Wenn der Hund nicht in dein jetziges Leben passt

  • Setzt du keine Kommandos durch, wenn dein Hund mit Umweltreiz XY nicht umgehen kann, bedauert man ja eh nur und ist nicht in der Lage, seinen Hund sicher durchs Leben zu führen.

    Der Punkt ist doch eher, sich bei einem jungen Hund Gedanken darüber zu machen, wie ich die Kommandos sinnvoll aufbaue und es situativ überhaupt Sinn macht, das Kommando zu geben und ob ich es denn im Zweifel überhaupt durchsetzen kann.

    Bevor ich es gebe.


    Habe ich einen Hund, der aktiv auf Umweltreize anspringt kann es Sinn machen, vorab den Hund zu hemmen (Abbruch). Der Sheltie in deinem Beispiel hat ja nur reagiert das finde ich eine ganz andere Situation als ein Hund der aktiv Leute anbellt, die gar nichts von ihm wollen.


    Und sowas erfordert Training und auch Gewöhnung, leider bekommen viele Hunde diese Zeit nicht, das muss alles sofort wie von Zauberhand klappen und im Endeffekt lernt man dem Hund damit genau das Gegenteil: was ich sage ist egal, blende es einfach aus.


    Natürlich sind Hunde, die wesensfest und neutral sind einfacher als angekratze oder unsichere Hunde die auf vieles anspringen. Mit letzteren muss ich entsprechende Situationen dann gut üben, damit ich den Hund sinnvoll anleiten kann. Gefestigte Kommandos und auch wissen, wann ich was gebe (Abbruch macht oft mehr Sinn als Platz, zum Beispiel). Hier muss man ehrlich sein: Anfänger können das oft noch gar nicht leisten einen angekratzten oder unsicheren Hund da anzuleiten. Die Konstellation ist schwierig, deshalb ist es mMn vor allem wichtig, Situationen einschätzen zu lernen und zu lernen, was ich anleiten kann und wann der Hund daheim besser aufgehoben ist.


    Gibt aber auch noch Weg Nr. 3: man geht nicht über Kommandos in der Situation und bekommt sie dennoch oder gerade deshalb gut hin für die Zukunft.

    Gehorsam wäre für mich in der Situation mit der Gaststätte, dass ich den Hund sauber abbrechen kann fürs rumkläffen. Geht das nicht, nehme ich den Hund nicht mit, meinen Mitmenschen zuliebe. Nicht jeder muss mein Training ertragen. Geht das nicht, kommt der Hund nicht mit.

  • Es ist eben auch ein kritisches Alter.

    Bis ca zwei war mein Hund echt easy händelbar. Danach musste ich wirklich auch ein wenig die Schrauben anziehen. Gehorsam ist hier das A und O. Schwarz/Weiß das Kredo der Stunde. So langsam wird es wieder einfacher und entspannter, aber von 2-3 war es schon aufwändiger mit dem Ridgie.

    Mein letzter Hund hat mir quasi die Wünsche von den Augen abgelesen, hat sowieso von sich aus nie Unsinn gemacht und ließ sich über ein Räuspern und Flüstern lenken. So startete ich in die Ridgeback- Karriere :ugly:

    Mein aktueller Hund braucht es aber definitiv strenger. Sinnvolle Kommandos geben, durchsetzen, konsequent sein und sehen, dass man den unfertigen Hund nicht dauernd in Situationen bringt, die er nicht leisten kann.

  • Also vorab: jeder soll trainieren wie er mag


    Aber UNS zb hat das pöse neumodische R+ Training Tor und Türen geöffnet.


    Von "rein" positiv redet dabei auch niemand und keine Grenzen stimmt halt auch nicht.


    Was man mit richtiger positiver Verstärkung alles bewirken kann ist der Wahnsinn. Wenn deine Art zu Strafen und durchzugreifen langfristig nicht fruchtet (ums mal doof auszudrücken), lohnt es sich ggf mal mehr über gezielte Kooperation und pos Verstärkung zu probieren :-)


    V.a. bei Frust oder Situationen die der hund einfach noch gar nicht Leisten KANN würd ich nicht noch mehr Frust draufpacken (aber wie gesagt das darf gern jeder anders sehen)

  • Und da isses wieder … das Vorurteil, dass man auf positive Verstärkung verzichtet, nur weil man mit Korrekturen arbeitet.

  • Hä? Null.


    Ich hab doch auch extra gesagt dass UNS diese "Philosophie" dahinter Tor und Türen geöffnet hat.


    Es ist irre wie viele Tools und Methoden es gibt und wie tiefgreifend Verstärker funktionieren und anwendbar sind.


    DAS meine ich. Das hat mir ein "normaler" Trainer (logischerweise) so nie erklären können weil wozu auch wenn der Nein sagt hat der Hund gesputet. Punkt.


    Nun hat das bei UNS (als Team) aber nie langfristig was gebracht und so hab ich nun das Wissen aus der riesigen Welt der pos Verstärkung und kann es anwenden.


    Aversiv absichern kommt dann (wenn überhaupt) an 2. Stelle bei mir


    Pos Verstärkung ist halt so viel mehr als hier und da mal Leckerli rein, darauf wollt ich hinaus. Dass IHR das alle wisst ist mir bewusst, aber die TE ja vielleicht nicht, wird einem von nem normalo Hundetrainer ja auch selten so vermittelt daher der Vorschlag sich mal in der R+ Szene umzuhören.



    (Nur vernünftig Strafen müsst ich noch lernen sagt mein Hund ... hust hust... |) bleib ich halt beim Leckerli werfen)

  • Ich habe den Eindruck, dass man erst so richtig kapiert was es mit normalem Umgang mit Gehorsam, Konsequenz in der Erziehung, korrektem Aufbau und dem enormen Stellenwert korrekt umgesetzter Lerntheorie etc. auf sich hat, wenn man entweder mehrere Hunde gleichzeitig führt oder schon einige Hunde hatte.

