"Psycho"-Labrador und keine Lösungsansätze mehr

  • Im Prinzip gebe ich dir Recht. Man liest erstmal durchaus, dass sich da jemand viel Mühe und Gedanken gemacht hat und das Verhalten des Hundes ist schon einfach extrem.

    Allerdings ging es dem ThreadStarter ja durchaus um neue Perspektiven und Lösungsansätze und dadurch ergeben sich zwangsläufig Kritikpunkte.


    Das hier:

    Freilauf bekommt der Hund auch regelmäßig, da er hier vollens unter Kontrolle ist. Das fehlt bei vielen "Problemhunden" ja sogar komplett...

    Habe ich so nicht rauslesen können. Im Gegenteil ist davon die Rede, dass oft wochenlang gar kein Spaziergang möglich ist oder schon auf dem Weg zum Freilauf umgedreht wird.



    Ich glaube nicht daran, dass sich für einen Hund, der dermaßen unter Strom steht irgendetwas verbessert, wenn man ihn maximal eingrenzt.

    Auf die Leine Stellen, Blocken, Umdrehen, zig Mal Tür auf, Tür zu oder Auto auf, Auto zu und das als roter Faden durch scheinbar alle Lebensbereiche außerhalb der 4 Wände.

    Ich verstehe schon, was dahintersteckt und was das bezwecken soll, nur funktioniert es ja offensichtlich nicht!


    Du schreibst, dass du super konsequent bist und z.B. nie ein "An-der-Leine-Ziehen" erlaubt hast...


    Ich würde wahnsinnig werden und der Hund ist es bereits!


    Was Training, Auslastung und/oder Therapie angeht, wäre ich auch absolut bei passendem Trainer und verhaltenstherapeutisch versiertem Tierarzt.

    Zum Verbessern der Lebensqualität von Hund und Mensch wäre ich aber durchaus auch für ein (Zug-)Geschirr am Hund, mit dem man wenigstens täglich einmal ohne Training der Impulskontrolle einfach bis ins Freilaufgebiet kommt, wo man dann ohne sich permanent reiben zu müssen entspannt spazieren kann.

  • Ich würde den Hund als allererstes medizinisch komplett auf den Kopf stellen. Hier haben Schmerzen ein ähnliches Verhalten verursacht.


    Auch wenn es selten ist: Nerven- und Gelenkerkrankungen wie CES, Bandscheibenprobleme, Arthrose, Spondylose, HD oder diverse andere Fehlbildungen können (aus einer Erfahrung) auch schon im Alter von wenigen Monaten auftreten und genau solche zyklischen Stress-Symptome verursachen.


    Ansonsten ja, Schilddrüse, generell Hormonhaushalt, Ernährung etc...


    Davon ab lese ich da ganz arg viel Training über Frust heraus. Mit dem Hund im Auto herumfahren, immer wieder halten und wieder weiterfahren. Zig mal das Verlassen der Tür üben, rein, raus, anziehen, ausziehen. Leinenführigkeit über Blocken und Umdrehen. Wenn's nicht läuft, ganz heim gehen.

    Wenn eure Maus stress- und frustmäßig eh schon total drüber ist, kann das extrem kontraproduktiv sein. Stress und Frust lässt sich nicht mit noch mehr Stress und Frust bekämpfen!


    Gerade wenn du selbst sagst, dass bislang alle Trainer mit intensiven Übungen zur Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gearbeitet haben (ich weiß es natürlich nicht sicher, aber habe da ein bestimmtes Spektrum an "Übungen" vor Augen...) und dass das immer nur dazu geführt hat, dass sie noch mehr drüber war: Zieht jetzt die Reißleine. Entstresst und entfrustet den Hund, indem ihr mal gar nichts verlangt (außer, dass sie nicht in euch reinbeißt).


