Das Grauen vor der Haustür: der Welpe möchte nicht raus gehen.

  • Hallo liebes Forum,


    Vor kurzem ist ein 5 Monate alter Papillon bei mir eingezogen. Und wie das mit Welpen so ist, habe ich natürlich schon die ersten Baustellen. Beziehungsweise eine besonders große Baustelle: er möchte nicht raus gehen


    Zu meiner Wohnsituation: ich wohne in einer Großstadt in einer kleinen, aber dennoch belebten Straße. Wir gehen einen Meter vor die Tür und hier passiert alles an Reizen, was ihr euch vorstellen könnt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihn das natürlich überfordert. Gerade weil er aus einer ländlichen Gegend kommt und bisher auch nichts ohne andere Hunde gemacht hat. Die Züchterin hat sich große Mühe bei der bisherigen Sozialisierung gegeben. Er hat alle möglichen Dinge bei ihr schon erlebt. Er war in der Stadt, am Bahnhof, auf dem Hundeplatz, spazieren in Hundegruppen, Auto fahren, Ausflüge an verschiedene Orte, etc. Er war überall mit dabei - aber eben auch immer mindestens ein anderer Hund. Hier gab es keine Probleme.


    Ich habe am Anfang versucht ihn in eine ruhigere Gegend zu tragen. Ich bin in ein paar Minuten in einem Naherholungsgebiet ohne Verkehr - aber natürlich auch Passanten, Jogger, Radfahrer, andere Hunde … Ihr könnt es euch vorstellen. Fazit: auch hier war die Angst groß. Er hat gezittert und wollte auch keine Leckerlies annehmen. Ich habe versucht ihm Sicherheit zu geben - es hat alles nichts geholfen. Deswegen habe ich dieses Vorgehen direkt erstmal wieder gekippt.


    Ich habe meine Strategie geändert: ich bin wirklich nur zum Pipi und Kacki machen raus und habe konsequent die drei gleichen Wiesen, die bei uns ums Haus sind, abgelaufen und bin dann wieder rein. Was ich mir davon versprochen habe: dass es für ihn vielleicht vorhersehbarer ist, was passieren wird und sich nur mit den Reizen auseinandersetzen muss, die hier sind.


    Zusätzlich habe ich mich mit mir bekannten Hunden verabredet, um zu sehen, wie er da reagiert. Siehe da: am Anfang war er zurückhalten. Wenn man dann aber mit dem anderen Hundebesitzer und dem Hund losgelaufen ist, war er plötzlich viiiiiel gelöster, kein Zittern und keine Angst mehr - maximal etwas Skepsis bei Hundebegegungen. Mit diesen Hunden sind wir jetzt auch erstmal immer nur die gleichen Runden gelaufen, hier auch mit Freilauf. Das hat toll geklappt. Hier hatte er plötzlich auch mentale Kapazitäten für Welpenflausen in seinem Kopf :headbash:


    Könnte es sein, dass er eine Angstphase hat? Der Zahnwechsel ist aktuell auch im Gange und möglicherweise passiert einfach gerade sehr viel beim ihm. Aber wie soll man damit am besten umgehen? Gibt es ein Vorgehen, das ihr in dieser Situation empfehlen könnt? Verwächst sich das und ist eine Phase die voraussichtlich vorbei gehen wird? Ist es der Umzug von der Züchterin zu mir? Mache ich mir zu viele Gedanken? Mir ist es wichtig, dass er sich sicher fühlt und gerne mit mir raus geht. Aktuell ist das leider nicht der Fall. Zuhause ist er welpig und entspannt, spielt viel und freut sich seines Lebens. Ich würde mir wünschen, dass wir in Zukunft auch draußen eine schöne Zeit verbringen können :smile:

  • 5 Monate? Dann bist du wahrscheinlich nicht die erste Station nach der Züchterin? Weißt du, wo er vorher war? Wie lange genau hast du ihn schon? Klingt nach mehr als einer Woche?


    Hast du mal Kontakt zur Züchterin aufgenommen?


    Und meine persönliche Meinung: Ich weiß nicht, ob der Hund langfristig gesehen die richtige Wahl ist. Vielleicht das auch ganz offen mit der Züchterin besprechen?

