Daniel Joeres "Doguniversity"

  • Mir ist heute das Buch "Artgerechte Hundeerziehung" von Daniel Joeres, bekannt durch diese Online "Doguniverity" bei meiner Schwester in die Hände gefallen und ich hab es quergelesen.

    Recht vieles hat mich dabei an "Canis" erinnert, recht oft auch das "Wording"/manche Begrifflichkeiten. Insgesamt fand ich es gar nicht schlecht und es deckt sich in vielem mit meinen Ansichten.

    Ich hab dann mal versucht herauszufinden, welche Qualifilationen er hat und bin dabei nicht so weit gekommen bzw. hat das Netz auf den ersten Blick nicht so viel Substantielles hergegeben.

    Würde mich interessieren, was ihr über den Mann wisst und was ihr von ihm haltet.

    Danke schonmal.

  • Selbst schreibt er auf seiner Webseite

    Zitat

    Nachdem ich mein Studium der Humanpsychologie und eine systemische Coaching Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, beschäftigte ich mich intensiv mit der Interaktion zwischen Mensch und Hund unter psychologischen Gesichtspunkten. Schnell wurde mir klar, das sich diverse wissenschaftliche Kommunikationsmodelle auf die Interaktion zwischen Mensch und Hund übertragen lassen

    Zertifiziert ist er durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein.

    Wenn er sein Wissen aus einer Ausbildung, Workshops, Fortbildungen, ... hätte, würde er das sicherlich irgendwo schreiben, sich zu vermarkten weiß er ja anscheinend.


    Da ein Hundetrainer mehr mit den Menschen arbeitet (arbeiten sollte), als mit den Hunden, kommt ihm sein Studium entgegen. Er wird wohl wissen, wie er die Leute dazu bringt, am Ball zu bleiben.

    Persönliche Erfahrungen habe ich nicht, finde alles aber irgendwie ein bisschen sehr aufgesetzt und "groß". Was man alles mit seinem Hund trainieren soll...das sind alles Tricks, was davon braucht man schon wirklich?

  • Ja, das hab ich auch gelesen. Aber welche konkreten Fortbildungen er wo gemacht hat, hab ich z.B. nicht gefunden.

    Wie gesagt, das Buch fand ich ganz gut, in dem Sinn, dass es da viel um Beziehung ging und auch der Tenor war, dass der Hund Führung braucht.

    Ausserdem sehr eingängig geschrieben, wenn auch für den Interessierten nichts weltbewegendes Neues.

    Und wie gesagt, vom ganzen Grundtenor für mich sehr auf der Canis-Linie, was ich persönlich ja grundsätzlich nicht schlecht finde.

  • Ich kenne nur seine Videos, die haben aber für mich allesamt einen sehr unangenehmen Beigeschmack von "SO klappt es garantiert!"


    Das lässt sich zweifellos nicht vermeiden, wenn man über YouTube Videos eine breite Masse an Hundehaltern ansprechen will. Nichtsdestotrotz disqualifiziert es ihn für mich als guten Trainer.


    Neben den fachlichen Inhalten zeichnet sich ein guter Trainer für mich nämlich auch dadurch aus, dass er sich seiner Verantwortung gegenüber Hund und Mensch bewusst ist.

    Dazu gehört neben einer genauen Vor-Ort-Einschätzung auch, dass er seine Handlungsempfehlungen an das individuelle Team anpasst, die Umsetzung überprüft und ggf. verbessert und Mensch und Hund so engmaschig und individuell auf deren Bedürfnisse abgestimmt begleitet.


    Als anerkannter Trainer allgemeine Handlungsempfehlungen auf YouTube zu verteilen, so dass jeder sie unreflektiert und/oder falsch nachmachen kann, wird dieser Verantwortung in meinen Augen so gar nicht gerecht.


    Es ist so schnell falsch belohnt oder falsch korrigiert, die falsche Methode am falschen Hund angewendet und schon ist das Drama für Hund und Mensch vorprogrammiert.


    Da hilft es auch nicht mehr, dass er immer wieder betont, dass jeder Hund anders ist und man das Training an den individuellen Hund anpassen muss.

    Es wäre schön, wenn alle Menschen so reflektiert wären, das dann auch umzusetzen.

    Aber Fakt ist zum einen, viele sind es eben nicht. Es ist kein Geheimnis, dass es immer noch viel zu vielen Menschen an Medienkompetenz mangelt.

