Fragen, die man sich sonst nicht zu stellen traut - Teil 23

  • Bin ich die einzige bei der man zu Schokoküssen zwar politisch auch nicht ganz korrekt Mohrenkopf gesagt hat?

    Nicht 'auch', sondern 'ausschliesslich'..

    Irgendwann in den 90ern hat es sich dann geaendert und es waren eben nur noch Dickmann's.

  • Ich finde das Thema Sprache und gerade auch so geflügelte Redewendungen wahnsinnig spannend und recherchiere sehr gerne, woher die eigentlich kommen. Mein Kink :D


    Man merkt auch bei den heutigen, rechten Parteien immer noch diese unmenschliche Rhetorik. Von der AFD kann ichs nicht sagen, die hör ich ja nicht so oft hier in Ö, aber die FPÖ, also unser Pendant, bedient sich da ganz oft aus dem Pool. Alleine schon, dass der Kickl "Volkskanzler" werden will (oder wollte, zum Glück ist ers ja nicht geworden) etc.


    Was ich ganz wichtig finde ist, dass bei abwertender Sprache meine Meinung nicht zählt, sondern nur die der Menschen, die sich abgewertet fühlen.


    Ganz klassisch erlebe ich das im Kindergarten oft, wenn Großeltern mich noch immer als Tante bezeichnen.

    Die meinen das auch nicht böse, ganz bestimmt nicht. Aber trotzdem fühle ich mich dadurch abgewertet. Bzw. wertet es einfach die ganze Institution Kindergarten von der Bildungseinrichtung zum betreuten Spieltreffen mit den lustigen Spieltanten ab.

    Und ich finde nicht, dass es zu viel verlangt ist, mich nicht als Tante zu betiteln, sondern einfach mit Vornamen anzusprechen.


    Das Problem gibt sich dann auch weiter. Dann stehen die Kinder dieser Großeltern (also die Eltern der Kindergartenkinder) vor mir und bezeichnen mich erneut als Tante. Und wenn ich dann höflich darum bitte, mit Vorname angesprochen zu werden und nicht mit Tante, erlebe ich allerhand kuriose Reaktionen.

    Das beginnt einerseits natürlich beim Verständnis, was schön ist.

    Geht aber auch weiter in ein Augen rollen mit einem widerwilligen: wenn's sein muss.

    Das Beste was ich dahin gehend erlebt hab war eine Mutter, die total aggro wurde und mich angefahren hat, ob ich dumm bin und nicht verstehe, dass sie das total wertschätzend meint?! Immerhin nimmt sie mich so in ihre Familie auf!


    Ich habe keinen Bedarf in ihre Familie aufgenommen werden. Es ist mein Job und ich erwarte mir im Job einen höflichen, professionellen Umgang miteinander.

    Und ehrlich gesagt ist mir absolut egal, was die Eltern dazu denken. Ich will nicht Tante genannt werden. Punkt und Ende der Diskussion.

    Und dabei ist mir auch völlig schnuppe, ob sich die Leute "ach so schwer tun mit der Begrifflichkeit", "man das immer schon so gemacht hat." "das früher ja auch immer schon so war." "das garnicht abwertend gemeint ist." "aber was soll ich denn sonst sagen, wenn nicht Tante?"

    Ist mir egal, ICH fühle mich dadurch abgewertet und ich möchte, dass das von anderen Menschen akzeptiert und geändert wird. Das ist Basis Höflichkeit und Respekt voreinander.


    Es ist einfach so, dass abwertende Sprache der Türöffner für mehr Abwertung ist, auch, wenn sie im Ursprung nicht so gemeint ist.

    Und da kann jeder was dagegen tun. Kleine Dinge mit großer Wirkung :relieved_face:


    Ich verstehe schon, dass der Umgang oft schwierig ist.

    Ich erlebe das oft in meiner Bubble, weil die sehr bunt auf LGBT+-Skala ist. Und ich weiß häufig nicht, wie ich Personen ansprechen soll - weil sie sich zB. noch nicht für ein Geschlecht entschieden haben, gerade in einer Transition stecken, Non-binary sind etc.

