Reizüberlast / Übermut/ Springbeissen bei 20 Mon. jungem Rüden

  • Genau so mache ich es: die erste Runde, morgens, dauert mindestens 1 Stunde, dafür fahre ich mit ihm irgendwo hin, z.B. an den Rhein, wo es ruhig ist.

    Nachmittags dann noch mal 45 Min. im Wohngebiet und abends noch mal 10 Min. im Wohngebiet.

  • Dazu muss ich sagen: er und ich schlafen bis ca. 10 Uhr, dann sind wir von 10:30 - 12:00 Uhr draussen, im Freilauf. Danach schläft er ja auch, wie gesagt, tagsüber 5-7 Stunden, er muss Reize ja auch verarbeiten können. Wenn er wach wird, gibt es die nächste Runde, wieder 45-60 Min. Und eben nach 20:00 noch mal ein kurzer Nässen-Lösen-Gang. Danach schläft er wieder 10-12 Stunden, was ich sehr wichtig finde.

  • Wenn es seltener wird, dann bist du ja auf gutem Wege.


    Bei mir hätte es schon lange einen Einlauf gegeben, der sich gewaschen hat, mit Griff in den Nacken.

    Ich stelle mir vor, andere Hunde regeln das auch nicht mit Abbruchwort und Ruhegriff. :D


    Aber das funktioniert natürlich nur, wenn es von innen heraus und 100% authentisch kommt: "Lass das, ich hass das!!!"

    Und es funktioniert wahrscheinlich auch nicht so gut, wenn der Hund davor schon 100 mal mit seinem Verhalten durchgekommen ist.

    Also für dich wahrscheinlich kein Tip, den du umsetzen willst oder kannst.


    Versteh mich nicht falsch, eine so drastische Strafe ist nicht mein üblicher Umgang mit dem Hund. Aber ich bin der Meinung, als super seltene Ausnahme, wenn der Hund aus pubertärem Übermut (nicht wegen echter Angst/Agressionsproblematik) so körperlich dreist wird wie du beschreibst und wenn die Beziehung grundsätzlich sehr gut ist, dann wird eine spontan heftige Reaktion richtig verstanden und beschädigt das Vertrauen in keiner Weise.

  • 20 Monate. Das ist eigentlich 2 Jahre. Also Pupertät schon fast überstanden.

    Wir hatten die Thematik beim Schwiegerhund. Geholfen hat, sich abzugrenzen. Nicht auf den Scheiss eingehen. Nicht gross rumreden sondern körperlich begrenzen.

    Das ist unhöflich und geht einfach nicht, da wird auch kein Spiel draus und auch keine Diskussion.

    Stell dir vor das wäre ein 17 jähriger Teenager. Dann kommst du auch authentisch rüber. 😅

  • Wie genau kommunizierst Du das?

    Puh, da gibt es keine wirkliche Anleitung für. Das ist einfach ein ehrliches, aus dem Herzen kommendes Grenzen-setzen mit entsprechender Körpersprache, Ton und Mindset.


    Wenn dir z.B. ein fremder Mensch auf der Straße einfach so heftig an den Haaren ziehen würde (dummes Beispiel, ich weiß :lol: ), wie reagierst du dann? Wahrscheinlich eher nicht nach vorher festgelegtem, pädagogisch wertvollem Plan, sondern vielleicht mit einem sehr entrüsteten, absolut ernst gemeinten "EY!" und du schubst die Hand weg oder so. Auf jeden Fall reagierst du da vermutlich aus dem Bauch heraus, ehrlich und direkt und setzt eine Grenze.


    Und genau diese Energie darf man bei klaren Grenzüberschreitungen finde ich auch beim Hund einsetzen. Das ist Kommunikation. Die ist nicht immer nett, die ist auch oft nicht genau geplant, aber sie ist wie gesagt ehrlich und direkt und eine ganz arg wichtige Basis für ein gemeinsames Zusammenleben.


    Während wir im Kontakt mit anderen Menschen oft wenig Probleme haben, klare Grenzüberschreitungen, Frechheiten und richtig doofes Verhalten entsprechend zu quittieren, wird da beim Hund häufig ein ziemliches Heckmeck draus gemacht. Da wird Alternativverhalten auftrainiert, ein Abbruch-Signal konditioniert, unerwünschtes Verhalten ignoriert oder umgelenkt usw.

    Das hat zweifellos alles seine Daseinsberechtigung, im richtigen Moment, beim richtigen Hund und im richtigen Kontext. Aber sich bei der Hundeerziehung nur darauf zu verlassen, finde ich schade. Hunde sind so intelligente, soziale Lebewesen, die verstehen Kommunikation in der Regel besser als so mancher Mensch. Warum also die Kommunikation mit unseren Hunden an vielen Stellen so arg verkomplizieren und um 20 Ecken denken?


    Ich kenne keinen Hund, der nicht davon profitiert hat, wenn sein Mensch einfach mal ehrlich mit ihm kommuniziert hat. Ohne Marker-Signal, sondern mit echter Freude und Lob aus dem Bauch heraus genauso wie ohne Abbruch-Signal, sondern mit einem kurzen, gepfefferten Anschiss, wenn Hund Scheiße gebaut hat.


    Ich bin selbst sehr verkopft und habe lange versucht, im Hundetraining alles perfekt und pädagogisch wertvoll nach Lehrbuch aufzubauen. Letztendlich habe ich aber festgestellt: Weniger Kopf und mehr Herz ist manchmal ganz heilsam.

  • Nachdem ich ihn mit dem Ruhegriff beruhigt habe, leine ich ihn an.

