Wenn der Hund nicht in dein jetziges Leben passt

  • Hallo zusammen :smiling_face:


    Bin ganz neu hier im Forum. Lese schon länger Beiträge mit, hab mich aber jetzt erst angemeldet um auch Mal selbst Fragen stellen zu können.


    Und will auch gleich mal mit etwas starten was oft als verpönt gilt.


    Nämlich wenn der Traum vom Hund irgendwie so ganz anders ist als gedacht :thinking_face:


    Ich habe mir letztes Jahr einen Dalmatiner-Welpen geholt, was schon lange mein Wunsch war. Da ich ein absoluter Kopfmensch bin habe ich mir das gut überlegt (hatte auch schon mal einen Hund) und habe mich gut informiert welche Rasse zu mir passen würde (dachte ich jedenfalls!)

    Ich habe versucht alles von Anfang an richtig zu machen aber das hat natürlich nicht zu 100% geklappt.

    Mein Problem besteht darin, dass ich immer dachte ein Dalmatiner ist super sportlich muss also gut ausgepowert und bewegt werden und ansonsten ruhig und lieb. Das trifft an sich auch zu.....er ist ein super netter aufgeschlossener verschmuster Hund. Aber er ist total Reiz-Offen und von wirklich jeder Situation schnell gestresst.

    Ich hatte mir ein Leben mit Hund sehr aktiv vorgestellt - viel spazieren und ausreiten gehen da ich auch ein Pferd habe. (Das klappt auch einwandfrei er hört aufs Wort und hat auch viel spaß daran) Zusammen wandern und Abends oft bei Freundin im Garten chillen die auch Hunde haben oder eben den Tag am See verbringen.... solche Dinge eben.


    Das geht aber mit meinem Hund alles nicht weil er total arg auf diese ganzen Reize (Vögel, Andere Hunde, Menschen....) reagiert. Er kann draußen oder bei anderen Leuten nicht zur Ruhe kommen. Für ihn ist es sogar Stress wenn ich 10 min Leinenführigkeit übe und er nicht schnüffeln darf (weil er bekommt nicht was er will= Frust = Stress = Ruhe für den Rest vom Tag sonst komplett überdreht)


    Ich habe mittlerweile die üblichen Gruppenstunden in der Hundeschule aufgegeben und eine super Einzel-Trainerin. Sie sagt aber ich werde mein Leben sehr einschränken müssen auch was Urlaub mit Hund angeht. Rundreise oder viel Städte anschauen wird nicht gehen! Am besten Urlaub wo nix los wie Nordsee im November (was wirklich absolut null mein Ding ist)


    Das macht mich natürlich traurig weil ich mir das so garnicht vorgestellt habe und es frustriert mich auch. Abgeben ist natürlich keine Option ich habe ihn viel zu lieb.


    Wollte nur fragen ob das jemand kennt ?

    Ist es mit der Zeit besser geworden oder lebt ihr für immer so dass es dem Hund passt anstatt euch?

  • Für mich gibts wenig Unterschied zwischen "Hund ist glücklich" und "Ich bin glücklich". Insofern wäre für mich Urlaub an der Nordsee im November durchaus eine Option. :smile:

  • Wie alt ist dein Hund jetzt genau?


    Daß junge, innerlich noch nicht erwachsene Hunde auf alle Reize anspringen, sich nicht lange konzentrieren können und die Frustoleranz noch ausbaufähig ist, ist normal. Meine Klerinpudelhündin Cara war mit einem Jahr wesensmäßig auch noch lange nicht ausgereift, und ich hätte mir damals nicht vorstellen können, daß ich jemals mit ihr unangeleint zB an ballspielenden Kindern vorbeigehen kann. Was später mit der erwachsenene Hündin dann gar kein Problem mehr war.


    Wie ist denn euer normaler Tagesablauf? Manchmal steckt da der Haken drin, egal ob zuviel, zuwenig oder das Falsche mit dem Hund getan wird. Gerade bei pubertierenden Jungschnöseln - und dann noch Rüden - ist es nicht immer leicht, das Gleichgewicht für die jeweilige Entwicklungsphase zu finden.

  • Hast du ihm denn Ruhe beigebracht? Solche Rassen müssen das lernen. Das ist die Crux, weil einem an jeder Ecke suggeriert wird das diese Hunde Auslastung brauchen und dann genau das getan wird, im ersten Schritt müssen sie aber Ruhe lernen, Auslastung kommt erst später dazu.

