Reizoffen ist gar kein Ausdruck, suche nach neuem Ansatz

  • Ich hab mal eine Frage.

    Wenn Eure, zb jagdaffinen Hunde stehen und irgendwo hin glotzen, ohne Gebell, einfach gucken. Und ihr sprecht die dann an. Ich meine keinen RR, ich meine nur Ansprache, auf die hin ich möchte, dass sich der Hund mir zuwendet. Wie schnell erwartet ihr eine Reaktion.


    Ich hole mal aus. In einem Kurs bei Micha war man mit seinem Hund auf einem großen Auslauf. Ich sollte rumlaufen, den Hund nicht beachten, der war offline. Und dann kamen Gruseltrigger, ging halt um die Reaktion der Hunde. Zwei Leute mit Bettlaken, also Gespenster hüpfen vorbei, und auch ein ferngesteuertes kleines Auto rumpelt an uns vorbei. Luci hat sich alles eher von weitem angesehen und war sehr vorsichtig, lief eher Bögen drumherum. Es war in jedem Team der gleiche Ablauf, nachdem das Auto stand sollte man den Hund zu sich rufen. Ich rufe also nach Lucifer, er steht und guckt noch das Auto an. Ich rufe noch einmal ärgerlicher seinen Namen und Micha sagt, das war falsch, der war halt einfach noch nicht fertig mit gucken.


    Und wie ist das nun unterwegs. Habe ich quasi immer. Luci steht und glotzt in den Wald. Hält den Rand dabei, aber dass der Hund scannt ist schonmal klar. Sage ich dann seinen Namen, glotzt er weiter. Erstmal. Allerdings ist es tatsächlich so, dass er nach vllt 10 Sekunden sich umdreht, mich anguckt und meist dann zu mir kommt. Ok, oder nicht ok.

    Von Emil kenne ich das gar nicht. Sag ich seinen Namen, na eigentlich brauche ich den nur denken, zack steht er neben mir und himmelt mich an. Nicht dass ich das nun zwingend bräuchte.


    Für mein Gefühl ist das ok, dass Luci braucht bis er meiner Aufforderung nach mir zu gucken Folge leisten kann. Aber je nach Trainingsansatz, wie man es aus Büchern, oder im RL kennengelernt hat, ist das eben nicht ok.


    Da würde mich mal eure Meinung interessieren.

  • Also ich kenne das nicht anders, als dass der Hund erst einmal weiterguckt (bei Wildsichtung). Ich merke am Zucken der Ohren, dass er mich sehr wohl gehört hat. Bewege ich mich dann, guckt er nach mir. Bleibe ich still stehen, nimmt er das als Aufforderung weiterzugucken. Ich habe ihn schon gucken lassen, bis ihm langweilig wurde. Manchmal dauert es nur ne Minuten, manchmal gehts noch schneller, aber ich stand auch schon ü5 Minuten. Wenn ich weiter sage, kommt er auch anstandslos mit. Ich mache "je nach dem". Gibt es was Spannendes zu gucken, darf er das auch, weil es nun mal auch in seiner Genetik liegt. Aber er kommt wie gesagt bedingungslos mit und macht auch keinen Aufstand dabei. Mein Hund wendet Reizen grundsätzlich nicht gern den Rücken zu. Das nehme ich so hin und nötige ihn nur in Ausnahmefällen dazu.

    Ausnahmefälle sind Hundebegegnungen. Da gibt es kein Glotzen und "Aber". Da hat er mit zu laufen und sich zu benehmen. Aber ja, Wild lasse ich ihn auch schon gucken.

    Irgendwelche Gruseltrigger (ebenso wie Superduperfutterkram) würde mein Hund komplett ausblenden, wenn da grade wo ein Reh vorbei stapft. Da kann auch ne Gruppe Radfahrer vorbeizischen, juckt ihn alles nicht.

    Aber, ich sage es lieber dazu, Ridgebacks sind nur bedingt auf Kooperation mit dem HF selektiert. Eros zeigt also normales Verhalten. Collies sind ja nochmal was anderes.

    So etwas ist aber nur bei Wild. Bei allem anderen, guckt er sofort zu mir, wenn ich ihn anspreche.

  • Ich kann es dir nur von meinem Gefühl her bei Donna sagen, ich kann aber absolut nicht beurteilen, ob das richtig oder falsch ist, was ich denke.

    Wenn ich Donna beim Glotzen unterbreche und sie anspreche, dann erwarte ich, dass sie mich sofort anschaut oder zu mir kommt. Wenn sie dann noch einen ganz winzigen Moment weiter schaut, ist es noch ok. Aber wenn es mehr als 2 oder 3 Sekunden dauert, oder sie womöglich noch fertig schnüffelt oder langsam mit Umwegen heran geschlurft kommt, dann geh ich sie holen und bin sauer. Ich empfinde das heraus Gezögere bei ihr als eher als frech.

  • Denke hier wird es auch wieder 100 Meinungen geben. Ein Hund meiner Trainerin, kann sich zb schwer abwenden vom Reiz, hat aber ein super „Warte“ was nicht vom Hund aufgelöst wird.


    Rose reagiert die meiste Zeit sofort, daher war ich noch nicht in der Bredouille, ich muss aber auch früh genug abrufen, sonst wirds schwer.

  • Ich schreib mal bissl wie es bei uns war, zieh dir natürlich nur das raus was für dich relevant ist mir ist bewusst dass du mit Luci einen ganz anderen Hundetyp da sitzen hast.


