Weihnachten, wie es früher einmal war...

  • Vieles habe ich auch beibehalten, einiges modifiziert.

    Beim Karpfen gibt es einen Kompromiss (tiefgefroren gekauft als Filet) seit dem Karpfentrauma von 2014. Also Trauma für mich und den Karpfen.

    Kirchenbesuch entfällt heutzutage.


    Oh eins hab ich vergessen: das obligatorische Teilen der Weihnachtsoblate. War ein langer Tag gestern.


    Der Plastikbaum existiert nicht mehr, was ich persönlich sehr schade finde.

    Aber auf Mehrheitsbeschluss muss es ein frisch gesägter Baum sein, so dass es diese Tradition nicht mehr gibt.

    Mein Sohn und mein Vater machen das gemeinsam, was bedeutet, dass sie aussuchen und sich dabei vorzüglich streiten, beide meckern, wie stumpf die Säge ist und ich das Ding derweil mit der wunderbar scharfen Säge bearbeite. Tragen und Schmücken tun aber die beiden, ich fahre das Fluchtfahrzeug

  • Der Baum wurde immer so um den 20ten herum geschmückt. Strohsterne, kleine Holzfiguren noch von meiner Urgroßmutter, teils auch noch Glaskugel von ihr. Dazu dann eben Kugeln die meine Oma gekauft hatte, kleine Sachen wie vergoldete Nüsse und sowas auch. Und Lametta. Und ein Engel auf der Spitze!

    Meine Großeltern waren die Vorreiter in Sachen Lichterkette aufm Dorf, endlich kein Eimer mit Sand mehr in der Ecke falls der Baum brennt. Davor gabs immer echte Kerzen, aber Oma und Opa waren echt froh als es Lichterketten dann zu kaufen gab. Auf die guten Bienenwachskerzen wurde trotzdem nicht verzichtet, die gabs halt weiterhin auf dem Adventskranz.

    (Und als Oma mir endlich erlaubte den Baum mit zu schmücken bin ich vor Stolz fast an die Decke geschwebt! Da war ich glaub 13 als ich das erste Mal helfen durfte.)

    Oma hat auch immer ein Lebkuchenhaus gebacken und verziert, sogar mit Figürchen von der Hexe, einer Katze, Hänsel und Gretel die alle vorm Haus aufgestellt waren.


    Heilig Abend war schick machen angesagt. Und gab es immer was tolles zu essen. Meist etwas was besonders mein Großvater mochte und was es halt sonst nicht gab, meist halt ne ganze Ente mit Knödeln und Rotkohl und natürlich noch Pudding als Dessert.

    Als ich ganz klein war gabs das als spätes Mittagessen und danach Bescherung, als ich alt genug war gabs es als Abendessen und danach Bescherung.

    Und ich musste immer in mein Zimmer gehen weil ja das Christkind und der Weihnachtsmann nur kommen wenn das Kind nicht anwesend ist. So saß ich dann auf heißen Kohlen, sehnsüchtig lauschend bis endlich die zarte Glasglocke läutete! Das Zeichen das alles bereit war und ich sauste immer schnell zurück ins Wohnzimmer. Nie konnte ich einen Blick auf das Christkind und den Weihnachtsmann erhaschen, ich war immer zu langsam.

    Dann wurde gesungen. Das war wichtig, mindestens 2 Weihnachtslieder! Oma legte die Weihnachtsplatte auf und erst kam Glockengeläut, danach erst das erste Lied. Singen, dabei die Geschenke unterm Baum bewundern (auch von mir, geschmückter Baum, glitzernde Lichter, bunt eingepackte Geschenke, was ein Anblick!) und dann durfte ich jedes Geschenk in die Hand nehmen. Oma half mit den Namen auf den Geschenken und ich hab die dann überreicht. Eine wichtige Aufgabe und ich war immer so stolz. Aber spätestens ab dem zweiten Geschenk für mich musste Oma dann alleine alles verteilen, ich war beschäftigt mit auspacken und freuen und spielen.


