Fühle mich so allein mit meiner Trauer (Familie, Partner, Umfeld)

  • Jetzt ist es fast eine Woche her, dass meine Hanni für immer gegangen ist (hier die ganze Geschichte: KLICK ). Es gibt gute und schlechte Momente für mich und manchmal hab ich es noch nicht so ganz geschnallt... Das Schlimmste ist für mich aber die Einsamkeit.


    Anfangs kamen so viele Nachrichten und Anrufe von Familie und Freunden, die einfach traurig und schockiert waren. Aber kurz danach geht das Leben für sie einfach weiter.


    Meine Oma schien 3 Tage nach ihrem Tod überrascht, dass ich noch nicht darüber weg bin ("Was, immernoch nicht besser??")... Mein Partner macht einfach weiter und erwähnt sie nie, obwohl er doch dabei war, als es passierte. Er lebte nur 1 Jahr mit ihr zusammen und ich 15. Klar, dass es nicht dasselbe ist, aber zumindest sollte er doch mein Leiden und meine Sehnsucht respektieren & iwie verstehen können..?


    Ich würde so gern weinen ohne schlechtes Gewissen. Ich würde gern über sie reden ohne ständig dumme abgelutschte Sprüche zu hören, die sich anfühlen, als würde meine Trauer schnell kleingeredet werden wollen ("Jetzt geht es ihr besser.", "Sie wird in deinem Herzen immer da sein", "Sie war schon so alt")...... Das hilft mir nicht!


    Wir bekommen in etwa 4 Wochen ein Baby und ständig muss ich hören, dass ich mich doch darauf konzentrieren soll und dass Weinen nicht gut fürs Baby ist.. Als wäre Trauer etwas Schlimmes und Lästiges, was ganz schnell weg soll... Und dass jetzt alle tun als hätte es sie nie gegeben, macht mich einfach nur fertig. Auch spielt sich das Einschläfern an sich noch oft in meinem Kopf ab und viele Fragen (Was hat sie nur gedacht? Was hätte ich anders machen können? Hat sie gelitten?...) Nur kann ich mit keinem drüber reden. Jeder erwartet von mir, dass ich einfach wieder funktioniere und stellt nicht mal in Frage, warum das so einfach nicht geht!


    Diese Erwartungen und der Druck und die Verständnislosigkeit meines nahen Unfelds macht es 1000x schwerer für mich, das Ganze zu verarbeiten. Kennt das jemand? Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll..


    Liebe Grüße,

    Juli

  • Hast du ihn schon klipp und klar gebeten, dass er dir einfach zuhören soll? Wenn ja: warum kann er's nicht?


    Mutmassung: Fühlt er sich komisch, weil er es als seine Aufgabe sieht, dass es dir besser geht? (-> was dann die Sprüche zur Folge hat..!?)

    Falls ja, dann reicht evt.ein reines "Nimm mich lieber in den Arm und hör mir zu. Bin grad in einer Trauerphase wo alles einfach durchlitten werden muss (und ja, die vergeht auch wieder), und jetzt grad brauch ich keinen Trost, ich will einfach bitterlich weinen."

  • Ja das ist schwierig. Pixel ist im Februar gegangen und da habe ich mich auch sehr schnell alleine gelassen gefühlt. Gefühlt zwei Wochen darf man traurig sein, dann reicht es aber auch langsam und man soll in die Zukunft schauen.


    Trauer ist gesellschaftlich so unangenehm und viele Menschen fühlen sich extrem hilflos im Umgang. So flapsige Sprüche haben selten etwas mit der trauernden Person zu tun oder der Trauer selbst.

    Es ist vollkommen in Ordnung zu trauern und auch lange, in der eigenen Geschwindigkeit. Ein gemeinsames Leben ist nicht innerhalb weniger Wochen weg gewischt.

    Mir persönlich hat sehr geholfen Fotos und Videos von früher anzugucken, einen Altar zu bauen und immer eine Kerze anzuzünden wenn ich Pixels Anwesenheit spüren wollte.
    Was dir hilft musst du leider selbst heraus finden und ist extrem individuell.

  • Viele Menschen können schlecht mit Traurigkeit (und Verlust) umgehen. Wir leben in einer Gesellschaft wo das keinen Platz hat und von vielen weggedrängt wird, manch einer kommt dann mit seiner eigenen Traurigkeit in Kontakt wenn jemand anderes traurig ist, dass kann überfordern. Bzw. haben die wenigsten gelernt die Traurigkeit eines anderen auszuhalten und einfach da zu sein, ohne sie abzustellen zu versuchen.

    Aber wir müssen durch den Schmerz gehen, dass er leichter wird und wenn du auch den Impuls hast bleib dabei.

    Schau bei wem du dich wohl fühlst deine Wünsche zu äußern, teile deinem Gegenüber mit was du dir wünscht und was dir gut täte. Es ist so wichtig, dass Tränen gehen können und v.a. in der Schwangerschaft soll doch das Baby nicht die letzten und ersten Wochen in der Anspannung zurückgehaltener und unterdrückter Gefühle verbringen.

