Welpe beißt und hört nicht auf.

  • Vergiß die 5-Minuten Regel,

    Vergiß die 20 Stunden Schlaf Regel - so viel schlafen nur kleine Saugwelpen, keine unternehmungslustigen Junghunde.


    Hör auf deinen Hund. Er sagt dir ja durch sein Verhalten, wann er längere Aktivitätsphasen braucht und scheint in der übrigen Zeit auch gut zur Ruhe zu kommen.

    Aktivität heißt nicht Action und hochdrehen bis zum Anschlag! Auch ruhiger Input, wie Bummeln und Herumschnüffeln ist aktiv.


    Alles Training und alle Übungen, in denen der Hund sich zurücknehmen soll - wie Ausgeben oder am Platz bleiben - fruchten nur, wenn der Hund seine Grundbedürfnisse nach Erkunden und Bewegung altergemäß erfüllt bekommt und dadurch innerlich ausgeglichen ist.

  • 1000 Dank. Das bestärkt mich sehr, mich wieder viel mehr auf mein Bauchgefühl zu verlassen. Heute Abend lasse ich dann auch nochmal auf der Wiese flitzen und ab morgen handhabe ich es anders. Ich hab ihn jetzt auch sein „gutes“ Spielzeug wiedergegeben. Das sollte ich wegtun, er hat es direkt dankbar angenommen.

  • Gehen wir wirklich mal von den häufig postulierten 18 bis 20 Stunden Schlaf/Ruhe aus.

    Heißt immer noch: 4 bis 6 Stunden aktiv. Aktiv aktiv. Nicht: Liegt in der Ecke und guckt.


    Schon der Perspektivwechsel hilft vielen dabei, das mal in Relation zu bringen. Und das wird sehr häufig vergessen. Dafür befinden sich Hund und Halter dann in so einem richtig schönen Kampf, der Nerven kostet.


    Auch das Unterbinden des Hinterherlaufens oder Abgrenzen läuft genau in dieser Schiene.


    Der Halter will alles richtig machen, und dabei wird es aufgrund dieser "tollen" Tipps vollkommen unnötig anstrengend.


    Mach dich aber bitte nicht verrückt deswegen. Du wirst auch noch weitere Fehler machen, haben wir alle durch (bevor wir zu den perfekten Hundehaltern wurden, die wir immer noch nicht sind ;) ) und für gewöhnlich ist nichts davon ein Weltuntergang.

  • Für mich liest sich euer Alltag irgendwie sehr frustbeladen.


    Einerseits finde ich das total verständlich. Ich hatte auch so ein Außer-Rand-und-Band-Welpi, das sich mit Ruhe und Grenzen ganz arg schwer getan hat und das zehrt einfach unglaublich an den Nerven. Dass sich da mit der Zeit Frust anstaut, ist ganz normal.


    Andererseits lese ich aus deinem Text eine recht konfrontative Einstellung gegenüber deinem Hund heraus. Versuch doch mal, aus einer etwas wohlwollenderen Perspektive auf das Verhalten von deinem Welpi zu schauen:


    Um 10.45 Uhr gibt’s essen, danach in den Garten wieder Geschäft verrichten. Dort spiele ich mit einem Seil mit ihm und übe das aus (vielleicht 10 Minuten) oder lasse ihn Leckereien im Gras suchen. Das klappt auch gut. Dann gehe ich rein, mit viel Glück schläft er dann wieder. Meistens tigert er aber durch die Gegend und macht Blödsinn, womit er meiner Meinung nach versucht Aufmerksamkeit zu bekommen.

    Mir ist aber wichtig, dass er sich auch mit sich selbst beschäftigen kann oder einfach nur mal beobachtet und döst. Er muss ja nicht zwangsläufig schlafen. Nein, er tigert rum.

    Hier klang ja jetzt schon mehrfach an, wovon das Hundchen denn (körperlich) müde sein soll und dem kann ich nur zustimmen. Wenn sein Bedürfnis nach Bewegung und Action so gar nicht erfüllt ist, kann der natürlich nicht schlafen und versucht dann eben selbst, Action zu schaffen.

    Stell dir vor, du würdest entspannt ausschlafen, deinen Kaffee trinken, richtig motiviert in den Tag starten - und dann sollst aber bitte wieder ins Bett gehen und da ruhig rumliegen. Das kann (und muss) gar nicht klappen.

    Der von dir jetzt geplante größere Spaziergang am Vormittag kann da schon wahre Wunder wirken und euer Problem ganz arg reduzieren.

    Er tigert wieder los, ich bringe ihn auf seinen Platz. Frust kommt auf, er fängt an zu schnappen.

