Bin ich zu ungeduldig für die Hundehaltung?

  • Blue October Der Unterschied, bei deinem Beispiel, ist aber bestimmt dass deine Frau wohl aus eigener Initiative nie auf die Idee gekommen wäre sich einen Hund zuzulegen.


    Horizont erweitern, dazu zulernen - schön und gut. Aber ich wage zu behaupten, dass trotzdem an der eigenen Zündschnur gearbeitet werden muss, weil selbst mit Wissen manches nicht nach 3x sitzt.

    Ist halt unglücklich, wenn ein Lebewesen involviert ist, dass ist dann der Leidtragende 🙁

  • Ich werde ja schon beim Lesen abwechselnd depressiv und wütend, wie soll es erst deinem Hund ergehen?

  • Blue October Der Unterschied, bei deinem Beispiel, ist aber bestimmt dass deine Frau wohl aus eigener Initiative nie auf die Idee gekommen wäre sich einen Hund zuzulegen.


    Horizont erweitern, dazu zulernen - schön und gut. Aber ich wage zu behaupten, dass trotzdem an der eigenen Zündschnur gearbeitet werden muss, weil selbst mit Wissen manches nicht nach 3x sitzt.

    Ist halt unglücklich, wenn ein Lebewesen involviert ist, dass ist dann der Leidtragende 🙁

    Da hast du natürlich recht. Meiner Frau wäre niemals der Gedanke gekommen sich einen Hund anzuschaffen.


    Und ja, natürlich muss man an sich selbst arbeiten, gerade wenn man dazu neigt schnell auszurasten. Aber ich wollte damit nur sagen, dass meine Frau anfangs auch oft frustriert war, weil sie eben nicht verstanden hat was Hund will.


    Es wurde hier schon einmal angesprochen von Schäferterrier

    Manchmal ist man so frustriert, weil man etwas eben nicht versteht. Und wenn man gewillt und interessiert ist zu lernen geht das eigentlich recht fix, zumindest die wichtigen Basics.


    Aber stimmt schon. Wenn der Frust und die kurze Zündschnur bestehen bleiben wird das Lernen über Hunde nichts ändern, da Hunde keine Zauberer oder Maschinen sind, die innerhalb von 2 Minuten ein Kommando lernen und festigen.


    Hier muss Tillyandme ehrlich zu sich selbst sein. Du musst es nicht schreiben, aber es wäre schon gut wenn du in dich gehst und dich fragst warum du so schnell ausrastest. Ist das auch in anderen Lebensbereichen so oder hat es vielleicht wirklich mit dem noch vorhanden Unwissen zu tun?

  • Ich hatte übrigens kurz überlegt ob ich irgendwas weiter empfehlen sollte was anschaulich erklärt wie man Hunden Dinge verständlich erklärt ( auch wenn ich die Sendung nicht mag würde mir da zB der Welpentrainer einfangen, grad hinsichtlich Tricks beibringen sieht man da ganz gute Anleitungen und Erklärungen, bzw hinsichtlich Verhalten des Menschen und des Hundes bspw die Videos vom Victoria Stilwell )...

    Aber das Ding dabei ist halt dass das wie angesprochen evtl nicht funktionieren kann wenn eine gewisse Grundspannung besteht.

    Vielleicht wäre es für beide Beteiligten hilfreich erstmal was zu finden das funktioniert und beiden Spaß macht, sinngemäß wo man mal Erfolg hat motiviert das vielleicht für alles Weitere...


    Dann hätte man nen Tipp geben können sich dahingehend zu informieren, einmal ausgiebig zu schauen womit sich der Hund motivieren lässt und sich nen paar Dinge raus zu suchen ( die vielleicht für den Alltag an sich erstmal vollkommen unsinnig erscheinen) die man dann versuchen kann einfach ganz neutral anzugehen.

    Nun ist allerdings auch ne gehörige Portion Frust seitens Mensch dabei, und seitens Hund einfach nicht das Vertrauen gegeben dass man mit dem Menschen auch zusammen spaßig etwas lernen kann. Das ist eine der Grundpfeiler bei denen sich was tun muss, sonst kann man evtl noch so sehr dran rum arbeiten, der Hund wird immer merken dass der Mensch eigentlich genervt ist und schnell an die Decke geht und damit hat sich das dann schon.

