Freilauf: Risikofreude vs. Risikoaversion

  • Wenn mein Hund bei den Entwicklungsphasen aus dem Gröbsten raus ist und ich die Schleppleine monatelang in allen triggernden Auslösesituationen nur noch zur Deko am Hund hatte und auch kein "Kribbeln" verspürte, wenn sie nicht greifbar für mich war.

  • Probiere es doch mal mit einem Basenji, einem Bayrischen Gebirgsschweißhund oder einem Akita Inu, ich verspreche dir, du wirst Unterschiede erkennen.

    Na genau solche Hunde trau ich mir nicht zu, deswegen ja die netten Collies :sweet: Ich weiß ja, dass es andere Hunde gibt, die das nicht so mitbringen wie meine drei.

    Sollte ich mich aber wirklich mal trauen, einen Whippet/Silken Windhound zu haben, dann denke ich an dich.

  • Also hier meine Fragen an euch: Wie viel Gehorsam setzt ihr voraus, bevor der Hund frei laufen darf? Wie viel Risiko, dass er doch mal weg läuft, nehmt ihr in Kauf? Wie oft müssen Trigger Situation an der Leine geklappt haben, bevor ihr euch sicher seid, dass ihr entspannt spazieren gehen könnt?

    Ich entscheide das jeden Tag situativ.

    Das hängt immer von unserer Verfassung (der vom Hund und meiner eigenen) und der Örtlichkeit ab.

    Ich verlasse mich nicht darauf, daß der Gehorsam jeden Tag gleich ist.

    Und so wird von Tag zu Tag entschieden, wann wer wo und wie lange Freilauf hat.

    Es ist einfach ein Zusammenspiel vieler Einzelfaktoren.

  • Heute morgen auf dem Spaziergang habe ich lange über das Thema nachgedacht, weil mir die Antwort darauf gar nicht so einfach gefallen ist, auch in Bezug auf meine früheren Hunde. Denn: ich schätze immer wieder Situationen falsch ein. Nicht soo häufig, aber doch, das passiert. Ganz aktuell heute morgen ist mir Lilli beim Dummytraining z.B. einmal eingesprungen, wo ich es wirklich nicht erwartet hätte. Passiert. Genauso kann ich falsch einschätzen, wie meine Hunde im Freilauf reagieren, und auch wenn mir da Fehleinschätzungen noch wesentlich seltener passieren, sie kommen vor. Vor drei Wochen etwa, als Lilli eben doch zu Menschen gelaufen ist, die im Wald an einem Auto standen, während wir mit dem Fahrrad nur daran vorbeifahren wollten.


    Folglich ist mein Hund nicht zu 100% verlässlich offline, und trotzdem ist sie auf unseren Runden fast durchgängig im Freilauf, ohne dass sie irgendwas anstellt. Aber Freilauf ist auch nicht gleich Freilauf, je nach Situation kann es auch sein, dass ich sie offline lasse, aber ins Fuß nehme. Oder beim Fahrradfahren hinter mich beordere. Und viele Abstufungen mehr.


    Da greift etwas, was vielleicht auch hierauf ein bisschen antwortet:

    Wie beurteilt ihr das mit so hoher Sicherheit BEVOR die Leine zum ersten Mal ab ist?

    das Verhalten offline beginnt nicht erst damit, dass die Leine ab ist, genauso wie das Jagdverhalten meines Hundes in vielen Situationen trainierbar und einschätzbar ist, die noch gar nichts mit dem Reh oder dem Hasen zu tun haben. Bestenfalls hab ich stets ein Auge drauf (nicht im Sinne von verkrampft, sondern ganz automatisch immer dabei), wie mein Hund sich gerade verhält. Ich lerne, den Hund zu lesen, was geht in ihr vor, was macht die Nase gerade, die Augen, die Ohren, die Körperspannung, usw. Danach beurteile ich auch, wann bei meinem Hund die Leine drankommt, oder eben abgeleint werden kann.

  • Rose kam mit 6 Monaten zu mir und war relativ lange meistens frei, mit einsetzen der Pubertät hat Rose ihre Leidenschaft für Vögel und Hasen entdeckt. Ab da gab es nur noch die 30 Meter schleppleine.


    Bei den Vögeln Klappt die Umorientierung mittlerweile echt super, außer ein Riesen Schwarm hebt aus dem Feld direkt neben uns ab. Hinter Hasen würde sie immernoch her gehen. Solange das warte oder der Rückruf nicht zu 99,99% sitzen, bleibt die schleppleine.


    Einzige Ausnahme : wenn ich mit anderen Hunden unterwegs bin und wirklich alles überblicken kann, darf sie auch mal toben. Da bin ich 99,9% sicher, dass sie nicht weg läuft, denn es gab schon etliche Situationen mit wild, was sie nicht juckt, wenn sie „zu tun“ hat.


    Das ist dann aber punktuell und nicht während dem kompletten Spaziergang und auch nur aufgrund des Verletzungsrisikos mit der Schleppleine.


    Auf unseren täglichen Gängen stört mich die Schlepp nicht und wir haben alle Zeit der Welt an der jagdkontrolle zu arbeiten.

  • Genau so! Gerade als Vielreisende mit Camper, europaweit, muss ich das Gesamtbild bewerten und anhand dessen entscheiden.


    Aber grundsätzlich gilt, dass der Gehorsam grundsätzlich zuverlässig sein muss. Ich würde meinen Hund gar nicht ableinen wenn ich nicht wüsste er hört (aber ja, kann 1, 3 oder auch 10sek. dauern bis er zu mir flitzt). Es geht mir eher darum, ob er sich an Spielregel hält. Für mich ist z.B. in vielen Situationen stehenbleiben und warten das ich ihn abhole ok. Wenn ein Reh übern Weg hüpft, erwarte ich keine aktive Umorientierung zu mir, aber ich erwarte das er nicht hinterher geht.


    Ich entscheide das auch von Hund zu Hund. Bei meinen DSH habe ich "strikteren" Gehorsam abverlangt. Einfach weil sie grundlegen ernsthafter waren als mein Boxer. Mein Boxer ist in der Lage viele potenzielle Konfliktsituationen weich aufzulösen. Meine DSHündin hingegen war stets bereit sich hart aufzustellen. Meine DSH mussten auch anders geführt werden als mein Boxer. Mehr schwarz/weiß. Weniger Kompromisse.


    Für mich ist wichtig, kein Mensch und kein anderes Tier werden von meinem Hund belästigt oder gar gefährdet, nur weil ich ihm Freilauf "gönnen" will.

  • Es kommt halt auch echt drauf an wo der Hund Freilauf hat.


    In einem Park? Da dürfte Taro freilaufen, Hami vielleicht unter bestimmten Umständen.

    An der Straße? Niemals! Da sind meine Hunde immer, immer, immer angeleint.



    Aber hier? Im freien Feld, nachmittags um 3? Da ist keiner da außer uns!

    Da ist es egal ob der Whipppet beim ersten oder 5ten Ruf hört. Ist ja keiner da der gestört werden könnte. Sollte doch mal jemand kommen seh ich das ja schon von weitem.


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