    Kartoffelsalat und Würstchen gabs am 1 Weihnachtstag, der war immer ein sehr gemütlicher Tag wo wir viel zusammen waren, Spiele gespielt haben, die Keksdosen noch weiter geplündert haben, die Erwachsenen zwischendurch 1 - 3 Nickerchen gemacht haben...

    Und Bratapfel mit Vanillesoße, das gabs im Winter eh wann immer ich wollte, aber am ersten Weihnachtstag war es Programm. Ein ganzes Blech voller Äpfel und richtig cremige Vanillesoße.

  • Bei uns gab es Hl Abend oft Kartoffelsalat (den ich nicht mochte) oder Raclette. Der (echte) Baum wurde am 23. aufgestellt und geschmückt (natürlich mit echten Kerzen, aber ohne Lametta). Am Hl Abend ging es zunächst nachmittags in die Kirche, dann nochmal auf die Zimmer. Kurz danach bimmelte das Glöckchen, es lief klassische Weihnachtsmusik und wir mussten noch ein bis drei Weihnachtslieder singen. Danach gab es Bescherung und danach das Essen.

    Später gab es erst Bescherung, dann Essen, dann Kirche.

    Und als alle satt und zufrieden waren und langsam ins Bett (bzw. die älteren Kinder in die Kneipe) wollten, klatschte mein Bruder sich auf die Oberschenkel und sagte „So, dann können wir ja den Baum wieder abbauen.“ 🙃

  • Ich habe immer Wochen vorher einen Wunschzettel fürs Christkind geschrieben, der wurde dann auf die Terasse gelegt, am nächsten Morgen hatte das Christkind ihn dann eingesammelt. Das macht meine Tochter heute auch so und es ist so schön, diese Tradition aufrecht zu erhalten.


    An Heiligabend haben meine Schwester und ich nahezu den ganzen Vormittag vor dem Fernseher verbracht und "Wir warten aufs Christkind" (gibt es das eigentlich noch? Wir schauen jetzt immer Michel etc. in der Mediathek) geschaut. Da kam Pippi Langstrumpf, Michel oder Drei Haselnüsse für Aschenbrödel...was waren wir aufgeregt...

    Am Nachmittag wurde ein großer Spaziergang gemacht, danach ging es in die Kirche (mit Krippenspiel...ich war mal zwei Jahre hintereinander ein Schaf...spricht für meine Schauspiel-Künste, würde ich sagen)


    Danach mussten wir nochmal ins Zimmer, bis das Christkind das Glöckchen läutet. Den ganzen Tag war die Tür zum Wohnzimmer abgehängt, sodass man nicht durchschauen konnte und dann stand er da...der Baum, glitzernd und hell, geschmückt mit echten Glaskugeln, Strohsternen und Wattebällchen als Schnee...und unter dem Baum die Geschenke... wir waren überglücklich. Danach wurde gegessen. Seit jeher gibt es Schnitzel und Kartoffelsalat, daran wird sich auch nie etwas ändern. An den Feiertagen wird dann aufwändiger gekocht.


    Nach dem Essen durften wir spielen, die Erwachsenen saßen beisammen, redeten, tranken, lachten.


    Eigentlich hat sich an der ganzen Geschichte gar nichts geändert, ausser das jetzt mein Kind das glückselige Kind ist und ich die "Erwachsene" bin🥰

  • Wir hatten über viele Jahre hinweg eine "Tradition " außerhalb der Familie, ich hoffe das darf ich hier auch erzählen.

    Wir waren eine Musik-Gruppe , diverse Instrumente und natürlich Gesang.

    Es begann am 1. Advent, da hat eine von uns das Friedenslicht geholt und dieses wurde dann bis zum 24. immer an die nächste weitergegeben.