    Ich kenne Dalmatiner eigentlich mittlerweile ganz anders. Ausschlaggebend ist natürlich auch der Züchter und die Verpaarung.


    Ansonsten wenn ich das alles sorgfältig ausgewählt habe und getan habe dann ist natürlich immer ein gewisser Rest, es ist und bleibt ein Tier und kann sich natürlich eventuell auch anders entwickeln als gedacht. Und ja ich persönlich würde dann damit leben ich hab's ja auch selber versemmelt und man wächst mit so besonderen Hunden so sehr zusammen das einem wirklich was fehlt wenn sie nicht mehr da sind😞

  • Klar passt der Hund manchmal nicht mehr ins Leben, sehe ich aktuell bei mir im Mehrfamilienhaus, der Hund ist 11, zwei kleine Kinder, alleinerziehend mit Ganztagsjob. Der Hund kommt viel zu kurz, 5:30 Uhr auf die Wiese vor dem Haus, 13:00 Uhr und 19 Uhr je 5 Minuten bis zum Waldeingang, ein Haufen machen, wieder rein. Hilfe anbieten geht nicht, weil der Hund total schlimm auf meinen Hund reagiert und sie inzwischen auf mich, anderes Thema.

    Aber bei dir ist das doch eine andere Situation, du hast dir dieses Tier vor einem Jahr ausgesucht und nicht alle Tiere werden so, wie man es erwartet, teils sogar selbst verschuldet (falsche Rasse, falsche Erziehung gibt es ganz häufig, weil nach Farbe, Aussehen und ähnlichem geguckt wird). Für einen jungen Dalmatiner findet man sicher ein neues zu Hause. Aber ich könnte keinen Hund abgeben, jedenfalls nicht aus solchen Gründen, das ist ja alles Hobby und Kultur, das käme dann später dran, vielleicht sieben, acht Jahre, dann ist dein Hund auch soweit. Ich würde mein Leben umstellen und ja, der Strand im November hat was sehr reizvolles für dich und reizarmes für den Hund.

  • Hast du ihm denn Ruhe beigebracht

    Find ich sehr wichtig!

    Dein Hund ist noch jung, Dalmatiner sind spritzig, das kann sich mit dem Erwachsen werden und guter Erziehung noch etwas geben.


    Ich habe auch ein äußerst reizoffenes Exemplar und kenne das sehr gut! Ich gebe neben allem Alltag Donna regelmäßig die Gelegenheit, zu Hause ohne mich tief schlafen zu können, das braucht sie auch. Stadtspaziergang oder Essen gehen ist meistens ohne Hund. Ich genieße dann aber auch mein hundefrei ohne schlechtes Gewissen!

    Es gibt Kompromisse: ab und zu gibt es einen Ausflug mit ihr, den sie und ich genießen, obwohl es stressig ist für sie. Aber sie kommt in regelmäßigen Abständen in Urlaub zu ihrer Hundesitterin, während ich dann meinen Urlaub mache, Städtetouren oder Badeurlaub im Ausland etc.

    Ein Stück weit muss man innerlich los lassen, den Hund nehmen wie er ist, und nicht hadern damit, was sein könnte. Lieber Lösungen finden, wie Beide sich trotzdem weitestgehend entfalten können. Es wäre schade, wenn man sich durch seinen Hund total eingeengt oder eingeschränkt fühlen müsste.

    Hauptsache ist doch, ihr liebt euch und es geht ihm und dir gut.

  • Das macht mich natürlich traurig weil ich mir das so garnicht vorgestellt habe und es frustriert mich auch. Abgeben ist natürlich keine Option ich habe ihn viel zu lieb.


    Wollte nur fragen ob das jemand kennt ?

    Ja, auf jeden Fall.


    Der Diego war ein sehr schwieriger Hund, was so gar nicht geplant war war, vom Tierheim nicht kommuniziert wurde und wir waren sehr jung und naiv als er eingezogen ist. Besuch von Freunden, Stadtbummel, Spaziergänge allgemein außer irgendwo im nirgendwo waren super anstrengend.


    Ich habe auch immer mal wieder drüber nachgedacht, ob ich ihn abgegebe. Guck MdL hier, ich hab auch einen Thread aufgemacht, da kamen für mich ein paar gute Tipps, kannst du ja mal quer lesen. Muss man sich schämen, wenn man über Abgabe nachdenkt?


