Können wir einem Hund gerecht werden?
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Liebe Hundefreunde,
heute wende ich mich an euch, um euch um eure Einschätzung und Hilfe zu bitten.
Wie in meiner Vorstellung zu lesen, sind meine Partnerin und ich keine Hundebesitzer. Der Wunsch ist schon lange da, allerdings hat es realistisch gesehen nie gepasst, weswegen wir den Gedanken auf Eis gelegt haben. Nun werden sich unsere Lebensumstände ändern und wir stellen uns erneut der Überlegung, ob es "jetzt" besser aussieht. Wir machen uns viele Gedanken und sind rein von der Informationslage noch ziemlich am Anfang. Ich lese seit ein paar Monaten sporadisch hier im Forum mit, darüber hinaus sind wir aber noch recht unwissend. Allein die Frage, was für ein Hund überhaupt in Frage kommen würde, überfordert uns ziemlich. Ich würde einfach mal von uns erzählen, wie wir leben und was wir uns von einem Hund wünschen.
Wir sind beide Ende 20 und Leben in Berlin Neukölln. Unsere Straße ist recht ruhig und liegt entlang des Landwehrkanals. Auf der anderen Uferseite ist ein kleiner Park, in welchem Hunde auf einer Wiese laufen dürfen. 5 Minuten weiter wurde das Ufergelände ausgebaut, sodass man eine schöne Strecke zum Spazieren gehen fernab der Straße hat. Über diesen kommt man u.a. zu einem weiteren Bereich für Hunde, der eingezäunt an einer Fahrradstraße liegt. Außerdem für uns schnell zu erreichen ist der Treptower Park und entsprechend auch die Spree.
Ich beschreibe das deswegen so genau, da wir zum aktuellen Zeitpunkt über kein Auto verfügen. Es könnte gut sein, dass sich das in Zukunft wieder ändert, wodurch es dann auch möglich wäre, mit dem Hund weiter rauszufahren.
Wir leben in einer geräumigen 2 Zimmer-Wohnung mit Balkon im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses, leider ohne Fahrstuhl. Ein Umzug in ein Haus/Wohnung mit Garten ist erst einmal ausgeschlossen.
Meine Partnerin absolviert gerade ihren Master in Biologie, zusätzlich arbeitet sie im Labor der Uni. Mit aller Wahrscheinlichkeit wird sie direkt an ihr Studium ihren Doktortitel dranhängen, da ihr dieses Angebot bereits gestellt wurde. Ihre Arbeitszeiten sind flexibel, sie hat teilweise Homeoffice und die Möglichkeit, den Hund mit in die Uni zu nehmen. Vor Ort gibt es bereits einen "Bürohund", den alle Mitarbeiter lieben. Natürlich darf der Hund nicht ins Labor, allerdings wird er sich in den Büroräumlichkeiten aufhalten können. Meine Frau hat viel Schreibtischarbeit und ist daher nicht jeden Tag stundenlang im Labor. Sollte die Möglichkeit, dass er mitkann, irgendwann wegfallen, wäre das zwar schade, aber nicht schlimm für uns. Es ist mehr ein nice to have.
Ich bin auf Grund von Autismus und psychischer Erkrankungen nicht (mehr) fähig, einem geregelten Job nachzugehen. Daher verbringe ich einen großen Teil meiner Zeit Zuhause. In "guten Phasen" wäre ich zum großen Teil alleine dazu in der Lage, mich um den Hund zu kümmern. Dinge, die schwierig wären, gehen eher in Richtung Futter/Tierbedarf einkaufen oder alleine zum Tierarzt gehen. In "schlechten Phasen" wird es nicht dazu kommen, dass der Hund darunter leiden muss. Das Wohlergehen unserer Tiere ist eine große Motivation für mich und sollte es ein paar Tage/Wochen schwierig sein, habe ich neben meiner Partnerin weitere Unterstützung an der Hand. (Dazu gleich mehr). Ich wage zu behaupten, sehr umsichtig mit meiner Gesundheit zu sein und versuche daher immer, es gar nicht erst so richtig mies werden zu lassen.