    Er kann mir gerne beim kochen zuschauen, aber aus dem Flur heraus. Ich möchte nicht, dass er, wenn ich an der heißen Herdplatte bin, er direkt hinter mir hockt. Macht er dann auch, natürlich mit Protest (fiepsen und manchmal bellen). Ich ignoriere das einfach. Zum Teil geht dann eine Diskussion los, ich schicke ihn aus der Küche raus, er fängt an zu bellen und zu schnappen. Ich sage Schluss und er setzt nach.

    Er macht es eben auch häufig, wenn ich ihm Grenzen setze (er soll nicht auf die Couch springen, 3x korrigiert, er legt mir der Beißerei los, weil es ihm nicht passt).

    Diese Situationen haben alle eins gemeinsam: Du arbeitest ganz arg viel über Frust, der Hund ist damit offensichtlich überfordert.

    Prinzipiell ist es natürlich wichtig und richtig, einem Welpen Grenzen aufzuzeigen.

    Aber du hast da quasi ein Kleinkind sitzen, das erstmal lernen muss, wie man mit Frust umgeht und wie man dieses doofe Gefühl aushalten kann. Das geschieht, indem man den Hund schrittweise frustrierenden Situationen aussetzt, die er gerade noch so leisten kann, ohne überfordert zu werden. Indem man einfach nur ne ganze Menge Frust auf den Hund packt, so nach dem Motto "leb damit, irgendwann lernst es schon", überfordert man den Hund einfach nur und dann lernt er gar nichts.

    Versuche, die Frust-Situationen so zu gestalten, dass er damit zurecht kommt, ohne zu überdrehen. Verlange nicht zu viel Frustrationstoleranz von dem kleinen Zwerg und hilf ihm vor allem dabei, mit seinem Frust umzugehen zu lernen. Mehr Bewegung kann da schon helfen. Oder ein Zerrseil/Spielzeug/Schleckmatte, an dem er seinen Frust abbauen kann. Oder du lobst oder belohnst erwünschtes Verhalten. Nicht jeder Weg ist da für jeden Hund das Richtige, aber es lohnt sich, auszuprobieren, wie man dem eigenen Hund in so emotional schwierigen Situationen helfen kann.

    Ich bin der Meinung, dass ich ihm gegenüber sehr konsequent auftrete, die Trainerin bestätigt das auch, sagt aber auch, dass er nicht verkehrt ist, aber alles 50x hinterfragt.

    Da hat deine Trainerin vermutlich recht: Es ist ganz normal, dass so ein Welpi sich ausprobiert, Dinge hinterfragt und sich nicht einfach nach dem ersten Verbot zuverlässig zurücknimmt. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit einem wahnsinnig starken Charakter zu tun. In vielen Fällen hat so ein Welpe einfach noch nicht die Impulskontrolle und Frustrationstoleranz, um sich gut genug zurückzunehmen. Es ist also nicht zwangsläufig so, dass er nicht hören will - oft kann er das einfach noch gar nicht.

    Danach bekommt er meistens einen Kalbsziemer, an dem er 10 - 15 Minuten kauen darf. Den nehme ich ihm dann ab (natürlich wird er motzig, ich lasse mich davon nicht beeindrucken).

    Das würde ich lassen. Zum einen wegen dem oben angesprochenen Problem mit dem Frust, zum anderen ist das ein unnötiger Machtkampf, den du über kurz oder lang eh verlieren wirst.

    Jetzt gerade kannst du deinem Welpen den Kalbsziemer noch abnehmen und er lässt es sich halbwegs gefallen, weil du stärker bist. Aber der wird älter, selbstbewusster und kerniger - spätestens in der Pubertät bist du dem aber im Zweifelsfall gnadenlos unterlegen. Und so ein Hund ist ja nicht doof, der weiß das dann ganz genau und wird sich solche Aktionen dann ganz schnell nicht mehr gefallen lassen.

    Es macht deshalb Sinn, das Ausgeben nicht über Frust und "Ich bin hier der Stärkere" aufzubauen, sondern über freiwillige Kooperation und Tauschgeschäfte. Solange das noch nicht sitzt, gib dem Zwerg doch einfach ein Stück, das er ganz zu Ende futtern darf. Besser er lernt nichts, als dass er lernt, dass du ihm ständig seine Leckereien wegnimmst.


    Zum Beißen selbst will ich gar nicht so viel sagen. Es gibt zig Gründe, wieso Hunde dieses Verhalten zeigen: Von juckenden Zähnchen über "hat es einfach nie anders gelernt", Kontrollverhalten und Maßregelung bis hin zu totaler Überforderung kann das alles sein. Und je nachdem muss man es eben auch ganz anders angehen.