    Bei uns war dann ein hilfreich, als festgestellt wurde, dass seine Schilddrüsen Werte nicht passen. Durch die Medikamente war er dann weniger reaktiv und etwas besser zu händeln. Aber das wichtigste war tatsächlich das, was auch Donna schreibt. Such dir einen guten Sitter, wo du ihn ohne schlechtes Gewissen lassen kannst und bring ihm das alleine bleiben ordentlich bei. Diego ist bei sehr vielen Aktivitäten, wo ein Hund theoretisch mitkommen dürfte, zuhause geblieben, weil es einfach für und alle (auch für ihn!) viel entspannter war! Wir hatten die Regelung, dass unsere Nachbarin mit ihm in den Garten geht (spazieren durfte sie nicht!) und das hat sehr gut geklappt.


    Ach ja, und Urlaube am Meer im November sind das beste. Ich würde die Ostsee nehmen, da kann man dann kilometerweit am Strand spazieren :smiling_face_with_hearts:


    Ich wünsche dir, dass du gute Lösungen findest und euer gemeinsames Leben so nehmen kannst wie es ist.

  • kenne ich sehr gut. Mit einem meiner Hunde kann ich diese ganzen Dinge, die du oben schilderst, auch nicht machen. Ich habe da lange mit mir gehadert weil es mir für den Hund so leid tat. Dabei tut man ihm mit solchen Dingen keinen Gefallen. aktuell begnügen wir uns damit zwei bis dreimal die Woche in den Wald zu fahren und dort spazieren zu gehen. Alles andere überfordert ihn. und auch das ist sehr tagesformabhängig. War absolut nicht das was ich mir vorgestellt habe aber ich hoffe auf noch etwas Besserung in den nächsten Jahren.


    urlaub wäre auch undenkbar.

  • Wenn ich das richtig gelesen habe ist der Hund ja gerade mal ein Jahr alt?

    Stimmt das?


    In dem Fall wäre mein Rat:

    Fahr das Programm mal ein wenig runter.

    Trainiere weiter. Und übe dich in Geduld - viel Geduld.


    Bei meinem merkt man jetzt mit knapp drei Jahren, dass viele Dinge plötzlich deutlich besser werden.


    Da lohnt es sich durchaus dranzubleiben, und den Hund erwachsen werden zu lassen.

    (Und vermutlich wird ein reizoffener Hund trotzdem kein Selbstläufer - aber mit Erziehung und Anleitung kann da schon noch viel passieren)

  • Ich weiß, was du meinst und möchte dich vor allem ermutigen weiterzumachen mit Hundetraining.


    Als ich Betti aus dem Tierheim holte hieß es, sie braucht nur noch ein bißchen Erziehung und hat Energie. Gut, ich wollte eh viel mit ihr wandern, lebte eigentlich an verschiedenen Orten im Wechsel, ich nehme sie mit in mein spannendes Leben. Yo. Hund ist reaktiv, extremst reizoffen, und beißt wegen Blättern panisch umsich, andere Hunde bzw Lebewesen machen sie panisch.


    Ja, ich habe viele Dinge in meinem Leben geändert. Also so fast alles. Selbst den Boyfriend habe ich weggeben, weil der nicht damit klarkam, dass Betti soviel Aufmerksamkeit braucht bzw wir nirgends mehr hinkonnten.


    5 Jahre später.


    Wir sind sooooweit gekommen im Training und miteinander. Dadurch, dass Betti bei Routinen aufblüht und ich mein Leben danach umgestellt habe, bin ich körperlich und geistig so gesund wie noch nie. Oooh, hab ich Dinge über mich gelernt. Vor allem auch die Liebe zu Moment.


    Und vor allem auch, dass der Hund (und auch Du) nie gleichbleiben. Da ist noch soviel drin bei euch. Mit dem richtigen Trainer als Ansprechpartner.

    Euer Weg ist erst gestartet. Du darfst gern trauern über Dinge, die gerade nicht möglich sind. Das ist wichtig. Habe ich auch immer wieder. Wo wäre ich jetzt gerade, wennn....


    Das Leben bietet dir nun eine andere Option von Leben kennenzulernen und die ist noch nicht voll ausgeschöpft und genauso wandelbar wie die andere Lebenswelt.


    Hol dir einen neuen Trainer und shape deine Zukunft.


    (Sorry, ich wache immer sehr optimistisch auf)



    PPS

    Ok, bei uns gibt gar keine Option auf Urlaub. Theoretisch könnte man es probieren, ... stattdessen lebe ich monatsweise woanders, das kann mein Hund besser

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