Neuer Hund bockt beim Gassi

  • Ich fasse nochmal zusammen:


    - umweltsicherer Hund


    - macht gut mit auf der grossen, streckentechnisch eher unbekannten Runde gg.16:00 und hat dort eine selbstsichere Art (Rute oben, forsch vorweg, schnüffelt viel)


    - macht nicht gut mit auf den kleinen, oft gegangenen Runden ("bockt") vor der Arbeit, in der Mittagspause und gegen 20:00


    - hat Spass daran, das Futter zu "jagen". Manchmal ist sie satt, dann rennt sie begeistert zum Brocken, isst ihn aber nicht. Mehr möchte ich HIER auf die erwachsene-Tiere-beschaffen-sich-Futter-Diskussion nicht eingehen, sondern mich abseits des Forums informieren über die Denkanstösse.

  • Ich hatte vor über zwei Jahren mal ein Thread mit dem Titel :woozy_face:

    Und leider „bockt“ mein Hund immer noch, aaaber ich kann damit jetzt besser umgehen (bedeutet: emotional besser, es ärgert mich deutlich weniger als auch im Verhalten: je nach Situation kann ich mich jetzt durchsetzen und dann muss sie laufen und in anderen Situationen darf sie bestimmen und wir gehen zb nur ein kurzes Stück oder drehen um).


    Nach über zwei Jahren hat sich bei ihr rauskristallisiert, dass „bocken“ einfach ein jahrelang einstudiertes verhalten ist, das ganz unterschiedlich motiviert sein kann. Von Unsicherheit/Überforderung mit Reizen bis hin zu „Ich will lieber Müll fressen als weitergehen“ oder Regen. Je nach Situation gehe ich unterschiedlich damit um. Rausbekommen werde ich das nicht mehr, ist zu ritualisiert.

  • "Ritualisiert" ist ein guter Punkt.


    Ärgern tu ich mich nicht. Eher wundern. ^^

    Manchmal muss man auch zurück an den Schreibtisch, da ärgere ich mich zwar immernoch nicht, trage sie aber heim, was für sie natürlich auch ne blöde Sache ist (übergriffig), aber was soll ich tun?! :thinking_face:



    Wenn es so Dinge sind, wo Nachgeben keine Option ist (zB beim Müll fressen wollen), wie löst du die Situation auf? :)

  • Bei Müll ziehe ich sie weiter, ist jetzt pädagogisch nicht so wertvoll, aber nach paar Metern ist der Müll dann vergessen. Das zu trainieren habe versucht, aber die Aufwand-Nutzen-Bilanz sagte mir nicht zu.

  • OK Danke. :)

    Mit Trainingsaufwand hätte ich null Problemo, fürchte allerdings, dass ein "Weitergehen via Futter" ihr auf Dauer falsche Anreize vermittelt. Stichwort: Trödeln anerziehen.


    Und weitere Ideen als Futterwerfen oder "Situation im Vorhinein _versuchen_ zu vermeiden" hab ich grad nicht. Und der Versuch schlägt halt gern mal fehl. Manche Trigger kennt man ja irgendwann, andere ..nicht. :relieved_face:

  • Jedes Tier muss „arbeiten“ um an Futter zu kommen.

    Und sei es nur sich in Bewegung zu setzen und sich an Orte zu begeben an denen es Futter vermutet.

    Oder zu warten, zu buddeln, zu hetzen— Verhaltensweisen auszuführen, von denen er sich Futter erwartet. (Appetenzverhalten)


    Je nachdem, was der Mensch mit seinem Essen/Müll/Hundefutter macht, konditioniert er folgendes Appetenzverhalten:


    Mülleimer ausräumen,

    in der Küche rumtapsen, winseln, vor dem Napf stehen,

    eine bestimmte Personen verfolgen…


    Kann sich ja jeder aussuchen, welches Appetenzverhalten es für ihn sein darf.


    Im Gegensatz zu Menschen, können Hunde nicht in die Zukunft planen. Deswegen ist es leider Quatsch anzunehmen, sie würden sich um so komplexe Dinge wie Abhängigkeiten groß Gedanken machen.


    Ein Hund der gestern Abend das Letzte mal gefressen hat, hat immer gleich viel Hunger.

    Egal welcher Grund

    (Mensch beschließt einen Fastentag pro Woche,

    Hund hat Durchfall,

    Hund bekommt gleich beim Gassigang etwas,

    Mensch hat‘s vergessen,

    das einzige vertragene Futter wird erst am Nachmittag geliefert,

    Hund bekommt er bei Tante Hilde, damit er auf der Autofahrt zu ihr nicht kotzt…)


    und egal welches Appentenzverhalten ihm am erfolgreichsten erscheint:

    Katzenfutter klauen,

    den Menschen bei Spaziergang verfolgen,

    den Menschen bei Spaziergang verlassen, Kacke snacken und dann Hasen jagen,

    im Körbchen bis auf unbestimmte Zeit rumliegen, denn er kann nichts tun, was ihm hilft (erlernte Hilflosigkeit),

    drei Dutzend mal seufzen, den leeren Napf ausschlecken, wieder hinlegen —-

    “manchmal funktioniert das und der Mensch füttert mich endlich, manchmal nicht. Man kann es nur drei Dutzend mal probieren.”


    Der Kleinkind Vergleich haut überhaupt nicht hin.

    Auch wenn sich manche Menschen gern als die “Mami” des Hundes bezeichnen.

    Nein. Sie sind es nicht.

    Und es wird auch nie eine menschliche Eltern-Kind-Beziehung sein.

