Stress/Anspannung aushalten
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Hallo zusammen,
zu dem Thema habe ich unterschiedliche Ansichten gelesen und erfahren. Weshalb ich hier in die Runde fragen möchte, wie eure Ansätze und Meinungen dazu sind: Kann oder sollte ein Hund (situativ, altersabhängig, etc.) Stress/Anspannung auch mal aushalten müssen? Ohne dass man darauf reagiert?
Ich habe es z.B. auf einem Hundeplatz (Begleithundetraining, Schutzdienst, etc.) gesehen, dass da einzelne Hunde sind die fiepen, hoch kläffen, aufgeregt sind usw. aber warten und das aushalten müssen (sitz/platz) und ihre Aufregung vom jeweiligen Hundeführer ignoriert wird. Muss nicht heißen dass es gut/sinnvoll ist, muss aber auch nicht heißen dass die Leute dort nicht wüssten was sie tun.
Online lese ich von bis, sowohl dass Frust aushalten müssen schlecht wäre und der Stress schaden würde; Bis das Gegenteil, dass entsprechende Situationen durchlebt werden müssten damit der Hund lernen kann damit umzugehen.
Wie seht ihr das?
Bei zwei Trainingseinheiten in Entfernung zu anderen Hunden (die in einem Gruppentraining waren) hatte ich es so gemacht, dass wenn die Anspannung zu stark wurde ich entweder gelaufen bin um durch Bewegung Energie abzubauen. Und/oder auch die Entfernung zu der Situation auf ein aushaltbares Maß vergrößert hatte. Bevor die Anspannung zu hoch wurde.
Neulich gab es die Situation beim Gassi, dass 2 Hunde am Fahrrad vorbeigerannt sind, was meine Hündin ziemlich aus der Fassung brachte. Sie blieb aber auch nachdem die Hunde außer Sicht (10 Sek.) abgebogen waren weiterhin angespannt, quietschte usw. wollte hinterher. Kurzzeitig setzte sie sich selbstständig, guckte auch mal weg und fiepte nicht mehr, dafür wurde sie verbal belohnt. Switchte dann aber wieder um, wollte den Hunden wieder hinterher, fiepte, war aufgeregt.
Meine Intention wäre hier gewesen erst weiter zu gehen, nachdem sie ruhiger ist da sie genau in die Richtung zog. Also quasi es geht erst weiter, wenn du ruhiger bist. Das würde auch bedeuten, dass sie die Anspannung aushalten muss. Andererseits hätte ich auch gesagt, dass das vermutlich voraussetzt dass sie fähig sein müsste sich selbst zu regulieren?
LG Noel.
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Interessantes Thema, was sicherlich eine lebhafte Diskussion hervorbringt :-)
Ganz spontan denke ich: es lässt sich im Leben außerhalb eines Laborversuchs doch gar nicht verhindern, dass Frust entsteht, den es auszuhalten gilt.
Weder für Hund, noch für Mensch.
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Hallo zusammen,
zu dem Thema habe ich unterschiedliche Ansichten gelesen und erfahren. Weshalb ich hier in die Runde fragen möchte, wie eure Ansätze und Meinungen dazu sind: Kann oder sollte ein Hund (situativ, altersabhängig, etc.) Stress/Anspannung auch mal aushalten müssen? Ohne dass man darauf reagiert?
Ich habe es z.B. auf einem Hundeplatz (Begleithundetraining, Schutzdienst, etc.) gesehen, dass da einzelne Hunde sind die fiepen, hoch kläffen, aufgeregt sind usw. aber warten und das aushalten müssen (sitz/platz) und ihre Aufregung vom jeweiligen Hundeführer ignoriert wird. Muss nicht heißen dass es gut/sinnvoll ist, muss aber auch nicht heißen dass die Leute dort nicht wüssten was sie tun.
Online lese ich von bis, sowohl dass Frust aushalten müssen schlecht wäre und der Stress schaden würde; Bis das Gegenteil, dass entsprechende Situationen durchlebt werden müssten damit der Hund lernen kann damit umzugehen.
Wie seht ihr das?
Bei zwei Trainingseinheiten in Entfernung zu anderen Hunden (die in einem Gruppentraining waren) hatte ich es so gemacht, dass wenn die Anspannung zu stark wurde ich entweder gelaufen bin um durch Bewegung Energie abzubauen. Und/oder auch die Entfernung zu der Situation auf ein aushaltbares Maß vergrößert hatte. Bevor die Anspannung zu hoch wurde.
Neulich gab es die Situation beim Gassi, dass 2 Hunde am Fahrrad vorbeigerannt sind, was meine Hündin ziemlich aus der Fassung brachte. Sie blieb aber auch nachdem die Hunde außer Sicht (10 Sek.) abgebogen waren weiterhin angespannt, quietschte usw. wollte hinterher. Kurzzeitig setzte sie sich selbstständig, guckte auch mal weg und fiepte nicht mehr, dafür wurde sie verbal belohnt. Switchte dann aber wieder um, wollte den Hunden wieder hinterher, fiepte, war aufgeregt.
