Kühe auf der Wanderung: Verhalten im Notfall

  • Und hier noch ein Video von einer aufgebrachten Mutterkuh, die einen Angriff startet. Damit ein Gefühl dafür entsteht, wie kurz und knackig Drohgebärden ausfallen können und wie explosiv Angriffsverhalten sein kann:


    Da sieht man den kurzen Moment, wo die Nasenlinie weit hinter die Senkrechte kommt.

    Diese Kuh hätte wohl auch durchgezogen, der Sprecher sagt ja auch, dass sie nach der Wolfsgeschichte völlig verändert ist.

    Es ist kein Spass, wenn einen so ein Schädel mit mehreren hundert Kilo Gewicht dahinter trifft.

  • Aber ich denke wir Menschen haben immer dieses unnatürliche Bedürfnis Tiere anzufassen und ihnen unsere "Liebe" aufzudrücken - für die Tiere ist das aber ja eher ein ziemlich distanzloses Verhalten und eher unangenehm.

    Ja, tut mir mittlerweile auch sehr leid. Halt Stadtkind, dass das erste Mal freilaufende Kühe gesehen hat. Fand sie einfach so toll und ich dachte, es gefällt ihnen🙈

  • Die graue Kuh hat mich kurz danach abgeschleckt. Ich weiß noch, dass fast die ganze Jacke voller Sabber war😅

    Die graue meinte ich nicht; "unentspannt" finde ich die rot-bunte auf dem Bild ... Aber es ist nur ein Bild - ich kann natürlich total daneben liegen.

  • Aber es ist nur ein Bild

    Ja, das machts schwierig.

    Für mich frisst die da einfach nur am Rand.

    Hat vllt. "Sorge", was zu verpassen.

    Aber die Ohren sind offen-entspannt, die Kopf-Hals-Haltung auch.


    Aber es ist eben nur eine Momentaufnahme.

  • Damit ein Gefühl dafür entsteht, wie kurz und knackig Drohgebärden ausfallen können und wie explosiv Angriffsverhalten sein kann:

    Würdest du das frontale Aufstellen bei 0:30 nicht auch unter Drohgebärde packen?

  • Aber ich denke wir Menschen haben immer dieses unnatürliche Bedürfnis Tiere anzufassen und ihnen unsere "Liebe" aufzudrücken - für die Tiere ist das aber ja eher ein ziemlich distanzloses Verhalten und eher unangenehm.

    Ja, tut mir mittlerweile auch sehr leid. Halt Stadtkind, dass das erste Mal freilaufende Kühe gesehen hat. Fand sie einfach so toll und ich dachte, es gefällt ihnen🙈


    Alles gut!


    Gibt bestimmt Kühe, die es genießen und auch Kontakt suchen.

  • Würdest du das frontale Aufstellen bei 0:30 nicht auch unter Drohgebärde packen?

    Erstmal unter höchste Alarmbereitschaft. Das machen sie bei aufregenden Dingen im Umfeld oft, sich da so hinzudrehen.

    Der Angriff kommt erst einige Sekunden später.

    Unter normalen Umständen hätte der Landwirt ihr nicht soviel Druck gemacht und auf das Aufstellen reagiert, aber er wollte ja zeigen, was Wolfsangriffe mit den Tieren machen.


    Und letztlich ist das eins der Probleme, die dazu führt, dass Almrinder "wilder" werden können - die Anwesenheit von Beutegreifern.

  • Von stierigen Kühen finde ich grad kein Video, da muss dann ein wohl Yak-Bulle mal herhalten. So ungefähr kann man sich das Aufspringen und auch wegtrappeln der Kuh vorstellen, das ist eine sehr dynamische Situation, wenn man da dazwischen gerät.

    Bei ungefähr 0:30 legt ein Yak dem anderen den Kopf auf die Kruppe, das ist immer so eine Art "Maß nehmen", oft erfolgt kurz darauf der Aufsprung.

    Wenn einem also eine Kuh von hinten den Kopf auf die Schulter legt, nicht allzu gerührt sein vor soviel Zutraulichkeit, sondern besser ganz fix weg da, sonst kanns ungemütlich werden:


  • Vielen lieben Dank für Deine Mühe und Aufklärungsarbeit McChris !


    Das Video ist wirklich sehr anschaulich und beeindruckend. Und man sieht, wie selbst jemand, der im Umgang mit Kühen ja nun sicher nicht unerfahren ist, von der Schnelle und Vehemenz der Attacke überrascht wird. Sehr eingänglich ist auch die Botschaft, dass Wölfe nicht nur direkt, sondern eben - wie in diesem Fall auch - indirekt töten können, weil diese Kuh zu gefährlich geworden ist und man sie schlachten müssen wird.


    Ich bin immer wieder erstaunt und fasziniert davon, wie selbstverständlich Wanderer hier in der Schweiz mitten durch Herden laufen, radeln, rennen, die Tiere streicheln, fotografieren und offenbar als lebenden Streichelzoo betrachten und wie wenig hier verhältnismässig passiert. Ich würde aber behaupten, dass gerade bei Vieh, das den Sommer auf der Alp verbringt, Friedlichkeit und Resilienz menschlicher Übergriffigkeit menschlichen Reizen gegenüber - bewusst oder unbewusst - sicher auch ein Selektionsmerkmal ist.


    Hier bei einer Bergwanderung Rindern aber ausweichen wollen, ist eine Illusion: die Schweiz lebt ja gerade vom Bild, dass auf den Bergen Kühe stehen. Ausser vielleicht im urbaneren Mittelland (Jura, etc.) trifft man bei Wanderungen unweigerlich auf Kühe. Die lassen sich hier wirklich nicht vermeiden oder umgehen. So ziehen dann also Ströme an Wanderern tagtäglich an den Tieren vorbei. Manche Tiere wahren dann selbstständig Distanz, andere, denen der Trubel weniger ausmacht, halten sich in der Nähe der Wege auf. Umso wichtiger ist es also, dass die Kühe hier auch unter - äh... nennen wir sie 'widrigen Umständen' - Menschen gegenüber stets friendlich bleiben. Und so absurd das ist: wenn man die Menschen nicht dazu erziehen kann, sich dem Vieh gegenüber respektvoll zu verhalten, muss eben dieses nicht nur dafür, sondern auch für den Wunsch, hier Grossraubtiere wieder anzusiedeln, wortwörtlich, den Kopf hinhalten...

  • Auch von mir ein ganz ganz großes Danke an McChris - abgesehen davon, dass deine Ausführungen einfach unfassbar interessant sind und ich bücherweise davon lesen könnte, hilft es wirklich sehr bei "der Sache mit den Kühen".

    Ich mag Rinder so so gern und da ist für mich keine Option ist, einfach nicht mehr in die Berge zu gehen, bin ich für solche Handlungs- und Kommunikationstipp echt mehr als dankbar, damit ich die Viecherl möglichst wenig ärgere (ich mein einfach durch unbewusste Blicke oder so Kleinigkeiten) und damit ich mich sicher fühle.


    :bindafür:

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