Der Hund ist ein eindeutiger Wunsch von uns beide, den wir auch unabhängig voneinander haben. Wir sind beide motiviert und haben Lust auf ein Leben mit Hund. Ich habe keine Hundeerfahrung, hingegen meine Partnerin zwar mit Hunden aufgewachsen ist, allerdings hat sie nicht viel mit ihnen zu tun gehabt, was Erziehung und dergleichen angeht. Zeitweise ist sie aber gerne mit ihrem Cocker Spaniel zum Agility gegangen.
In unserem Haushalt leben aktuell zwei Katzen (beide aus dem Tierschutz). Dörte ist etwa 7, Dieter ungefähr 10 Jahre. Ein Leben ohne Katzen können wir uns nicht vorstellen, weswegen es eine wichtige Grundvorraussetzung für uns ist, dass das Zusammenleben für alle Beteiligten harmonisch ist. Dörte ist etwas zurückhaltender und eine kleine Zicke, hingegen Dieter gerne noch durch die Wohnung tobt. Beides waren Straßenkatzen und wir sind ihr erstes Zuhause, weswegen wir nicht wissen, wie sie auf Hunde reagieren. Das bereitet uns noch etwas Bauchschmerzen ...
Meine Mutter wohnt im selben Haus, meine beste Freundin eine Straße weiter. Beide würden sich anbieten, dass der Hund zu ihnen kommen darf, wenn wir mal ein paar Stunden aus dem Haus sind. Ansonsten sind es auch die beiden, die ich immer um Unterstützung bitten kann.
Tja, und was für einen Hund wünschen wir uns nun? Auf Grund des fehlenden Fahrstuhls scheiden zu große Hunde kategorisch aus. Wenn es nötig sein sollte, möchten wir den Hund halbwegs bequem tragen können (bis 10-15kg oder so ...?). In der Katzenhaltung haben wir immer ältere Tiere bevorzugt, entsprechend denken wir, dass ein bereits erwachsener Hund besser für uns wäre. Einem Welpen, Junghund und dann auch noch pubertärer Kackbratze (sorry) fühlen wir uns einfach nicht gewachsen. Alterswehwehchen und die Tatsache, dass ein Tier nicht ewig liebt, schreckt uns nicht ab. Zuletzt hatten wir einen 17 jährigen Kater aufgenommen, der allsbald gänzlich inkontinent war und häufig unter Durchfall litt. Das Vieh hat uns viel, viel Arbeit gemacht, aber wir haben ihn sehr geliebt und ihn nie bereut, auch wenn er "nur" ein halbes Jahr bei uns lebte, ehe er verstarb. In diesem Zusammenhang: wir sind erfahren in der Gabe von Tabletten, Salben, Ohrentropfen und Spritzen. Einen tollen Tierarzt haben wir in Laufreichweite.
Ich fände etwas verspieltes (wobei ich darauf verzichten kann), meine Partnerin etwas verschmustes toll. Fremde Menschen sollten wenigstens "okay" bis uninteressant sein und durch meine Mutter und meine beste Freundin wäre es natürlich praktisch, wenn er auch an anderen Orten als Zuhause (etablierte, die er gut kennt) zur Ruhe kommen kann. Meine Partnerin interessiert sich nach wie vor fürs Agility, hingegen ich schon bei unseren Katzen Spaß habe, mir immer neue Beschäftigungen auszudenken, damit den Tieren nicht langweilig wird. Intelligenzspielchen, Schnüffelarbeit, Begleithundesport ... so in die Richtung. Ich muss aber auch erwähnen, dass ich noch gar nicht im vollen Umfang weiß, wie man einen Hund sinnvoll beschäftigt und auslastet. Ich bin aber immer interessiert, dazu zu lernen.
