Kühe auf der Wanderung: Verhalten im Notfall

  • malimuc danke fürs erzählen, nicht lustig ich weiss aber :lachtot: ist mir auch ein paar mal passiert, nur war ich der Bauer :lol: und mir wird grad bewusst, wie wenig Empathie wir alle für die ollen Touris hatten, die sich von einer Kuh - oder sehr gern von einem Kalb - einschüchtern liessen :mute:

    Es war definitiv entspannter ohne Raubtiere.

  • malimuc und das muss ein zugezogener Bauer gewesen sein: friesisch herb :winking_face_with_tongue:

    Och ich glaube die Bayern können auch sehr wortkarg sein…man verständigt sich mit Blicken und Brummtönen 😬


    Tröti kein Ding, ich bin mir sicher von Außen betrachtet war die Szenerie echt komisch anzusehen 🤣

  • Trotzdem glaube ich, dass eine gemeinsame Lösung wünschenswert wäre, z.B. durch das Aufstellen von Elektrozäunen entlang bestimmter Wanderwege, die dann freigegeben werden und eben sämtliche Wege mitten durch Herden für Hunde sperren und am Beginn kennzeichnen.

    Das ist ja ein toller Vorschlag... Damit kann man bergwandern mit Hund in den Sommermonaten komplett abschreiben, also genau in der Zeit, in der viele Touren überhaupt erst möglich sind.

    Die andere Option ist: noch mehr Aufklärung und den Aspekt "auf eigene Gefahr" in den Vordergrund stellen.


    Das Problem sind wie so oft, ja nicht diejenigen, die sich auch mit Hund den Weidetieren gegenüber umsichtig und vernünftig verhalten, sondern der - viel zu grosse Rest, der das eben leider nicht tut.

    Und man kann sich als Bergwanderer mit Hund noch so korrekt verhalten, wenn nachts der Wolf da war oder vor einem 3 unvernünftige HH, dann kann es leider auch "die Falschen" treffen. Dann sind die Tiere aufgebracht, nervös und angriffslustig.


    Ich finde das immer wieder schräg, wenn ich überlege, was wir Rinderhalter selbst an BG-Hinweisen zum sicheren Umgang mit Weiderindern haben und was auf Almen passiert. Ich mag Rinder, ich kann sie lesen - niemals würde ich mit Hund in eine mir fremde Mutterkuhherde gehen. Auch nicht in eine mir fremde Jungtierherde. Ich bewundere Alrminder dafür, was sie alles mitmachen - ständig Eindringlinge in den Lebensraum, die sich oft genug überaus seltsam verhalten. Das geht nur deshalb, weil Rinder grundsätzlich eher friedliche Zeitgenossen sind. Aber, WENN sie aufgebracht sind, dann sind das mehrere hundert Kilo potentiell tödliche Gefahr.


    ...


    Hier ist nochmal eins der offizielleren Aufklärvideos zum Thema:


  • Da es Menschen als Gruppe ja schon nicht möglich ist, vernünftig-vorsichtig im Zusammenhang mit Bisons oder Elchen (oder auch Bären!) vorzugehen - immerhin riesige WILDtiere, denen „ich kann dich plattmachen“ auf die Stirn geschrieben steht - sehe ich bei Kühen schwarz…

  • Ich finde es schlimm was Mensch seinen Mitgeschöpfen zumutet und immer meint die größeren Rechte zu besitzen sich in Massen überall in der Natur zu bewegen.

  • Ich habe tatsächlich ein bissl mehr als nur Respekt vor Kühen ohne Zaun dazwischen. Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, laufe ich nicht durch. IdR sind wir auch nur in Wandergebieten mit Beweidung durch Kühe entweder vor dem Auftrieb oder nach dem Abtrieb.


    Wir hatten vor knapp zwei Jahren ein, für mich, sehr prägendes Erlebnis.

    Wir haben in den Dolomiten eine Wanderung gemacht und sind am höchsten Punkt in eine Hütte eingekehrt. Das Gebiet war sehr touristisch und es gab zwei Restaurant-Hütten in ca. 150m Entfernung zueinander. Es waren die Hauptanlaufstellen für Wanderer und entsprechend viel los ist da drum herum. Ich würde sagen, es war wirklich viel los obwohl Nebensaison. Hunderte Menschen und geschätzt 15% hatten einen Hund dabei. Sehr troubelig und es ging über gekennzeichnete Wege, die sich quer über große Weiden mit vielen freilaufenden Kühen und Bullen(?) zogen.


    Wir waren also wirklich nur zwei Menschen mit Hund unter vielen anderen Menschen mit Hunden.


