Kühe auf der Wanderung: Verhalten im Notfall
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Also sind wir gedreht und den Weg zurückgelaufen.
Ich glaube, da hattest Du vor einiger Zeit auch mal Bilder von gezeigt, oder?
Jedenfalls: das war genau richtig.
Und genau das ist es, was so viele eben leider nicht tun. Erkennen, dass eine Situation zu knifflig wird, man zu nah vorbei müsste und das dann entsprechend mit Risiken behaftet ist. Grad mit Hund.
Hier ist mal ein Short, da kann man ganz am Anfang, bevor der mit Sprechen anfängt, so ein leicht aufgebrachtes Kopfschlackern der Kuh sehen.
[Externes Medium: https://youtube.com/shorts/-C3qIoT2xWg?si=chfS_2hf6G8xgbG4]Beim Wandern mit Kuhbegegnung wäre das ein Zeichen, den Abstand zu vergrößern. Die Kuh ist da noch eher besorgt, als angriffslustig, aber man sieht ihr schon sehr an, dass sie diese Nähe zum Kalb jetzt nicht toll findet.
Hier ist ein Short-Video mit einer ebenfalls aufgebrachten Mutterkuh, da ist nix lustig in dem Video, das Tier ist aufgebracht, nervös. Man kann das überwiegend noch rückwärtsgerichtete nervöse Trippeln sehen, aber auch einen kurzen, schnellen Vorstoss, die hohe Kopfhaltung ist nicht allein der Situation geschuldet, sondern die ist so, wenn die Tiere nervös werden. Da könnts jederzeit zum Angriff kommen, wenn der Typ am Baum runterklettert:
[Externes Medium: https://youtube.com/shorts/9TVOy1gXde0?si=R_i0DUbpoaTLhhSO]Also mit einer in dem Moment äußerst paarungswilligen Kuh.
Ja, die können schwierig sein. Da sind die Hormone die Nr. 1 und auch das kann zu brenzligen Situationen führen.
Bei Rindern gibts den Torbogen-Reflex, alles was irgendwie auch nur annähernd so aussieht wie ein "Torbogen" = Rinderhintern kann dann besprungen werden.
Und zwar bespringt sowohl die stierige Kuh ihre Kolleginnen, als auch andersrum. Dabei gibts Ausweichreaktionen, wo die Damen dann nicht so drauf achten können, was grad im Weg steht.
Und auch ein Wanderer, der sich grad die Schuhe zuschnürt, kann den Torbogenreflex auslösen.
Da sucht man als Unbeteiligter am besten das Weite.
Wenn man mittenmang ist, dann wirklich auf alle Tiere achten und schauen, dass man nicht im Ausweichweg steht und dass keine hinter einem ist.
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Ich denke man soll nicht aktiv auf Kühe zu gehen.
Ich hab mir - als Rinderhalter - mal noch ein paar Gedanken gemacht, was für weitere Aufklärung noch wichtige Aspekte wären.
Im Grunde fehlt ja das Wissen um das Wesen von Rindern.
Das Zitierte da oben, gehört z. B. dazu.
Rinder sind Tiere, die auch untereinander Distanz einhalten.
Da ist jedes Eindringen in den Wohlfühlbereich eine Ungehörigkeit.
Wenn ich mich meinen eigenen Rindern annähere, bleibe ich ca. 5 - 8 Meter von ihnen stehen und lasse ihnen einen Moment Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich jetzt Kontakt aufnehmen will, meist kommen sie dann von selbst auf mich zu. Das ist einfach höfliche Kommunikation untereinander. Und das sind meine, mir eng vertrauten Tiere. Ich gehe nie frontal auf ein Rind zu und auch nie von hinten. Frontal wäre ausgesprochen unhöflich, unmittelbar hinter sich haben Rinder einen blinden Fleck im Sichtfeld. Annäherung am besten also schräg von vorn, auf die Schulterpartie zu. Vor der und an der Schulterpartie "bremst" man ein Rind, alles dahinter wirkt eher treibend.
Hier ist eine Grafik mit den Sehbereichen von Rindern:
https://www.stgallerbauer.ch/w…/12/Sehen_Nutztiere_c.jpg
Jetzt schaut Euch mal dieses Video an, wie dicht die Menschen, eigentlich alle dort, an den Rindern vorbei gehen oder mit dem Rad fahren oder gar mit Hund:
[Externes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=2W7gC3X3YU8]Da ists wirklich nur der Gewöhnung der Rinder an den Trubel und ihrer grundsätzlichen Friedfertigkeit zu verdanken, dass da nichts weiter passiert.