    Was völlig normales Hundeverhalten ist, was zu manchem Alter dazugehört, was man selbst in die Hand nehmen kann etc.

    Dann relativieren sich auch Themen wie „reizoffen“, „viel Energie“, „sportlich“ und was man sonst jeweils so liest in Threads. Themen, die stressen, werden immer entspannter weil man sie besser einordnen kann, besser darauf vorbereitet ist, besser verstehen und damit umgehen kann.


    Einfach weil man mit der Zeit nebst mehr Gelassenheit und Erfahrung auch die Art der Hunde besser einschätzen kann. Ein Junghund mit Dampf im Hintern wird dann zur Freude, nicht mehr zur enormen Belastung. Weil man ihn formen kann und sich an den Fortschritten freut.


    Daher ist es meiner Ansicht nach auch so schwierig, wie hier im Thread das Verständnis von allen im Umgang mit gewissen Problemen/ Themen auf einen Nenner zu bekommen. Was für manche völlig normaler Alltag ist, ist für andere - wie zum Beispiel der TE - total stressig.

  • Nö. Es wurde nur ausschließlich keine positive Verstärkung aufgezählt, also kann ein Hinweis auf eine Erweiterung des Werkzeugs nicht schaden.

  • Also für mich hört sich das schon sehr viel auf einmal an für den Hund.


    Nach See noch ins Kaffee, nach Bergtour noch auf der Hütte übernachten....


    Warum nicht mal eine Aktion positiv beenden anstatt den Hammer (für den Hund!) am Schluß zu machen?

    Was bleibt bei der TE hängen?

    Das Bellen, das Nerven, das Fiepen!


    Nur eine ausgedehnte Wanderung, dann heim und pennen kurz an den See, dann heim und pennen....


    Ich würde immer schauen, dass eine Aktion positiv endet und abbrechen, wenn's am Schönsten ist. Das erspart Frust für beide Seiten.


    Daneben natürlich am Gehorsam arbeiten und die Dosis langsam erhöhen.

  • Ich glaube ich bin beim fünften Hund eine Erziehungsversagerin, wenn ich hier so mitlese. „Kann er nicht“ wäre meine Dauerschallplatte. Trotzdem kommen wir sehr gut durchs Großstadtleben und als Vielreisende.


    Will sagen, es hilft ungemein sich zu überlegen welche „Probleme“ eigentlich nur im Kopf existieren und mit lösungsorientierten Denken, sowie realistischen Erwartungen an den Hund zu mehr allgemeiner Zufriedenheit führen würde.


    Ich habe das Gefühl hier stimmt sehr viel und der Junghund entwickelt sich allgemeingültig prima(!). Aber es wird überwiegend gesehen was nicht klappt. Ich schätze sogar, vieles davon wird allein die Zeit und Erwachsenwerden richten.

  • Das ist genau das, was ich meinte mit für mich wird zu wenig aus Sicht des Hundes gedacht.

    Guck mal, Peanut_the_Dalmi für dich ist das entspannend dich nach so nem Tag am See noch schön ins Cafe zu setzen, versteh ich total. Das Ding ist, für deinen Hund ist es das nicht. Du musst dabei immer Bedenken, dass ein Hund viel mehr wahrnimmt, als du. Gerüche, Geräusche, Bewegungen,.... Gerade, wenn der Hund sowieso Probleme mit dem Ruhe halten hat, ist das ne echt schwere Aufgabe, nach so einem anstrengenden Tag mit so viel Reizen dann in so einer Umgebung runterzukommen. Auch, wenn ihr am See viele ruhigere Momente hattet, ist das trotzdem alles echt anstrengend für so einen Stinker, der gerade sowieso nur Matsch im Hirn hat.


    Oder nach einer großen Wanderung in einer neuen Umgebung zu Ruhe kommen, kann auch nicht jeder (wie es ja auch Menschen gibt, die woanders schlechter (ein)schlafen können). Und eine Wanderung ist mMn für Hunde nichts reizarm. Da gibts es zig tausende neue, spannende Gerüche und Geräusche, die du so gar nicht wahrnimmst. Das Bellen und Knurren kann in dem Fall auch Unsicherheit gewesen sein

    Das meinte ich auch mit der Erwartungshaltung. Du hast selbst eine viel zu hohe Erwartungshaltung an deinen Hund und verlangst von ihm Dinge, die er einfach nicht leisten kann.

    Stell dir mal vor, du musstest deinen Kopf den Tag über schon durchgehend anstrengen, hattest viel Stress und bist gefühlt zu nix gekommen und dann sollst du abends noch mal eben ne komplizierte Matheaufgabe für jemanden lösen, der neben dir sitzt, dir auf die Schulter schaut und sofort lospampt, wenn du was nicht richtig machst. So kannst du dir das für deinen Hund vorstellen.


    Der Ansatz mit Programm runterschalten, ist ja nicht komplett verkehrt. Du vergisst dabei nur, was ein Hundehirn so alles im Alltag schon leistet. Deswegen war hier ja auch die Frage was so gemacht wird und nicht wie lange.


    Also verstehst du, was ich meine? Nur weil du Dinge als entspannend und ruhig empfindest, heißt das nicht, dass diese auch für Hunde entspannend sind. Mal als Beispiel es gibt Menschen, die super gerne abends mit dem Hund auf dem Sofa kuscheln und das super entspannend finden. Mein Hund, die streicheln einfach unnötig findet, für die wäre es das komplette Gegenteil. Die würde das Aushalten und mitmachen aber Entspannung wäre das für sie absolut nicht.

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