Fragen, die man sich sonst nicht zu stellen traut - Teil 23

  • Auch wenn das die Frage vielleicht nicht ganz beantwortet, vielleicht hilft Meinung hier trotzdem:

    Ich bin ein extrem kopfgesteuerter Mensch. Ich gehe aber davon aus, dass ich in der Situation, wo diese Entscheidung getroffen werden muss, nicht mehr rational werde handeln können.

    Deshalb gehe ich davon aus, dass ICH mich in der Situation voll auf die Empfehlung des Tierarztes verlassen werde. Meine TÄinnen ticken auch sehr stark so, dass sie Tieren jedes Leid ersparen wollen, gleichzeitig aber alles sinnvoll Mögliche tun würden. Ich finde es gleichzeitig völlig legitim, diese Entscheidung an Experten "auszulagern" wie ich es auch ok finde, diese Entscheidung per Bauch selbst zu treffen, sofern man dazu in der Lage ist.


    Ich denke, rückblickend hast du insoweit alles richtig gemacht, als dass du für das Tier das Beste wolltest.


    (Boah, ich hasse es, wegen solchen Themen immer feuchte Augen zu kriegen. Und ich mag Katzen noch nicht einmal.)

  • Ich glaube, solange Tierärzte noch die Chance sehen, die Lebensqualität steigern zu können, dürfen sie nicht einschläfern.


    Also, man hat als Tierhalter nur bedingt die Kontrolle darüber, wann das Tier stirbt.

  • Finchen_1989 Mach dir bitte keine Vorwürfe. Es ist eine so schwere Entscheidung. Es hätte ja auch gut gehen können, leider weiß man das vorher nicht. Bei meinem Kater z. B. hat es geklappt, er konnte so noch einmal seinen geliebten Frühling erleben. Ich finde es auch legitim, dass du nicht auf die Euthanasie bestanden hast. Wenn der TA sagt, es gibt eine Chance, dann ist das völlig nachvollziehbar, wenn man diese auch nutzen möchte. Dass es sich so entwickelt, konntest du nicht ahnen. Wer weiß, hättest du es nicht getan, würdest du dich jetzt vielleicht fragen, was wohl gewesen wäre, wenn du es versucht hättest oder vielleicht würdest du dir vorwerfen, nicht alles versucht zu haben.

    :streichel:


    Als Plan würde ich mir zurechtlegen, dass ich nachfragen würde:

    - Wie hoch ist die Chance, dass die Behandlung etwas nutzt?

    - Was bringt die Behandlung? (Heilung, Besserung, Tage, Wochen, Monate, Jahre)

    - Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?

    - Die/den TÄ fragen, wie sie/er handeln würde, wenn es ihr/sein Tier wäre. (Mir hat bei meinem Kater z. B. sehr geholfen, als mir die TÄ gesagt hat, dass sie ihn gehen lassen würde, wäre es ihr Kater. Für mich hätte es ohnehin keine andere Möglichkeit mehr gegeben, aber es tat trotzdem gut, es zu hören.)

    Wenn ich danach noch Zweifel habe, würde ich eine Zweitmeinung einholen.

  • Ich glaube es kommt einfach auch sehr auf TA und Halter an.

    "Meine" Tierärzte kennen mich bereits sehr lange. Und sie kennen meinen Tenor - wir machen alles, wenn die Aussicht auf ein schmerzfreies und lebenswertes Zeitfenster besteht. Aber wenn nicht, dann wird sich verabschiedet. Klingt hoffentlich nicht so herzlos wie es gemeint ist.

    Bei meinem alten Stütchen hab ich meinen Tierarzt in einer guten Zeit an die Seite genommen und genau meine Wünsche besprochen. Und er hat mich damals in den Arm genommen und mir versichert, dass er mir sagen wird, wenn die Zeit gekommen ist. Dazu muss ich sagen, dass es mein erstes altes Pferd war und ich wahnsinnig Angst hatte, aus Egoismus länger als gut festhalten zu wollen.

    Ich kenne es leider aus der Tierklinik aber auch. Wir versuchen dies. Wir versuchen das. Und ja - ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man da Sinnvoll miteinander spricht, hat der Halter Mitspracherecht. Und ja, ich habe mich auch bereits mit einem Notfall angekündigt nach dem Motto "Ich komme jetzt vorbei und dann schläfern wir ein". Natürlich nach Diagnostik und Abwägen. Da gab es aber keine Diskussion.

    Wenn ich natürlich schon bei Ankunft kurz vor einem Zusammenbruch stehe versucht ein Tierarzt oft auch ein Fenster zu schaffen, um einem Halter Zeit zu verschaffen - nicht unbedingt dem Tier.

  • Finchen_1989
    Ich glaube das ist eine Frage das Vertrauens in den Tierarzt und wie weit man auf einer Wellenlinie liegt.
    TÄ sind auch nur Menschen. Die können der Ansicht sein, dass man mit Euthanasie Leid verhindern kann, die können der Ansicht sein, dass man alles tun sollte um Leben zu erhalten. Manche wollem dem Menschen noch etwas Zeit für den Abschied geben, vor allem wenn etwas unerwartet kam. Tja und manche wollen eben noch schnell ein paar € rausholen.