    Und zum anderen: Viele können es auch einfach nicht umsetzen. Gerade diejenigen, die ohnehin wenig Ahnung von Hundetraining haben, sehen im Zweifelsfall gar nicht, wenn da in der Umsetzung was falsch läuft.


    Gerade aufgrund seines Humanpsychologie-Studiums müsste Joeres ja zur Genüge um die Fallstricke wissen, die solche kostenlosen Internet-Tipps zum Nachmachen "vom Profi" mit sich bringen.

    Die Verantwortung dann mit einem Nachsatz ("Jeder Hund ist anders") trotzdem auf die breite Masse an Konsumenten zu schieben, das ist für mich ein Mindset, das bei einem verantwortungsvollen Trainer nichts zu suchen hat. Zum Wohle des Tiers und des Menschen.

  • Aber wären dann nicht auch Bücher zur Hundeerziehung ein Problem? Was ist denn der Unterschied zwischen Erziehungsbüchern oder Videos? Solange darauf hingewiesen wird, dass das Training nicht zwangsläufig für jedes Mensch-Hundeteam passt. Am Ende muss doch jeder Hundehalter schauen was für den eigenen Hund passt, das gilt ja auch beim Besuch eine hundeschule.

    Oder verstehe ich deine Kritik gerade falsch?

  • Aber wären dann nicht auch Bücher zur Hundeerziehung ein Problem? Was ist denn der Unterschied zwischen Erziehungsbüchern oder Videos?

    Ich persönlich halte mich inzwischen auch von Erziehungsratgebern fern. Zumindest solange sie konkrete Handlungsempfehlungen zur Bearbeitung von (Problem-)Verhalten beinhalten, die über Sicherung, Management und das Aufsuchen eines geeigneten Trainers hinausgehen.


    Bücher über Verhalten, Verhaltensbiologie, verschiedene Perspektiven auf das Zusammenleben von Mensch und Hund, auch über die Grundgedanken hinter verschiedenen Trainingsansätzen lese ich immer gerne.

    Aber ich halte es für gefährlich, konkrete Trainings-Tipps nach dem Motto "wenn x dann y" an die breite Masse zu verteilen.


    Die Kompetenz eines Trainers steht und fällt für mich neben der Fachlichkeit vor allem mit dem Mindset. Gutes Hundetraining geht (für mich!) vom Hund aus und nicht von der Methode.


    Ein großer Unterschied zwischen Buch und Video liegt meiner Meinung nach aber trotzdem in der Zugänglichkeit:

    Ein Buch auszusuchen, zu kaufen und zu lesen setzt ein gewisses Maß an Interesse voraus. Kurz gegoogelt und ein Video angeschaut ist deutlich schneller, günstiger und einfacher. Dadurch ist die Zielgruppe, an die es gelangt, häufig schon eine ganz andere.

    Aber wie gesagt: Ich finde prinzipiell beides nicht unbedingt verantwortungsbewusst.


    Am Ende muss doch jeder Hundehalter schauen was für den eigenen Hund passt, das gilt ja auch beim Besuch eine hundeschule.

    Ein guter Trainer sieht meiner Meinung nach, was für den eigenen Hund passt. Eben weil er vor Ort ist, face-to-face. Und weil er bereit ist, die Methode nach dem Hund auszuwählen und nicht andersrum.


    Alles andere mag sich Trainer nennen, ist aber für mich aus oben genannten Gründen noch lange kein guter.

  • Ich war mal ne Zeit lang in diesem Doguniversity Club und hab mir paar Videos angeschaut. Ich mags eigentlich ganz gerne, sind halt so grundlegende Sachen. Ob er jetzt für wirklich verhaltensauffällige Hunde geeignet ist weiß ich nicht aber für die Basics und etwas darüber hinaus mag ich seine Videos.

  • für den Durchschnitt an Hundeproblemen ist die Doguniverity meiner Ansicht nach genau richtig. Viele Infos, sauber aufbereitet, mit Text und Videos.


    Dass das niemals ein Training vor Ort face to face ersetzt, sollte jedem klar sein.

    Da aber viele Leute grundlegende Infos zur Hundeerziehung suchen und auch benötigen, braucht man etwas, was direkt zugänglich ist und verwertbar für die Leute ist.

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