Was versteht ihr unter einem "sorgfältig ausgewählten Tierheimhund"?

  • Soweit, so gut. Alles andere (Wesen, Veranlagung,Charakter, Erziehungsstand, Sozialisation) kann man im Tierheim nicht aussuchen.

    Doch. Die Tierheim-Mitarbeiter kennen ihre Schützlinge ja und können eine Einschätzung abgeben - natürlich keine absolute, da Hunde im Tierheim sich etwas anders verhalten als in einem eigenen Zuhause. Aber z.B. erkennen sie, ob der Hund ein Angsthund ist, problematisch mit fremden Menschen oder beengten Situationen. Oder, ob der Hund ein offener, menschenfreundlicher Hund ist, der auch ein Leben in der Großstadt (nach ein bisschen Übung) entspannt mitmacht.


    Mit sorgfältig ausgewähltem Hund wird also gemeint: seriöse Organisation wählen (gibt leider gerade was Auslands-TS anbelangt eine Menge unseriöse Organisationen, die teils offensichtliche HSH-Mixe als nette Retrievermixe in eine Hochhauswohnung vermitteln), keinen Hund direkt aus dem Ausland kaufen, sondern Auslandshunde maximal, wenn sie schon eine gewisse Weile auf einer deutschen Pflegestelle leben (damit meine ich nicht nur wenige Tage).


    Und freilich: wirklich seriös reflektieren, was man möchte und was man leisten kann und das möglich objektiv mit den in Frage kommenden Hunden abgleichen. Es nutzt keinen, wenn man sich in einen Hund (auf dem Foto) verliebt und seine Eigenschaften/Anforderungen in sein Leben schön zu reden versucht. Das kann gut gehen. Kann aber auch zu einer Qual oder gar zu ernsthaften Problemen für alle Beteiligten führen.

  • (Wesen, Veranlagung,Charakter, Erziehungsstand, Sozialisation) kann man im Tierheim nicht aussuchen. Nur versuchen, etwas darüber herauszubringen. Mehr geht nicht.

    Ganz im Gegenteil.

    Während du bei einem Welpen nur hoffen kannst, dass der seine Rassebeschreibung kennt, kannst du bei einem erwachsenen TH-Hund, den auch die Mitarbeiter kennen und den du in Ruhe - je nachdem ja über Wochen - kennenlernen kannst, genau erfahren/erproben, wie er auf alle möglichen Reize reagiert.


    Da es im TH fast alles gibt, was der Hundemarkt hergibt, kannst du sogar ganz genau aussuchen, was davon du haben willst.

    Dauert halt ggf ein bisschen und ist im Zweifel mit etwas mehr Aufwand verbunden als im VDH aus dem nächsten Labbi-Wurf einen Welpen zu reservieren (nur als Beispiel).

  • Und etwas Flexibilität, nicht zu vergessen!


    Nicht nur im TH um die Ecke schauen, sondern alles, was bei dir halbwegs fahrtechnisch machbar ist.


    Ein Hund, der zu deinen Gegebenheiten passen könnte, sitzt nicht unbedingt um die nächste Ecke.

    Es geht um ein Lebewesen und dessen Einzug - das liegt nicht immer direkt in der Komfortzone.


    Auch beim Gassi ist ggf Flexibilität gefragt, denn nicht jeder Hund kommt nervlich mit einem frequentierten Stadtpark sofort zurecht, sondern braucht erstmal eine ruhigere Umgebung.

  • Also welche Hundegröße in welche Wohnung passt ist Ansichtssache, prinzipiell tobt sich der Hund draußen aus und ruht daheim. Aber ansonsten sind deine Kriterien ja schonmal abgeklärt und mAn OK

    Im Tierheim kannst du den Hund schon ein bisschen kennenlernen, du gehst ein paarmal mit ihm spazieren, dann weißt du schon ein paar Dinge. Du merkst dann schon ob ihr zusammen passen könntet.

    Auch bei einem Welpen vom Züchter weißt du nicht zu 100% ob er sich so entwickelt wie du dir das vorstellst, liest man ja oft genug - er hat seine Rassebeschreibung nicht gelesen.


    Wenn es nach den Anforderungen des DF geht, habe ich meine Hunde nicht sorgfältig ausgewählt, eigentlich hauptsächlich nach Größe, Aussehen und Alter - Upps erwischt

    Beide wurden zu meinen Traumhunden, die erste wurde brav geboren, die zweite fast brav geboren, Rest hat die HuSchu geregelt.

    Die erste aus einem Ups-Wurf, die jetzige direkt aus Ungarn bekommen.

  • Die werden in jedem Anfänger-Thread empfohlen.

    Bitte was? Das ist aber hoffentlichnur ironisch und nicht ernst gemeint.

    Doch, das ist ernst gemeint. Wenn hier jemand einen unkomplizierten Anfängerhund sucht, wird neuerdings in jedem Thread ein Pudel empfohlen (oder Bolonka, aber der Trend geht zum Pudel).

  • Bitte was? Das ist aber hoffentlichnur ironisch und nicht ernst gemeint.