    Am 24. sind wir dann in ein Pflegeheim, Krankenhaus etc gegangen, haben das Friedenslicht dorthin gebracht und haben da dann in der Hauskapelle (und auf den einzelnen Stockwerken/Stationen) ein kleines Konzert mit alpenländischen Weihnachtsliedern gespielt.


    Erst danach war für uns auch gefühlt Weihnachten.

  • Ivan Rebroff und die Regensburger Domspatzen... Festliche Weihnachten.


    Damit wurde viele, viele Jahre, meine ganze Kindheit und Jugend hindurch, unser Heiligabend eingeläutet. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn da ist am Anfang auf der Platte ein Glockengeläut zu hören, bevor dann Stille Nacht, heilige Nacht einsetzt. Letzteres wurde dann mitgesungen und dann durften wir ins Wohnzimmer, wo der Baum, stand und mein Papa in der Zeit die Wunderkerzen angezündet hatte. Hab direkt den Geruch wieder in der Nase :smiling_face_with_hearts:


    Hab grade mal geschaut, die Platte gibt es tatsächlich noch. Leider hab ich nur keinen Plattenspieler mehr, sonst würde es dieses Jahr mal Retroweihnachten bei uns geben...


    Nachtrag: und bis heute DAS Weihnachtsgebäck schlechthin: Spritzgebäck aus dem Fleischwolf, noch von meiner Oma, also wahrscheinlich schon bald 100 Jahre alt das Teil. Allerdings bin ich die einzige in der Familie, die das immer noch leidenschaftlich gerne isst. Für den Rest der Familie muss ich Schokolade mit dran machen, damit die das essen. SCHOKOLADE! Püh...

  • Ist sicher eine Ansichtssache. Natürlich erinnert man sich gern, gibt das jetzt an die Enkel weiter. Dennoch muss man damit zurechtkommen, Traditionen und Bräuche ändern sich auch. Wir werden diesmal erstmalig den Heiligabend nicht zu Hause (Elternhaus) verbringen, das findet nun im haus unserer Kinder statt. Zum Glück, Mutter kocht das traditionelle Weihnachtsessen (Schlesisches) und servieren es dort. Damit fängt der Wandel an, das war sicher nicht die letzte Änderung gegenüber dem "alten Weihnachten". Aber was solls, was macht man nicht alles für die Kinder?

  • Eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen. Zu Weihnachten (am 25.) kamen wir alle im Haus meiner Oma zusammen, und ich meine ALLE. Mein Vater hat fünf Geschwister, und da kamen dann meine Eltern, mein Bruder und ich sowie acht Onkel und Tanten sowie sieben Cousins und Cousinen, plus eine vietnamesische Flüchtlingsfamilie, die meine Oma seit ihrer Ankunft in den 70ern betreut hat, das waren nochmal acht Leute.


    An einem WE im Dezember waren ein paar von uns ab Grundschulalter immer schon da zum Plätzchen backen, das wurde direkt auf der Resopal-Arbeitsplatte der 60er-Jahre-Küche gemacht, nix mit Teigschüsseln. Geknetet wurde von jedem Kind per Hand, und es gab einen Eimer voller Ausstechformen.

    Es wurden so 15 Sorten, ich kenn die Namen alle gar nicht. Weihnachten (wir Kinder haben dann auch die Weihnachtsferien bei der Oma verbracht) standen dann überall die Teller mit Unmengen Plätzchen, Mandarinen, allerlei Nüssen (nach Fähigkeiten zum Selberaufmachen oder Knackenlassen, von Erd- bis Paranuss).

    Es gab immer einen über-2-Meter Tannenbaum, der mit allem geschmückt war - echte Kerzen, Lametta, Kugeln, mitteldeutsches Holzzeug und vor allem kunstvoll Selbstgebasteltes von der Oma, manchmal auch von uns Kids.

    Und es gab eine vom verstorbenen Opa selbstgebaute Krippe (sogar mit beleuchtetem Stern! Für klein Katzenpfote reinste Magie) mit handgeschnitzten und bemalten Holzfiguren (große, schwere, sicher sehr wertvolle) aus dem Familienerbe.