    Kein Wartenlassen, keine Übungen zur Geduld oder Leinenführigkeit und Impulskontrolle und Frustrationstoleranz, auch kein Ruhe-Ruhe-Ruhe mit allen Mitteln. Wenn sie es nicht umsetzen kann, erzeugen diese gut gemeinten Übungen nur zusätzlichen Stress. Und dann seid ihr in einer einzigen Stress-Spirale gefangen, aus der ihr nicht mehr so leicht raus kommt.


    Ich würde die gesamte Erziehung deshalb nochmal auf Null setzen, nur das Allernötigste von ihr verlangen und schauen, dass sie erstmal ganz viele aus ihrer Sicht schöne und entspannende Momente genießen kann.


    Du sagst, Freilauf kann sie super. Gibt es die Möglichkeit, so mit ihr rauszufahren, dass ihr euch den Weg an der Leine sparen könnt?

    Falls nicht, würde ich tatsächlich erstmal die Zähne zusammenbeißen und sie halt ziehen und zerren lassen, bis ihr im Freilaufgebiet seid. Gibt ja entsprechende Management-Maßnahmen, um auch einem schweren, ziehenden Hund Herr zu werden.


    Ansonsten je nachdem was sie mag: Kuscheln, Tricks, Dummytraining im Garten, gemeinsames Spielen und Zergeln, ein Schnüffelteplich, was zu Kauen, eine leichte Schleppfährte irgendwo in der Pampa? Irgendeine Freizeitbeschäftigung halt, die sie gern macht und die sie vor allem so gut kann (oder die so leicht gestaltet wird), dass da kein Frust, sondern vor allem Freude entsteht. Manchen Hunden hilft auch gleichmäßige Bewegung, also z.B. gemeinsames Joggen, aber in eurem Fall würde ich sowas wenn überhaupt erst dann probieren, wenn der Bewegungsapparat gründlich durchgecheckt wurde.

    "Richtige" Arbeit ist langfristig zweifellos sinnvoll, allerdings weiß ich aus eigener Erfahrung, wie unfassbar schwierig das mit so einem Drüber-Hund ist. Komplexere Aufgaben, die einen wirklich sauberen Aufbau benötigen, sind quasi nicht beizubringen, wenn der Hund so dermaßen durch ist. Man kriegt einfach keinen Fuß in die Tür und dann gibt's nur noch mehr Frust von allen Seiten. Ich bin deshalb erstmal (!) für leichte Hobbys, wenngleich ich in jedem Fall eine "richtige" Arbeit anstreben würde, sobald der Hund halbwegs zugänglich ist.


    Also kurz gesagt: Ich würde neben dem medizinischen Rundum-Checkup erstmal schauen, ob ihr eurer Hündin durch eine entsprechende Alltagsgestaltung, sehr viel geringere Anforderungen und schöne Glücksmomente den ganzen Frust, der sich da aufgestaut zu haben scheint, ein bisschen nehmen könnt. Erst dann macht es meiner Meinung nach Sinn, in ganz kleinen Babysteps sowas wie Leinenführigkeit, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz nochmal neu aufzubauen.

  • Ich würde den Hund auch komplett medizinisch durchchecken lassen u ggf einen Termin mit einer VerhaltensTA machen.


    Darf der Hund denn auch mit einem Hundekumpel mal so richtig toben und Hund sein?

    Irgendwo muss die Energie ja raus.


    Falls ja, wie verändert sich das Verhalten.

    Falls nein, würde ich persönlich das versuchen.

    Ob es Sinn macht, können sicher erfahrenere Leute hier besser beurteilen.

  • Noch eine Stimme für einen ausgiebigen medizinischen Check.

    Das gibt Sicherheit darüber, ob man in die richtige Richtung fährt. Hat der Hund Schmerzen oder neurologische Probleme, bringt Verhaltenstraining nicht den erwünschten Erfolg und ist natürlich unfair. Dann muss der Hund behandelt werden.


    Ansonsten finde ich anhand der Beschreibung eine Ferndiagnose echt schwierig.

