Reizoffen ist gar kein Ausdruck, suche nach neuem Ansatz

  • Ich habe ja schon häufiger geschrieben, dass ich Nevio oft in deinen Beschreibungen von Lucifer wieder erkenne.


    So extrem auf alle Reize geht er jetzt nicht ab, Jogger und Radfahrer waren als Junghund kurz ein Thema, aber das haben wir schnell hinbekommen. Er ist ja am meisten bei anderen Hunden aufgeregt. Wild ist auch ein Thema, aber da haben wir nur sehr selten Kontakt.


    Meine Hundephysio hat Nevio übrigens auch Mal als Arbeitslinie bezeichnet (was eher Quatsch ist, gibt es halt beim Pudel in dem Sinne nicht).


    Klassischer SV Platz war aber nicht das richtige für uns. Er hat einfach länger gebraucht mit dem erwachsen werden und sich nicht so leicht ablenken lassen. Nachdem ich da keine Ansätze außer "Ansage machen und halt Mal am HB rum rucken" bekommen habe, hab ich es Anfang letzten Jahres mit der UO erst Mal sein gelassen. Ich möchte schließlich Freude an der gemeinsamen Arbeit haben.


    Wir haben aber weiterhin Dummyarbeit gemacht. Leider hatte ich dafür lange kein regelmäßiges Training, hab also nur einige Seminare besucht und selbst trainiert. Kann man ja auch gut in die Spaziergänge integrieren. Richtige Dummyarbeit ist mehr als Futterdummy suchen und fördert auch die Zusammenarbeit, da der Hund ja gut zuhören muss, um zum Ziel zu kommen (bezüglich einweisen).


    Außerdem mache ich ja gerne diese Camp Canis Matschläufe. Da steckt kein Wettbewerbsgedanke hinter, aber ich habe das Gefühl dass es uns auch ordentlich zusammen geschweißt hat gemeinsam diese Hindernisse zu überwinden.


    Ich musste mich bei Nevio auch umstellen, bin eigentlich eher laissez faire und meine Kleinen laufen recht entspannt nebenbei. Nevio braucht auch engere Führung.


    An Social Walks habe ich auch teilgenommen. Uns hat es geholfen, weil ja genau die Aufregung bei anderen Hunden unser Thema ist.


  • Ich hab gerade im Netz einen Hundesportverein in einem Nachbarort gefunden. Da kann ich ja mal anfragen. Auf deren Logo ist ein Dobermann abgebildet. Ich stelle mir gerade lebhaft vor wie die die Augenbrauen hoch ziehen, wenn da jemand mit seinem brüllenden Langhaarcollie vor der Tür steht.


    Daniel Herter hat über sie gesagt: so einen harten Collie hat er noch nie gesehen xD


    Ja, sagt die Trainerin in der Huta auch. Sie hat DSH und sagt sie findet Luci mega und sie hat noch nie so einen toughen Collie kennen gelernt.


    Czarek du magst recht haben, dass der Hund nicht gut zu mir passt, aber man kann ja versuchen sich ein Stück weit auf den Hund ein zu lassen. Er ist bei aller Anstrengung auch einfach ein toller Kerl. Liebenswert, albern, immer gut gelaunt.

  • By the way: Meine Freundin macht mit ihrem KHC-Rüden IGP. Natürlich ist es nicht vergleichbar mit dem Mali einer anderen Freundin, der aus einer IGP-Zucht kommt. Griffe mussten antrainiert werden usw.

    Aber es macht ihm großen Spaß und er macht es echt ganz gut.


    Übrigens hat sie zwei KHC-Rüden. Der IGPler ist im Alltag ein Nervie und der andere hat im Sport keine guten Nerven, dafür aber im Alltag.... findet zuhause/ im Restaurant etc. schneller zur Ruhe usw.

    Nur mal so, weil du das hier auch mal angesprochen hattest, dass er zuhause gechillt ist.


    Gab es nicht mal ursprünglich bei den Collies auch Schitzdienst/ IPO als "Zuchttauglichkeitsprüfung" :denker:


    Also nicht falsch verstehen...es kommt ja nicht zur IGP in Frage. Es gibt ja auch noch andere Sportarten wie Hoopers, Rally Obedience, klassische UO (IBGH 1-3 oder die Unterordnungsprüfungen der IGP 1-3), Fährtenarbeit etc.

    Wobei ich vermutlich etwas wählen würde was ihn auch körperlich auslastet.... mit Sinn und Verstand.


    Es gibt glaube ich auch ein Buch zum Fährtenaufbau. Vielleicht kann Murmelchen da weiterhelfen.


