Wann ist der richtige Zeitpunkt, den Hund gehen zu lassen?

  • Ich finde es wichtig sich für solche Fälle (also absehbarer Krankheitsverlauf und die Begleitung desselbigen ohne den Wunsch sozusagen prophylaktisch einzuschläfern, zur „Sicherheit“) selbst gut vorzubereiten, mental und ganz pragmatisch.


    Soll heißen: was mache ich konkret wenn sich die Situation akut und hochdramatisch verschlechtert - wo rufe ich an, wer ist zu welcher Tages-/Nachtzeit wie verfügbar und wie schnell (Tierarzt und Klinik ist damit gemeint) Telefonnummern raussuchen und griffbereit haben.


    Zusätzlich beim Tierarzt noch ein Notfallmedikament erfragen (hochpotentes Schmerzmittel plus eventuell Beruhigungsmittel als Zäpfchen oder Injektion) sich den Einsatz erklären lassen und zuhause haben. Für den Fall der Fälle unersetzlich wertvoll!


    So habe ich es gehalten und es war sehr gut dies so zu tun. Mein Hund hatte auch ein Sarkom und es ging ihm noch lange sehr gut mit Schmerzmitteln. Ich wollte ihm gerne die Möglichkeit geben sein Leben komplett und voll zu leben, bis zum letzten Tag. Aber ohne vermeidbarer Leiden.


    Der Tag seines Todes war dann hochakut und Hilfe war schnell da - dank Vorbereitung musste er sehr wahrscheinlich keine Schmerzen erleiden, alles war gut so wie es war. Kein Tag zu früh, kein Tag zu spät.

  • Tja, schwieriges Thema!


    Diego habe ich gehen lassen, als ich gemerkt habe, dass es einfach zu viele Baustellen wurden.


    Er war trotz Fressen abgemagert, hatte Durchfall, etwas Rasseln beim Atmen, keine Kraft mehr in der Hinterhand.


    Den Durchfall habe ich einmal mit stationärer Infusionsgabe behandeln lassen.

    Aber das war Stress für ihn und das wollte ich nicht noch einmal.


    Große Diagnostik habe ich nicht mehr machen lassen, denn was wäre die Alternative gewesen? Ich wußte, dass die TÄ etwas gefunden hätte.


    Trotzdem hat er noch leidenschaftlich gerne gearbeitet und ist Gassi gegangen (kleine Ründchen).


    Ich habe ihn vier Tage vor seinem 13. Geburtstag gehen lassen, obwohl ich so gerne noch mit ihm gefeiert hätte.


    Es war richtig, genau der richtige Zeitpunkt, trotzdem fühle ich mich immer noch wie eine Verräterin und komme da auch nicht drüber hinweg.


    Seit diesem Tag belastet es mich, dass ich wahrscheinlich bei Wilma auch einmal diese Entscheidung treffen muss.

  • Ertstmal: Es tut mir so leid, dass ihr jetzt vor dieser schwierigsten Entscheidung im ganzen Zusammenleben steht, und ich wünsche dir alle Kraft dafür!


    Ich stehe ja mit meinem Hund im 16. Lebensjahr auch mal wieder vor der Frage, was sein wird wenn ihre im Moment noch verblüffende Kraft und Fitness nachlassen, und ich denke, das wird dann ganz schnell passieren.


    Für mich ist, beim achten Hund und nachdem ich einmal den schrecklichen Fehler gemacht haben, zu lange zu warten, inzwischen klar, dass der Zeitpunkt da ist, sobald das Tier ernsthaft an Lebensqualität verliert. Egal, ob es noch frißt oder sowas. Das wäre bei meinem speziellen Hund wohl (von Schmerzen & Co abgesehen), eventuell schon der Moment, wenn die geliebten Spaziergänge mit Galoppstrecke nicht mehr gingen und der Hund mir deutlich zu verstehen gäbe, dass er unter der eigenen Einschränkung schwer leidet.


    Aber, und das macht es ja auch in deinem Fall so schrecklich schwierig: beurteilen kann das letztlich niemand als das Tier und man selbst, und man selbst möchte den geliebten Hund doch so gerne behalten....wenigstens noch ein bißchen....


    Mir hat da unsere TÄ mal sehr geholfen, als sie beim krebskranken Terrier ganz nüchtern gesagt hat: "Denken Sie daran, besser kann es für Kümmel nicht mehr werden. Nur schlimmer." Das rückt die Dinge sehr zurecht, finde ich, und hilft einem bei der schweren Entscheidung, die pro Hund oft so gemein contra die eigenen Wünsche geht...


    Nochmal: Ich wünsche euch alle Kraft und alles Gute - aber ich denke, am Ende wird es Kaya sein, die dir zeigt, wann sie genug hat, und du wirst sie verstehen.

  • Whiskey von Millemaus hat ein Osteosarkom im Vorderbein mit einem sehr langsamen Verlauf 🍀 Ggf kann sie auch was dazu sagen…

    Ich kann da nur zu sagen, dass es sau schwer ist, irgendwelche Entscheidungen zu treffen.

    Wir hatten unfassbares Glück, dass wir uns gegen eine Amputation des Vorderbeins entschieden haben. Whiskey wurden Mitte Mai ein paar Wochen bis max. 3 Monate gegeben.
    Joa... Heute war er mit auf dem Platz, ist rumgepest, als wäre nichts. Man merkt statt des Krebs eher die Spondylose und den (leichten) Bandscheibenvorfall.