Grad die Radfahrer, die sich da mit mehreren hintereiander an den Rindern vorbeiquetschen, radelnd !!!, sorry, das ist vollkommen irrsinnig. Absteigen und schieben wäre da angesagt.
Das gegenseitige Belecken ist eine der wenigen Aktionen, die Rinder untereinander als unmittelbaren Körperkontakt ausüben.
Das machen Mutter-Kalb, aber auch best buddys untereinander. Meist am Hals oder Kehlbereich. Aber es kommt NIE ein bis dato fremdes Rind in die Herde und schleckert an anderen Rindern rum - mal auf Rinder untereinander übertragen, was viele Touristen machen: einfach hingehen, in den Wohlfühlbereich eindringen und dann anfassen. Meist noch am Kopf.
Nicht so menschen-gewöhnte Rinder, wie z. B. Mutterkühe, die einfach haltungsbedingt weit weniger Menschenkontakt haben, als Milchvieh, das das "Enge" mit dem Menschen gewöhnt ist, hat eine enorm grosse Wohlfühldistanz. Eher 50 als 20 Meter.
Das Problem: die wenigsten werden merken, wenn das Rind anfängt, sich unwohl zu fühlen. Da geht der Schwanz - und zwar anders als beim Fliegenwedeln, wo es immer eine Kontaktstelle beim Schwanzschlagen am Körper des Rindes gibt - der peitscht dann nämlich einfach in die Luft. Da muss man schon hinsehen, wenn die Rinder ansonsten am Fliegenwedeln sind. Der Schwanzschlag kann auch ganz gezielt irgendwo beim "Eindringling" landen, im Gesicht z. B., wenn man zu dicht hinten am Rind vorbeigeht.
Weitere Zeichen der Unruhe: nervöses Ohrenspiel, Hin- und Hertrippeln auf der Stelle oder im leichten Rückwärtsgang, unwilliges Kopfschlackern. Bei all dem ist das Rind noch im Zwiespalt, ob es sich zurückzieht oder eben nicht. Spätestens da sollte man als Mensch den Abstand vergrößern! Und zwar, ohne das Rind aus den Augen zu lassen. Es dabei aber nie anstarren, sondern den weichen Fokus nutzen.
Gehts eher in Richtung "Eindringling vertreiben", senken Rinder den Kopf leicht hinter die Senkrechte - im Vergleich dazu: ein sich freundlich näherndes Rind hat das Flotzmaul und den Kopf leicht vorgestreckt - bei noch ernsteren Absichten geht der Kopf weit hinter die Senkrechte.
Ein ruhig vor sich hin stehendes Rind hat allgemein eine entspannte Körperhalten, oft inklusive Wiederkäuen.
Stoppt ein grad noch wiederkäuendes Tier das Wiederkäuen, fühlt es sich bedrängt/beunruhigt. Verdauung geht nur entspannt.
Ist man AM Tier und streichelt es z. B. gerade - am liebsten mögen sie es übrigens, sehr beherzt am Widerrist gekratzt zu werden, da kommen sie selbst schlecht hin - und es fängt an kurze, schnelle Kopfbewegungen, bei Hornträgern zeigt dann das Horn zur störenden Aktion, zu machen, dann ist der Moment gekommen, an dem man damit aufhören sollte. Dann fängt man an, das Tier zu nerven. Reagiert man nicht, wirds halt nachdrücklicher.
Bitte auch nie die Treffsicherheit bei Tritten mit dem Hinterbein unterschätzen. Rinder können auch ganz hervorragend seitlich ausschlagen!
Ist man z. B. grad neben einem Rind und das zuckt deutlich mit dem Bein, dann ist das eine freundliche Vorwarnung, dass es bald zutreten wird.
Wenn man eine Mutterkuhweide quert und dabei eine Mutterkuh (mit deutlich erkennbarem vollem Euter) sieht, das dazugehörige Kalb aber nicht, dann besondere Obacht. Es ist wichtig, NIE zwischen Kuh und Kalb zu geraten, auch nicht unbeabsichtigt.
Das mal so als brainstorming. Vllt. fällt mir noch mehr ein. Zu einfach nur lustigen Rindern vllt. Das können nämlich meine am besten.
Meine wären übrigens nicht als Almvieh geeignet. Die legen Wert auf guten Umgang miteinander und sind es gewöhnt, dass man ihre kleinen Kommunikationszeichen richtig deutet.
Wow, danke ganz ganz herzlich für deine Mühe und den ausführlichen Beitrag!
