Larynxparese, Kehlkopflähmung - oder doch nicht?

  • Hej alle,


    Smutek, ein Senior aus dem Auslandstierschutz, atmet leicht erschwert seit er hier ist. Also man hört ein Röcheln, er hechelt recht viel und seine Stimme klingt sehr heiser. Er hustet allerdings nicht, verschluckt sich nicht häufiger als andere Hunde, ist seinen Proportionen entsprechend gut belastbar... er schnarcht wenn er schläft.

    Ich hab irgendwie direkt an Kehlkopflähmung gedacht, meine Tierärztin meinte aber da sei nix, er sei halt ein älterer Hund mit komischen Proportionen (großer Körper, sehr großer Kopf, langer Rücken, sehr kurze Beine) und viel Fell, Atmung klänge nicht nach Kehlkopflähmung, die klänge einfach normal und alles sei in Ordnung. Sie hat aber auch nur abgehört. Umfassende Untersuchungen gab es noch nicht.



    Sagen wir mal so: ich glaub das noch nicht. Aber er ist fit und munter, deshalb werde ich das noch mal ganz in Ruhe untersuchen lassen, bei jemandem mit spezifischen Kenntnissen zum Thema.


    Könnte ja vielleicht auch ein zu langes Gaumensegel sein...? Oder ... was fällt euch noch ein? Ich hab immer ganz gern verschiedene Begriffe/Verdächtigungen im Kopf, dann kann ich danach auch gezielt in der Praxis fragen, damit geht es mir besser weil ich dann einfach sagen kann "könnte es auch XY sein?" und weiß, dass ein Profi dann ja oder nein oder vielleicht sagt.



    Nun ist Kehlkopflähmung ja nicht so selten, deshalb haben sicher einige Erfahrungen gemacht. Wie hat sich das bei euch geäußert?


    Glaubt ihr, dass so etwas durch Kettenhaltung ausgelöst werden kann? Ich halte Kettenhaltung in Smuteks Vorleben für sehr wahrscheinlich, wenn es da einen Zusammenhang gäbe, würde sich das für mich plausibel anfühlen.


    Was denkt ihr, kostet so eine Operation? Unter 2.5 kommt man da sicher nicht raus, oder?


    Ist das ein eher großer und gefährlicher Eingriff? Etwas, was man besser nur Spezialkliniken überlässt? Und welche sind darin denn wirklich gut? (Gerne NRW)


    Würde es Sinn machen, bei einem Blutbild, das in ca einem Monat ansteht, um zu überprüfen, ob wir die Diofilarien in den Griff bekommen haben, verschiedene Sachen mittesten zu lassen? Sauerstoffsättigung oder so? Oder Schilddrüse? Irgendwo im Hinterstübchen hab ich irgendwas mit etwaigen Zusammenhängen zwischen Schilddrüse und Kehlkopflähmung...



    Ich nehme Erfahrungsberichte und Hinweise und Fährten gern entgegen!

  • Mein Senior hatte diesen Zufallsbefund, allerdings waren keine so deutliche Symptome zu merken, es war ganz, ganz am Anfang .


    Ich drücke die Daumen das es doch was anderes ist.

    Allerdings würde ich es abklären, einfach auch für die eigene Gewissheit.

  • Glaubt ihr, dass so etwas durch Kettenhaltung ausgelöst werden kann? Ich halte Kettenhaltung in Smuteks Vorleben für sehr wahrscheinlich, wenn es da einen Zusammenhang gäbe, würde sich das für mich plausibel anfühlen.

    Zum Thema insgesamt kann ich leider nicht viel beitragen aber zum Thema Kettenhaltung könnte ich mir schon vorstellen, dass da dauerhafte Schädigungen oder Reflexe bestehen.


    Speedy wurde vor über 7 Jahren mit einem Stromhalsband aufgefunden. Seitdem er bei uns ist, nutze ich nur Geschirre. Wir wollten ihm einmal ein Flohhalsband umlegen und er wurde sofort starr und begann zu Husten und zu Würgen.

    Also bei ihm ist der Reflex auch nach Jahren sofort dagewesen, dass er nichts mehr um den Hals ertragen kann.


    Liebe Grüße


    Chrissi mit Speedy

  • Möglich ist alles und diagnostiziert werden kann ohne Bildgebung, soweit ich weiß, eigentlich nichts. Ich finde schon, dass die Symptome grundsätzlich passen, es könnte aber genau so gut ein Trachealkollaps sein (der durchaus vom Halsband kommen könnte) oder sonstige Probleme mit den oberen Atemwegen oder der Lunge.

    Meine Eltern hatten mal einen Hovawart mit hochgradigem Verdacht auf Larynxparalyse, bei der Laryngoskopie zeigte sich aber alles völlig unauffällig und im anschließenden Lungen-CT zeigten sich dann altersbedingte Veränderungen in der Lunge, die ihr einfach die Atmung schwer machten. Sie musste dann regelmäßig inhalieren und hat noch ca. ein Jahr gut gelebt (musste auch im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung dann eingeschläfert werden).

    Zumindest aus Hovawart-Kreisen weiß ich, dass die Kehlkopf-OP sehr umstritten ist, weil die Straffung eben nicht folgenlos bleibt und dem Hund ggf. dauerhaft Probleme beim Fressen/Schlucken bereitet.

    Ich würde mir an deiner Stelle eine gute Klinik suchen (Tipps habe ich leider nicht) und dort besprechen, welche Diagnostik in welcher Reihenfolge Sinn macht. Das Herz würde ich ggf. in dem Zuge auch anschauen lassen, falls nicht schon passiert.

    Ich drücke euch die Daumen, dass ihr einen guten Tierarzt und planvollen Diagnostiker findet, ich glaube, das wäre jetzt das wichtigste für euch! :kleeblatt:

  • Hallo!