Die stressigen, vollen Orte in Berlin würden wir meiden. Mal im Sommer im Café sitzen wäre nett, aber auch verzichtbar. Bus und Bahnfahren sollte (wenn auch nicht täglich) möglich sein. Das für den Hund relevante erreichen wir gut zu Fuß. Da ginge es eher um Ausflüge o.ä.
Wir haben nur selten Besuch und dann auch nur die immergleichen, 1-2 Personen. Trotz Mehrfamilienhaus gibt es wenig Verkehr bei uns im Treppenhaus. Kinder gibt es im privatem Umfeld nur meine Nichte, wobei mein Bruder mit Frau und Kind in Asien wohnt. Diese sind allenfalls einmal im Jahr hier. Wir haben keinen Kinderwunsch.
Unser naiver Plan wäre es, dass ich mehrmals am Tag kleine Runden mit dem Hund drehe. Am Nachmittag/Abend würde sich dann meine Partnerin anschließen und das darf dann auch noch 'ne Stunde länger gehen. Stumpf gesagt ist Zeit nichts, an dem es uns mangelt.
Haben wir Wunschrassen? Jain. In Kombination aus Optik, Größe und Charakterbeschreibung sagt uns der Zwergspitz und der Zwerg- oder Kleinpudel zu. Charakter ist uns aber am wichtigsten und da muss ich sagen, können wir aktuell einfach nicht deuten, ob sie tatsächlich in unser Leben passen. Rassebeschreibungen lesen sich alle so romantisch und mir ist klar, dass das nicht unbedingt der Realität entspricht. Hierzu hätte ich gerne einen Tipp von euch, wo man sich besser informieren könnte. Zu alleingängerisch schreckt mich ab, ein bisschen will to please wäre schön. Mit Zurückhaltung käme ich glaube ich besser klar als mit übersprudelnden Selbstbewusstsein. Aktiv in einem Rahmen, dem wir gerecht werden können.
Und das ... wars glaube ich erst einmal. Sich kurzhalten ist offensichtlich nicht mein Ding. :) Ich bin gespannt auf euren Input und ob das überhaupt alles so klappen kann, wie wir uns das vorstellen.
Ich verbleibe mit lieben Grüßen -
Chrissie
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Hast du schonmal im Tierschutz/Tierheim angefragt? Wenn ihr keinen Welpen wollt wäre das ja vielleicht der beste Weg?
Die sonstigen Überlegungen klingen doch ganz gut. :)
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Ich finde, das klingt nach einem guten Leben für einen Hund - vor allem wenn die Bereitschaft besteht (aber danach klingt es) den Hund entsprechend seiner Interessen noch mit einem Hobby zu versorgen. Braucht jetzt nicht jeder - aber bspw. apportieren oder was suchen machen viele Hunde gerne.
Ich finde es sehr klug im Hinblick auf Autolosigkeit, Wohnsituation und Betreuungskonstellation auf einen kleineren Begleithund zu schauen. Vielleicht schaut ihr euch da mal ein paar Rassevertreter an. Vom Typ her liegen Welten zwischen Spitz und Pudel. Beides jetzt nicht per se unpassend, wobei man beim Spitz wohl darauf achten muss, dass er nicht das ganze Mehrfamilienhaus bewacht. Aber Spitze kenne ich nicht wirklich.
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Ich möchte mit dieser Info niemandem auf die Füße treten, ich weiß dass das ein sensibles Thema ist: bedenkt die mitunter enormen Kosten eines Seniorhundes der u.U. auch nicht mehr versicherbar ist bei Übernahme. Ich schreibe das, da ich den Eindruck hab, dass ihr gerne selbstlos extra (und das find ich so so toll) alte Katzen aufgenommen habt/aufnehmt und euch auch der enormen Verantwortung bewusst seid gleichzeitig zur u.U. relativ kurzen Lebenszeit bei euch. Es liegt daher nahe (schreibst du ja selbst) bei einem Hund genauso zu handeln, daher wollte ich das nur vorsichtig in den Raum werfen (ich hab keine Ahnung wie viel weniger/mehr Katzen im Vergleich zu Hunden im Alter/bei Krankheit kosten).