    Wenn du in deinem Umfeld kein passendes Gegenüber findest versuchs bei entsprechenden Seelsorgehotlines (kostet etwas Überwindung, aber kann gut tun) oder drück dich hier aus - da findest du auch eine sehr mitfühlende Community. Vl. hilft es dir auch deine Gedanken und Gefühle auf Papier zu bringen oder Hanni Briefe zu schreiben wie du fühlst oder was du ihr noch gerne sagen wolltest. Ich wünsche dir, dass es dir gelingt dir Trauerräume zu schaffen, dein Bedürfnis ist völlig normal und du brauchst absolut kein schlechtes Gewissen deiner Gefühle wegen haben. Trauer ist so individuell und so ist es auch die Dauer und Intensität, das Bedürfnis nach Teilen etc. derselben.

  • Mein Partner macht einfach weiter und erwähnt sie nie, obwohl er doch dabei war, als es passierte.

    Das bedeutet nicht, dass Dein Partner nicht trauert - er tut es auf eine andere Art als Du selbst.

    Und ist - wie viele Menschen - möglicherweise auch völlig überfordert damit, Dich in Deiner Trauer zu unterstützen.

    Es gibt so viele Wege mit Trauer umzugehen, wie es Menschen gibt.


    Ich würde so gern weinen ohne schlechtes Gewissen.

    Dann wein. Wenn DIR danach ist, dann wein.

    Du hast jedes Recht der Welt, auf Deine Art mit der Trauer um Hanni umzugehen.

    Steh dazu. :streichel:


    Als wäre Trauer etwas Schlimmes und Lästiges, was ganz schnell weg soll...

    Ich glaube, dass solche Trostsprüche eher ein Ausdruck der Hilflosigkeit sind.

    Und dass jetzt alle tun als hätte es sie nie gegeben, macht mich einfach nur fertig.

    Auch das ist eher ein Ausdruck der Hilflosigkeit, weil ja sicher bemerkt wird, dass Dich auch der aktive Umgang mit der Trauer aufwühlt. Da wird versucht, das Thema zu meiden, in dem - in diesem Fall falschen - Versuch, Dich zu schonen.

    Das ist mit Sicherheit keine böse Absicht, sondern einfach Überforderung und Hilflosigkeit. Vllt. hilft Dir diese andere Sichtweise ein wenig weiter, davon nicht so enttäuscht zu sein.


    Bist Du in der Lage, Dein Bedürfnis nach Trauer klar zu formulieren?

    Dann wäre das einen Versuch wert: sprich mit Deinem Partner, sag, dass Du einfach weinen willst und das Du es brauchst, dass er Dich dabei fest im Arm hält. Dass er gar nichts sagen muss, sondern, dass es Dir wichtig ist, dass er mit Dir zusammen Deinen Schmerz aushält.

    Wenn er ein anderer Trauertyp ist als Du, KANN er das nicht wissen. Das musst Du klar formulieren.



    Es gibt auch professionelle Trauerbegleiter, an die man sich wenden kann oder als mentale Erste Hilfe auch die Option, bei der Telefonseelsorge anzurufen.

    Und, es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass Du hier im Forum Deine Gedanken los wirst, um Hanni trauerst. Vielleicht magst Du in einem Abschiedsthread für Hanni in unserer Regenbogenbrücke Erlebnisse und Geschichten von Hanni mit uns teilen, Deine Gefühle äussern, oder tatsächlich erst einmal nur in anderen Abschiedsthreads lesen. Du wirst feststellen, dass Du nicht allein bist.



    Fühl Dich fest gedrückt.

  • Fühl dich gedrückt. Ich hatte ja auch schon zu deinen früheren Postings geschrieben, Du hast das richtig gemacht, alles andere wäre zu spät gewesen. Jetzt beginnt die Zeit der Trauer und Du darfst trauern so lange und tief Du es brauchst und niemand wird das richtig verstehen, weil es nicht deren Seelenhund war. Blöde Kommentare würde ich erwidern, mangelnde Empathie etc. Mach dir keine Sorgen um dein Kind, das ist noch gut verpackt im Bauch :smiling_face_with_hearts: , du kannst dich ja ab und zu in ein Zimmer zurückziehen, beruhigende klassische Musik oder Chillout-Musik anmachen, das tut dir und dem Baby gut.

    An dem Tag, an dem mein Pferd eingeschläfert wurde, habe ich als erstes meinen besten Reitfreund angerufen, weil der eigentlich sogar dabei sein wollte(ich wollte aber alleine mit meinem Pferd sein und er wollte danach angerufen werden). Im Verlaufe des kurzen Gesprächs sagte ich: ja, das ist jetzt schwer für mich, im Januar meine Mutter, im März mein Pferd (das ich 29 Jahre hatte). Er antwortete da drauf wirklich vorwurfsvoll: wie kann man beides nur in einem Satz sagen, ob ich den Tod eines Tieres mit dem meiner Mutter vergleichen möchte.