    Für mich liest sich das im Zusammenhang mit dem, was du sonst geschrieben hast, am ehesten nach zu viel Frust und daraus resultierender Überforderung, aber letztendlich müsste man da den Hund zu sehen. Was sagt denn deine Trainerin dazu, wieso er das tut?

  • Was mir noch einfällt: Sei entspannter und gelassener. Hab Spaß mit dem Zwerg und schau Dir die Welt mal aus seiner Sicht an.


    Je verbissener und verkrampfter Du bist, desto mehr es auch der Zwerg sein. Ganz einfach weil es spürt und eben auch verunsichert ist.

  • Danke für deine Mühe. Ja, jeder normal denkende Mensch würde sagen „lass den Hund mal laufen.“, aber es wurde mir so ins Hirn verpflanzt, dass ich selber aufgehört habe zu denken. Jetzt gerade zum Beispiel war er wach und wurde unruhig. Also bin ich mit ihm in den Garten und siehe da, er ist 20 runden durch den Garten gefetzt. Hat gespielt und leider einer Kröte den gar ausgemacht . 😫 Jetzt sind wir wieder drin. Ok er würde jetzt weitermachen. Draussen habe ich gemerkt er wird müde. Jetzt in diesem Falle finde es vertretbar zu sagen, ok du kommst jetzt mal wieder runter. Da tut er sich wirklich schwer mit. Ich bin aber optimistisch, dass sich das die nächsten Tage geben wird. Natürlich liest sich da viel Frust. Jeder berichtet über den perfekten Welpen, nur ich komme mir dumm vor. Ich wünsche mir ja für ihn, dass er ein glücklicher, ausgelasteter Hund wird. Und wenn man immer nur hört, dass man alles falsch macht, dann brodelt es irgendwann. Zu den Tauschgeschäften wurde mir gesagt bloß nicht, er müsse das lernen. Gut die Situation kam bisher nicht oft vor, aber das war jetzt auch ein Punkt an dem ich dachte, hey hol dir andere Meinungen. Denn wie du schreibst, er wird mir sehr bald körperlich überlegen sein.

  • Was mir noch einfällt: Sei entspannter und gelassener. Hab Spaß mit dem Zwerg und schau Dir die Welt mal aus seiner Sicht an.


    Je verbissener und verkrampfter Du bist, desto mehr es auch der Zwerg sein. Ganz einfach weil es spürt und eben auch verunsichert ist.

    Ja das werde ich tun. Ich meine das Erlebnis mit der Kröte war gerade nicht schön, aber für ihn eine super tolle Entdeckung. Er sollte einfach viel mehr Welpe sein dürfen. Als er eben seine 5 Minuten hatte war es für mich so schön zu sehen, wie er einfach voll in seiner Welt war. Aber auch davor wurde mir Angst gemacht, dass wenn die das haben denen alles zu viel ist. Und am besten wäre es, wenn das nur ganz selten vorkommt. Aber es ist doch normal, dass solche Schübe mal kommen und die aufgeladene Energie raus muss.

  • Laute Geräusche interessieren ihn nicht. Er bewegt sich draußen total selbstverständlich und ist neugierig. Neulich ist mir mein Schlüssel aus der Hand gefallen, jeder Hund wäre zurück geschreckt.

    Bist Du sicher, dass er hört? Vielleicht ist er taub.


    Das würde natürlich sein Verhalten nicht entschuldigen oder erklären, aber es würde bedeuten, dass alles, was Du sagst, das "Aua", oder ein "Nein" gar nicht zu ihm dringt.

    Ich würde ihn zuerst mal abklären lassen, ob er was hört und anschliessend einen Trainer suchen, der/die Dir zeigen kann, wie man einen gehörlosen Hund erziehen kann (falls er wirklich taub ist).

    Du weisst ja sicher, dass die Taubheit bei Dalmatinern aufgrund ihrer Färbung und Genetik leider rel. häufig vorkommt, wenn die Elterntiere nicht getestet und sorgfältig ausgesucht werden.

  • Ich habe auch gerade meinen ersten eigenen Hund und kann daher mangels Erfahrung keine Trainingstipps geben, aber ich wollte dir nur etwas Aufmunterung da lassen: mach dir nicht so viel Stress!


    Das ist ein Welpe, da kann nicht alles auf Anhieb super klappen. Vieles wird mit zunehmendem Alter von ganz alleine entspannter - Kleinkinder sind halt nicht perfekt, die müssen auch erstmal lernen und Fehler machen dürfen. Spielen, Welt erkunden, wichtige Regeln lernen - damit ist so ein kleines Hirn schon voll ausgelastet.

  • Ja, er hört sogar sehr gut. Bei ihm wurde auch eine AEP durchgeführt und er hört jedes noch so kleine Rascheln von einer Tüte 😂

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!