    Ich führe auch zwei Arbeitslinien Labradore und kenne viele, weiß also wie diese Hunde drauf sind, aber das beschriebene Verhalten ab dem sechsten Monat finde ich - ob man nun Dummy macht oder nicht - schon sehr extrem.


    Mein erster Schritt wäre auch einfach Druck raus nehmen, irgendwie zum Freilauf Gebiet kommen (das scheint ja nicht weit zu sein) und dort die Zeit mit dem Hund genießen, wenn das wirklich gut klappt. Augen zu und durch quasi, bis medizinisch alles abgeklärt ist.


    Hat man da Gewissheit bleibt unbedingt nur der Kontakt zu einem wirklich guten Hundetrainer, der den Hundetyp kennt. Wir hier können dir leider keine Lösung bieten, da wir deinen Hund und dich nicht kennen und bei den beschriebenen Problemen unbedingt vor Ort geguckt werden muss.


    Frag doch mal deinen Züchter nach Kontakten, vllt bietet ein AL Labrador erfahrener Mensch in deiner Nähe Dummy Training an und kann auch bei allgemeinen Themen helfen, wie man diese Hunde führt.

    Allgemein würde mich interessieren, was der Züchter dazu sagt?

    Oder schau dich mal beim DRC um, gibt's da Züchter in deiner Nähe - die haben sicher auch Kontakte. Oder schreib die Bezirksgruppe an aus deiner Region.

    Wenn du schreibst, dein Hund ist aus Leistungszucht, hat er ja DRC (oder LCD) Papiere oder ?

  • Der raue Ton entsteht wohl dadurch, wenn keine Smileys genutzt werden. Etwas was ich unter erwachsenen Menschen total ok finde.


    Wozu geraten wird, das ist davon abhängig wer welche Rasse hält. So entstehen verschiedenen Meinungen und Ansichten. Ein junger Hund der im Übersprung ein Ventil sucht ist etwas anderes als ein x Jahre alter Gebrauchshund der eine gewisse Ernsthaftigkeit an den Tag legt und wirklich beschädigen will.


    Bei so Junggemüse reicht normalerweise ein ordentliches Echo und das Thema ist erledigt. Spart Geld, Nerven und tut dem Hund auch besser. Verstehen die sehr gut, machen Hunde untereinander nicht anders. Für Arbeitshunde etwas absolut nicht ungewöhnliches, ich würde es schon fast als normal bezeichnen dass das vorkommen kann im Rahmen der Grunderziehung, sind eben auch viele mittlerweile überdreht gezüchtet.


    Prinzipiell versetze ich mich lieber in die Lage des Hundes. Arbeits- oder Sportrassen sind da einfach gerne anders gestrickt und man kauft sich die, weil die so sind. Das hat eben nichts damit zu tun, dass man im Alltag gerne draußen oder sportlicher ist. Die sind bei unsicheren Anfängern auch gerne nochmal anders schlimm als in erfahrenen Händen ohne Arbeit wenn sie etwas unausgelastet aber dennoch geführt sind.


    Und für manche Charaktere brauchts dann auch noch einen ganz besonderen Humor und Sicherheit beim Hundehalter, zu wissen was man tut und sich nicht von der Außenwelt verrückt machen zu lassen. Die Leute halten sich mit ihren Meinungen ja ungerne zurück, egal wie unqualifiziert diese ist, davon lassen sich Anfänger dann zusätzlich verunsichern.


    Ist einfach eine andere Welt als das was sich die meisten unter Hundehaltung wohl vorstellen. Deshalb kann man nur raten, sich einen Trainer zu suchen der sich auskennt und seine Hunde rasseüblich auslastet, auch mal über die Papiere schaut und dann anleitet.


    Natürlich kann auch gar keine AL sein. Genauso kann es sein, dass dem Züchter sehr viel ambitioniertes und gut informiertes erzählt wurde und der Züchter sich dachte, dass jemand der sich so gut informiert hat weiß was er sich holt. Gibt’s alles. Vielleicht haben wir hier auch einen silber Labbi vor uns wo der Weimaraner durchkommt und wo der Züchter mit AL wirbt aber es gar nicht stimmt.