    Der hat mich ganz schön angepiekst. Ich meinte in dem Augenblick zwar, ich wollte nicht schon wieder trauern müssen, aber ich habe danach oft darüber nachgedacht, ich bin mir heute sicher, dass Trauer keine Abstufung braucht, man muss sich auch nicht verteidigen, warum man wie lange oder wie tief trauert


  • Du kannst leider nicht erwarten das jeder Mensch so trauert wie du (es willst).
    Diese "Sprüche" sind doch meist einfach nur nett gemeint, es ist für jeden schwer mit Trauer um zu gehen, noch schwerer ist es als Außenstehender mit der Trauer anderer um zu gehen.

    Dein Hund ist ja auch sehr alt geworden, das heißt natürlich nicht das man nicht lange darum trauern darf, aber Tiere leben nicht ewig und wenn sie in einem hohen alter gehen dürfen ist das für viele (vor allem auch außenstehende) Leute einfacher/schneller zu verkraften, weil das Tier ja ein langes gutes Leben hatte. Viele Hunde werden gar nicht erst so alt wie deiner.

    Wenn du weinen willst, dann wein. Lass dir doch bitte nicht verbieten traurig zu sein. Wenn dein Mann das nicht verstehen kann rede mit ihm - reden hilft immer.

  • Mit Trauer umzugehen ist wirklich sehr schwierig.

    Kein Verständnis zu bekommen ist für dich nochmal besonders schlimm.


    Auch wenn es jetzt blöd klingt, aber versuche trotzdem etwas für dich positives daraus zu nehmen. Als unser über Alles geliebter Kater eingeschläfert werden musste, sind wir sozusagen zu zweit ganz schön tief in der Trauer versunken und haben uns quasi immer wieder gegeseitig " angesteckt " so das wir sehr sehr lange gebraucht haben den Verlust zu verarbeiten.


    Ich wünsche dir, dass die Trauer um dein geliebtes Tier alsbald in viele liebevolle Erinnerung übergehen kann.

  • Vielleicht hilft es, wenn du erst einmal das Gespräch zu den engsten Menschen suchst?


    Ich wirke in Notfallsituationen beim Tierarzt absolut kühl und distanziert. Rational. Weil mein oberstes Ziel ist, dem Tier in diesem Moment eine Stütze zu sein. Im Anschluss kann ich immer noch weinend zusammenbrechen, wenn dem Tier geholfen würde. Und genau das tue ich auch. Das sieht nur selten jemand.

    Mein Mann hingegen, ist hektisch und kopflos in kritischen Phasen, aber kann äußerlich besser mit einem Verlust umgehen.


    Ich habe mich nach dem ersten Verlust eines Tieres mit ihm an meiner Seite genau so gefühlt wie du!!! Allein, traurig, vergessen. Inzwischen habe ich gelernt, dass er auf eine andere Art trauert. Und das ist okay. Genauso okay ist es, dass ich auf meine Art trauern kann. Und seit ich genau das tue, bin ich so dankbar für seine andere Art der Trauer. Denn er kann mich damit auffangen.


    Du wünschst dir, dass jemand mit dir trauert. Und das kann ich verstehen. Aber die andere Seite der Medaille ist, dass ihr euch gegenseitig mit eurer Trauer anstecken und runterziehen würdet. Bei meinem Ex beispielsweise, konnte/durfte ich nicht auf meine Art trauern, weil mein Ex-Partner dann auch wieder am Boden zerstört war. Also habe ich mir verboten zu Trauern. Und das ist wirklich nicht gesund.


    Nimm dir also deine Zeit zum trauern. Egal wie diese Zeit aussieht. Das ist deine Zeit.

    Ja die Welt dreht sich weiter. Und das ist gut so. Aber deine Welt ist aktuell aus den Fugen geraten. Und es ist okay traurig zu sein. Und egal was andere sagen, niemand hat das Recht dir diese Zeit zu verbieten.

    Aber hab keine Erwartungen an die anderen. Denn jeder Mensch ist anders.


    Ich wünsche dir sehr, dass du bald mit einem Lächeln an die schönen Momente zurückdenken kannst.

  • Fühl dich mal fest gedrückt.

    Jeder Mensch trauert auf seine Weise und unterschiedlich lang.

    Ich musste meinen geliebten Balin vor etwas mehr als einem Jahr gehen lassen. Wenn mich Leute auf ihn ansprechen kommen mir immer noch die Tränen. Er war mein ein und alles. Natürlich hab ich einen neuen Hund, aber der kann ihn nicht ersetzen und das sollte er auch nie!

    Er fehlt mir so unendlich.... Nach einiger Zeit war mir einfach egal ob andere das verstehen können oder nicht. Bei mir ist es so.

    Ich kenne diese Sprüche nur zu gut. Die werden meist dann benutzt wenn man sonst nicht weiß was man sagen soll. Denn jeder der schonmal getrauert hat weiß, dass Worte nichts daran ändern. Ich wünsche Dir viel Kraft. Kannst mir gern auch ne PN schicken wenn du dich mal ausheulen willst. Und ja - du darfst weinen! Niemand kann dir das verbieten.

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