    Wobei ich rein bei dem Punkt schon ne vernünftige Hundeschule ganz gut finde. Man hat da ja schon eine Person die das ganze von außen sieht und vielleicht ist es ja auch grade für den Anfang hilfreich dass es ein anderer Ort ist, vielleicht ein Ort an dem das erstmal neutraler ist.

    Aber es ersetzt halt keinen Trainer der die "Probleme" zuhause und im alltäglichen Umfeld sehen und dahingehend helfen kann.



    Und ebenso hab ich mich gefragt ob es da vielleicht auch nicht schaden könnte sich als Mensch Hilfe zu suchen. Damit wie man sich selbst in Impulskontrolle und mit dem Umgang von Frust üben kann. Dass man sich da vielleicht ein paar Skills aneignen kann damit so umgehen zu können dass das nicht so die Auswirkungen auf den Hund hat.


    So an sich damit man es nicht falsch versteht: Ja, man kann durch den Hund einfach auch mal gefrustet sein. Aber in dem Fall geht's halt echt um banale Dinge, nicht um schwerwiegende Probleme.

    Und da ist eben auch für viele hier die Denke die Probleme beim Hund zu suchen einfach verkehrte Welt. Ich denke die meisten hier fragen sich erstmal was sie denn selbst anders/besser machen können und ärgern sich eher über sich selbst, als über den Hund.

  • Man muss halt auch einfach sagen, Tillyandme schreibt, sie hat einen Aussiemix aus dem Tierheim.


    Ich denk mir, ein cholerischer Mensch ist für seine Umgebung eh immer ein Stressfaktor. Du weißt ja nie, wann der Vulkan wieder ausbricht. Was tust du dann? Du ziehst dich zurück.

    (Hinter der Cholerik steht natürlich was anderes, das wäre ein Fall für die Selbstanalyse. Die Wut muss ja irgendwo herkommen. Der Hund mag der Auslöser sein, die Ursache liegt woanders.)



    Ein Hund, der wiederholt negative Erfahrungen gemacht hat und wechselnde Bezugspersonen hatte, stumpft entweder ab oder er zieht sich zurück. Die Verbindung zwischen Anschreien und Couch oder Schlafzimmer hat der Hund ziemlich sicher nicht gezogen oder auf eine Weise, dass er zwar meidet, aber nicht weiß, warum und wieso.

    Auf Dauer bleibt nur, dass der Mensch sich ändert, denn ein Hund kann sich nicht reflektieren und an seinen Eigenschaften arbeiten.



    Ich hab das mal mit einem Pferd erlebt. Sensibel, aber eine ziemliche Schreckschraube, die Stute. Sollte ich 6 Wochen versorgen, durfte die ersten 4 Wochen nur führen, weil sie ne Verstauchung hatte. In dieser Zeit hat sich das Mädel so verändert, war gehorsam, offen, hat nie geschnappt nach mir, war kooperativ, und wir hatten eine wunderschöne Zeit miteinander. Nichts ist eskaliert, weil ich nichts eskalieren lasse. Die Besitzer dagegen hat eine sehr kurze Zündschnur und strahlt oft eine Energie aus, da gehst du direkt in Deckung. Aggressiv und grantig. Dann wieder übernett, und du denkst dir, hö? Gehst drauf ein, nur, um eine vorn Latz zu kriegen. Da ist es kein Wunder, dass ihr Pferd bei ihr die Ohren anlegt, schnappt, herumzappelt und genervt ist von ihr. Es kann ja nicht weg.


    Bei Tieren gilt immer (oder sehr oft zumindest), wie man in den Wald reinschreit, so kommt es zurück.


    Schafft man es nicht, sich zurückzunehmen oder hat man keinen Bock, sich weiterzuentwickeln als Person, dann ist Tierhaltung einfach nichts für einen. Dann spielt man halt Squash oder Tennis, wo man seine negative Energie loswird. Aber sich am Tier abzureagieren, das sich nicht wehren darf, ist einfach ungerecht. Zumal an einem Tier, das schon herumgeschubst wurde und im Tierheim gelandet ist. Dann lieber die Verantwortung abgeben.

  • Also um einen Hundetrainer kommst du nicht herum.


    In der Zwischenzeit würde ich vom Training absehen. Aus meiner Erfahrung lernt ein Hund auch später das man etwas jetzt nicht mehr darf, damit will ich sagen dass es vielleicht erst mal nicht so schlimm ist das sie auf dem Sofa sitzt.


