Tag bedanken dafür. Sie hat den Weg freigemacht für alle anderen, die nach ihr kamen - weil ich viele Fehler nicht mehr gemacht hab und ich einfach dann schon wusste, was so alles an Unwägbarkeiten auf einen zukommen kann in der Hundehaltung.


    Und ja, mich haben ja jetzt schon viele Fellnasen in meinem Leben begleitet - aber trotzdem hab ich noch lange nicht ausgelernt. Aber von meinem "Anfängerhund" damals eine gute Grundlage mitbekommen, ohne dass jemand anderes zu Schaden gekommen ist - weder andere Hunde, noch Mitmenschen noch Wildtiere.

  • Ich denke es gibt keinen Anfängerhund und nicht den Anfänger.

    Es muss einfach passen.


    Bei realistischer Eigeneinschätzung und Möglichkeiten.


    Und dann ist oft noch ganz viel Glück im Spiel.



    Wir hatten schon verschiedenste Gebrauchshundrassen manche von Züchtern,manche aus dem TS.

    Da waren solche Schätze dabei, aber es liegt vermutlich einfach daran was zu einem passt.


    Ich würde versuchen die verschiedenen Rassen live kennenzulernen.

    Unbedingt erwachsene Tiere,die Halter auch auf zu mögliche Probleme ansprechen.....

  • Unser erster Hund war ein kleiner Chihuahua-Zwergpinscherwelpe. Quasi vom Vermehrer, nur dass es dort nur eine Hündin gab und die wurde in jeder Läufigkeit gedeckt. Haben wir leider erst später so richtig realisiert, was wir da unterstützt haben.

    Pia, so heißt die Kleine, ist absolut kein Anfängerhund. Sie hat bis zu ihrer 8. Lebenswoche so gut wie nicht kennen gelernt und wir haben durch Unerfahrenheit so viele Fehler gemacht. Dadurch hat Pia viele Defizite im Sozialverhalten. Ich habe so oft wegen ihr geweint, weil ich einfach überfordert war und nicht weiter wusste. An Abgabe habe ich auch gedacht. Das konnte ich zum Glück nicht.

    Heute ist sie 12,5 Jahre alt und hat nach wie vor Defizite/psychische Probleme. Wir haben es gut im Griff. Aber sie fällt auch immer mal in alte Verhaltensmuster zurück.


    Also nach wie vor ist das Leben mit ihr teilweise schwierig und anstrengend.


    Wenn man noch keinen eigenen Hund hatte, kann man sich auch einen Trainer zur Seite holen, der bei der Auswahl hilft und der einem dann bei der Erziehung zur Seite steht. Das bieten nicht alle Trainer an, aber einige schön.


    Übrigens haben wir zu Pia dann einen Chihuahuamix geholt. Er wäre wohl als Anfängerhund geeignet gewesen, obwohl er vorher auf der Straße gelebt hat. Dadurch hat er aber ein sehr gutes Sozialverhalten Hunden gegenüber.

  • Oh, was mir noch eingefallen ist:

    Kacke aufheben! Je kleiner der Hunde desto kleiner die Haufen. Ist grade im städtischen Umfeld deutlich angenehmer nur kleine Häufchen aufheben zu müssen.



    Ansonsten gibts hier ja doch glaub ein paar Wiener, glaub ich. Lass dich @.Aloha. doch freischalten für die Gassiecke, da kannst du mal gucken ob jemand mit dir mal Gassi geht damit du überhaupt erstmal Hunde wirklich nah und in echt erleben kannst.

  • Oh, was mir noch eingefallen ist:

    Kacke aufheben! Je kleiner der Hunde desto kleiner die Haufen. Ist grade im städtischen Umfeld deutlich angenehmer nur kleine Häufchen aufheben zu müssen.

    Dafür kann man größere Häufchen im Winter besser als Handwärmer nutzen - ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei Arthrose. :lol: :headbash:

    Also das ist ja nun echt absurd.

    Wenn so etwas ein Kriterium für die Hundeauswahl ist, gute Nacht. Was macht es nun aus, ob man 50 g oder 100 g Häufchen zum Mülleimer trägt? Werden die fragilen Handgelenke durch die hohe Traglast zu stark in Mitleidenschaft gezogen? :lachtot:

  • Wobei ich mich bei Leuten mit 5 -10 Hunden schon frage, ob die einfach nicht mehr aufsammeln, oder eine Einkaufstüte mitnehmen um all die dünnen Sackerl mit delikatem Inhalt gut tragen zu können.

  • Wobei ich ja sagen muss, als ich hier meinen Rasseberatungs-Thread eröffnet habe - mein erster Post - hab ich Kriterien angelegt, die mE auch einen Anfängerhund gut beschrieben hätten (im Wesentlichen ‚nett und anspruchslos‘) und da hat niemand geschrieben ‚Gruppe 9‘, da kamen ganz andere Vorschläge. Aber wiederum alles Hunde, die echt untypisch sind für Sport… anfängertauglich muss also nicht gleich klein sein.


    In der 9 wärs aber auf jeden Fall der Papillon geworden… 🥰

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