    Ich weiß nicht warum, denn wir liefen im Pulk zwischen anderen, aber beim queren einer grossflächigen Weide (in der Mitte stand die Hütte in der wir eingekehrt sind) ist mir ein männliches Rind aufgefallen (keine Ahnung ob der "intakt" war) das ca. 75m weiter weg seitlich/hinten von uns stand, und uns fixiert hat. Also er hat aufgehört zu grasen und hat gefühlt uns sehr genau beobachtet/fixiert. Mir wurde unbehaglich und ich habe zu meinem Mann gesagt, dass er uns fixiert. Mein Mann schaute kurz hin und tat es dann ab als "der ist zu weit weg, schaut nur in unsere Richtung und sieht eine Menge Menschen und Hunde". Klang schlüssig für mich und wir also weitergegangen. Es war, wie gesagt eine Menschenschlange die sich diesen Weg entlang schob. Abstand zu den nächsten Menschen vor und hinter uns betrug ca. 5-7m.


    Dann sehe ich aus den Augenwinkeln wie sich der Bulle in Bewegung setzt, in gerader Linie auf uns zu, denke aber noch immernoch ich bilde mir ein das er explizit auf uns fixiert ist. Schaue also wieder nach vorne und gehe stetig weiter auf das Zauntor zu, durch das wir von der Weide runterkommen - so wie alle anderen vor und hinter uns auch. Dann höre ich Rufe/Schreie von anderen Menschen um uns herum. Mein Mann und ich drehen uns um und sehen wie der Bulle, inzwischen im deutlich beschleunigten Schritt eindeutig uns fixierend direkt auf uns zu kommt. Es war klar, weil vor und hinter uns inzwischen ca. 10m Abstand zu den nächsten Menschen war, und der Bulle inzwischen nahe genug dran um zu erkennen, dass er uns aufs Korn nimmt (oder unseren Hund, würde ich im nachhinein sagen). Den anderen Menschen war inzwischen auch klar, dass da was nicht i.O. ist und wichen weiter von uns weg.


    Wir (mein Mann hat inzwischen auch begriffen das der Bulle uns meint) setzen uns in ein rasches Trabtempo. Der Bulle beschleunigt ebenfalls in einen langsamen Trab, weiter auf uns zu. Das Zauntor noch ca. 30m vor uns, der Bulle ca. 15m seitlich hinter uns. Das waren Sekunden wo ich wirklich ANGST hatte. Mag sein das wir uns in dem Moment nicht richtig verhalten haben, aber sorry, ich hatte wenig Lust mit einem mehrere hundert Kilo schweren Tier zu diskutieren, dessen Sprache ich nicht beherrsche. Weitere Menschen hinter uns schrien, obwohl der Bulle sie komplett ignoriert hat und nur hinter uns her war.


    10m bevor wir an der Gattertür ankamen löste sich aus der vor uns befindlichen kleinen Menschentraube (es staute sich ein wenig an der Gattertür) ein Mann - scheinbar gehört er zu dem Weidebetrieb - streckte die Arme seitlich aus und ging auf den Bullen hinter uns zu und rief etwas. Ich schaute über die Schulter und sah, wie der Bulle stehenblieb und der Mann auf ihn zuging. Dann waren wir auf der anderen Seite des Zauns. Schlussendlich, sah ich noch wie der Bulle sich umgedreht hatte und entspannt seines Weges ging.


    Mein Problem, bis heute, ist, das ich nicht verstehe "warum wir?". Da waren so viele Menschen und Hunde. Auch Hunde die sehr aufgeregt waren, gebellt haben an der Leine, reaktiver waren als unser Hund. Lag es an der Körperspannung unseres Hundes, der ja sehr forsch auftritt (aber kein Interesse an den Rindviechern hatte)? Keine Ahnung. Und das ist es was mich nachhaltig verunsichert. Wie soll ich verhaltenstechnisch etwas verändern wenn ich nicht weiß was das Verhalten des Bullens ausgelöst hat.

  • Das waren Sekunden wo ich wirklich ANGST hatte. Mag sein das wir uns in dem Moment nicht richtig verhalten haben, aber sorry, ich hatte wenig Lust mit einem mehrere hundert Kilo schweren Tier zu diskutieren, dessen Sprache ich nicht beherrsche.

    Genau so erging es mir vorgestern eben auch, als ich wegrannte. Vermutlich war es falsch, aber in so einem Moment handelt man einfach intuitiv und nicht rational. Deswegen auch meine Aussage: Ich bin fein damit, meinen Hund gepackt zu haben und zu rennen...


    Völlig zweitrangig in der Situation, aber zumindest hat mein Hund gecheckt, dass ich sie nicht im Stich liess. Das, und das Wissen, was alles hätte passieren können und dass eben nicht mehr passiert ist, stimmen mich dankbar und demütig. Meinen Schluss habe ich daraus gezogen: Während der Weidesaison keine Wanderungen mehr, die über offene Rinder Haltungsflächen führen. Mögen die einen aus meinem privaten Umfeld übertrieben finden ("sooo viele Begegnungen waren doch niemals je ein Problem"), das Risiko ist da und lässt sich ja vermeiden. Vielen dank für eure Einblicke und Inputs!

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