    Ich habe mir nach einem ähnlichen Erlebnis wie bei dir, nämlich dass ich mir im Nachhinein Vorwürfe gemacht habe zu lange gezögert zu haben und den Hund unnötig mit OPs gequält zu haben, einen Plan für mich zurecht gelegt (mehrere Fragen mit einer Art ja/nein Flussdiagramm) und den auch meiner Schwester und ein paar guten Freunden gegeben mit der Anweisung, dass sie für mich einen kühlen Kopf bewahren sollen. Ich weiß, dass ich in der Situation keinen habe und dass man mich in absolut jede Behandlung reinreden kann, selbst wenn ich sie sogar in dieser Situation nicht will. Man kann mich einfach viel zu leicht verunsichern, vor allem in solchen Situationen.

  • Deshalb möchte ich mir eben jetzt in der guten Zeit, wo ich objektiv sein kann, einen emotionslosen Plan zurecht legen, damit ich besser reagieren und fragen etc. kann, wenn es wieder so weit ist - denn das wird es eben leider wieder irgendwann sein.

    Wir haben das immer schon im Vorfeld mit unserem TA besprochen. Also wenn ersuchtlich war, das das Tier in absehbarer Zeit gehen muss. So konnten wir ganz in Ruhe und ohne emotionalen Druck die Entscheidung mit der Ärztin besprechen. Als wir dann der Meinung waren es geht nicht mehr, hat ein Anruf gereicht. Dazu muss man aber einen Tierarzt haben, der das Tier auch wirklich kennt.

  • Danke euch für eure lieben und hilfreichen Antworten! :hugging_face:


    Ich hoffe, ich brauche es noch sehr lange nicht, aber ich fühle mich jetzt besser vorbereitet auf die nächste Situation dieser Art.

  • Vielleicht hilft dir das hier auch noch:

    Unsere Katzenomi war 21 und organisch voll gesund. Auch lt. unserer Tierärztin. Trotz allem stellte sie aber das Essen und trinken ein.

    Wir wussten dann, das es zu Ende war, haben diese Situation geschildert und beschrieben und unsere Tierärztin hat sie dann ein letztes Mal untersucht und genickt.

    Sie war "kerngesund" aber wollte einfach nicht mehr und bevor sie selbstständig verhungerte und verdurstete, hat sie sie dann erlöst.

    Wir waren da auch schon länger bei ihr und sie kannte die Katze und auch uns. Und dass uns diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist, hat wohl sowohl das Telefonat, dass Gespräch als auch die Zeit nach der Spritze gezeigt.


    Ich denke, dass jeder vernünftige Tierarzt so eine Entscheidung treffen kann und auch wird. Vor allem wenn man es gut darlegen kann.

  • Habe ich als Tierhalter das Sagen darüber, wann mein Tier euthanisiert wird?

    Jein.
    Aber ich weiß mittlerweile hier, zu welchen Tierärzten ich, wann ungefähr hingehen will. Meine Haustierärztin ist Rational. Ich denke sie würde mich zu experten weiter schicken, aber lässt Tiere auch friedlich gehen, wenn sie da keine Besserung mehr sieht.
    Eine Klinik hier verdient ordentlich, mit Tierleid. Selbst wenns aussichtslos ist. Lässt die Halter schlicht auch ohne jegliche Aufklärung dann stehen und schickt einen mit nem Berg an Teurem Zeugs nachhause. Selbst die Tierarzt Helfer bekamen zwischendurch so einen erstarrten Gesichtsausdruck, als ich paar kritische Fragen stellte und Untersuchungsvorschläge machte und die Tierärztin alles nur verneinte.
    Bei einer anderen Tierklinik weiß ich es noch nicht, wie ordentlich die Arbeiten, wenn ein Tier wirklich mal auf der kippe steht.

    Ich denke zu einem Tierarzt der so komplett gegen mein Bauchgefühl arbeitet, auch wenn mans erst im nachhinein Realisiert, würde ich in solchen Fällen wohl nicht mehr hin gehen. Ode r wenigstens im Hinterkopf haben, Frühzeitig eine Zweitmeinung einzuholen.

  • Woran erkenne ich, dass Jule "nur" alt ist und nicht krank?


    Sie hat letzten Monat ein "Rundum-Sorglos-Marathon" beim Tierarzt mitgemacht und ein "Gesund" bekommen. Herz, Zähne, Allgemeinzustand, Ultraschalluntersuchungen, Blut.


    Sie ist aber auch ziemlich träge geworden, schläft viel und bevorzugt es, im Garten zu verweilen als große Runden mit zu gehen.


    Ich tue mir etwas schwer damit, den Alterungsprozess zu erkennen. Oder ist es vielleicht doch irgendwas, was behandelt werden muss?


    Woran erkenne ich einen alten Hund? Mensch.. Theo hat bis zum Ende 100% gegeben, der ist einfach kein Vergleich. Und viele andere, alte Hunde in meiner Umgebung hatten eben auch nicht behandelte Erkrankungen/Wehwechen.


    Dabei ist sie ja erst 9,5 :ops:

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