    Ich schreibe nur selten hier im Forum, kann dazu etwas beitragen:

    Meine Australian Shepherd Hündin ist vor ziemlich genau einem Jahr (mit damals 13,5 Jahren) wegen einer Kehlkopflähmung operiert worden.

    Als Symptome hatte sie „nur“ ein sehr starkes Hechel mit leichtem Atemgeräusch (das habe nur ich gehört) und extreme Schlappheit bei Wärme. Ich hatte den Verdacht bei meiner Tierärztin angesprochen, die mir zur Abklärung empfohlen hatte in einer (wirklich guten) Tierklinik eine Endoskopie machen zu lassen, da nur so eine Diagnose möglich ist. Die Klinik in Hofheim ist von mir aus die nächste. Hier hätten wir aber allein 6 Wochen auf einen Termin für ein Vorgespräch mit Endoskopie warten müssen und es wäre zusätzlich ein MRT gemacht worden. Die Kosten dafür lagen geschätzt dafür bereits bei ca 2500 Euro. Im Falle einer Lähmung wäre dann ein weiterer Termin für die Op vereinbart worden.

    Da ich solange nicht warten wollte, hatte ich dann noch in der Klinik in Gießen angerufen. Hier musste ich nur zwei Wochen warten und es wurde vorgeschlagen, dass man direkt operieren könnte, falls sich der Verdacht bestätigen sollte. Die Kosten wurden auf ca 2500 Euro insgesamt geschätzt. Und es war eben nur eine Vollnarkose nötig, anstatt zwei.

    Zur völligen Überraschung der dortigen Tierärzte stellte sich bei der Endoskopie tatsächlich eine Kehlkopflähmung heraus, die Narkose wurde verlängert und Hilda operiert.

    Bezahlt haben wir dort am Ende 1600 Euro für Vorgespräch, Endoskopie, Op, eine Nacht Unterbringung auf der Intensivstation und Medikamente für zu Hause (ich denke immer noch, es war ein Schnapper :winking_face_with_tongue: ).

    Hilda hat die Op sehr gut weggesteckt und es ging ihr fast sofort besser. Ich bin froh und erleichtert, dass wir uns dazu entschlossen hatten. Obwohl sie ja kaum Symptome hatte, lag eine beidseitige vollständige Lähmung vor.

    Sie verschluckt sich gelegentlich beim Trinken, aber nie dramatisch. Beim Fressen achten wir darauf, dass sie möglichst langsam frisst und sie kein Futter von oben in den Mund gesteckt bekommt, dass dann durch rutschen könnte.

    Sorry für den Roman. Bei Fragen melde dich gern.

  • Hilda - wow! Tausend Dank für den ausführlichen Bericht.

    Es gibt doch verschiedene Arten, das operieren zu lassen, oder? Das Aspirationsrisiko ist aber nach beiden gleichermaßen erhöht, oder? Weißt du das zufällig?


    Dass ich das abklären lassen will, steht ja bereits im Eingangspost, das ist also eh klar. Nur die Frage nach dem ‚wo‘ - da komm ich irgendwie nicht weiter.

    Normalerweise wird hier in der Ecke immer Duisburg Kaiserberg empfohlen, aber auch dafür? Nach was für Spezialist:innen sucht man denn da am besten?


    Ceri05 danke für das Video. Er atmet ja auch sehr langsam. Ist das immer so gewesen? Oder war das da eine spezielle Situation?


    Bei Smutek klingt es halt eher wie … puh. Ich kann das ganz schwer beschreiben… schon ähnlich, aber schon auch manchmal wie bei einer Qualzucht.


    Hat man das bei Diego auch im Schlaf hören können?

  • Das klang immer so ähnlich, er hatte schon echte Probleme. Das war auch kurz vor der OP, die ihm echt geholfen hat!


    Mir wurde hier im Forum mal gesagt, dass Diego klingt wie eine junge Qualzucht, das fand ich schon krass, dass das dann jemand mit Absicht kauft.


    Ich guck mal, ob ich noch ein Video finde.


    Edit:


    kurz vor der OP


    Kurz nach der OP. Das letzte Video vom Bärchen 😢

  • Huhu!

    Also bei Hilda wurde eine Seite des Kehldeckels (bin mir gerade nicht sicher, wie das Teil heißt) aufgeklappt und außen festgenäht. An der anderen Seite wurde nichts gemacht, die ist also geschlossen (bei ihr liegt ja eine beidseitige Lähmung vor). Das macht man wohl so, weil eine offene Seite wohl für eine genügende Luftzufuhr reicht und um das Risiko einer Aspiration im Rahmen zu halten.

    Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, welche andere Op-Methode es gibt.


    In Hofheim wären wir beim HNO gewesen. In Gießen war das nicht weiter spezialisiert (oder wurde uns nicht benannt).


    Die Op dauerte auch nicht besonders lange. Ich glaube, mit Endoskopie waren es so 2 Stunden. Das größte Risiko besteht in einer Verletzung einer Schlagader am Hals (die verläuft ganz nah) und dass es hinter zu einer Schwellung im Hals kommt (deshalb vorsorglich die Nacht auf der Intensivstation um sofort intubieren zu können).


    Eine Kehlkopflähmung kann durch eine Schilddrüsenproblematik ausgelöst werden (Werte hatten wir schon bei der Haus-TÄ gecheckt) oder durch eine Polyneuropathie (sagte man uns so in Gießen). Eine Polyneuropathie zeigt sich bei Hunden wohl häufig zuerst durch Schleifen der Hinterbeine und eine Kehlkopflähmung und ist nicht behandelbar. Durch die Op wird am Kehlkopf also nur das Symptom behoben.

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