Wann ist der richtige Zeitpunkt, den Hund gehen zu lassen?

  • Es tut mir sehr leid dass ihr so eine Diagnose habt

    Ich beschäftige mich in letzter Zeit auch häufiger mit dem Thema aber eher altersbedingt meine Loca ist über 14 und ich hab letztens diesen Beitrag gelesen und fand ihn wirklich gut (also für mich)

    https://www.tierarztpraxis-moers.de/mediapool/78/781775/data/Brosch_re_Euthanasie_Hund_Druckb_gen_Ablage.pdf


    Ich kann nur für mich sagen hier wäre Ende wenn mir meine Tierärzte versichern, dass es nur noch schlechter aber nicht mehr besser werden kann und mein Tier trotz Schmerzmedikation ( ja da muss man vllt etwas probieren hilft ja bei jedem was anderes) wirklich Schmerzen zeigt 😔

  • In meiner Lesart würde ja ein jüngerer Hund noch gerne, der Geist ist noch willig und fit. Er wird nicht von Alter gebremst, sondern von Schmerzen und körperlichen Einschränkungen.

    Und da stellt sich für mich die Frage, ist es dann okay, wenn der Hund aufgrund von Schmerzen nicht mehr Spazieren gehen kann, obwohl er noch wollte?

    Wo genau zieht man also da die Grenze?

    Ich erzähl mal, wie es bei Bo war, Neufi-Hündin, das hab ich im Forum bestimmt eh schonmal getan. Bo hatte einen bösartigen Blasenkrebs, der in die Harnröhre reingewuchert ist und nicht operabel war. Ansonsten war Bo voll fit, hellwach, lebensfroh, arbeitsfreudig, eben ein echter Sonnenschein. Der Krebs hat erstmal "nur" Schmerzen verursacht, die mit Schmerzmitteln völlig behebbar waren.


    Der prognostizierte Verlauf allerdings sah so aus: sobald der Tumor soweit wächst, dass die Harnröhre sich noch mehr einengt, wird der Urin zwangsläufig gestaut, und das kann u.a. Nierenkoliken verursachen - aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sauweh das tut. Abgesehen davon streut ein Übergangszellkarzinom sehr schnell, Harnröhre oder Blase könnten reißen, usw.


    Es gibt bei dieser Krebsart prinzipiell die Möglichkeit, ein kleines Röhrchen, einen Stent, in die Harnröhre einzusetzen, um sie an der verengten Stelle noch offenzuhalten. Nun war ich bei der Endoskopie dabei, in der wir den Tumor gesehen und natürlich auch biopsiert haben. Der Tumor war so ausufernd, dass auch der Arzt sich nicht vorstellen konnte, dass ein Stent viel Zeitgewinn bei anhaltender Lebensqualität bedeuten würde, so haben wir uns dagegen entschieden.


    Mein Vorgehen bei Bo war folgendes: solange die Schmerzmittel griffen und sie ganz normal Urin absetzen konnte, wusste ich, dass ihre Lebensqualität unvermindert hoch war und vor allem, dass das Risiko einer akuten Verschlechterung minimal war. Sprich, ich musste z.B. keine Nierenkolik befürchten, oder Blasenruptur oder ähnliches, weil der Harn ja noch gut durchkam.

    An dem Tag, an dem sich das änderte, hab ich sie gehen lassen, um ihr sehr wahrscheinliche, schlimme Schmerzen zu ersparen, auch wenn niemand vorhersagen konnte, wann die aufgetreten wären. Ich hatte also nach wie vor einen voll lebensfrohen Hund, der bei allen Spaziergängen begeistert dabei war, der liebend gern gefressen hat, der dank der Schmerzmittel keinerlei Schmerzen hatte. Bis zu dem Moment, als ein einziger Urinabsatz wieder zögerlich erfolgte - das war mir Zeichen genug, Aussichten auf Heilung gab es eh überhaupt nicht, und alle möglichen weiteren Schmerzen wollte ich ihr auf jeden Fall ersparen, damit es eben kein Kampf am Ende für sie würde, und damit sie immer der Sonnenschein bleiben konnte, der sie zeitlebens war. Am selben Tag haben wir uns verabschiedet.