    Für mich gibts mehrere Punkte, an denen ich sagen würde "es reicht".
    - Wenn er nicht mehr laufen mag. Da sind wir gerade meilenweit von weg.

    - Wenn der Krebs die Lunge befällt, er also beginnt zu husten und das Atmen schwerer wird. Gibts bisher auch keine Anzeichen für.

    - Wenn der Allgemeinzustand zu krass abnimmt. Wir hatten eine Phase, da sah er echt nicht gut aus, er kann sein Trockenfutter nicht mehr verdauen (dank Futterumstellung hat er wieder zugenommen).

    Ich wünsche Dir/euch in jedem Fall alles Gute KayaFlat
    Die Entscheidung ist nie leicht und fühlt sich vermutlich immer irgendwie falsch an.

  • Ich habe das alles dreimal durchmachen müssen letztes Jahr, immer verschiedene Gründe...

    Meine eine Hündin hatte Knochenkrebs, war gerade mal 6 Jahre alt.

    Sie war recht groß und hatte ihre 50 kg, Amputation war da keine Option.


    Habe es mit Schmerzmitteln versucht, aber sie lief nur noch auf drei Beinen, an dem Tag als es dann so weit war, sah ich es in ihren Augen. Sie humpelt drei Schritte, legt sich hin und ich wusste bescheid :pleading_face:


    Ich wünsche euch viel Kraft für die Zeit.

  • Mein Rex war medikamentös austherapiert (Herzklappeninsuffizienz). In seinen letzten Tagen musste ich ihm mehrmals hochdosiert Entwässerung spritzen. Nach jeder Spritze ging es ihm schnell wieder gut, und er hat in den letzten Tagen dann sogar noch Sachen mit mir und Jasmin unternommen, die er toll fand.

    Freitag Donaustrand, Samstag Kuschelzeit zuhause, Sonntag Besuch im Lieblingspark. Am Montag durfte er nochmal zu seiner geliebten Sitterfamilie nebenan. Dort ging es ihm gut. Als ich ihn abholte, war er noch ganz normal drauf, aber ich wusste, dass er nun bereit ist. Das hat sich dann auch bewahrheitet. Medikamente und die letzte Spritze, die ich daheim hatte, wirkten auch nicht wie sonst. Eigentlich hätte ich ihn zwei Tage später ohnehin einschläfern lassen, weil die ständigen Spritzen ja auch keine Dauerlösung gewesen wären und sich bei ihm eben leider immer wieder Flüssigkeit in der Lunge staute. So starb er am Dienstag statt wie geplant am Donnerstag seine letzte Reise anzutreten, aber seine letzten Tage waren wenigstens noch ausgefüllt mit allem, was er gern mochte. Er hat irgendwie ganz klar signalisiert, was er will.

  • Ich bin gerade hart mit mir am Ringen, ob es schon an der Zeit ist, den Abschied zu planen.

    Man sieht jede Woche, wie sich Kayas Zustand verschlechtert. Mittlerweile belastet sie das Bein mit dem Sarkom gar nicht mehr.

    Ich bestehe noch auf zwei Spaziergänge und bin dann auch auf einem (meist morgens) mit ihr ca. ne Stunde unterwegs. Sie hängt sich dann öfter hinter mich, wenn sie müde wird.

    Gestern Abend konnte sie nicht einschlafen und hat gejammert. Ich hab dann noch eine Novalgin gegeben für die Nacht.

    Heute Morgen beim Pilze sammeln, hat sie sich hingesetzt oder abgelegt, wenn ich an einer Sammelstelle war.

    Sie frisst noch, aber ich muss sie quasi vor die Futterschüssel befehlen und sie zum Essen drängen. Dann macht sie die Schüssel auch leer.

    Lecker und Kaukram geht noch.

    Sie verliert Substanz, obwohl sie gleiche Ration kriegt und weniger bewegt wird.

    Ich werde nächste Woche nochmal zum Tierarzt gehen (dann ist der letzte Besuch zwei Wochen her) und mit ihm besprechen, ob wir die Woche drauf den Einschläferungstermin vereinbaren.

    Ich denke, es ist langsam soweit.

    Was meint ihr?

  • So leid es mir tut, ich denke es ist nun Zeit für ihre letzte Reise.

    Besprich dich mit dem TA und vertraue deinem Gefühl.


    Viel Kraft wünsche ich dir :streichel:

  • Sie verliert Substanz, obwohl sie gleiche Ration kriegt und weniger bewegt wird.

    Das war für mich der Moment, als ich den TA wegen meiner Stute anrief. Sie hat merklich abgebaut, ohne dass sich irgendwas geändert hatte an Futter oder Bewegung.

    Das hab ich mir auch vorher immer gedagt: sobald sie anfängt "grundlos" abzubauen, ist für mich Ende. Ich wollte nicht erleben, dass sie irgendwann aussieht wie eine verhungerte Kuh und in welchem Zustand ich schon so viele Pferde gesehen habe. Da wäre sie nur noch ein Schatten ihrer selbst, hätte ihre Persönlichkeit verloren und das wollte und konnte ich uns beiden nicht antun.

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