    Als es mit Ruby so furchtbar schlimm war rauszugehen (permanent in die Leine schießen, immer spannig, ständig nach Reizen suchend, komplett im Außenfokus, Ohren so sehr mit Spannung nach oben und vorn gerichtet dass ich Kopfschmerzen allein vom Zuschauen bekommen hab), musste ein kompletter Reset her und ein Tipp den ich damals dazu bekommen habe war, den Hund in so Phasen wie einen Welpen mit der Gehirnkapazität von ner Erbse zu sehen.


    Dazu gehörte eben auch das BEWUSSTE glotzen und verarbeiten lassen.


    Und auch heute noch, wenn ich Zeit dafür hab darf sie immer gucken und ich hab das auch unter Signal gestellt, so sind wir mittlerweile soweit dass wir an nem Reiz vorbeikommen und sie DANACH zur Belohnung gucken darf. Das hilft ihr enorm.

    Sie ist kein Hund der freiwillig gern Blickkontakt sucht in so Momenten oder sofort parat steht sobald sie den Namen hört, null, damit hab ich gelernt umzugehen und andere Umgangsweisen gefunden mit denen wir gut leben können.


    Ich weiß das hat jetzt nichts explizit mit Jagdreizen zutun (obwohl wir das bei Katzen und Rehen schon auch so machen) aber ich hab sie vom ruhigen Glotzen tatsächlich zu Beginn so gut wie nie rausgeholt, wie ich es bei nem Welpen eben auch nicht machen würde. Gucken und verarbeiten lautete die Devise, gern auch mit Bestätigung dessen.


    Umgekehrt hab ich meinen Hund aber auch nicht auf gut Glück angesprochen wenn ich eh wusste da passiert nichts an Umorientierung, lieber hab ich eben das Glotzen/Anzeigen was auch immer selbst mit nem Wort belegt.


    Jede freiwillige Rückorientierung natürlich trotzdem weiterhin hochwertig belohnt.


    Für uns persönlich hat das ganz viel gebracht, die andere Schiene "straight weitergehen, hat den Hund nix anzugehen, Fokus nicht auf die Reize setzen" brachte uns nicht weiter, dann hab ich halt nen keifenden Hund hinter mir hergezogen.


    Bei Hundebegegnungen hab ich mich natürlich nicht mitten in den Weg gestellt und sie glotzen lassen, ne. Da bin ich ja eh lange die Vermeidungsschiene gefahren (+ ggf gucken lassen aus Entfernung) und das war für uns auch richtig so.


    Jetzt sind wir an dem Punkt wo ihr Bedürfnis immer weniger wird zu glotzen und die Zeit die sie gucken möchte ebenfalls immer immer kürzer geworden ist.


    Ich glaube da wären wir heute nicht wenn ich sie permanent weitergezerrt hätte oder ständig versucht hätte da rauszuholen aus'm Gucken.



    Trotzdem muss ich den anderen zustimmen (hab das auch sehr lange sehr larifari gesehen) WENN ich den Hund anspreche (im besten Fall mit einem auftrainiertem Signal und nicht dem Namen wenn der eh schon total ausgelutscht ist aus Hundesicht) dann fordere ich aktiv auch eine Reaktion auf mich ein.

  • Ich kann es dir nur von meinem Gefühl her bei Donna sagen, ich kann aber absolut nicht beurteilen, ob das richtig oder falsch ist, was ich denke.

    Wenn ich Donna beim Glotzen unterbreche und sie anspreche, dann erwarte ich, dass sie mich sofort anschaut oder zu mir kommt. Wenn sie dann noch einen ganz winzigen Moment weiter schaut, ist es noch ok. Aber wenn es mehr als 2 oder 3 Sekunden dauert, oder sie womöglich noch fertig schnüffelt oder langsam mit Umwegen heran geschlurft kommt, dann geh ich sie holen und bin sauer. Ich empfinde das heraus Gezögere bei ihr als eher als frech.

    Hmja, das ist bei mir dann eher ein wirklicher RR. Den soll er gleich ausführen und da warte ich auch nicht.


    Ja, ich finde das schwierig, weil ich von Emil ja gewohnt bin, dass er sich halb die Haxen bricht um möglichst schnell jeder Ansprache von mir Folge zu leisten. Das liegt aber schlicht in Emils Wesen. Lucifer ist so nicht. Mich ausblenden und dann loskreischen, oder in den Wald hopsen, klar. Das gibt es nicht. Aber fertiggucken ist offenbar manchmal wichtig für ihn. Und er zieht sich daran i.A. auch nicht hoch, also an sich keine Not ihn da schnell raus zu holen.

  • Du beschreibst mAn 2 komplett unterschiedliche Situationen.

    In der ersten sieht er etwas unbekanntes/ gruseliges, ist unsicher und versucht das Zeug einzuordnen

    In der andren Situation scannt er nach Wild (nehme ich an) und wuerde dann gern jagen.


    In der ersten Situation bekommen meine Hunde alle Zeit der Welt. Sie duerfen schauen und es als 'ist egal/harmlos' einstufen. Ohne Zeitdruck. Ich hab das immer mal bei Welpen oder (eher selten) in einer der Huibuh-Phasen.

    In der 2. Situation moechte ich eine schnelle Reaktion, wenn noetig (junge Hunde z.B.) helfe ich auch (hingehen und anfassen z.B.)

  • Die Grusel Situation hatte ich etwas außer Acht gelassen,da dürfte Rose auch gucken.


    Generell braucht sie in neuen Situationen ne Weile um schnelle anzugucken und zu verarbeiten. Diese Zeit bekommt sie. Gucken erlaub aber eben nicht starren (nen Hund fixieren) . Schwer zu beschreiben

  • Das ist ein wichtiger Knackpunkt! Macht total Sinn!

    Danke fürs Rausfiltern.

  • Ich verstehe nicht, warum Du ängstliches Beobachten mit jagdlichem Scannen gleichsetzt. Kannst Du mir das erklären?

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