    Das finde ich einen guten Weg. Wenn du das immer und immer wieder machst, nimmst du die Luft raus und dein Hund erfährt Begrenzung. Vielleicht zieht er auch irgendwann die Verbindung Aufdrehen-> Leine und lässt es ganz. Noch besser wäre natürlich, die Ursache zu finden. Zu viele Eindrücke, die Hormone, Probleme, sich allgemein runterzufahren?



    Ich hab in der Rassebeschreibung gelesen:


    Zitat

    der Tibet Terrier hat durchaus seinen eigenen Kopf, den er bei Kommandos seines Herrchens oder Frauchens auch gerne mal auf stur stellt.


    Sturkopf und Gewohnheitstier

    Glücklicherweise lässt sich der Tibet Terrier trotz aller Sturheit gut erziehen. Sein menschenbezogenes, freundliches Wesen, seine schnelle Auffassungsgabe und Intelligenz machen ihn zu einem lernwilligen Schüler. Konsequenz und Geduld sind dabei die wichtigsten Kriterien für eine gelungene Erziehung. Befehle, die Sie mit Druck oder Härte aussprechen, ignoriert er hingegen geflissentlich.

    Ähnliches Trotzverhalten zeigt er auch bei großen Veränderungen. Eine geänderte Fütterungs- oder Gassigehzeit, ein neuer Schlafplatz oder ein anderes Futter akzeptiert der Tibet Terrier erst nach einiger Zeit. Mit einem festen Rhythmus und ein bisschen Geduld bekommen Sie das tibetische Gewohnheitstier aber gut in den Griff.

    [Fettdruck von mir]


    Deshalb wäre ich vorsichtig mit "Himmel auf den Kopf fallen lassen". Ich schätze deinen Hund typmäßig halt doch eher ein wie es ein Terrier macht. Kommt da Druck, reagieren die mit Gegendruck oder es perlt einfach ab.

    Werd ich laut und ärgerlich, dreht der Hund erst recht auf. Oder er ignoriert meine Ansage, ich leg noch einen drauf für mehr Nachdruck, und der Hund wird böse. Das kann wirklich bis zum Biss gehen.




    Bei mir hätte es schon lange einen Einlauf gegeben, der sich gewaschen hat, mit Griff in den Nacken.

    Früher hätte ich das so wie es da steht sofort unterschrieben. Inzwischen bin ich mir da bei bestimmten Typen nicht mehr so sicher.



    Meine Leonbergerhündin oder meine Schäferhündin, auch der Windhund vorher hätten sofort klein bei gegeben. Einmal klar gemacht, fertig, akzeptiert.


    Für den Terrier jetzt braucht es immer wieder Wiederholungen. Immer wieder mal kommt er mit Verhaltensweisen und Ideen ums Eck, die schon lange für mich abgelegt und geklärt erschienen sind.

    Da wäre ein Griff in den Nacken eine Einladung, schnappig zu werden und richtig aufzudrehen. Schließlich bin ich ja auch körperlich geworden.

    Auch laut werden führt nicht zu Erfolg.

    Da hilft nur, wirklich leise und möglichst ohne Emotionen den Hund anleinen und ausspinnen lassen. Dann ist hier sehr schnell Ruhe im Karton.


    In Jacks Sturm und Drangzeit hatte ich auch immer so ein Gummiknochenteil mit Schnur dabei. Damit sind wir auf Seite gegangen und haben etwas gezergelt, wenn er hohe Erregungslagen erreicht hatte und grad nicht wusste wohin damit. Hatte er sich etwas beruhigt/verausgabt, durfte er es zur Belohnung behalten und ein Stück tragen. Dann hat er meist eh das Interesse verloren und es irgendwo fallen lassen, so dass ich es wieder einstecken konnte.



    Edit: Ist hier ein bisschen so "ja, danke, ich habe deinen Vorschlag der Lösung der Situation zur Kenntnis genommen. Wir machen es aber anders. Nämlich so..." anstatt "Kreuzdonnerwetter, was fällt dir ein???!!!@#€%"

  • Zitat

    Bei mir hätte es schon lange einen Einlauf gegeben, der sich gewaschen hat, mit Griff in den Nacken.

    Hier auch. Aber sowas von. Hier haben die kleinen Terrier alle genau gewußt, dass ich eine Menge Spaß verstehe und mitmache, deftige Scheinattacken eingeschlossen - aber sobald ein Zahn mich berührt, ist Ende, und es wird RICHTIG ungemütlich.


    Was die kleinen Racker (die sowas ja auch schon von Mutter und Geschwistern kannten!) auch genau verstanden haben: Wenn der Adrenalispiegel zu hoch war und sie einfach mal loslegen mussten, schnappten sie halt im Sprung vor mir in die Luft. Beim letzten kleinen Schlageisen mit Raketentemperament habe ich insofern eine Ausnahme gemacht, als sie sich auch mal in den Hosensaum oder die Gartenschuhe hängen durfte. Damit hatte ich kein Problem, und mit dem Erwachsenwerden verwuchs sich der ganze Zirkus eh.


    Aber in Mensch beißen, egal unter welchem Vorwand: da galt von Tag 1 an: NO WAY!!!

  • Also mein Tibet wäre von Gewalt jeglicher Art absolut nicht beeindruckt gewesen.

    Was geholfen hat, auch beim RR, ist Ruhe. Ich schriebs oben: Leine ran, Ruhe. Nicht ansprechen, nicht keksen, nicht meckern.

    Mein RR weiß längst, wenn in solchen Moment die Leine rankommt, ist Ende im Gelände. Dafür muss ich nicht brutal strafen oder sonstigen Zirkus veranstalten.

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