    Sorry.


    Auch die echte Hundemutti, übrigens, hätte in dem Alter zu ihrem Sprössling gesagt:

    “Du hast Hunger? Dann kümmer dich selbst drum.”

    Viel Erfolg dabei, eine Hündin ein schlechtes Gewissen machen zu wollen,

    sie soll ihren Nachwuchs weiter säugen,

    weil der das lieber so möchte.

  • Deswegen ist es leider Quatsch anzunehmen, sie würden sich um so komplexe Dinge wie Abhängigkeiten groß Gedanken machen.

    Wo genau steht das? Und wo machen sich z.B. kleine Kinder darueber Sorgen?

    Und es wird auch nie eine menschliche Eltern-Kind-Beziehung sein.

    Auch das steht hier nicht.



    Aber dein Text hat wieder mal gezeigt, dass es einfach sinnlos ist :ka:

  • @Yelli: Du fragtest, wo sie sonst hinwill.

    Nun, in die Strasse mit den 4 grossen Hunden.

    Wäre doch ne super Gelegenheit das irgendwann (nicht jetzt) zu üben. Also das vorbeigehen dort ohne zu pöbeln.


    Ich kenne das Dilemma, nicht falsch verstehen. Mein Hund hätte hier Wald und Wiese ganz für sich alleine + situationsbedingt Freilauf oder zumindest ne schleppende Leine.


    Was macht sie? Sie zieht mich ins Dorf. Da wo ständig Kinder angerannt kommen, auf Rollern fahren, andere Hunde hinter Zäunen die bellen, Hundebegegnungen, Kühe und Pferde, andere Menschen die sich unterhalten möchten usw


    Es hat mich zu Beginn auch echt genervt weil man ja als Mensch auch erstmal die Nerven dafür braucht "da durch" zu gehen.


    Aber da sie sich wirklich ab und an (nicht immer) vehement in die Leine geworfen hat aufm Weg zum Feld hab ich situationsbedingt Kompromisse gefunden mit ihr die zb so ausgesehen haben:


    - Wir gehen ins Dorf aber Nur ganz früh oder ganz spät so dass möglichst nix los ist

    - Samstag vormittag? No way! Nur bis zur ersten Häuserreihe dann zurück, keine Diskussion.

    - Wir gehen ins Dorf aber NUR an den Kühen vorbei (üben) und nicht noch an den Pferden (beides an einem Tag ist zu viel für sie gewesen)

    - Wir gehen ins Dorf aber wir gehen die Nebenstraße, nicht die Hauptstraße

    - Wir gehen ins Dorf ABER vorher nehmen wir einen Schlenker übers Feld mit wo sie erstmal die Beine lang machen kann

    - Wir gehen ins Dorf aber nur an einem Pöbelzaun vorbei, danach gibt's nen Leckerliregen und es wird umgedreht



    Mittlerweile ist das meiste davon überhaupt kein Thema mehr, selbst mehrere pöbelnde Hunde hintereinander schaffen wir problemlos ohne dass zurückgekläfft wird.

    Wenn Sie ins Dorf will, können wir ins Dorf ohne dass ich ne Wissenschaft draus machen muss. Aber wir stünden heute noch da wo wir vor nem Jahr gestanden haben wenn ich es nie probiert hätte..



    Verstehst du worauf ich hinaus möchte? Es gibt nicht immer nur schwarz und weiß bei Hunden :-)

    Kompromisse haben uns hier sehr sehr weit gebracht und da sagt auch niemand was dagegen wenn du einen Teil des Futters draußen benutzt fürs Training :smile: Das ist sogar recht logisch (man sollte ja auch bei sehr vielen Leckerli aufm Schirm haben dass man beim Hauptfutter dann u.U. was abziehen muss zwecks Kalorien)



    Ein Hund der gestern Abend das Letzte mal gefressen hat, hat immer gleich viel Hunger.

    ohhh dem möchte ich vehement Widersprechen. Generell vielem was du geschrieben hast aber das führt hier viel zu weit...


    Hier funktioniert ja zb Futter zur freien Verfügung stellen auch.


    Und für mich macht es einen Unterschied ob ich dem Hund explizit eine (auftrainierte) Aufgabe stelle und er als Konsequenz sein Futter bekommt (und nur dann) ODER ob ich ihm zumindest einen kleinen Teil seiner Ration BEDINUNGSLOS hinstelle und mich dann abwende und ihn "in Ruhe lasse" auch wenn er hier deiner Ansicht nach "einer Arbeit nachgeht" weil er aufstehen und hinlaufen muss. Einem kranken Hund würde ich das Futter ja bspw auch zur Not mit nem Löffel reinschieben, laut dir müsse er hier also auch "arbeiten" weil er das Maul aufmacht?

  • OK Danke. :)

    Mit Trainingsaufwand hätte ich null Problemo, fürchte allerdings, dass ein "Weitergehen via Futter" ihr auf Dauer falsche Anreize vermittelt. Stichwort: Trödeln anerziehen.


    Und weitere Ideen als Futterwerfen oder "Situation im Vorhinein _versuchen_ zu vermeiden" hab ich grad nicht. Und der Versuch schlägt halt gern mal fehl. Manche Trigger kennt man ja irgendwann, andere ..nicht. :relieved_face:

    Bei meiner Hündin ist da auch die schlechte Leinenführigkeit das Problem, denke darüber könnte man es gut lösen. War mir in diesem speziellen Fall nur tatsächlich viel zu aufwändig (ups).

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