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Ich hab das Risiko wirklich immer total unterschätzt bzw. mir eingebildet, dass ich die Kühe einschätzen kann.
Wie seht ihr das auf dem Bild? War das riskant und kritisch in dem Moment?
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Ich versuche mal zu verarbeiten, dass ich als Jugendliche wie ein Kuhhintern ausgesehen haben muss....
Mit Almkühen kenne ich mich gar nicht aus - aber bei Milchvieh habe ich damals von meiner Tante einen Stock in die Hand bekommen und den Auftrag mich groß zu machen und nicht so schissig zu sein. (Sowohl bei verspielten Rindern als auch bei bullschen Kühen.)
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War das riskant und kritisch in dem Moment?
Die Kuh war zumindest nicht komplett entspannt. Und du hockst da auch schlecht, wenn die nach die stößt, hat die dich sofort wie ein Käfer auf dem Rücken...
Für mich wäre es nix.
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War das riskant und kritisch in dem Moment?
Die Kuh war zumindest nicht komplett entspannt. Und du hockst da auch schlecht, wenn die nach die stößt, hat die dich sofort wie ein Käfer auf dem Rücken...
Für mich wäre es nix.
Danke:) Ja, ist ein paar Jahre her und ich war da völlig unbedarft. Ich hab mich so über die Kühe gefreut und wollte am liebsten jede Kuh streicheln. Heute bin ich schlauer. Aber finde es mal interessant zu hören, wie die Situation eingeschätzt wird.
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War das riskant und kritisch in dem Moment?
Die 2 sehen noch recht entspannt aus.
Dein Fotograf hätte sicher was gesagt, wenn die hintere Kuh zu nahe gekommen wäre - aber grundsätzlich sollte man die Tiere im Auge behalten.
Auf einem Foto kann man vieles leider nicht sehen - hat die Graue wiedergekäut, z. B.? Und hat sie das gestoppt, als Du sie gestreichelt hast? Das wären erste Anzeichen für Unbehagen. Oder hat sie angefangen, im Liegen ein wenig hin- und herzuruckeln, auch das wäre ein Zeichen für Unbehagen (und ggf. baldiges Aufstehen) Rinder stehen meist recht gemütlich auf, manchmal aber kann das auch schnell gehen, da hättest Du eine Position innegehabt, wo Du im Weg gewesen wärst, weil die mit dem Oberkörper nach vorne Schwung holen.
Aber wie schon geschrieben - Tiere, die solchen Betrieb gut kennen und damit aufgewachsen sind, können schon viel tolerieren.
Es soll da jetzt auch keiner Angst vor Rindern haben, es geht nur darum, ein wenig mehr Umsicht ins Spiel zu bringen.
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Die Kuh war zumindest nicht komplett entspannt. Und du hockst da auch schlecht, wenn die nach die stößt, hat die dich sofort wie ein Käfer auf dem Rücken...
Für mich wäre es nix.
Danke:) Ja, ist ein paar Jahre her und ich war da völlig unbedarft. Ich hab mich so über die Kühe gefreut und wollte am liebsten jede Kuh streicheln. Heute bin ich schlauer. Aber finde es mal interessant zu hören, wie die Situation eingeschätzt wird.
Ich finde die Kühe sehe tolerant/friedlich aus.
Aber trotzdem dringst du ja sehr massiv in deren "Individualbereich" ein. Die liegt da und pennt/verdaut, und jemand wildfremdes kommt und grapscht an ihr rum - nicht böse gemeint. Aber ich denke wir Menschen haben immer dieses unnatürliche Bedürfnis Tiere anzufassen und ihnen unsere "Liebe" aufzudrücken - für die Tiere ist das aber ja eher ein ziemlich distanzloses Verhalten und eher unangenehm.
Wenn ich irgendwo in der Sonne liege und döse/schlafe, würde ich mich ja auch extrem bedrängt fühlen, wenn da eine wildfremde Person ankommt und mich ungefragt "antatscht".
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Also sind wir gedreht und den Weg zurückgelaufen.
Ich glaube, da hattest Du vor einiger Zeit auch mal Bilder von gezeigt, oder?
Jedenfalls: das war genau richtig.
Bilder hab ich von dem Ort oder den Rindern hier nicht gepostet.
So behalten wir uns das auch bei.
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Die graue Kuh hat mich kurz danach abgeschleckt. Ich weiß noch, dass fast die ganze Jacke voller Sabber war😅
Vielen Dank für die Erklärung. Künftig werde ich definitiv umsichtiger sein.
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