Meine Intention wäre hier gewesen erst weiter zu gehen, nachdem sie ruhiger ist da sie genau in die Richtung zog. Also quasi es geht erst weiter, wenn du ruhiger bist. Das würde auch bedeuten, dass sie die Anspannung aushalten muss. Andererseits hätte ich auch gesagt, dass das vermutlich voraussetzt dass sie fähig sein müsste sich selbst zu regulieren?
LG Noel.
Ich würde da sehr stark unterscheiden, was jeweils die Auslöser für Stress/Anspannung sind, ist Angst im Spiel, finde ich reines "Aushalten trainieren" nicht nett, bei anderen Dingen aber schon. Beispiele:
- Frustrationstoleranz zu trainieren, z. B. weil der Hund gerne arbeiten will, aber noch nicht dran ist, finde ich grundsätzlich sehr sinnvoll.
- Findet der Hund andere Hunde extrem scheiße, hat offensichtlich Angst und will sie sich mit Amok auf Distanz halten: Da finde ich reines "Aushalten" wenig geeignet. Bei uns war da zunächst das Ziel, andere Möglichkeiten des Umgangs als "Ausrasten" zu finden (mit Abstand vorbei, Click für Blick usw...), um zu lernen, dass andere Hunde nicht sein, sondern mein Problem sind und man nicht alle töten muss. Erst später kam dann unter bestimmten Umständen u. a. "Aushalten" dazu.
- Silvester passt hier auch gerade gut, hier versuche ich gerade, den Hunde mit langsamer Steigerung der Dosis heranzuführen, sobald ist Stress i. S. von "Angst" sehe, breche ich ab und schraube die Dosis wieder runter
- Mein HSH-Mix kommt schwer damit klar, wenn irgendwo am Horizont Bewegung ist. Da kommen vermutlich in erster Linie die Gene durch. Auch das soll er Aushalten lernen, der Weg ist aber deutlich weiter :)
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Ach das leidige Thema Frust.
Wie mir geraten wurde habe ich Chap ignoriert wenn er gefiept hat.
Er würde heute noch fiepen :-)
Konflikte und Frust künstlich zu erzeugen wo eigentlich gar keine wären (oft sog. "Ruheübungen") find ich dabei am allerseltsamsten.
Man baut nicht Frustrationstoleranz durch immer mehr (unbearbeiteten) Frust auf. Das ist kein Muskel.
Man kann dem Hund nur beibringen IN DEN SITUATIONEN weniger Frust zu empfinden.
Ressourcen schaffen, freie Kapazität im Hirn, Anleitung geben.
Für wens anders funktioniert, go for it. Das sind nur meine Erfahrungen.
(Hier wird oft auch angemerkt dass es Hunde gibt die sehr gut über Frust/Trial Error lernen und Typen die sich dadurch nur immer mehr ausknipsen. Muss man ggf auch beachten wobei Typ 1 evtl schon grundsätzlich ne höhere Frustrationstoleranz mitbringt)
Wichtig ist auch einen Belohnungsaufschub davon abzugrenzen meine ich.
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Finde ich auch eine spannende Frage.
Zur Situation am Hundeplatz, hier finde ich deine Herangehensweise (Bewegung sowie Abstand vergrößern) sehr sinnvoll, da es den Hund in der Situation eine Lösung vorgibt und ihn nicht hängen lässt.
Gestresst kann der Hund dann auch schlechter lernen.
Bei der Situation mit den Hunden am Fahrrad würde ich ad hoc sofort meine Route ändern (mache es selber genau auch so) und nicht die anderen Hunde 'verfolgen'.
Das Fiepen, Kläffen, Quengeln und Stressen beim Training 'aussitzen' finde ich immer unschön, gibt aber viele, die es so handhaben. Da werden die Hunde in meinen Augen im Stich gelassen, ihnen wird nicht vermittelt, was sie alternativ tun können. Oder eben ganz aus der Situation genommen werden.
Ich habe manchmal den Verdacht, dass HHs dies gerne sehen, da es als 'triebig' wahrgenommen wird. Sehe ich anders.
Aber ich bin offen für andere Interpretationen.
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"- Frustrationstoleranz zu trainieren, z. B. weil der Hund gerne arbeiten will, aber noch nicht dran ist, finde ich grundsätzlich sehr sinnvoll."
Grundsätzlich ja! Aber den Hund am Rande des Betriebs in seiner Aufregung zu ignorieren, ist in meinen Augen kein Training
Da muss jeder für seinen eigenen Hund den Weg finden, der am besten passt. Mein Tier ist mir regelmäßig nach 15 Sekunden Untätigkeit auf dem Platz auch bellend ins Gesicht gesprungen.