    Das bedeutet natürlich nicht, dass im Alltag plötzlich alle Probleme verschwinden werden, aber ich habe nun in meinen paar Jährchen als RO-Trainerin von den Teilnehmern schon öfter gehört, dass es auch im Alltag besser klappt, seit sie Hundesport machen.

  • Ich bin echt ganz geflasht von euren Tips und Ideen.

    Manchmal steht man sich ja auch irgendwie selbst im Weg und gerade bei Luci bin ich oft sehr unsicher, weil gefühlt ja nix besser wird.

    Ich danke euch da echt sehr für. Hilft mir jetzt total meine Gedanken zu ordnen.

    Ich bin so gar kein Vereinstyp, hab halt beruflich viel mit Menschen zu tun und in meiner Freizeit wäre ich gerne allein mit meinen Hunden am Start, aber ich guck mich jetzt mal um nach was Gescheitem.

    Vllt kann man in dem Verein erstmal ein bisschen zugucken, ob das überhaupt was passendes ist.

  • Es wurde sich doch bewusst für einen Hund aus solchen Linien entschieden?!

    Da muss ich doch bitte vorher im Kopf haben ob ich für das was das mitbringen kann die Zeit und Nerven habe oder nicht.

    Ja, sich auf den Hund einlassen heißt dann aber ggfalls auch überdenken ob der bisherige präferierte Weg wirklich das Optimale ist.

    Und wenn zwei Mal wöchentlich Training schon zu viel ist klingt das echt naja .


    Fährte vernünftig aufbauen sollte man dann auch mit wem vor Ort. Grade wenn der Hund sonst Mantrailing suchen kennt / macht , das ist einfach ne ganz andere Sache und ggfalls kompliziert am Anfang.

  • Wundert mich eher, dass nicht mehr aus diesem Wurf so sind. Aber was hilft der Vergleich, es reicht ja, dass bei Lucifer die Genetik durchkommt (und stört 😎).


    Noch Mal, so Hunde brauchen was ernstes. Kein "mal gucken", kein "is mir selbst nicht wichtig", sondern "dein fuß muss 2 mm nach links, gib dir mal richtig mühe".

    Die brauchen den Druck und das "du machst das richtig"-Gefühl und vor allem niemanden, der ihr Sein und ihr Wesen abstellen will.

    Die bellen, die ballern, die flippen aus. Man kann sie unheimlich hoch drehen und dafür brauchts nicht viel, das muss halt kanalisiert werden und nicht unterdrückt.

    Man muss das nutzen wollen, was sie an Wahnsinn anbieten, mögen und lenken. Eine klare Ja-Nein-Welt, kein Vielleicht, kein "n bisschen". Die wollen und können idR nicht selbst entscheiden, sind viel zufriedener wenn man ihnen vorgibt, was sie tun sollen.


    Diese Hunde sind sehr fein, die reagieren auf Stimmung und Gedanken und setzen das um, was sie vom Menschen "fühlen". Gleichzeitig sind sie recht wenig kritikfähig, machen schnell dicht und ballern sich kopfmäßig in andere Sphären. Erlebst du ja selbst.


    Wir reden hier von nem Gebrauchshund "light" und nicht von einem Kuschelwuschelbegleitcollie. Das war aber schon allein von der Ahnentafel her klar und ich bin überrascht, dass das so lange so gut ging. Wieso hast du Lucifer gekauft damals, wenn er dir weder gefällt (überspitzt gesagt), NOCH die Genetik dir zusagt? (ist rhethorisch, musst du nicht beantworten)


    Gib dem ne wichtige, glaubhafte Aufgabe und Auslastung mit Lärm und Dynamik und gleichzeitig Impulskontrolle. Irgendwas wo er richtig die Sau rauslassen kann, wenn er gut gearbeitet hat. Dann kriegt er auch sein Köpfchen sortiert.

  • Es wurde sich doch bewusst für einen Hund aus solchen Linien entschieden?!

    Da muss ich doch bitte vorher im Kopf haben ob ich für das was das mitbringen kann die Zeit und Nerven habe oder nicht.

    this ☝🏻


    Es ist wirklich ein wichtiger Punkt.


    Lucifer bringt ordentlich Potential mit und so Hunde fliegen einem einfach irgendwann um die Ohren.

  • Ich hab gerade im Netz einen Hundesportverein in einem Nachbarort gefunden. Da kann ich ja mal anfragen. Auf deren Logo ist ein Dobermann abgebildet. Ich stelle mir gerade lebhaft vor wie die die Augenbrauen hoch ziehen, wenn da jemand mit seinem brüllenden Langhaarcollie vor der Tür steht.