    Nachdem in Rasseberatungs-Threads häufig immer die gleichen User schreiben, kommen da oft auch gleiche Empfehlungen. Nein, Pudel-Mixe werden hier äußerst selten empfohlen, da sie bzw. ihre Produktion durchaus kritisch zu betrachten sind.


    Aber ja, derzeit werden gerne die "üblichen" Begleithunderassen genannt. Was daran liegt, dass diese halt zu ziemlich vielen Anforderungen passen und es von weniger bekannten Rassen auch weniger User gibt, die diese halten oder überhaupt persönlich kennen.


    Leider schließen die meisten Anfänger direkt Jagdtrieb aus (ohne das näher zu spezifizieren), sonst würde ich - wenn ich in Rasseberatungs-Threads mitschreiben würde, was ich selten mache - ziemlich oft den Whippet empfehlen. Weil für mich der Whippet ein ziemlich perfekter Überall-Dabei-Hund ist.

  • Mir ist bei meiner Frage wegen "Hundeschule-schwierig" immer wieder mitgeteilt worden, ein sorgfältig ausgewählter Hund sei das Allerwichtigste.


    Das ist so eine Formulierung,die sich gut anhört und wo jeder erst mal zustimmend nickt. Aberwas meint ihr genau damit?

    Das Forum meint damit: einen Bolonka oder neuerdings einen Pudel. Oder vielleicht einen Bolodoodle bzw. Pulonka (aber nur aus dem Tierschutz, nicht vom Vermehrer).

    Die werden in jedem Anfänger-Thread empfohlen.

    Empfiehl du als Teil des Forums doch gerne Rassen, die du als passend erachtest. Wer oder wa soll denn "das Forum" sein? Ich lese hier Meinungen von Individueen.

  • Allerdings ist das nächste Tierheim ziemlich weit weg von mir, täglich zum Spazierengehen dorthin fahren wird nich klappen. Das Tierheim dort vermittelt ziemlich schnell. Man kann schon versuchen, den Hund besser kennenzulernen, es kann dann aber passieren, dass jemand anderer schneller entschlossen ist und den Hund dann kriegt. Nach dem Motto, wer zuerst ja sagt, hat den Hund. Ist Freunden von mir passiert. Die waren den Tränen nahe, als "ihr" (angeblich reservierter) Hund plötzlich weg war.

    Schade, dass manche Tierheime das so handhaben. Ein intensives Kennenlernen erhöht die Chance, dass eine Vermittlung langfristig erfolgreich ist, doch enorm.


    Sinnvoll ist es bei solchen Tierheimen sicher, die eigenen Wünsche klar äußern zu können. Also ganz genau zu wissen, nach was man eigentlich sucht.


    Das heißt:


    Welcher Hundetyp "liegt" mir?

    Egal ob eher kernig oder Sensibelchen, eigensständig oder mit viel will to please, hibbelig oder eher in sich ruhend, zurückhaltend oder grobmotorisch, eher ernst oder ein Quatschkopf, schnell denkend oder lange Leitung - nicht jeder Hund ist für jeden Mensch was und umgekehrt. Heißt für mich, im Idealfall lernt man verschiedene Hundetypen (Jagdhunde, Begleithunde, Hütehunde usw.) kennen und schaut dann erstmal, in welche Richtung es gehen soll.


    Wie sieht mein Alltag aus?

    In was für einem Wohnumfeld lebe ich? Eher städtisch oder ländlich? Auf wie viel Gassi/Auslastung etc. habe ich Lust? Wohin soll der Hund mich überall begleiten? Je nachdem eigenen sich eben der ein oder andere Hund deutlich besser.


    Was kann ich erzieherisch leisten?

    Es gibt Hunde, die verzeihen erzieherische Fehler deutlich schlechter als andere Hunde. Und da muss man die eigenen Kompetenzen eben realistisch einschätzen können.

    Wie gut kann ich Hunde lesen? Wie sicher bin ich im Umgang mit ihnen? Wie leicht fällt es mir, verschiedene Verhaltensweisen einzuordnen? Wie konsequent bin ich? Wie schnell kann ich auf erwünschtes und unerwünschtes Verhalten passend reagieren? Wie deutlich kann und will ich bei unerwünschtem Verhalten ggf. werden?


    Mit welchen Baustellen kann und will ich notfalls leben?

    Heißt zu wissen, welche Thematiken im eigenen Alltag weniger ins Gewicht fallen als andere.

    Stört es mich, wenn mein Hund bei Außengeräuschen bellt?

    Stört es mich, wenn mein Hund möglicherweise niemals ableinbar sein wird?

    Stört es mich, wenn ich jede Begegnung mit Passanten managen muss?

    Stört es mich, wenn mein Hund bei Besuch abgetrennt werden muss?


    Wenn du da genau weißt, was du suchst, erleichtert das die Suche enorm, weil dir dann direkt passendere Kandidaten vorgeschlagen werden können.


    Nichtsdestotrotz: Ich persönlich würde mich mit einer schnell-schnell-Vermittlung, bei der ich auf die Einschätzung der Tierpfleger vertrauen muss, trotzdem nicht wohl fühlen.


    Vielleicht wären Pflegestellen in deinem Umkreis ja eine Option?

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