Ob man das Tier vor dem Punkt des Ausrastens für Ruhe belohnt, oder das Ausrasten in der Situation ignoriert, oder bestraft durch wortlos vom Platz gehen oder Anscheißen.... Ich würde da von außen niemandem irgendwas raten, wenn ich weder Hund noch Halter noch Hintergründe kenne.
Aber für mich sind alle diese Maßnahmen (abhängig vom Hund bzw. dessen Motivation und vom Halter) noch im Rahmen dessen, was ich für anwendbar halte.
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Es gibt halt so viele Unterschiede in der Art Stress und Anspannung. Und noch mehr mögliche Lösungswege.
Ich sag es mal so. Ein fiependes Verhalten, weil man nicht im Mittelpunkt steht, ist ein anderes Verhalten als ungeduldiges Nörgeln, weil man weiß was kommt und es kaum erwarten kann.
Ein Hund der Stress durch Angst hat eine andere Hausnummer.
Ich finde einfach es bedarf Fingerspitzengefühl, um den passenden Ansatz für den Hund zu finden. Und man muss den Hund und die Ursachen erkennen und einschätzen können.
Ich mache es inzwischen gemischt. Manches an Stress kann ich nicht vermeiden. Beispielsweise, wenn ohne Vorwarnung plötzlich ein fremder Hund um die Kurve kommt. Das nennt man eben Leben, da muss man auch mal durch. Da mache ich auch kein Gewese mehr drum. Wenn ich das aber unfreiwillig 5x an einem Tag bereits gemacht habe, würde ich meinen Hund nicht noch in irgendwelche Situationen zwingen, von denen ich weiß, dass sie meinen Hund stressen. Dann wird halt am nächsten Tag beispielsweise nicht am Platz gewartet, sondern im Auto.
Wenn ich hingegen eine Woche im Nirvana mein Ding gemacht habe, ohne das etwas stressiges passiert ist, ja dann kann man auch mal in eine Situation bewusst gehen, die Stress auslöst. Und die muss man auch mal aushalten können. Genauso wie ungeplanten Stress, den das Leben einbringt.
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Mein Ziel und meine Devise war und ist immer, der Hund muss auf jeden Fall Stress und Anspannung und Frust aushalten können und soll diese Dinge auf jeden Fall erfahren. Aber ich führe den kontrolliert an Stressoren, an Auslöser, an unbekannte Dinge ran, ich schau, dass der nicht überreagieren muss, weil er diverse Situationen nicht (mehr) packt. Es gibt zwei schöne Sprüche, die mir immer ein Leitfaden in der Hundeerziehung waren: "Jede Emotion ist richtig, aber nicht jedes Verhalten" und "Wenn ich einen überkochenden Topf habe, dann pack ich nicht den Deckel drauf, sondern stell die Flamme kleiner". Ich baue mit dem Hund eine stabile Basis in Sachen Verhalten bei Stress und Frust auf, so dass der Schreckmomente gelassen hinnehmen kann und auch bei einer nicht geplanten Überstrapazierung nicht den Kopf verliert.
Kontrollierte Anspannung ("positive Vorfreude", "Aktivierung") ist für gute sportliche Leistungen individuell sogar notwendig. Vokalisation des Hundes ist natürlich der offensichtlichste Hinweis darauf. Und das ist jedem Halter selbst überlassen, ob und wie man das beibehalten will.
ZitatNeulich gab es die Situation beim Gassi, dass 2 Hunde am Fahrrad vorbeigerannt sind, was meine Hündin ziemlich aus der Fassung brachte. Sie blieb aber auch nachdem die Hunde außer Sicht (10 Sek.) abgebogen waren weiterhin angespannt, quietschte usw. wollte hinterher. Kurzzeitig setzte sie sich selbstständig, guckte auch mal weg und fiepte nicht mehr, dafür wurde sie verbal belohnt. Switchte dann aber wieder um, wollte den Hunden wieder hinterher, fiepte, war aufgeregt.
Zwei unbekannte rennende Hunde, die auf einen selbst erst zulaufen, passieren, sich entfernen und dabei (wahrscheinlich) nicht situationsgerecht kommunizieren – das ist schon ein schwer einzuschätzender Supergau. Klar stresst das mehr als anderes. Wenn du es dir leisten kannst, schauen lassen, beruhigen lassen, nett ansprechen, weitergehen. Abends ist das wieder vergessen und verarbeitet.
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Ich glaube, wir haben unterschiedliche Situationen vor unseren Augen. Ich bin nicht dafür, kurze ungeduldige Lautäußerungen oder Hibbeligkeit gleich intensiv zu trainieren. Ich hatte innerlich eher die Situation vor Augen, dass Hunde wirklich lange (halbe Stunde oder länger) am Rande des Geländes völlig allein gelassen werden. Das finde ich halt unfair, da wird die Situation nur durch 'doch wieder drankommen' (oder Erschöpfung) beendet. Das finde ich nicht fair.
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