    Das ist doch ein Anfang. Schau dir gerne mal das Unterordnungsbuch von Knabel/Scherk an, das bietet guten Einstieg. Fährtenarbeit macht meiner Meinung nach am meisten Sinn über ein Seminar, ich finde Föry sehr einsteigerfreundlich und könnte mir vorstellen, dass der gut für Lucifer passen könnte.


    Und wenn das alles für dich so gar nicht passt, kann auch manchmal Sinn machen, sich umzuschauen. Noch ist der Hund jung und der klingt total toll, da könnte man sicherlich viel draus machen. Ist bissl schade drum, dass du so unzufrieden mit ihm bist.

  • Ich lese seit einer ganzen Weile still und heimlich im Foto-Thread mit und denke schon die ganze Zeit, dass der eine richtige richtige Auslastung braucht.

    Traut man sich ja aber oft nicht zu schreiben, da der Trend hier ja eher zu "weniger ist mehr" geht und ich mir schon manchmal schlecht vorkomme, dass meine Hunde "so viel" trainieren müssen |) (Wundert mich eh, dass es hier so viele Hunde gibt, die mit so wenig zufrieden sind. Aber das ist vielleicht auch Gewöhnungssache und eh ein anderes Thema.)

    Aber mein Border Collie wurde genau dafür angeschafft. Nicht falsch verstehen....hätte sie sich nicht geeignet oder wäre ein Couch-Potatoe, hätte ich sie genauso lieb.


    Fia (den Ex-Pflegehund) habe ich behalten mit dem Gedanken, dass sie ein "Mitlaufhund" mit bisschen Clickern wird. Nix... sie hat sooo einen Spaß am Training, dass es wirklich Verschwendung wäre es nicht zu nutzen. Zunächst haben wir Agility versucht, liegt ihr aber nicht so. Schade, wäre für mich einfacher gewesen bzgl. Training und eventuellen Turnieren, aber Rally Obedience ist voll ihr Ding. Also machen wir das. Vorbei mit dem pflegeleichten Mitlaufhund :lol:

    Und ja, ich denke dadurch klappt es auch im Alltag so gut und es hilft uns beim Thema "Jagen". Sie lernt, dass es sich lohnt zu kooperieren.

  • Ich bring mal noch ein Puzzleteil rein. Wir kennen uns ja ein bisschen.


    Was schon gesagt wurde.. du bist eher der Typ Wattebausch, zerdenken, Plan haben. Dass kann für viele Hunde ja passen.


    Ich spüre wenn du mit deinen Hunden agierst immer eine Art.. mmh.. ich kann sowas schlecht in Worte bringen. Ich spüre einfach wie Mensch/ Tier drauf ist..


    Also ich glaube am besten passt.. du machst dich "klein" bist eher unsicher, flippelst so hin und her (was tu ich jetzt, er tut dies, tu ich jetzt.. oder ne doch..) und so Art Scham spüre ich immer dazu, so als ob du dich pausenlos entschuldigen möchtest. Du hast mir ja auch 1000x vorher gesagt Luci ist soooo furchtbar laut. Also so furchtbar fand ich es gar nicht. =)


    Er motzt halt. Dem geht dass alles irgendwie zu langsam, dem fehlt ne klare Linie. Und dass bringt er halt zum Ausdruck. xD Fand ich völlig berechtigt und musste schmunzeln. Ich fand den Typ echt cool. Ich glaub beim Canicross würde ich mit dem Spass haben, bevor ich ihn an Roller tu, würde ich aber erstmal gucken dass er meine Kommandos auch wirklich ernst nimmt.


    Zurück nochmal zu dir- interessanterweise bist du völlig anders wenn du einen Kundenhund hast. Ich war völlig verblüfft wie anders deine Schwingungen waren als du mit Platschi gearbeitet hast. Sicher. Ruhig. Besonnen. Klare Linie. Dass was Luci fehlt..


    Ich weiß nicht wie man daran arbeiten kann, ich bin bei sowas immer echt schlecht es anderen zu erklären, ich glaube eh, ganz ganz viel macht der Mensch und ob beide harmonieren bzw sich bereit sind aufeinander einzulassen. Wichtig ist immer einen gemeinsamen Weg zu finden, gegeneinander bringt nur Frust. Und manche Hunde darf man auch mal zur Persönlichkeitsentwicklung heran ziehen. Was mit Emil und Fiete noch irgendwie ging, klappt bei Luci nicht mehr. Der ist da frustriert von. Dass ist kein Wattebauschtyp.

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