    Aber da hilft einfach nachfragen. "Hey, ich möchte dich gerne richtig ansprechen. Wie sind denn deine Pronomen und der Name, mit dem du angesprochen werden willst?"

    So wie ich auch Menschen, die ich neu treffe frage, wie es ihnen lieber ist - wenn ich sie mit dem gesamten Vornamen oder der Abkürzung anspreche.


    Ich sehe das so: mir fällt dabei kein Zacken aus meiner Krone und jemand anderer ist glücklich. Und ich finde, wenn es nur so wenig braucht, damit jemand anderer sich akzeptiert und wertgeschätzt fühlt, dann ist es mir eine Freude, meinen Sprachgebrauch anzupassen.


    Sorry, für den langen Text, ich liebe Sprache einfach und könnte da stundenlang drüber philosophieren :see_no_evil_monkey:

  • Da kann die Frage auch falsch verstanden werden.

    Er hätte das "ihr" ja auch schon in meiner Frage auf "ihr Ausländer" und nicht auf "ihr Familie" bezogen


    Ich weiß ja nicht, ob Ihr Euch duzt.

    Wenn ja, dann eventuell abändern in "gibt es in eurer Familie so eine bestimmte Tradition....."

    Ansonsten "hat Ihre Familie eine bestimmte Tradition....."




    Irgendwann ist es ja dann schon bald so, als ob man selbst mit der Sprache auf rohen Eiern läuft, und dann klingt es auch wieder leicht komisch :denker:

  • Es ist so dumm, wenn es um Farben geht gilt doch eigentlich nur das eine: Wir alle bluten rot.


    Für mich ist halt Neger einfach das deutsche Pendant zum französischem negré was ja wiederum vom lateinischen niger herstammt. Also einfach schwarz.

    und so kann man halt nur reden, wenn man innerhalb der Machtstruktur die richtige politisch konstruierte Farbe hat und quasi ganz oben sitzt und somit auch die Macht über die Verwendung der Sprache besitzt ;-) Und es mag für Dich nur ein Wort sein, aber es geht hier nicht um Dich, sondern um die Bedeutung dieses Begriffs und was er bei schwarzen Menschen anrichten kann und im Laufe der Geschichte alles angetan hat. Es geht eben viel mehr als um 'Farbe' und pinke Adern und daß unser aller Blut rot ist.

    Das hast du nun wirklich schön extra so zusammen gezogen das es dir passt und sämtliche Erklärung mal eben überlesen.

    Man hat, wie ich schrieb, übrigens sehr vielen Menschen sehr viel angetan im Lauf der Geschichte und eigentlich nirgends gibt es da so eine, hm... Lobby... Ich geh mich dann mal einüben darin das ich ganz oben in der Machtstruktur sitze und deswegen nun nicht mehr auf die einzelnen mir bekannten hören darf sondern diese darauf hinweisen muss das es ja nicht um sie persönlich geht und das sie sich doch bitteschön dran erinnern sollen was ihnen alles angetan wurde.

    Bin gespannt was Yaron dann davon hält...

    Oder vielleicht bin ich doch total rechts, weil ich ein Problem mit einem Wort habe. Kann ja sein. Muss da mal in mich gehen und mich mit Filmon unterhalten, der mir letztes Jahr ne ganze Vorlesung drüber gegeben hat wie praktisch das ist das sich die Lobby der Afroamerikaner da so aufbaut und dabei tunlichst vergisst das die Sklaven aus Afrika von Afrikanern erbeutet und verkauft wurden. Und das es auch heute noch relativ normal ist in einigen afrikanischen Ländern, einer der Gründe warum seine Familie aus Eritrea geflüchtet ist.

    Aber hey, Geschichte ist halt nicht so wichtig wenn sie nicht ins eigene Weltbild passt und es gibt mehr als Afroamerikaner.

    (Und das alles nur so praktisch ist damit sich die afroamerikanische Bevölkerung weiterhin möglichst brav verhält und sich unterdrücken lässt, in ihren Ghettos bleibt und ansonsten die Gefängnisse füllt, denn immerhin tut sich ja was im Sprachgebrauch!)