    Nichtsdestotrotz kann auch schon viel kaputt gemacht worden sein durch einen Sozialisierungsmarathon und einfach zu viel des Guten. Und auch von einem Standardlabbi oder Weimaranermix Junggemüse würde ich mich nicht beißen lassen. Ich lass mich von Kindern doch auch nicht treten oder von Halbwüchsigen beleidigen, aber auch nicht alle Kinder sind einfach nur artig und kämen nicht auf eine solche Idee.


    Ob das Verhalten über Nacht da war? Nun ja, solche Aussagen kommen ja häufig. Oft war es dann doch absehbar, dem Halter fehlte aber das Wissen und die Erfahrung die Probleme kommen zu sehen.


    Dem Menschen bleibt nur, sich einen kompetenten Trainer zu suchen und zu lernen damit umzugehen oder den Hund abzugeben.

  • Der war unausgelastet, nicht Hirn-aus. Das klingt für mich also nach einem größeren Problem als nur "is halt AL", entweder stimmt was mit dem Hund oder mit dem Umgang mit dem Hund nicht (oder beides, zusätzlich zur mangelnden Auslastung).

    Du bist aber ein erfahrener Hundehalter. Das macht einen großen Unterschied aus. Nur weil man nicht ausbildet oder die Hunde arbeitet, fällt ja nicht die Erziehung weg. Grade Anfänger müssen sich erziehungstechnisch aber auch erstmal zurecht finden und sind noch viel mit sich selbst beschäftigt.

  • Deshalb habe ich danach gefragt wie trainiert wird/wurde. Ich bin bei Leinenführigkeit genauso kleinkariert, trainiere das aber nicht über Frust (wie es die meisten Trainer machen).

  • Der war unausgelastet, nicht Hirn-aus. Das klingt für mich also nach einem größeren Problem als nur "is halt AL", entweder stimmt was mit dem Hund oder mit dem Umgang mit dem Hund nicht (oder beides, zusätzlich zur mangelnden Auslastung).

    Du bist aber ein erfahrener Hundehalter. Das macht einen großen Unterschied aus. Nur weil man nicht ausbildet oder die Hunde arbeitet, fällt ja nicht die Erziehung weg. Grade Anfänger müssen sich erziehungstechnisch aber auch erstmal zurecht finden und sind noch viel mit sich selbst beschäftigt.

    Aber -Manu- schreibt von jahrelanger Erfahrung auch mit problematischen Hunden.


    Ich persönlich würde erstmal große medizinische Diagnostik fahren.Sollte da nichts gefunden werden,Trainer suchen der sie mit AL Labradoren wirklich auskennt

  • Ich persönlich würde erstmal große medizinische Diagnostik fahren.Sollte da nichts gefunden werden,Trainer suchen der sie mit AL Labradoren wirklich auskennt

    Ich ergänze noch um einen guten Verhaltens-TA, denn aus dem exorbitanten Stress-Level bekommt man den Hund nicht mehr "einfach so" raus, selbst, wenn ggf. gesundheitliche Ursachen behandelt werden und Trainings-/Haltungsbedingungen optimiert werden.

  • Aber -Manu- schreibt von jahrelanger Erfahrung auch mit problematischen Hunden.


    Ich persönlich würde erstmal große medizinische Diagnostik fahren.Sollte da nichts gefunden werden,Trainer suchen der sie mit AL Labradoren wirklich auskennt

    Ups, hab ich überlesen. Gibt aber auch genug Halter mit Erfahrung wo es schiefgeht und die vieles nicht sehen oder falsch einschätzen.


    Mein erster Weg wäre ein Trainer der Erfahrung hat und sich das Gespann mal ansieht, ansieht wie trainiert wird, usw. Oft ist dann schon vieles klar.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!