    Nun hatte ich selbst noch keinen Hund mit einem Osteosarkom, kannte aber mehrere. Ein Risiko eines Sarkoms ist ja, dass es in fortgeschrittenerem Stadium den Knochen brechen lassen kann. Auch das sind richtig, richtig starke Schmerzen. Ich würde vermutlich so entscheiden wollen, dass ich meinem Hund das erspare.


    So oder so, die Entscheidung ist nie leicht. Ich wünsch Dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

  • Bei Ronja wurde das Lymphom diagnostiziert da war sie 8 Jahre alt. Die TA konnte damals nicht vorhersagen, welche körperlichen Beschwerden kommen würden, aber im weiteren Verlauf wurde schnell klar, das der Lymphknoten oben am Rachen die schlimmsten Beschwerden verursachte.


    Am Abend bevor wir sie haben gehen lassen, hat sie beim ins Bett gehen auf der Treppe einige Sekunden lang keine Luft bekommen, weil der Knoten vorher beim Schlafen auf die Luftröhre einwirkte. In dem Moment wusste ich, dass ich auf gar keinen Fall will, dass sie das nochmals und ggf länger erlebt. Ronja war wirklich schwierig zu beeindrucken, sie hatte so eine Naivität an sich, die sie jegliche Konsequenzen quasi sofort wieder hat vergessen lassen, aber Treppe ist sie am nächsten Tag nicht mehr gelaufen und wir mussten sie runter tragen. Das hat meine Entscheidung von der vorherigen Nacht damals bestätigt.

  • Wir haben bei beiden Hunden und den beiden Katzen wo wir in dieser Situation waren sie gehen lassen bevor „nichts mehr ging“.


    Es war klar das man es nicht heilen kann und die Zeit endlich ist, also sollte sie so schön sein für den Hund wie möglich.


    Bei unseren Krebs Patienten war der Punkt erreicht als sie trotz Medikamenten anfingen abzubauen.


    Bei unserem Hund mit BSV war der Punkt als die Lähmung soweit fortschritt das er nicht mehr alleine hoch kam.


    Beide hätte man - wenn man gewollt hätte - noch weiter ziehen können, aber wozu? Letztlich nur damit wir als Menschen damit besser klar kommen bzw. Weil wir nicht loslassen können.


    Wir sind bei unseren Tieren in der luxuriösen Lage, bei bedarf das Leiden zu beenden bzw. je nach Situation auch ein Leiden zu verhindern!

    Das sollte immer die oberste Priorität haben.


    Ich wünsche dir viel Kraft für diesen Schritt, er ist hart und schmerzhaft aber du wirst die richtige Entscheidung treffen ❤️

  • Das tut mir sehr leid.


    Ich würde auf jeden Fall für eine sichere Schmerzfreiheit sorgen. Wenn dein TA sich damit auskennt super, ansonsten gibt es auch TÄe die auf genau sowas spezialisiert sind und nix anderes machen als Behandlungspläne zu erstellen. Viele TÄe wissen gar nicht das man auch mehrere Schmerzmittel kombinieren kann usw.


    Wenn ich merke der Hund will nicht mehr Spazieren gehen oder allgemein das sie Schmerzen hat die nicht in den Griff zu bekommen sind, dann würde ich sie auf jeden Fall gehen lassen.

  • Beim Menschen ist Schmerzfreiheit bei bösartigen Tumoren, die starke Schmerzen verursachen, nur intravenös zu erreichen; bis Tabletten o.ä. verstoffwechselt sind, dauert es bei akuten Schmerzschüben viel zu lange.