  • Ja klar dutzen wir uns.

    Wir sind grob gleich alt und kennen uns seit über 10 Jahren.


    Deswegen war ich auch so überrascht, dass er meine Frage so völlig falsch verstanden hat.



    Ich habe mir halt auch überhaupt keine Gedanken über die Fragestellung gemacht.

    Für mich war das, so wie ich sie gestellt habe, eine völlig normale Frage, die ich (wenn ich die Antwort nicht wüsste) meinem Bruder, oder meinen Freunden stellen würde.

    Ich hatte überhaupt nicht auf dem Schirm, dass man sie falsch verstehen könnte

  • Na ja,

    man kann, auch innerhalb der Familie, was komplett falsch verstehen. :ka:

    Da hilft ja oft nur nachzufragen.



    Manchmal kann es auch sein, daß das Thema vorher eventuell noch eine entscheidene Wendung bei der nächste Sache macht, so daß es zu einem Mißverständnis gekommen ist.
    Oder ein anderer Gast hatte die gleiche Frage gestellt, und es tatsächlich mit dem Hintergrund gemeint, so daß dies noch im Kopf haften geblieben ist.


    Solche Dinge kann man ja gut auflösen, indem man spricht. Und wenn man sich recht gut kennt, doch ziemlich schnell erklären.

  • Bin ich die einzige bei der man zu Schokoküssen zwar politisch auch nicht ganz korrekt Mohrenkopf gesagt hat?

    Ne ist auch der einzig geläufige Begriff für mich. Bin damit aufgewachsen und nenne sie noch heute so innerhalb der eigenen 4 Wände. Für ich ist da auch absolut gar nichts negatives damit verknüpft. Mag daran liegen das mir in meinem bisherigen Leben tatsächlich noch niemand über den Weg gelaufen ist der Mohr als Schimpfwort benutzt hat. Dickmanns kenne ich auch aber das eigentlich wort ist Mohrenkopf.

  • Solche Dinge kann man ja gut auflösen, indem man spricht. Und wenn man sich recht gut kennt, doch ziemlich schnell erklären.

    Wir haben es ja sofort geklärt.

    War auch kein Drama. Zumindest hat er nix dazu gesagt.

    Aber ich war halt doch sehr überrascht, wie eine, für mich völlig normale und neutrale Frage, so "falsch" verstanden werden kann.

  • Bin ich die einzige bei der man zu Schokoküssen zwar politisch auch nicht ganz korrekt Mohrenkopf gesagt hat?

    Ne ist auch der einzig geläufige Begriff für mich. Bin damit aufgewachsen und nenne sie noch heute so innerhalb der eigenen 4 Wände. Für ich ist da auch absolut gar nichts negatives damit verknüpft. Mag daran liegen das mir in meinem bisherigen Leben tatsächlich noch niemand über den Weg gelaufen ist der Mohr als Schimpfwort benutzt hat. Dickmanns kenne ich auch aber das eigentlich wort ist Mohrenkopf.

    Hier bei uns auch. Kann mir vorstellen, dass es bei meinen eltern immer noch der "mohrenkopf" ist. Mit dem begriff bin ich auch aufgewachsen und der hatte für mich auch nie eine negative verknüpfung. "N...kuss" wurde bei uns auch früher nie dazu gesagt

  • Ich habe als Kind beide Begriffe gekannt, zu diesem Schoko-Schaum-Dingsbums.



    Was die Sprache bewußt, oder auch unbewußt macht, bzw. wie das bei anderen ankommt, egal, ob genau so gewollt, oder eben nicht, das wird individuell stets anders aufgefaßt.

    Sprache hat schon eine ganz eigene Macht. Es liegt an uns, wie man damit richtig umgeht.

    Ohne Hintergedanken könnte vieles so einfach sein, und wenn man mal ein bißchen mitdenkt, würde man vielleicht nicht so vielen Menschen unbewußt direkt ins Gesicht schlagen.

    Dazu kommt ja noch das bekannte Sender-Empfänger-Problem. Das erschwert noch so einiges. "Stille Post" ebenfalls!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!