    Wenn er jetzt mit fünf Monaten einen so großen Stress mit deinem Wohnumfeld hat und sich da auch keine Tendenz zum Besseren zeigt? Dann wirst du Strategien* finden es für euch beide erträglicher zu machen - aber "erträglich" ist nicht "gut". Evtl. wäre er mit einem anderen Zuhause und du mit einem anderen Hund besser bedient.




    *Die Idee mit den anderen Hunden finde ich persönlich gut. Da hast du ja auch schon Erfolge gesehen.

  • Er ist seit ca. 1,5 Wochen da. Davor war er bei der Züchterin, ich konnte ihn aufgrund privater Umstände nicht früher holen.

  • Stadt kann je nachdem wie das Umfeld direkt vor der Haustür aussieht, eine Herausforderung für Hunde sein. (Muss nicht - ich habe z.B. die Möglichkeit in verhältnismäßig ruhiger Seitenstraße abzubiegen - und wenn ich dann die kleine Pinkelrunde morgens oder abends gehe, treffe ich oft niemanden.)


    Direkt im Trubel ist das natürlich anders. Und es gibt Hunde, die das dauerhaft überfordert. Dabei denke ich eigentlich eher an sehr spezialisierte, reizoffene Rassen oder an Tierschutzhunde, die es überhaupt nicht wirklich kennen, so eng mit Menschen zu leben. Ich finde eigentlich, dass ein Papillon aus seriöser Zucht das in der Regel wuppen können sollte - aber hier ist es vielleicht aus welchen Gründen auch immer, nicht der Fall.


    Wenn du hier weiter nachfragst, können ich und andere Stadthundehalter, dir wahrscheinlich Tipps geben, wie du mit dem Hund weiterkommst.


    Aber ich möchte dir echt noch mal raten: Sprich ehrlich mit der Züchterin - und überleg ganz klar und rational, ob der Hund nicht in ein anderes, ländlicheres Zuhause sollte.

  • 1,5 Wochen ist noch nix, lass ihm Zeit.

    Für ihn ist jetzt alles neu, er muss erst Vertrauen aufbauen, ihr müsst euch kennenlernen.

    Versuch zu Zeiten Gassi zu gehen wo es ruhiger ist, fahr in ruhigere Gegenden.

    Gassi mit den Hunden die er kennt ist schon gut, an denen kann er sich orientieren.


    Nur Geduld, das wird schon

  • Aber ich möchte dir echt noch mal raten: Sprich ehrlich mit der Züchterin - und überleg ganz klar und rational, ob der Hund nicht in ein anderes, ländlicheres Zuhause sollte.

    Das habe ich im Eifer des Gefechts vergessen zu erwähnen (weil ich zwischen Tür und Angel auf dem Weg zur Pipi-Kacki-Runde war): ich stehe in regelmäßigen Kontakt mit der Züchterin und habe ihr das ganze natürlich auch geschildert. Sie meinte, dass er sich noch eingewöhnen muss und es eben auch noch lernen muss, dass jetzt nicht immer noch andere Hunde da sind. Sie meint, dass wird schon.


    Dazu ich muss sagen - klar, ist das eine Baustelle und ich bitte hier um Hilfe. Aber ich habe nicht in Erwägung gezogen ihn abzugeben, weil mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir das hinbekommen. Also ich fühle hier keine Verzweiflung und sehen es auch nicht als unlösbares Problem. Vielleicht liege ich da falsch, aber ich dachte mir wenn wir ruhig und besonnen an das Thema ran gehen und ihm Zeit geben - das wird was. Nur um dir einen Eindruck zu geben, wie es mir mit diesem Problem geht.


    Versuch zu Zeiten Gassi zu gehen wo es ruhiger ist, fahr in ruhigere Gegenden.

    Blöde Frage dazu: wenn wir in eine ruhigere Gegend fahren - Ist das dann nicht auch wieder sehr aufregend wenn wir wieder in einer neuen Umgebung sind? Okay, wenn da natürlich weniger Reize und Trubel sind, ist es vllt nicht so beängstigend. Ich könnte das mal ausprobieren und sehen wie es läuft.

