Wann ist der richtige Zeitpunkt, den Hund gehen zu lassen?

  • Wie du ihre Kopfschmerzen beschreibst, wäre für mich ein Grund ihr Schmerzmittel zu geben.

    Kopfschmerzen sind die Hölle und wie du sagst bei Hunden weiss man nie wie schlimm es wirklich ist.

    Jeder einzelne schmerzfreieTag ist Lebensqualität und nur darum geht es.


    Es klingt grausam, aber warum warten bis es ihr schlechtgeht?


    Ich habe es leider schon mehrfach erlebt, ich versuche immer das die Hunde an einem "guten "Tag gehen dürfen.


    Es tut mir so leid das ihr so eine furchtbare Zeit durchmacht.

  • Es ist schlimm, darüber nachdenken zu müssen… wir haben ja in den letzten Jahren mehrere Tiere verloren - alles Katzen, die wir als Palliativ-Platz alt/krank übernommen hatten - und für die verbliebenen zwei Tiere (Hund und Katz) steht jetzt fest, dass sie gehen dürfen, bevor sie leiden - als nicht „Leiden verkürzen“ sondern „Leid möglichst vermeiden“.

    Im Moment sind beide gesund, daher kann ich keine Kriterien nennen, aber ich will definitiv nicht an den Punkt kommen, wo ich schlechte Tage gegen gute aufrechne…


    Ich fühle mit allen, die gerade damit kämpfen müssen.

  • Warum warten bis das Leiden unerträglich wird?

    Eigentlich ist es doch ein Trost das wir sie gehen lassen können, bevor großes Leiden einsetzt.

    Genau das will ich eben nicht.

    Aber es ist schwierig, den Zeitpunkt bei einem Lebewesen exakt zu erwischen, das einem halt nicht verbal verraten kann, wie stark die Schmerzen wirklich sind.

    Im Prinzip könnte man sie ja sonst gleich mit der Diagnose euthanisieren lassen. Weil Heilung gibt es nicht und der weitere Verlauf bedeutet immer zunehmende Schmerzen.

    Wie gut die mit Medikamenten im Griff sind, bleibt ja auch ein Stück weit Spekulation.

    Ich hoffe, ich sehe diesbezüglich nach dem Gespräch mit dem Tierarzt am Montag klarer.

  • Bei Falco wurde es stückweise immer schlechter. Eine Weile sprach er auf die Schmerzmittel an, immer höher werdende Dosis. Dann kam eine Phase in der man plötzlich bemerken konnte wie er zwar noch gerne Gassi ging, aber sich immer mehr zurückzog. Die Schmerzen wurden immer stärker und erst beim einschläfern sah man wie schlimm es wurde, da er sich den Tierarzt um jeden Preis vom Leib halten wollte, was vorher nie ein Thema war.


    Nachbarn und Gassi Bekannte sahen unsere Entscheidung als zu früh an, da er ja noch Gassi ging, aber wir konnten ihn nicht unnötig leiden sehen. Er sollte in gewisser Würde gehen. Leider hatten wir nur 2 gemeinsame Jahre mit ihm, aber wir wollten ihn nicht aus Egoismus leiden lasse

    Ja, ich finde auch, dass sie in Würde gehen dürfen sollten.

  • Pondi hatte ein Osteosarkom im Vorderlauf. Aufgrund seiner diversen Vorerkrankungen war klar, dass wir da nichts mehr tun können. Als die Diagnose stand, hat mir die TÄ 3 verschiedene Schmerzmittel für ihn mitgegeben (inkl. Anweisungen, klar) und ganz klar gesagt, dass danach nichts mehr kommt. Wenn er mit diesem Cocktail nicht mehr schmerzfrei wäre, wäre die einzige Option, ihn zu erlösen.