    Fokussiere darauf Spaß zu haben und euch gegenseitig kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen. Genauso wie man selbst lernt den Hund zu verstehen, macht der Hund das Gleiche. Und du brauchst das Wohlwollen deiner Hündin und ihren Willen zur Zusammenarbeit um mit Training etwas zu erreichen.


    Versuch zu euch beiden nett zu sein und entspannt zu sein. Den Rest mach mit Hilfe eines Hundetrainers.

  • Eigentlich ist ja schon alles gesagt. Ein Hinweis noch, der mir beim Lesen in den Kopf kam. Ich weiß ja nicht, wo du genau stehst, wenn du deinen Hund vom Sofa runter oder aus dem Schlafzimmer raus haben willst. Möglicherweise blockierst du sie durch deine Körpersprache. Hunde sind Meister darin, Körpersprache zu lesen. Wenn du also in der Tür vom Schlafzimmer stehst und deinen Hund mit bedrohlicher Körperhaltung (weil du schon wütend oder genervt bist ) da raus befehlen willst, wird sie sich vielleicht auch einfach nicht trauen, an dir vorbei zu laufen. Das muss sie ja, um raus zu kommen. Gleichzeitig will sie dir aber nicht zu nah kommen. Sie weiß dann nicht, wie sie an die vorbeikommen soll und bleibt einfach da, wo sie ist. Du denkst, sie ist stur, wirst noch lauter und der Konflikt für sie noch schlimmer.


    Mein Mann hatte das gleiche Problem im Sommerurlaub, als er unsere ältere Hündin durch eine etwas tiefere Stelle am Strand locken wollte. Er stellte sich frontal vor sie hin und lockte sie. Sie blieb stehen und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Erst als er sich seitlich weg drehte und ihr so den Weg frei machte, lief sie weiter.


    Wenn du deinen Hund also irgendwo weg haben willst, darfst du nicht dort stehen, wo sie hin laufen muss. Lass ihr Platz, mach den Weg frei, dann geht das auch.

  • Erstmal: alles, was hier bereits geschrieben wurde. Wie unfair Tilly behandelt wird, ist wirklich hart zu lesen. Und ich bewundere den Hund um seine endlos lange Zündschnur.


    Aber ein paar Ergänzungen habe ich doch.

    Ich habe eine Hündin namens Tilly. Sie ist ca. 6 Jahre alt und wohnt seit 6 Monaten bei mir.

    Du schreibst, du hast keine Geduld. Aber du hast offenbar Durchhaltevermögen. Denn 6 Monate sind schon eine lange Zeit.

    Sie kommt aus dem Tierheim und ist vermutlich ein Aussiemischling.

    Eher eine allgemeine Anmerkung: ich dachte, Tierheime seien heutzutage ziemlich pingeling bei der Auswahl, weil sie Rückläufer und vermurkste Hunde vermeiden wollen.

    Eigentlich klingt es aber doch hier schon so, als sei rein von den Erwartungen an einen Hund schon fast absehbar gewesen, dass das nicht so optimal ist.

    Aber ok, man kann den Menschen auch nur vor den Kopf gucken.

    die ersten 2 Monate als Tilly bei mir war habe ich wirklich sehr viel geschluckt, oft den Raum verlassen wenn etwas nicht geklappt hat um nicht laut zu werden etc.

    Wenn es das braucht, damit du nicht ausrastest, dann mach das weiter.

    Nicht einmal das einfachste, deppensicherste Pfötchengeben funktioniert. Und ich habe einfach keine Geduld. Wenn es beim dritten Mal nicht klappt werde ich laut und schmeiße hin. Ich habe null Spaß am üben.

    Yo, Tilly so garantiert auch nicht.

    Lass das bleiben, wenn es so läuft.

    "Du bist viel zu ungeduldig für die Hundehaltung".

    Der Satz geht mir nicht aus dem Kopf. Hat sie recht?

    So wie es jetzt läuft, absolut.

    Aber hier weiter vorne hatte jemand geschrieben, dass Ungeduld oft mit fehlendem Wissen zu tun hat. Das ist hier auf jeden Fall ein Faktor. Und damit verbunden mit komplett unrealistischen Erwartungen an den Hund, wie Hundeerziehung funktioniert und an das Zusammenleben mit Hund.


    Hunde sind nicht plug and play. Hund sind unglaublich viel Arbeit. Erfahrene Hundehalter machen vieles davon quasi nebenbei. Neue Hundehalter, insbesondere ohne Vorerfahrungen mit anderen Tieren (z. B. Pferde) müssen sich oft wahnsinnig viel aneignen, in Sachen Körpersprache, Verständnis, Lernverhalten, Umgang und, und, und, was quasi Voraussetzungen für den ganzen Rest von Alltagserziehung bis Sport ist.