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Erwachsene Pudel bekommt man halt kaum, schon gar nicht in gesund. Vielleicht mal eine (ausgediente) Zuchthündin.
Aber ja, sie sind toll🤩
Und bei euch hört sich das doch gut an. Ich würde auf eine hohe Artgenossenverträglichkeit achten, denn die Hundedichte in Neukölln dürfte sehr hoch sein und wenn Hundchen sich da immer aufregen muss im eh schon eher anspruchsvollen urbanen Umfeld, dann ist das für alle nur zusätzlicher Stress. Das kann man über Erziehung halbwegs regeln, aber als hundeanfänger hat man ja oft eh genug zu tun an der Stelle 🙂
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ich hab keine Ahnung wie viel weniger/mehr Katzen im Vergleich zu Hunden im Alter/bei Krankheit kosten
ot, aber es nimmt sich nichts, kommt auf die Krankheit(en) an. (hatten nen chronisch Kranken Kater, dagegen haben die Hunde fast nichts gekostet)
Edit: Aber das Gewicht ist ein Faktor bei Medis, aber die angedachten Rassen sind klein, also ca. vergleichbar mit (bisschen schwereren) Katzen mEn
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ich hab keine Ahnung wie viel weniger/mehr Katzen im Vergleich zu Hunden im Alter/bei Krankheit kosten
ot, aber es nimmt sich nichts, kommt auf die Krankheit(en) an. (hatten nen chronisch Kranken Kater, dagegen haben die Hunde fast nichts gekostet)
Danke dir! Auch wenns kein schönes Thema ist... Hab überlegt ob ichs überhaupt hier zum Thema mache denn mir ner 17 jährigen Katze die Tabletten etc benötigte wird ihnen der u.U. enorme Kostenfaktor (insb älterer Tiere) keineswegs neu sein.
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Ich finde den Hinweis mit der Artgenossenverträglichkeit wirklich gut.
Auch wenn der Hund jetzt nicht jedem "Hallo" sagen können muss - aber ein Hund, der wirklich Probleme mit anderen Hunden hat, der ist in der Wohngegend wahrscheinlich häufiger mal im Stress. Klar - Erziehung hilft da oft. Aber zwischen "beherrscht sich und pöbelt nicht mehr" und "hat keinen Stress" liegen ja oft noch Welten.
Tierheim wäre natürlich die erste Anlaufstelle für ein erwachsenes Tier. Aber nicht nur Pudel, wie Cate schrieb - auch andere unproblematische, kleine Begleithunde sind da eher selten. Aber einen Versuch ist es sicher wert.
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Ich finde, das klingt nach einem guten Hundeleben.
Ggf hilft euch eine Liste, welche Eigenschaften euer Hund eher nicht haben soll, und was euch wichtig ist, für die Eingrenzung der möglichen Rassen.
Es gibt recht viele Kleinhunde im Tierschutz (auch Auslandstierschutz), auch Erwachsene oder ältere Tiere, auch viele Rassehunde wie zB Malteser etc.
Sicher gibt es in Berlin Hunde auf Pflegestellen.
Diese haben den Vorteil, dass sie das Leben in der Stadt schon kennen, dass man sie schon einschätzen kann vom Charakter her und dass ihr sie in Ruhe kennen lernen könnt.
Für Besuche zum Hunde anschauen auf Pflegestellen würde ich euch raten, eine hundeerfahrene Person mitzunehmen, zB aus dem Bekanntenkreis oder einen Hundetrainer.
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Wie intensiv möchtet ihr Agilität etc machen?
Wenn es "nur" spaßmäßig sein soll, ist da eigentlich jeder Hund geeignet, der körperlich nicht eingeschränkt ist.
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