    Und so sehr ich auch in den kommenden Wochen schon getrauert habe, fand ich das sehr hilfreich. Bei Pondi den passenden Zeitpunkt zu erkennen, war im Rückblick und im Vergleich, die einfachste Entscheidung. Zeit seines Lebens war er ein Hund, der hart im Nehmen war, der auch größere Verletzungen nicht angezeigt hat.

    Als Pondi also trotz der Schmerzmittel gejammert hat, war der Weg ganz klar und ganz einfach.


    Habt noch eine schöne Zeit :streichel:

  • Man kann ja immer nur interpretieren im Schriftlichen, aber so wie ich das lese wäre mir das zu extrem.

    Das liest sich nach prophylaktisch einschläfern. Kann man machen, nur ich könnte das nicht. Schmerzen und Leid gehören immer irgendwie zum Leben dazu, genauso wie die guten Seiten. Ich finde warten bis es eben nicht mehr gut ist, vertretbar.

    Das heißt nicht, das man sich dann noch für leidensverlängernde Maßnahmen entscheidet und auch nicht, das man dann noch auf ein Wunder wartet und man organisiert bitte vorher wie das ganze ablaufen soll. Man muss bei solchen Diagnosen auch keine guten Tage vs. schlechte Tage gegeneinander aufwiegen, aber bis zum ersten schlechten Tag warten kann man meiner Meinung nach schon.


    Ich habe mir wirklich noch nie gedacht, dass ich zu spät eingeschläfert habe. Auch wenn die letzten Stunden mitunter wahrlich nicht schön waren. Das waren dann aber nie die chronisch Kranken, sondern eher Pferd mit Kolik und Hoffnung auf Heilung, die es dann aber leider doch nicht gab.

  • Ich bin (noch) nicht in der Situation, dass ich mich näher mit der Frage "wann lass ich sie gehen?" beschäftigen muss, aber mit zwei alten Hunden (knapp 15 und bisschen über 16,5 Jahre) ist die Frage eben doch immer im Hinterkopf. Und ich hab für mich ganz grundsätzlich entschieden, dass ich bei unheilbaren Geschichten keine großen Experimente mehr wagen werde - so, wie du es eben bzgl. Chemo entschieden hast. Weil man sich ja doch immer fragen muss, ob der Aufwand und der Stress fürs Tier den Hinzugewinn an Lebenszeit (nicht unbedingt -qualität, das isses ja leider...) aufwiegt.


    Trotzdem bleibt ja die Frage, wann die Lebensqualität nicht mehr lebenswert ist. Und ich denke, da kommt es auch sehr auf den Hund ansich an. Wenn ich z. B. an meine Bonny denke ... die will nicht mehr wirklich Gassi gehen. Aber sie kann noch, trotz ihrer Herzerkrankung. Sie will nur einfach nicht. Und wenn sie doch will, dann macht sie das sehr deutlich. Bei ihr spielt da auch die Angst eine Rolle, also ist dieses "nicht Gassi gehen wollen" kein 100% ausschlaggebender Faktor bei ihr. Sie ist zufrieden, wenn sie im Garten rumwuseln kann, das reicht ihr völlig.


    Wäre Dino in Bonnys Situation - dann würd ich das schon deutlich anders sehen, weil Dino eigentlich immer Bock auf Gassi hat. Wenn er nicht (mehr) Gassi gehen will, ist ordentlich was im Busch. Wäre er in der Situation unheilbar krank, dann wäre DAS für mich schon ein Grund, um zur Lagebesprechung zum TA zu fahren. Auch mit der Option im Hinterkopf, dass ich ohne Dino heimfahre. Im Gegensatz zu Bonny reicht es ihm nämlich nicht, wenn er nur im Garten rumwuseln kann. Wenn er nicht mehr Gassi gehen kann, dann würde ihm das viel Lebensqualität nehmen, weil er dann gezwungen wäre, sich im Garten zu lösen. Und das macht er jetzt schon ziemlich ungerne.


    Aber es ist schwierig, den Zeitpunkt bei einem Lebewesen exakt zu erwischen, das einem halt nicht verbal verraten kann, wie stark die Schmerzen wirklich sind.