    Und zum Thema ruhigere Zeiten: wir waren eben draußen und wow - wir sind eine Runde gelaufen :gott: Ohne anderen Hund. Ohne Angst. Erst die üblichen Wiesen - aber dann war er offen für die Wiese danach. Und die Wiese danach ... und so weiter. Er hat viel geschnuppert, sich Zeit gelassen und war kein nervöses Huhn. Vielleicht hat er meinen Beitrag gelesen :???:

  • Das ist alles eine grosse Umstellung.

    Mach am Anfang, so die ersten zwei Wochen, einfach alles immer gleich. Weil für uns ist es immer die gleiche Runde, für den Hund riecht es jedes Mal anders, er sieht andere Dinge, das Licht ist anders etc.


    Mit der Zeit wird das langweilig und dann nimmst du mal ne andere Runde dazu, oder fährst irgendwo hin. Das macht das Leben spannend, andererseits ist es aber ausserhalb im Grünen weniger Reizbelastet. Kann man schön entspannt spazieren gehen. Am Waldrand sitzen. Die Umgebung anschauen.


    DAS empfehle ich dir eh: schnapp ihn dir und sitz vors Haus. Beide warm eingepackt. Und dann lass ihn schauen. Die Umgebung und alle Reize anschauen.


    Wenn was mega spannend ist, und er aber ruhig bleibt und schaut, und dann wegschaut, dann lob ihn ganz ruhig.

    Sich Reize anschauen und dann abwenden ist ganz wunderbar. Aber mehr so "guut" unf nicht "FEIIIIN!!!!"

    Du willst ja Ruhe etablieren, nicht künstlich Aufregung provozieren.


    Und dann natürlich schauen, dass er oft ohne Leine mit dir bisschen rennen kann. Oder einfach alleine mit einem Spielzeug toben. Ist ganz wichtig für die Entwicklung. Die jungen Hunde sollen zwar ruhen, aber auch mal ne Stunde lang toben dürfen. Am besten ist in der Wohnung alles weggeräumt was kaputt gehen könnte und nicht soll.


    Und dann lass ihn sich müde spielen. Anschliessend schläft es sich ganz wunderbar. Es soll eine Waage sein zwischen ruhen und aktiv sein. Und aktiv sein ganz oft ohne dein Zutun. Das heisst also nicht, dass du mit ihm dauernd spielen sollst. Auf keinen Fall, das wäre sehr verkehrt. Ui ui ui.

    Aber junge Hunde dürfen durchaus mal Party machen - solange sie die Hütte nicht einreissen 😀

  • Danke dir für deinen ganzen Input! Das werden wir uns jetzt erstmal alles zu Herzen nehmen und schauen wie es sich entwickelt :nicken:

    Das mit dem Reize vor dem Haus anschauen haben wir in abgeschwächter Form gemacht. Erst auf den Balkon (geht zum Innenhof raus) und später haben wir uns mal in den Hof gesetzt. Hier ist er mittlerweile auch meist entspannt, rennt herum und ist für Schabernack zu haben. Vllt machen wir das einfach auch mal vor dem Haus zur Straße raus, wenn weniger los ist. Ruhig loben ist auch ein guter Tipp, ich bin leider eher die FEIIIIN-Fraktion, wenn er sich draußen irgendwo hinbewegt hat :ops:

    Ansonsten: Vieles läuft bei uns ja offensichtlich nicht so gut, aber ich glaube Spielen und die Balance zwischen Ruhe und Action finden wir in der Wohnung schon ganz gut (ich muss an dieser Stelle auch mal was gutes über uns sagen :D)

  • Blöde Frage dazu: wenn wir in eine ruhigere Gegend fahren - Ist das dann nicht auch wieder sehr aufregend wenn wir wieder in einer neuen Umgebung sind?

    Aufregend ja, aber nicht (so) beängstigend. Ihn einfach in seinem Tempo erkunden lassen. Es geht hier nicht um Kilometer abspülen, sondern schnüffeln, spielen, die Welt kennenlernen.


    Euer Abenspaziergang klingt ja schon sehr gut. Ein Schritt nach dem anderen.

    Noch ein Tipp, du darfst ihn auf den Arm nehmen wenn die Angst zu groß wird.

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