    Wäre es mein Hund, würde ich vor allem angesichts der Bruchgefahr nicht mehr allzu lange warten, denn nicht belasten ist ja ein deutliches Schmerzzeichen bei Hunden.


    Bis dahin käme bei mir an Opiaten und Opioiden rein in den Hund, was geht.


    Inwieweit "noch eine schöne Zeit" bei einem Tier mit infauster Prognose möglich ist, hängt m. E. ganz stark von der jeweiligen Erkrankung ab.

  • Wir haben es ja gerade frisch erlebt ...


    Als wir im Januar die Diagnose Lungentumor bekamen, gab es zwei Optionen: Lungenflügel raus und Chemo (also sehr große OP), Erfolgschance 50/50 - wenn überhaupt. Bodo war da schon fast 9 Jahre. Wir haben uns dagegen entschieden, denn er hatte ein Jahr zuvor die Milz-OP schon nicht leicht verkraftet.

    Es war also in seinem Sinn, ihn palliativ zu behandeln. Er bekam Schmerzmittel, wann immer ich das Gefühl hatte, er braucht es und durfte "Opi" sein.

    In den ersten Wochen hab ich nur geweint und gar nicht mehr mein Baby, sondern dieses hässliche Ding in ihm gesehen.

    Dann kam die erste Zeit mit dem Husten, aber das war "nur" eine Bronchitits/Kehlkopfentzündung. Bekam er hin. Für mich war klar, wenn der Husten nicht mehr weg geht, darf er gehen ...

    Kurz vor meinem Urlaub dachte ich, die Zeit sei gekommen. Aber während dieser zwei Wochen war er der fröhlichste und glücklichste Hund. Er kam wieder aufs Sofa, hat gut gefressen ... Im Nachhinein, war das vielleicht seine Art, Abschied zu nehmen.

    Aus diesen zwei Wochen hätte ich nicht abgeleitet, dass er gehen muss. Im Kopf war immer, dass der Tumor inzwischen mehr als faustgroß war, seine Zeit endlich ist und wir nicht zu lange warten wollen, aber es ging ihm richtig gut. Rückblickend sehe ich, dass er viel auf der Seite geschlafen hat. Schneller müde war. Sogar Fressen ging am besten vom Löffel, weil ihm Schlucken schwerer fiel - aber der Dicke hat so gern vom Löffel gefressen. Davon hab ich unzählige Videos.


    Mittwoch dann dieser schreckliche Krampf. Da war für mich die Entscheidung gefallen. Meine Familie - selbst meine Tochter - sprach noch von Medikamenten. Aber nein. Ich wollte ihn nie wieder so da liegen sehen. Völlig verkrampft, desorientiert, in seinen Ausscheidungen. Vor allem wollte ich nicht eines Tages von der Arbeit kommen und mir Vorwürfe machen, nicht da gewesen zu sein.

    So durfte er - obwohl er fröhlich war, gut gefressen hat und noch gern Gassi ging - seine Reise antreten. Weil es ein "besser" einfach nicht mehr geben konnte. Hätte er nicht gekrampft? Dann wäre er noch hier, aber wie lange ... und mit welcher Lebensqualität?


    Es ist so schwierig, diese Entscheidung zu treffen, aber heute bin ich damit im Reinen. Es war keinen Tag zu früh, aber auch nicht zu spät. Gern hätte ich ihm den Krampf noch erspart, aber damit hab ich wirklich nicht gerechnet.


    Fühlt Euch gedrückt :streichel:

  • Hi,

    mich beschäftigt im Moment genau die gleiche Frage und ich hoffe,es ist ok für dich,KayaFlat, dass ich meine Gedanken dazu hier teile.

    Mein 5 Monate altes Papillonmädchen hat eine schwere Lebererkrankung, die nicht heilbar ist. Dadurch lagern sich immer mehr Giftstoffe in ihrem Körper, vor allem im Kopf an.