    Das Beste aber war die Musik - meine Oma hatte einen richtiggehenden Flügel im Wohnzimmer stehen, und mein Vater hat dann alle möglichen Weihnachtslieder gespielt (querbeet von Morgen Kinder und Stille Nacht und Co über Rudolph, White Christmas zu spanischen, französischen oder griechischen Liedern) und alle haben mitgesungen, teilweise mehrstimmig bzw mit mehreren Instrumenten weil Musikerfamilie. Es gab richtige selbst zusammenkopierte Weihnachtsliederhefte bei uns.


    Danach kam die Bescherung, aber da weiß ich nur noch, dass für alle Erwachsenen jedes Jahr etwas anderes Gebasteltes hing, in dem ein Geldschein versteckt war - das nahm sich halt jede/r irgendwann während der Bescherung ab. Was es für uns Kinder gab, weiß ich nicht mehr.

    Leider ist meine Oma 2010 gestorben, und ich vermisse diese Weihnachten jedes Jahr…


    PS: Gegessen hab ich als ‚picky eater‘ hauptsächlich die Nudeln In Tomatensauce, extra für mich zubereitet.

  • Ich vermisse auch die Weihnachten meiner Kindheit.


    Heiligabend waren wir immer unter uns. Es startete quasi mittags mit TV. Unser Michel gucke ich bis heute noch immer an Heiligabend. Nachmittags ging es in die Kirche, dann gab es ein festliches Essen und anschließend mussten wir beiden Kinder in unsere Zimmer und durften erst wieder raus, wenn das Glöckchen klingelte, als Zeichen, dass das Christkind da war. Am 1. Weihnachtstag ging es dann zu meinen Großeltern mütterlicherseits, wo die ganze Familie aufschlug. Alle Cousinen und Cousins usw. Mein Opa, der leidenschaftlich gerne und gut gekocht hat, hat dann immer unsere Lieblingsgerichte gemacht, da standen dann oft 6 oder 7 Gerichte auf dem Tisch zur Auswahl und es war einfach nur schön mit allen zusammen zu sein. Am 2. Weihnachtstag dann kam meine Großmutter väterlicherseits zu uns. Meine Mutter hat aufwendig gekocht und irgendwie habe ich den Tag trotzdem immer blöde gefunden, da meine Oma sich immer so hofieren lies und alles nach ihrer Nase tanzen musste. Sie hat auch immer das TV Programm bestimmt und wir mussten Abends immer Stars in der Manege gucken.


    Am meisten vermisse ich den 1. Weihnachtstag. Als mein Opa starb haben wir es noch einige Jahre bei meiner Oma aufrecht gehalten. Es gab dann aber nicht mehr die Lieblingsgerichte (was würde ich heute drum geben, noch einmal seine legendäre Sauce essen zu dürfen) sondern jeder brachte irgendwas mit. Aber irgendwann zog Oma dann als ihre Demenz immer schlimmer war in das Altersheim und das war es dann mit der großen Familienzusammenkunft an Weihnachten.

  • Kann es sein, dass ihr einen anderen Tag meint?

    Viele Deutsche verstehen Weihnachten als den 24.12.. Genau genommen ziehen wir Weihnachten einen Tag vor. Danach kommen die Feiertage und da wird wirklich getafelt.


    An Heiligabend schon mehrgängig schlemmen... Dann hätte man ja gar keinen Platz mehr für die Klöße am ersten Feiertag. :shocked:


    Den Karpfen gab es in meiner Familie traditionell Neujahr. Inklusive der alljährlichen Überlegung ob ich wohl das Essen noch im selben Jahr schaffe. :ugly: Ich mag Karpfen. Aber ich hasse es, Gräten im Mund zu haben. Also wird jeder Bissen genauestens auf Grätenfreiheit untersucht. Das mit Abstand längste Essen des Jahres. :nicken:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!