    Ich glaube, dass wir als Hundehalter uns da auch zu viel Druck machen, auch wenns blöde klingt. Auch wenn wir wissen, dass der Hund unheilbar krank ist und Schmerzen hat - woher sollen wir wissen, wie stark die Schmerzen wirklich sind, wenn der Hund eh schon Schmerzmittel kriegt und die verbleibenden Schmerzen nicht offen zeigt? Natürlich macht man sich da selbst Vorwürfe, wenn man das nicht erkennt. Aber, so blöd und pragmatisch wie es auch klingt: wir können unseren Vierbeinern auch nur vor den Kopf schauen. Und auch wenn's unsere Verantwortung ist, im Krankheitsfall ein möglichst schmerzfreies Leben zu ermöglichen, sollten wir nicht so hart mit uns ins Gericht gehen. Wir sind auch nur Menschen, wir können nicht alles wissen oder ahnen - egal wie gut wir unseren Hund kennen. :streichel:


    Du wirkst sehr reflektiert auf mich, und ich denke daher, dass du schon ein gutes Gefühl für den "richtigen" Zeitpunkt finden wirst. "Richtig" deshalb, weil sich die Entscheidung immer ein Stück weit falsch anfühlen wird.


    Ich wünsche euch, dass ihr noch möglichst viel möglichst gute Zeit miteinander habt.

  • Ich habe das bei drei Hunden hinter mir, bei jedem war es schwierig. Hilfreich finde ich tatsächlich Leute, auf deren Urteil man was gibt, die nicht ganz so nah dran sind (und den Hund beispielsweise auch nicht täglich sehen).


    Nicht mehr fressen können/wollen; nicht mehr selbstständig aufstehen können um Plätze zu wechseln - das sind für mich harte Linien. Nastros Vorgänger hat innerhalb von Tagen rapide abgebaut - da war die Entscheidung leicht.


    Auch Demenz mit großer Unruhe und Leidensdruck war bei einem Hund ausschlaggebend, ihn einzuschläfern. Das war der Grund den ersten Familienhund gehen zu lassen - obwohl der körperlich fit war.


    Am schwierigsten war der letzte Familienhund. Der hat über einen Sommer immer weiter abgebaut. Aufstehen fiel ihm schwer (aber ging); Gassi wurde kürzer und langsamer (aber bestand er drauf); Fressen wurde er hypermäkelig (aber alle paar Tage ging ein anderes Futter dann doch mit Gusto).


    In deinem Fall könnten Schmerzen am Ende den Ausschlag geben - und/oder eingeschränkte Mobilität.


    Ich wünsche dir alles Gute für die nächste Zeit.

  • Warum warten bis das Leiden unerträglich wird?

    Ich konnte hier bei keinem lesen, dass irgendwer das vorschlägt.


    Klar, man kann bei einer schweren Diagnose sofort den Schlussstrich ziehen. Aber, ich bin ganz ehrlich, ich habe meine Hunde auch aus "egoistischen" Gründen und möchte sie so lange wie möglich bei mir haben. Daher ist es für mich persönlich eine Option das Tier über Medikamente bzw. medizinische Maßnahmen so abzudecken, dass das Leben für den Hund noch lebenswert ist und ich noch etwas mehr Zeit mit ihm haben kann. Wie (m)ein Hund anzeigt, dass es ihm nicht mehr gut geht, weiß ich als langjähriger Halter idealerweise am besten. Natürlich weiß ich auch, dass ich beim "Nicht-Loslassen-Wollen" evtl. den nötigen objektiven Blick verliere und mache mir daher im über Kriterien der Lebensqualität für diesen Hund Gedanken und hole meine längjährige, vertraute Tierärztin mit ins Boot.


    Genau das macht KayaFlat auch, wenn ich das richtig verstehe und ich finde das absolut legitim und nicht nur im Sinne von uns Menschen, sondern auch für den Hund.

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