    Unser Tagesablauf ist sehr eintönig. Wir sind ca. 1,5-2 Stunden am Tag draußen, laufen die immer selben Strecken weil sie immer noch zieht und ich keine Freude daran habe.

    Hier einfach total konkret für jetzt: Probier mal, mit ihr zu joggen. Dann bist du ihn ihrem Tempo und ihr Tempo macht auch für dich Sinn. Nutz die Schnüffelpausen, um wieder zu Atem zu kommen, stell erstmal null Anspruch daran dass sie immer mit dir mitläuft oder so.


    Und wie auch schon x-mal gesagt: wenn du sie nicht wieder abgeben willst, arbeite ASAP mit einer Trainerin zusammen. Sag direkt, du bist Hundeanfänger und musst einfach von Grund auf alles lernen.


    Und lies "Das andere Ende der Leine" von Patricia McConnell. Das hilft dir, ein bisschen mehr Verständnis für das Thema Hund zu finden.


    Ach oh: hast du keine Freunde, die auch einen Hund haben? Da wäre vielleicht ein Erafhrungsaustausch auch nicht so verkehrt, man bekommt so von außen ja oft nicht mit, was da an Training, Zeit udn Herzblut im Hund steckt.

  • Weißt du, du kannst ja eigentlich gar nicht beurteilen, ob Tilly stur oder nicht so helle ist, dir fehlt der Vergleich zu anderen Hunden auf gleichem Ausbildungslevel.

    Und vermutlich ist dein Hund einfach normalklug, das ist zumindest wahrscheinlicher, als von Hoch- oder Minderbegabung auszugehen.


    Wobei ich dir zustimmen muss, ist, dass es manchmal sehr anstrengend sein kann.

    Ich hatte immer Hunde die irgendwo zwischen sehr klug und "passt schon" waren. Die Kleinschrittigkeit und Stetigkeit ihnen etwas beizubringen, musste nicht nur variieren, sondern z.T. auch komplett unterschiedlich angeleitet werden. Denn Gehorsam hängt eben nicht nur von Intelligenz ab, sondern auch vom individuellen Charakter.

    Während einer meiner früheren Rüden Leinenführigkeit sehr schnell durch "nicht überholen, sonst steht da mein Bein im Weg" lernte, war das für eine Hündin überhaupt nicht nachvollziehbar. Bei ihr ging es nur darüber, sie dafür zu loben und zu belohnen, wenn sie es zwischendurch mal zufällig richtig gemacht hat.

    Beide Hunde waren klug, brauchten aber unterschiedliche Ansätze.


    Und nun hab ich da Smutek. Smutek ist kognitiv eher am unteren Ende der Fahnenstange. Er hat 6 Monate für "sitz" gebraucht. Nun arbeiten wir seit 3 Wochen an "Pfote". Wir sind jetzt so weit, dass er weiß, dass das Wort bedeutet, dass ich gleich seine rechte Pfote anfasse und deshalb nimmt er schon mal das Gewicht von dem Bein und verlagert den Körperschwerpunkt.

    Das ist für uns mega. Ich freue mich sehr darüber, dass er bald - er ist seit Februar bei uns - sein sechstes Wort kennt, wobei eines davon sein Name ist.

    Anfangs dachte ich, dass ich das nicht hinkriege, dass das einfach nicht mein Typ Hund ist und das doch sonst immer schneller ging. Und jetzt liebe ich den wie verrückt und bin total dankbar dafür, dass er mir beibringt, wie ich in seinem Tempo mit ihm arbeiten kann. Ich kann daraus total viel lernen.

    Und ich kann auch ihn besser kennenlernen, weshalb wir inzwischen ein sehr starkes Vertrauensverhältnis zueinander haben. Beziehung hat immer was mit Einlassen zu tun. Ohne Einlassen auf dein Gegenüber, das grundsätzlich andere Vorstellungen vom Leben hat als du, gibt es keine Beziehung.

    Ohne Beziehung ist eh alles Mist.

    Ich war ne lange Zeit Lehrerin. Gaub mir, wenn ich sage, Erziehung und Lernen funktionieren sehr viel besser auf der Grundlage von Beziehung und belastbarer Bindung, bei Menschen und Hunden.

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