    Das führt zu neurologischen Ausfällen, vor 4 Wochen hatte sie auch schon ihren erste Krampfanfall.

    Und ich frage mich jetzt auch, wie lange ist es ok?

    Im Moment merkt man ihr kaum was an. Aber immer mal wieder schwankt sie kurz, braucht nach dem Aufstehen 1-2 Schritte bis sie sicher steht, geradeaus laufen kann.

    Beim spielen fällt sie manchmal kurz hin, steht aber gleich wieder auf und rennt weiter.

    Bisher alles noch in Ordnung soweit.


    Noch frisst sie, nimmt aber nicht zu und ich frage mich.

    Wann ist sie zu dünn?

    Zu schwach?

    Wie viel stolpern ist ok?


    Ich habe mich für mich jetzt einige Kriterien festgelegt, wann ich sie auf jeden Fall gehen lasse.


    Wenn sie blind wird.

    Wenn sie mehrmals täglich spuckt.

    Wenn das Fressen zum Kampf wird und ihr offensichtlich oft schlecht ist.

    Wenn die ruhigen Phasen, die aktiven Phasen überwiegen.

    Wenn sie Kopfschmerzen hat.


    Beim Thema Krämpfen bin ich mir noch nicht sicher. Wie schlimm ist so ein Krampf für einen Hund?


    Mir hat die Liste, was für mich wichtig ist, was sie noch tun kann und was sie eben nicht aushalten muss, geholfen meine Gedanken zu sortieren und mich "vorbereitet" zu fühlen.

    So fern man sich darauf überhaupt vorbereiten kann.

    Gerade das Thema Schmerzen finde ich schwierig, weil sie es ja oft nicht zeigen.

    Bei uns hat sie sich vor dem Klinikaufenthalt oft den Kopf am Sofa oder der Wand gerieben oder ihn in meine Hand gedrückt.

    Das deutet auf Kopfschmerzen hin. Aber wie schlimm?

    So, dass es ein einschläfern gerechtfertigt?

    Auch wenn sie den Großteil des Tages noch fröhlich rumrennt?

    Im Moment macht sie das gar nicht. Aber was wenn es wieder anfängt.

    Wie viel ist ok? Darauf habe ich für.mich noch keine Antwort.


    Ich finde auch, dass es bei einem jungen, kranken Hund nochmal anders ist wie bei einem alten Hund, wo manche Dinge zum natürlichen Altern dazu gehören.

    Das unser 14 Jahre alte Senior nicht mehr oft spielen und über die Wiese renne will, ist ok.

    Beim jungen Hund zeigt das ja, dass was nicht stimmt.


    Ich habe für mich beschlossen, dass ich sie auch lieber zu früh als zu spät gehen lassen werde.


    Es tut mir wahnsinnig leid, was ihr gerade durchmachen müsst und ich kann deine Gedanken sooo gut verstehen.

    Ich wünsche dir, dass du für dich den richtigen Moment findest.


    Viel Kraft weiterhin!

  • Bei Falco wurde es stückweise immer schlechter. Eine Weile sprach er auf die Schmerzmittel an, immer höher werdende Dosis. Dann kam eine Phase in der man plötzlich bemerken konnte wie er zwar noch gerne Gassi ging, aber sich immer mehr zurückzog. Die Schmerzen wurden immer stärker und erst beim einschläfern sah man wie schlimm es wurde, da er sich den Tierarzt um jeden Preis vom Leib halten wollte, was vorher nie ein Thema war.


    Nachbarn und Gassi Bekannte sahen unsere Entscheidung als zu früh an, da er ja noch Gassi ging, aber wir konnten ihn nicht unnötig leiden sehen. Er sollte in gewisser Würde gehen. Leider hatten wir nur 2 gemeinsame Jahre mit ihm, aber wir wollten ihn nicht aus Egoismus leiden lasse

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